Gegenüber den bisherigen HD-Modellen besetzt Panasonics neue 20er-Serie Neuland. Waren bisher alle HD-Camcorder mit Dreichip-Technologie ausgestattet, kommen nun kostengünstige Einchipper ans untere Ende des Produktportfolios. Und während der aktuelle Firmenstolz (HD/HS300) mit 1/4-Zoll-Chips ausgestattet ist, haben die neuen Minis nur 1/6-Zoll zu bieten. Also ungefähr das Niveau der Vor-Vorgänger, die gerade im Low-Light keine großen Leuchten waren. Der verbaute Chip selbst hat übrigens ungefähr 1,47 Megapixel, wovon in der Videoaufnahme laut Datenblatt nur 1,17 Mpixel genutzt werden. Schon auf dem Papier viel zu wenig, um ohne Interpolation FullHD-Bilder zu erzeugen. Was darf man also nun von Panasonics neuer HD-Einstiegsklasse erwarten?

Wie bereits bei Panasonic üblich, kommt die Kamera in zwei Variationen auf den Markt. Einmal als HDC-HS20 mit eingebauter 80 GB-Festplatte und als besonders kompakte HDC-SD20, die ausschließlich auf SDHC-Karten aufzeichnet. Wir hatten letztere bei uns im Testlabor, die jedoch in Aufbau und Signaltechnik ansonsten baugleich mit dem Festplattenmodell ist. Die getroffen Aussagen gelten daher analog für beide Modelle.
Klein und spärlich?
Gegenüber der HD300 ist die Kamera nicht nur kleiner sondern natürlich auch spärlicher ausgestattet. Das beginnt schon beim fehlenden Zubehörschuh oder den nicht vorhandenen Anschlüssen für Mikrofon und Kopfhörer. Auffällig ist in diesem Zusammenhang das Gewicht der Kamera. Die SD20 hinterlässt mit gerade einmal knapp 300 Gramm einen so leichten Eindruck, dass man sie wirklich immer auf Verdacht dabei haben kann. Vorausgesetzt man hat in einer Tasche Platz für das Volumen. Denn für die Hosen- oder Jackentasche ist die SD20 dann doch etwas zu aufgeblasen. Solche ultraportablen Anwendungsgebiete bleiben daher wohl vorerst Sony´s HDR-TG3 vorbehalten.
Einen Sucher gibt es nicht, aber die kleine Chipfläche verhilft der Kamera immerhin zu einem 16fach Zoombereich. Der Weitwinkel fällt dementprechend traurig aus. Immerhin wurde beim automatischen Objektivverschluss nicht gespart und auch ein Touchscreen wurde verbaut. Man findet sogar ein paar manuelle Tasten, mit denen man den optischen Bildstabilisisator, das Videolicht sowie den manuellen Modus aktivieren kann. Nicht gespart wurde auch beim automatischen Objektiv-Verschluss. Ein Feature, dass man erst wirklich zu schätzen lernt, wenn man zwischenzeitlich wieder eine Kamera mit angebundenem Objektiv-Deckel im Einsatz hatte.
Kein Fokusring
Was dagegen wirklich gegenüber der großen HDC-SD300 fehlt ist eine Fokusring. Denn manuelles Scharfstellen über zwei Tasten auf dem Touchscreen kann einfach nicht überzeugen. Zwar gibt es im Automatikmodus die schöne Möglichkeit Schärfe und Belichtung (nur gleichzeitig) durch Antippen eines Objektes zu setzen, jedoch fanden wir diese Funktion leider nicht im manuellen Modus, wo wir sie uns aufs sehnlichste herbeigewünscht hätten. Gegenüber Sony versucht die Panasonic sogar einem einmal gewählten Objekt zu folgen und Scharfe sowie Belichtung aktiv anzupassen. Das funktioniert zwar nur bei langsamen Bewegungen des Objektes, dort aber erstaunlich gut.
Manuelle Vielfalt
Für einen Camcorder dieser Preisklasse hat Panasonic dennoch viele manuelle Optionen springen lassen. So kann man Blende und Gain (mit sinnvollen Werten) sowie Weißabgleich und Belichtungszeit manuell und bequem über den Touchscreen separat einstellen. Die wählbaren Belichtungszeiten gehen dabei bis auf 1/25 Sekunde herunter (wenn man den Slow-Shutter im Menü aktiviert hat) und hinter dem Cinema-Modus verbirgt sich eine progressive 25p-Aufnhame mit einer Cinegamma-Korrektur. Selbst die Werkseinstellungen für Bildschärfe, Farbe und Belichtung lassen sich nachjustieren. Wem das zu viel ist, der kann sich auch auf die vorzüglichen Automatiken der Kamera verlassen und muss sich mit diesen Themen nicht auseinandersetzen. Genau so stellen wir wir uns eigentlich eine günstige HD-Kamera vor: Man kann vieles manuell Regeln, muss aber nicht. Warum nicht die anderen Hersteller hier mal nachziehen, bleibt uns ein Rätsel.
Ansonsten gibt es wenig über die Bedienung der Kamera zu berichten. Die Zielgruppe dürfte klar bei Gelegeheits- und Urlaubsfilmern liegen, die einfach nur im Automatik-Modus schnell draufhalten wollten. Für solche Käufer ist wahrscheinlich auch die Pre-Rec-Funktion interessant, die immer drei Sekunden Bildmaterial auf Vorrat aufnimmt, um spontane Ereignisse nicht verpassen. Drückt man die Aufnahmetaste, sind sozusagen schon die vorherigen drei Sekunden bereits auf der Karte.
Editing
Wir haben die Aufnahmen der neuen HDC-SD20 mit diversen Schnittprogrammen getestet und konnten keinerlei Kompatibilitätsprobleme feststellen. Wie es aussieht haben alle Hersteller nun endlich ihre Hausaufgaben gemacht und AVCHD kann nun getrost als problemloser Videostandard gesehen werden. Was natürlich nicht bedeutet, dass man für einen performanten Schnitt auf absolute Spitzenhardware verzichten kann.
Bildqualität
Der wirkliche Schwachpunkt der Kamera ist leider die Bildqualität. Wie bereits eingangs erwähnt reichen die rund 1,5 Megapixel nicht aus, um ein FullHD-Bild komplett zu füllen. Rechnet man Bayer-Filter und Interpolationsverluste durch 4:2:0-Resampling hinzu benötigte man für eine annähernde 1920 x 1080 AVCHD-Auflösung bei einem Einchipper mindestens 2, besser noch 3 Megapixel auf der Chipfläche. Entsprechend fällt daher auch die Schärfeleistung der Kamera aus. So sieht man deutlich, dass die SD20 hinter den aktuellen AVCHD-Topmodellen zurücksteht. Der Sweep fällt deutlich früher ab, als bei FullHD eigentlich drin wäre.

Sie ist zwar nicht so grausam unscharf, wie der 100 Euro FullHD-Camcorder aus dem Supermarkt, jedoch erkennt man auf einem guten Display mit bloßem Auge sehr schnell, dass es einfach an Schärfe fehlt. Beim Blick auf das ISO-Chart fällt neben den Farbsäumen durch Nachschärfung auch die geringe Grundschärfe ins Auge. Feine Strukturen im Kreis gehen unter.

Unkritische Consumer-Augen nehmen diese fehlende Schärfe dagegen vielleicht gar nicht sonderlich wahr. Wer beispielsweise nur einen HDReady-Fernseher mit 1366 x768 Pixeln besitzt, dürfte den Unterschied noch weitaus weniger bemerken. Und vielleicht sollte diese Kamera ja genau so eine Zielgruppe bedienen. Wie auch immer, mit der HDC-SD300 zeigte uns Panasonic ja Anfang des Jahres, dass die Firma auch gestochen Scharfe Modelle bauen kann. Nur kosten diese dann eben auch entsprechend mehr.
Bei der Farbauflösung ist die Panasonic noch gut, jedoch fällt die Kurve etwas früher ab als nötig. Dies dürfte allerdings auf die allgemein etwas geringere Schärfe der Kamera zurückzuführen sein.

Bei dem Objektiv-Test liefert die SD20 ein ausgesprochen verzerrungsfreies Bild ab. Derart gerade Linien sieht man in dieser Preisklasse selten.

Diese Kamera besitzt (ganz Panasonic-untypisch) eine eher kalte Farbeinstellung mit sehr neutralen Farben. Beinahe schon etwas blass, jedoch lässt sich diese Werkseinstellung ja in der Kamera verändern.

Das zweite Problemfeld der Kamera liegt im Schwachlichtbereich. Der kleine 1/6-Zoll-Bildwandler kann einfach nicht genügend Licht für ein rauschfreies Bild einsammeln, um bei wenig Licht schöne und stimmige Bilder zu erzeugen. Bei wenig Licht gibt es fast keine Farben, wenig Schärfe und viel Blockbildung. Lowlight ist also definitiv keine Stärke der SD20.

Im Audiobereich zeichnet das eingebaute Mikrofon einen durchschnittlichen Störgeräsuchpegel auf, der noch dazu in den Höhen abgeschnitten wird.

Fazit
Nachdem die SD100 weiterhin im Programm geblieben ist und man Panasonics alte SD9 auch noch sehr günstig im Handel findet, hat die SD20 einen schweren Stand. Sie glänzt auf jeden Fall mit guten manuellen Optionen und gewitzten Automatiken, sowie dem Touchscreen. Doch der kleine Einchip-Sensor begrenzt die Bildqualität doch für unsere Begriffe etwas zu stark. Für einen relativ geringen Aufpreis bekommt man bei allen Herstellern (und auch bei Panasonic selbst) schnell höhere Bildqualität und noch bessere manuelle Bedienmöglichkeiten (Objektivring). Auch wenn man sich hierfür teilweise bei den Vorjahresmodellen bedienen muss.
Alle technischen Daten zur Kamera findet Ihr (mit Vergleichsmöglichkeiten) in unserer Datenbank.