Test Scharfe Sache - Canon HF10 und HF100

Scharfe Sache - Canon HF10 und HF100

Mit der Ankündigung der HF10(0) schraubte Canon die Erwartungshaltung vieler Anwender nochmal ein Stück nach oben. Vereint die neue AVCHD-Serie doch viele manuelle Eingriffsmöglichkeiten der HV20/30 mit eventuell noch mehr Schärfe durch FullHD-Aufzeichnung. Zeit für den Realitätscheck.

// 10:24 Do, 17. Apr 2008von

Mit der Ankündigung der HF10(0) schraubte Canon die Erwartungshaltung vieler Anwender nochmal ein Stück nach oben. Vereint die neue AVCHD-Serie doch viele manuelle Eingriffsmöglichkeiten der HV20/30 mit eventuell noch mehr Schärfe durch FullHD-Aufzeichnung. Zeit für den Realitätscheck.



Bei der Produktdifferenzierung hat Canon unserer Meinung nach ein etwas unglückliches Händchen. Denn die Modelle unterscheiden sich bei 200 Euro Preisunterschied einzig dadurch, dass die HF10 16GB internen Speicher + SD(HC)-Slot mitbringt, während die HF100 nur auf SD(HC)-Karten aufzeichnen kann. Der Aufschlag für die integrierten 16GB Speicher erscheint aber schon zum Marktstart nur in Ausnahmefällen gerechtfertigt da es im Internet 16 GB SD-Karten bereits für ca. 50 Euro gibt. Selbst wenn man zu absolutem Markenspeicher greift, lassen sich die 200 Euro daher kaum rechtfertigen.



Scharfe Sache - Canon HF10 und HF100 : cam1




Kein Spielzeug, kein Sucher

Nach dem Auspacken fällt zuerst einmal auf, dass die Kamera ziemlich robust wirkt und keinesfalls mehr eine Plastik-Spielzeug-Anmutung verbreitet, wie seinerzeit die HV20. Die Bezeichnung kleinster Full-HD-Camcoder der Welt hat sich ja gerade Sony mit der TG3 unter den Nagel gerissen. Die Canon ist jetzt eher in der Größenklasse der Panasonic SD9 angesiedelt, aber noch deutlich kompakter als Sonys neues AVCHD-HDD-Topmodell HDR-SR11/SR12.



Grundsätzlich könnte langsam die Zubehör-Industrie anbeißen und Sonnenschutz-Aufsätze für Display-Camcorder produzieren. Denn wie es aussieht ist der Sucher an sich eine aussterbende Gattung, da auch die HF10 / HF100 keinen mehr besitzt. Dafür gibt es immerhin (noch) einen Filterring, Kopfhörer- und (aussteuerbaren) Mikrofonanschluss sowie einen optischen Bildstabilisator.



Scharfe Sache - Canon HF10 und HF100 : cam2






Mehr Einstellmöglichkeiten als die Konkurrenz

Wieder einmal fast einzigartig in dieser Preisklasse sind die Justage-Möglichkeiten der Canon HF10(0). Nicht nur, dass Canon im Gegensatz zu Sony auch freie Wahl der Frameraten (incl. 25P-Aufzeichnung) bietet. Dazu gibt es den berühmt berüchtigten Cinema-Modus sowie grob, aber frei einstellbare Parameter für Schärfe oder Farbabstimmung. Unverständlich ist allerdings, weshalb Canon bei dieser neuen Camcorder-Serie auf Peaking und Zebra-Funktionen verzichtet hat. Zwar war das Peaking auch bisher nicht sonderlich praxisgerecht, jedoch fokussiert es sich ohne noch mal schlechter. Zumal das Schärferad der HV20/30 ebenfalls nicht übernommen wurde und man nun nur noch über den Joystick scharfstellen kann.





Display von gestern

Da das Display mit seinen 200.000 Pixeln bei weitem keine HD-Auflösung bietet, fällt das manuelle Fokussieren bei Canon deutlich schwerer als bei der ungefähr gleich teuren Sony SR-11 mit Spitzen-Display, die zusätzlich noch Touch-Screen-Fokussierung und einen ganz guten Fokus-Ring Ersatz bietet. Die Bedienung über das das Menü ist der HV20/30 sehr ähnlich und kann uns auch weiterhin nicht sonderlich überzeugen. Wir hätten einfach gerne ein paar (frei belegbare) Tasten mehr am Gehäuse. Bitte, bitte Canon.


Kleine Verbesserung gegenüber der HV-Serie: Da automatisch immer ein Speicherort für eventuelle Fotos vorhanden ist (interner Speicher oder eingeschobene SD-Karte), bekommt man nun immer beim Druck auf den Foto-Button die aktuellen Aufnahme-Parameter angezeigt. Dass man diese jedoch nach wie vor nur mit ein paar Tricks einstellen kann (z.B. Kamera in grelles Licht halten um den Gain auszuschalten) ist traurig. Auch hier würden wir uns wünschen, dass Canon dem Anwender mehr direkte Auswahlmöglichkeiten bietet.





Interne Clips nur mit Netzteil

Leider erzwingt die Kamera immer ein Netzteil, wenn man über den USB-Bus an die internen Daten gelangen will. Wer jedoch nur auf SD-Karte aufzeichnet, hast das Problem nicht, solange man einen SD-Karten-Leser am PC hat. Einfach die Karte am PC eingesteckt und los geht’s mit Schnitt oder Archivierung. Dazu lässt sich die Kamera auch mit einer weiteren Karte schon wieder benutzen, während die alte Karte noch am Rechner steckt. Das können Festplattencamcorder nicht. Gegenüber einem SxS- oder P2-Workflow funktioniert das alles auch einfach reibungslos und auch Programme wie Vegas kamen problemlos mit den FullHD-Files der Canon HF10 zurecht. Das macht dann tatsächlich auch deutlich mehr Spaß, als das Hantieren mit HDV-Tapes.





Aus dem Messlabor

Die spannendsten Fragen wie immer zum Schluss: Wie gut schlägt sich die HF10(0) in der Bildqualität? Der verbaute 1/3,2-Zoll-CMOS-Chip ist nur etwas kleiner als die Bildwandler der HV20/30-Serie und lässt Gutes erahnen. Und tatsächlich:



Helligkeitsauflösung
Helligkeitsauflösung


Die HF10 reizt als erster Hersteller bei der Schärfe fast das technisch machbare der FullHD-Auflösung aus. Auch vertikal ist eine ähnliche Schärfe festzustellen. Damit liefert sie tatsächlich noch einen guten Tick schärfere Bilder als die eigenen HDV-Modelle und übertrifft sogar geringfügig die Sony EX1.



ISO-Testbild
ISO-Testbild


Im visuellen Luminanz-Test zeigt die HF10 ebenfalls imposante Schärfe ohne auffällige Schärfungs-Säume. Sogar die Moiré-Effekte halten sich in Grenzen.




Farbauflösung
Farbauflösung




Bei der Farbauflösung arbeitet Canon ebenfalls an der Grenze des technisch machbaren. Viel mehr dürfte bei einer 4:2:0-Farbauflösung von AVCHD nicht möglich sein.




Farbwiedergabe bei 1200 Lux
Farbwiedergabe bei 1200 Lux


Ausgewogen, nicht zu knallig und besonders extrem saubere Farben ohne Ausfransungen: Die Farbabstimmung der HF10/100 bei guter Beleuchtung ist tadellos.




Lowlight
Lowlight


Im Lowlight zeigt die HF10 zwar keine Höchsteistung, jedoch stellt sie das Testszenario ohne große Artefakte ziemlich ausgewogen dar. In dieser Preisklasse spielt sie auf jeden Fall im Lowlight vorne mit.






Fazit

Die Schärfe und auch die Farbwiedergabe der Kamera sind einfach beeindruckend. Im direkten Vergleich bei Testbildern sieht man auf einem FullHD-Display durchaus noch Unterschiede zur bereits sehr guten Sony SR-12. Bei realen Aufnahmen muss man schon genau wissen, worauf man achten muss, um noch Unterschiede zu erkennen. Auf jeden Fall stellt Canon in diesen Disziplinen bei FullHD-AVCHD jetzt klar die Referenz.


Für ambitionierte, szenische Filmer, die sich mit AVCHD anfreunden können, dürfte die Canon HF100 daher zum Camcorder der Wahl bis 1000 Euro werden. Dass dabei gegenüber der HV30 ein paar (wenige) Funktionen (wie Zebra) eingespart wurden, wird so mancher Anwender noch leichter verschmerzen können. Allerdings zeigt der wohl näheste Konkurrent (Sonys SR11) auch die deutlichen Schwächen der Canon auf. Die Display-Auflösung und überhaupt die manuellen Schärfe-Einstell-Möglichkeiten der Canon HF-Serie sind schlichtweg schlecht. Und auch beim Weitwinkel und der grundsätzlichen Handhabung der Kamera ist die Sony etwas erträglicher. Da auch noch 60GB-Plattenplatz mitgeliefert werden steht die Sony SR-11 daher diesmal als Canon Konkurrent äußerst attraktiv da. Nun muss man als Anwender letztendlich entscheiden, ob man dafür auf das letzte Quäntchen Bildqualität und deutlich weniger kreative Einstellmöglichkeiten verzichten möchte, was nur Canon bietet.





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