Test Sanyo Xacti VPC-HD2000

Sanyo Xacti VPC-HD2000

Scheinbar findet Sanyo Geschmack am Videomarkt. So hat die Firma in diesem Jahr gleich diverse HD-Modelle in vielerlei Fassion auf den Markt geworfen. Aktuelles Spitzenmodell ist wohl die VPC-HD2000, die mit einer Besonderheit für Aufsehen sorgt: Sie soll (als erste Consumer-Kamera überhaupt) 1080P60 beherrschen. Das wollten wir sehen...

Scheinbar findet Sanyo Geschmack am Videomarkt. So hat die Firma in diesem Jahr gleich diverse HD-Modelle in vielerlei Fassion auf den Markt geworfen. Aktuelles Spitzenmodell ist wohl die VPC-HD2000, die mit einer Besonderheit für Aufsehen sorgt: Sie soll (als erste Consumer-Kamera überhaupt) 1080P60 beherrschen. Das wollten wir sehen...



Sanyo Xacti VPC-HD2000 : cam1




Schon auf der Packung entdeckt man eine kleine Mogelei, die mittlerweile bei vielen Herstellern leider Usus wird: So prangt dort (wie auch auf der Kamera selbst) in großen Buchstaben als Feature 16fach Zoom (und 160fach digital). Doch das Objektiv selbst liefert wie beim optisch fast identischen Vorgängermodell laut aufgedruckten Angaben jedoch nur einen 10fachen Zoombereich (6,3 – 63mm). Wie ist das erklärbar?





16fach oder 10fach Zoom?

Ganz einfach: Die Hersteller können für die HD-Videoaufnahmen gar nicht so viele Megapixel gebrauchen, wie der eingebaute 8-Megapixel-CMOS Sensor eigentlich liefert. Das bedeutet, dass für Zoombereiche über der zehnfachen Brennweite einfach weniger Chipfläche genutzt wird. Auch Canon hat diesen Marketing-Trick bereits im Portfolio und grundsätzlich gibt es dagegen auch wenig zu sagen, wenn die Skalierung sauber ausgeführt wird (Außer vielleicht, dass in diesem Bereich auch die Low-Light-Eigenschaften nochmal nachlassen).


Frech finden wir die Behauptung „16fach“ allemal, da hiermit viele Anwender nun mal die optischen Eigenschaften des Objektivs assoziieren. Nettes Detail, das unsere Behauptung unterstreicht: Im Fotomodus, der die gesamte Chipfläche benötigt, besitzt die Kamera nur einen 10fachen Zoom-Bereich. Auch der Weitwinkel leidet (im Videomodus) natürlich unter der eingeschränkten Bildfläche und liegt mit knapp 45mm schon am Rande des Erträglichen. Leider hilft die brachliegende Fläche des 8-Megapixel-Bildwandlers auch nicht dem elektronischen Bildstabilisator. Gegenüber der Konkurrenz greift dieser allenfalls halbherzig in das Geschehen ein.






Bedienung

Wie schon beim Vorgänger hat sich Sanyo auch den automatischen Objektivverschluss gespart. Gerade bei einem Camcorder für die Reisetasche, der immer sofort schussbereit sein soll, nervt der herumbaumelde Objektivschutz-Deckel jedenfalls besonders.



Im frischen Betrieb hakelte bei unserem Testmodell der Zoom gelegentlich. Nach ein- oder zweimal durchzoomen gelingen dann schon wieder flüssige Fahrten. Allerdings nicht gerade leise. Uns ist schon lange keine Kamera mehr untergekommen, deren Mechanikgeschräusche derart auffällig wahrzunehmen sind. Das gilt übrigens auch für den Autofokus, der bei jeder Veränderung hörbar klickt und klackert. Schön jedoch (und leider überhaupt kein Standard mehr bei anderen Herstellern) ist die explizite Funktion zum Festhalten des Autofokus.







Joystick

Diese Funktion lässt sich auch auf den Joystick legen, der frei mit 4 Funktionen der Kamera belegt werden kann (auch das könnte ruhig mal als Vorbild für andere Hersteller dienen). Denn durch die freie Belegbarkeit kann man die Bedienung der Kamera schön an den eigenen Arbeitsstil anpassen. Allerdings funktioniert das ganze in der Praxis nicht zufriedenstellend. Das Fokussieren über den Joystick gelingt beispielsweise nur in sehr groben Schritten und auch bei anderen Funktionen verklickt man sich mit dem kleinen Stick häufig.





Fehlende Bildkontrolle

Hinzu kommt, dass man als ambitionierter Filmer doch einige Funktionen vermissen wird: So gibt es weder Peaking noch Expanded Focus und auch ein Histogramm oder eine Zebra-Funktion, die bei der Bildgestaltung helfen könnte, sucht man im manuellen Modus vergeblich. Auch die Bildcharakteristik lässt sich nur über die vier Presets „Normal“ , „Lebhaft“, „Weich“, sowie „Weich und lebhaft“ einstellen. Schärfe oder Farben lassen sich nicht anderweitig korrigieren.



Löblich ist der Mikrofoneingang, der sich jedoch nur grob in fünf Stufen aussteuern lässt. Auch ein Kopfhörer findet trotz der relativ kleinen Oberfläche Anschluss.






Videoformate

HD-Video zeichnet die Kamera im MPEG-4 AVC/H.264-Format mit einer Datenrate bis zu 24 Mbps auf. Die Clips können dabei wahlweise in Full HD-Qualität (1.920 x 1.080 Pixel) mit 60p, 60i oder 30p aufgezeichnet werden. Darüber hinaus steht eine 720er-Auflösungen mit 30 Vollbildern sowie eine SD-Auflösung mit maximal 640 x 480 Bildpunkten zur Verfügung, die bei der Ausgabe als PAL-Signal in das 576i-Fomat konvertiert werden (soll). Wer seine Videos vorerst noch auf seinem nicht HD-fähigen Fernseher betrachten will, sollte ein Gerät besitzen, dass sich auch auf die NTSC-Wiedergabe mit 60Hz versteht: Trotz PAL-Ausgabe-Einstellung im Kamera-Menü kam bei unserem älteren Sony SD-Fernseher kein Signal an.



Bei der Signalausgabe über HDMI gab es dagegen keine direkten Probleme. Schließlich kommt jedes moderne LCD- oder Plasma-Display auch mit den hierzulande nicht so typischen 60 Hz der Kamera zurecht. Allerdings gibt es die HDMI-Ausgabe nur über die Docking-Station und ein HDMI-Kabel wird im Gegensatz zum Vorgänger HD1010 nicht mehr beigelegt.




60P- Die Revolution?

60p zeichnet die Kamera zwar tatsächlich auf, jedoch sieht das Ergebnis keinesfalls besser aus, als wenn man in der Nachbearbeitung ein 60i-Signal (z.B. mit AVISynth) hochskaliert. Es gibt in diesem Modus deutlichste Blockartefakte, die wahrscheinlich darauf zurückzuführen sind, dass auch eine Daterate von 24 Mbit/s für diese Bildmengen einfach zu viel zu wenig ist. Auch treten bei Schwenks Artefakte auf, die wie zusammengelegte Interlaced Bilder aussehen. Doch diese dürften ja eigentlich bei 60 Vollbildern gar nicht entstehen. Es ist also anzunehmen, dass zumindest der Bildsensor auch bei der 60P-Aufzeichnung mit Halbbildern arbeitet und diese dann erst später in der Signaleletronik zusammengelegt werden.






Nachbearbeitung

Die Kamera trägt nicht das AVCHD-Logo und beim Import des 1080/60P stießen wir teilweise auf Probleme. So quittierte Sonys Vegas den Import sofort mit einem Absturz. Adobe Premiere konnte die Dateien dagegen öffnen. Bei der Bearbeitung fällt jedoch auf, dass die 60 Progressiven FullHD-Bilder pro Sekunde keineswegst leicht zu bearbeiten sind. Es ruckelt und stottert auch auf unserem modernen Quad-Core-Rechner, wie wir es schon lange nicht mehr erlebt haben.



Äußerst innovativ bleibt die Xacti-Library-Funktion: Hiermit lassen USB-Festplatten direkt an die Kamera anschließen und von dort aus wie interner Speicher verwalten. Dadurch kann man Clips auf der externen Platte archivieren, aber auch direkt von dort über die Kamera auf dem Fernseher anzeigen.






Aus dem Messlabor

Wir haben die Kamera im 1080/60P-Modus gemessen. Bei der horizontalen Schärfe liefert die Kamera kein sehr guten Bild ab. Sie reizt FullHD in keiner Weise aus, sondern liefert nur ca. 2/3 der technisch machbaren Auflösung.



Luminanzauflösung
Luminanzauflösung


Auch beim direkten Anblick des ISO-Charts fällt auf, dass die Kamera nicht mit aktuellen AVCHD-Modellen mithalten kann. Der Kreis zeigt neben geringer Auflösung auch noch Skalierungsfehler.



 ISO-Testbild
ISO-Testbild




Bei der Farbauflösung liegt die Sanyo ebenfalls unter fast vielen Konkurrenten der 500 Euro-Klasse. Allerdings fallen die Unterschiede hier nicht so gravierend aus.



Farbauflösung
Farbauflösung


Eine leicht tonnenförmige Verzeichnung prägt das Bild der HD2000. Da die Kamera kaum Weitwinkel besitzt, nur ein mittelmäßiges Ergebnis.



Objektiv-Verzeichnung
Objektiv-Verzeichnung


Bei guter Beleuchtung liefert die HD2000 sehr satte, intensive Farben. Auffallend ist die tendenzielle Unterbelichtung in der Werkseinstellung.



1200Lux-Testaufbau
1200Lux-Testaufbau


Im Lowlight liefert die Sanyo ein zwiespätiges Bild ab. Es ist zwar erträglich hell und farbig, dafür von farbigen Rauschwolken überschattet.



12Lux-Testaufbau
12Lux-Testaufbau




Für einen Festspeicher-Camcorder ist der Störgeräuschpegel nur mittelmäßig. Außerdem verläuft die Kurve in den Höhen sehr ungleichmäßig.



Störgeräuschpegel
Störgeräuschpegel





Fazit

Um mit den großen Konkurrenten mitspielen zu können, sollte Sanyo sich endlich dazu entschließen auch die europäischen Videostandards auf 50Hz-Basis zu unterstützen. Für eine günstige HD-Kamera bietet die HD2000 nämlich durchaus das eine oder andere interessante Feature. Doch während Sie die ultra-günstigen HD-Camcorder von Aldi oder Aiptec locker hinter sich lässt, bekommt sie die eigentlich Konkurrenz von oben. Denn mittlwerweile findet man im Preissegment um die 500 Euro Ladenpreis auch günstige (Auslauf-)modelle von Sony, Panasonic, Canon und JVC, die für ambitionierte Filmer deutlich mehr bieten. So gesehen müsste die HD2000 für eine Empfehlung entweder günstiger oder besser sein. Der einzigartige 60p-Modus reicht da als Verkaufsargument in der jetzigen Form nicht aus.



Hier die Testbilder in groß und die technischen Daten - und im Vergleich zu anderen Kameras - hier auf englisch.



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