Test JVC GY-HM150 – sanfte Evolution

JVC GY-HM150 – sanfte Evolution

Mit der GY-HM150 bringt JVC einen Nachfolger für den doch etwas etwas in die Jahre gekommenen GY-HM100. Doch obwohl zwischen der Vorstellung der beiden Modelle rund drei Jahre vergangen sind, hat JVC erstaunlich wenig verändert. Da stellt sich unweigerlich die Frage, ob die GY-HM150 im Jahr 2012 mit fast baugleicher Technik immer noch begeistern kann...

// 13:36 Mi, 25. Jan 2012von

Mit der GY-HM150 bringt JVC einen Nachfolger für den doch etwas etwas in die Jahre gekommenen GY-HM100. Doch obwohl zwischen der Vorstellung der beiden Modelle rund drei Jahre vergangen sind, hat JVC erstaunlich wenig verändert. Da stellt sich unweigerlich die Frage, ob die GY-HM150 im Jahr 2012 mit fast baugleicher Technik immer noch begeistern kann...






Professionell und kompakt

Für professionelle Ansprüche gibt sich die GY-HM150 ziemlich kompakt. Da dennoch jede Menge manueller Bedienelemente auf der beschränkten Kameraoberfläche zu finden sind, fallen diese entsprechend klein aus. Viele Tasten dürften für große Hände eher schwer zu bedienen sein, besonders, wenn man versucht diese blind mit dem Auge am Sucher zu erwischen. Mit kleineren Händen und etwas Übung fühlt man sich jedoch schnell mit der Bedienung vertraut.



JVC GY-HM150 – sanfte Evolution : cam0


Gegenüber dem Vorgängermodell ist nun noch ein separates Iris-Blendenrad unter den Objektivring gewandert, welches das professionelle Bedienkonzept weiter untermauert. Funktionen wie Weißabgleich, Gain, ND-Filter, Shutter, Bildstabilisator sowie jetzt sechs (statt vormals drei) User-Tasten erlauben praktisch immer eine menülose Kontrolle und unterstützen das Konzept des doppelt belegten Fokus-Zoom-Objektivrings. Da auch noch eine feinfühlige Zoomwippe verbaut wurde, kann der Ring sogar optional ausschließlich zum Fokussieren dienen.



Geschmackssache bleibt allerdings die leichten Latenz bei der Einstellung. So reagiert der Ring nicht sonderlich direkt auf die Drehbewegung und zieht oft noch nach, wenn die eigentliche Drehbeweung schon beendet ist. Ähnliches gilt übrigens auch für die Einstellung anderen Parameter wie der Blende. Bei schnellem Drehen am Iris-Rad ändert sich die Blende nur sehr gemächlich, was jedoch auch einige Filmer schätzen, um während der Aufnahme abrupte Helligkeitsänderungen zu vermeiden. Wer jedoch nach Sichteindruck filmt, dreht hier leicht erstmal über das Ziel hinaus, wenn eine schnelle Korrektur vonnöten ist.






Optik und Bildwandler

Leider ist auch der geringe Weitwinkel des Vorgängers mit umgerechnet 39mm Kleinbildformat erhalten geblieben. Trotz dieses geringen Wertes treten bei dieser Brennweite durchaus merkliche Tonnenverzerrungen zu tage. Dies ist zwar nicht sonderlich dramatisch, fällt aber auch unkritischen Augen auf. Die gehobene AVCHD-Consumer-Klasse der Konkurrenz verzeichnet mittlerweile in diesem Weitwinkelbereich praktisch gar nicht mehr.



Ziemlich untypisch ist der Einsatz von drei CCD´s als Bildwandler. Praktisch alle anderen Hersteller setzen mittlerweile auf CMOS-Technologien. Es gibt jedoch Kameraleute, die sich wegen der Rolling-Shutter-Problematik bis heute nicht mit der neuen Technologie anfreunden konnten. Vielleicht möchte JVC daher mit der GY-HM150 ganz bewusst weiterhin das Marktsegment des CMOS-freien Camcorders bedienen. Weil die Kamera für ein Profi-Modell ziemlich kompakt ausfällt, könnte sie sich eigentlich auch gut für professionelle Aufnahmen aus der Hand empfehlen, bei denen der Rolling Shutter Effekt oft besonders hinderlich ist. Doch leider passt der nur mäßige Bildstabilisator nicht sonderlich gut zu diesem Einsatzzweck. Gegenüber aktuellen Technologien von Panasonic und Sony greift er nur mäßig in das Geschehen ein, was auch daran liegt, dass er offensichtlich nur optisch ohne digitale Bildverarbeitungs-Unterstützung operiert. Immerhin hat er nun einen eigenen Button an der Kamera-Rückseite spendiert bekommen.








Display und Sucher

Das Display der GY-HM150 löst nicht nur relativ schlecht auf, sondern ist dazu auch noch sehr blickwinkelabhängig. Unserem subjektiven Eindruck nach hat sich hier nichts gegenüber dem Vorgängermodell von 2009 getan. Für ein 2012er-Modell hätte JVC an diese Komponente ruhig etwas optimieren dürfen. Da die Kamera auch keine Lupen-Funktion zum Scharfstellen (Expanded Fokus) bietet, ist man als Fokussierhilfe allein auf das Peaking angewiesen, was das exakte Schärfeziehen somit schwieriger gestaltet, als nötig.



Der Sucher ist zwar herausziehbar und bietet eine große Sonnenschutzmuschel, löst jedoch mit 260.000 Pixeln auch kaum besser als das Display auf.






Audio satt

Die Audio-Anschluss-Möglichkeiten sind dagegen absolut professionell ausgelegt: Wer den mitgelieferten Mini-Henkel auf die Kamera schraubt, bekommt zusätzlich zum eingebauten Stereo-Mikrofon zwei echte XLR-Eingänge, die sich komplett über manuelle Regler steuern lassen. Hierbei kann man nicht nur zwischen Line/Mic-Empfindlichkeit umschalten: Auch eine 48V-Phantomspeisung ist pro Kanal zuweisbar und beide Kanäle sind über Potentiometer getrennt aussteuerbar. Als Bonus findet sich zusätzlich noch ein einfaches Mono-Richtmikrofon im Lieferumfang. Zum Abhören steht selbstredend ein Miniklinken-Anschluss für Kopfhörer bereit. Verschmerzbar: Der Mini-Klinken-Eingang für Mikrofone wurde gegenüber dem Vorgänger weggespart.



Die professionelle Ausstattung runden dazu zwei Netzteile ab, wovon eines für externes Akku-Laden und eines zum Netzbetrieb des Camcorders (allerdings ohne Laden des Akkus!) dient.






Bedienung

Die von 3 auf 6 Stück erweiterten Custom-Keys stellen eine echte Arbeitserleichterung dar. Zebra und Peaking dürften dabei wohl bei den meisten Anwendern einen Stammplatz einnehmen. Bei dem kompletten Satz an vorhandenen, manuellen Knöpfen fällt es fast schon schwer, die offenen Plätze noch sinnvoll zu füllen.



Wer sich dennoch einmal ins Menü verirrt, findet dort eine neue Menüstruktur vor, die relativ übersichtlich gelungen ist. Allerdings sind die Menüpunkte auf dem Display deutlich kleiner als bei allen Konkurrenten und die Schriftgröße lässt sich auch nicht verändern. Bemerkenswerterweise lässt sich hier neben zahlreichen, professionellen Bildcharakteritik-Parametern unter anderem auch auch ein Timecode einstellen. Unter den „üblichen Funktionen“ vermissten wir nichts.






Format-Profi

Wir schon der Vorgänger beherrscht die GY-HM150 eine Aufzeichnung in Sonys Profi-Format XDCAM EX mit 35 Mbit/s, was wohl in dieser Preislage das herausragendste Merkmal der Kamera darstellt. Auf Wunsch kann Sie aber auch HDV-kompatible Videostöme mit 25 Mbit/s erzeugen. Dazu kann der Kamermann alternativ wählen, ob er diese Dateien in Quicktime-Containern für Final Cut Pro, oder als MP4-File für den PC speichern will. Dabei sollte man diese Unterscheidung durchaus erst nehmen. Denn während wir mit den Quicktime-Files wirklich direkt in der Final Cut Pro Timeline arbeiten konnten, waren diese auf dem PC in keinem Schnitt-Programm zu lesen. Der Grund: Ohne eine Final Cut Pro Lizenz muss man für Quicktime bei Apple den MPEG2-Codec für 20 Dollar als Komponente separat erwerben. Die alternativen MP4/XDECAM EX Container konnten dagegen problemlos (und ohne weitere Lizenzeinkäufe) in Premiere CS5, Edius 6 und Vegas 11 importiert werden.



Da alle HD-Formate auf MPEG2 basieren, gerät der Schnitt deutlicher flüssiger als AVCHD. Man kann sogar direkt von der Speicherkarte über einen SDHC-Lesegerät am PC oder Mac losschneiden. Bequemer geht es wohl kaum.






SD als DV

Vor allem im Sendebetrieb gibt es ja noch gelegentlich SD-Produktion im PAL-Format. Die JVC kann hierfür SD-Signale direkt als DV-AVI- oder DV Quicktime-Files auf die Speicherkarte schreiben. Für viele Filmer war etwas derartiges in Zeiten vor HDV ein unvorstellbarer Traum. Nun findet man es es als “nettes Feature” im Lieferumfang und wer heute noch mit SD-Formaten produziert dürfte dies enorm praktisch finden, wenn das zeitraubende SD-Capturing entfällt. Interessanterweise stehen zwar im HD-Modus auch 50 und 60Hz Frameraten zur Verfügung, im DV/SD-Modus unterstützte unser europäische Modell jedoch nur 50 Hz.






Aus dem Messlabor

Auflösung



Gegenüber perfekten 1080i-Modellen fehlt das letzte Quäntchen Schärfe, die starke, künstliche Nachtschärfung lässt sich im Menü aber zurückfahren.



Luminanzauflösung




Im direkten Sichttest wirkt die GY-HM150 dagegen gerade wegen der künstlichen Nachschärfung sehr scharf. Jedoch eben auch einen Tick künstlicher als mancher Kollege.



ISO-Testbild




Auch bei der Farbauflösung überrascht die starke Scharfzeichnung des Chroma Kanals und der starke Grundkontrast der Werkseineinstellung. Beides lässt sich jedoch im Menü fast abstellen.



Chrominanz-Auflösung




Trotz geringem Weitwinkel zeigt das Fujinon-Objektiv eine sichtbare Tonnen-Verzeichung, die für unseren Geschmack einen Tick zu stark ausfällt.



Objektiv-Verzeichnung




Bei JVC keine Seltenheit: Derart extrem „poppige Farben“ finden sich bei keinem anderen Hersteller in der Werkseinstellung mehr. Gerade Hauttöne wirken ohne eigene Einstellung hier schnell unnatürlich.



1200 Lux (Klicken für Bild in voller Auflösung)






Bei sehr wenig Licht (ca. 12 Lux) zeigt sich die Schwäche der CCDs: Die Kamera liefert hier kaum noch Bildinformationen. Die zusätzliche Super-LoLux-Funktion bringt durch geringere Frameraten nur bedingte Linderung.



12 Lux Automatik (Klicken für Bild in voller Auflösung)




Die zuschaltbare LoLux-Funktion ist eine Art Hypergain bei reduzierter Framerate vergleichbar. Sie erhöht aber auch das Rauschen und andere Artefakte drastisch und ist somit keine echte Kompensation für die Low-Light Schwäche der CCDs.


12 Lux mit 1/25 Sek und manuellem Weißabgleich. (Klicken für Bild in voller Auflösung)




Das interne Mikrofon rauscht durchschnittlich und beschneidet die Höhen nur moderat. Noch mehr Qualität erwartet den Anwender an den externen XLR-Anschlüssen.



Störgeräusche






Fazit

Gegenüber unserem Fazit des Vorgängers hat sich hat sich auch drei Jahre später kaum etwas verändert: Neben der professionellen Ausrichtung und Ausstattung der Kamera kann versteht vor allem die Aufzeichnung von XDCAM EX zu gefallen. Günstiger bekommt man momentan keinen HD-Camcorder mit diesem Profi-Format. Dafür muss man sich im Gegenzug mit den nicht ganz zeigtgemäßen Low-Light Fähigkeiten, dem geringen Weitwinkel und den dennoch vorhandenen Verzeichnungen arrangieren. Auch der Bildstabilisator, sowie Display und Sucher wirken nicht mehr zeitgemäß. Positiv wiegen in der Entscheidungs-Waagschaale natürlich noch die XLR-Anschlüsse sowie der ND-Filter. In dem Preisgefüge um die veranschlagten 2700 Euro sind dies jedoch keine exklusiven Alleinstellungsmerkmale, solange man als Anwender nicht auf eine XDCAM EX-Aufzeichnung angewiesen ist oder unbedingt CCDs sucht.


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