Test Handling Sony HVR-S270E Serie

Handling Sony HVR-S270E Serie

Nachdem wir bereits einen ausführlichen Handlingtest des Vorserien-Models der Sony HVR-S270E im Februar veröffentlicht hatten, hier nun die Ergänzung des Tests um die Erfahrungswerte im Umgang mit dem Serienmodel.

// 00:07 So, 15. Jun 2008von

Nachdem wir bereits einen ausführlichen Handlingtest des Vorserien-Models der Sony HVR-S270E im Februar veröffentlicht hatten, hier nun die Ergänzung des Tests um die Erfahrungswerte im Umgang mit dem Serienmodel.



Bei dem Einbruch in die slashCAM Redaktion ist uns neben der Test-CAM auch die Footage der CAM geklaut wurden, so dass wir leider nicht das Bildmaterial wiedergegeben können - wie dies ansonsten der Fall wäre. Hier besonders bedauerlich, weil wir das Pro- und Kontra der Zeitlupenfunktion mit recht spektakulärer Storchen-Flug-Footage dokumentiert haben - doch alles klagen hilft nichts: In diesem Sinne hier nun der ergänzte Artikel mit den bis bis zum Zeitpunkt des Diebstahls vorliegenden Testergebnissen. Ein Test des CompactFlash Recorders war leider nicht mehr möglich :





Layout/Handling HVR-S270E

Der Sony HVR-S270E kommt in einem ausgewachsenen ENG-Body daher. In Sachen Wertigkeit und Verarbeitungsqualität steht die 270er den ausgewachsenen ENG Modellen wie DSR 400 auf der DVCAM-Seite oder den F 300er Modellen auf der XDCAM Seite in nichts nach. Die wichtigen Bedienelemente finden sich dort, wo sie hingehören: nach außen geführt und nicht in den Tiefen irgendwelcher Menues versteckt. Hierzu gehört auch die richtige Platzierung der Schalter und Knöpfe wie Weissabgleich als Kipp-Schalter auf der Vorderseite, die dazugehörigen Presets auf der linken Seite oberhalb des On-Off Schalters, darüber AWB on/off, darüber wiederum die 6 frei programmierbaren Funktionstasten, etc.: Alles am richtigen Platz und damit ergonomisch gelungen. Wer bislang in erster Linie mit kompakten HDV-Cams gearbeitet hat und sich nun Richtung Schultercam orientiert, für den dürfte sich hier eine ganz neue Welt auftuen. Keine fummeligen An-Aus/Schalter (s. EX1 Review) - Weiss- und Schwarzabgleich über Doppelkippschalter, Umschaltung von Auto-Iris auf manuelll am Objektiv-Griff etc. Die HVR-S270E von Sony bietet damit das mit Abstand beste Handling in der HDV-Klasse.



 Sonys HVR-S270E - derzeit das beste Handling im HDV-Bereich unter 10.000,-
Sonys HVR-S270E - derzeit das beste Handling im HDV-Bereich unter 10.000,-


Der einzigen beiden Kritikpunkte, der uns im Layout-Konzept der Cam aufgefallen waren, bestehen im komplizierten Setup von One-Push-Autofokkus und der fehlenden Blendenskala am Blendenring. Bei letzterem muss von einem Kompromiß gesprochen werden: Einerseits ist es durchaus lobenswert von den kleinen Drehrädchen für Blende vergangener Tage Abstand zu nehmen - andererseits wäre ein Blendenring mit mechanischem Start- und Stop sowie Blendenskala wünschenswert gewesen, da sich die Blendenwerte so nur über das Menue und nicht von Außen ablesen lassen.


Gewöhnungsbedürftig, weil zu kompliziert, ist das Setup, um von manueller Fokussierung auf One-Push-Autofokus zu wechseln. Hierfür muss via Menue zunächst "Fokus" auf beispielsweise Assign 1 gelegt werden, dann wird One Push Fokus auf Assign 2 gelegt. Hiernach muss das Objektiv auf Autofokus geklippt werden und der Autofokus über Assign 1 deaktiviert werden. Erst jetzt kann manuell fokussiert werden und bei Bedarf über Assign 2 der Autofokus hinzugeschaltet werden. Dieser bleibt dann aktiv, solange Assign 2 gedrückt bleibt. Dieser Kritikpunkt ist jedoch je nach Erfahrung des Kameramanns als Kritik-Punkt oder willkommenes Zusatz-Feature zu werten. Wer von einem Erfahrungshintergrund von ausschließlich manuell zu fokussierenden ENG-Cams kommt, wird den One-Push-Autofokus als willkommene Zusatz-Option verstehen - wer hingegen von der kompakten HDV-Cam kommt, wird sich über das komplizierte Setup wundern. Tröstlich: Sobald Fokus und Push-Autofokus erstmal Assign 1 und 2 zugewiesen wurden, müssen zumindest diese Schritte nicht mehr wiederholt werden.


Verantwortlich für dieses etwas umständliche Setup ist jedoch letztlich ein Pluspunkt der S270E: ihre mechanisch zu zoomende und zu fokussierende Optik. Beide Objektivringe glänzen mit butterweichem Gang sowie mit mechanischen Anfangs- und Endpunkten. Die kompakte Bauform der Optik stört dabei nicht im geringsten. Die Bedieneinheit des Objektivs findet sich sehr gut platziert und harmoniert mit der Verteilung des Schwerpunktes des Bodys auf der Schulter.







Optik


Die Sony S270E wird mit einer 1/3 Zoll Zeiss Wechseloptik mit einem 12fach Zoom, die bezogen auf 35mm in 16:9 eine Brennweite von 32mm - 384mm bei einer Blende 1.6-2.0 abdeckt. Zum Vergleich: Damit ist die Optik auf technisch gleichem Niveau wie die fest eingebaute Optik der Z1 und geringfügig unterhalb der ebenfalls festen Optik der EX1, die über ein minimal weiteres Weitwinkel und mit 14fach größeren Telebereich bei allerdings voll zoombarer, fester Blende (1.9) verfügt. Ein Clou besonderer Art stellt die Möglichkeit dar, sog. Alpha-Optiken aus dem Spiegelreflex-System von Sony nutzen zu können (eine Option, die bislang nur bei Canon möglich gewesen war). Da sich die Steuereinheit der Objektive am Objektivtubus fest installiert findet, muss hier zwar mit einer leicht eingeschränkten Funktionalität gerechnet werden - dass überhaupt die Möglichkeit besteht, zwischen DSLR- und Video-Optiken zu wechseln, ist schon als Plus zu verzeichnen.


Bei unserem Vorserientest fehlten die Test-Werte für das Lowlight-Verhalten der S270E. Hier nun die Nachreichung: Sony ist bei der S270E eine sehr gute Abstimmung zwischen Optik und Signalverarbeitung gelungen. Entsprechend reiht sich die S270E mit etwas Abstand auf den vorderen Rängen nach dem derzeit besten Low-Light-Camcorder (EX1) unter 10.000,- Euro ein. Da auch das Bildrauschen im Lowlight auf vergleichsweise niedrigem Niveau liegt, vermuten wir hier eine recht effiziente Rauschunterdrückung am Werk. Die S270 empfiehlt sich mit ihrer Lichtstärke somit in Richtung Event-Bereich - mehr noch, wenn man die üppigen Audio-Funktionen (und HD-SDI-OUT) hinzunimmt.



 Die HVR S270E bei 1200 LUX
Die HVR S270E bei 1200 LUX


 Die HVR S270E bei 12 LUX
Die HVR S270E bei 12 LUX


 Zum Vergleich hier mal die Sony Z1 bei 12 LUX - mehr Vergleichsmöglichkeiten in unserer http://www.camcorder-test.com/ (Camcorder-Vergleichsdatenbank)
Zum Vergleich hier mal die Sony Z1 bei 12 LUX - mehr Vergleichsmöglichkeiten in unserer
Camcorder-Vergleichsdatenbank



Audio

Die Inputs der XLR-Audios befinden sich in Paaren je zwei hinten und zwei vorne. Die über Räder steuerbaren Pegel sind auf der linken Kameraseite untergebracht. Nach Herunterklappen der Schutzabdeckung stehen die Wahlschalter für Phantom-Spannung etc. zur Verfügung. Mit seinen 4 Audio-Kanälen, alle über XLR-Inputs, stellt die HVR-S270E den derzeit einzigen HDV Camcorder mit 4 Audio-Inputs dar. Wahlweise kann das Monitoring des Audios auf Channel 1&2, Channel 3 & 4 oder eine Mischung gelegt werden.



 Jede Menge Inputs bei der HVR-S270E - gut zu sehen die zwei XLR Inputs und HD-SDI-OUT.
Jede Menge Inputs bei der HVR-S270E - gut zu sehen die zwei XLR Inputs und HD-SDI-OUT.


Die Sucherinformationen zeigen wie das Seiten-LCD-Pannel immer zwei Audio-Level an. Zusätzlich wird wiedergegeben, ob ein Kanal automatisch oder manuell ausgesteuert wird, sowie Übersteuerung. Wer bei einem Event Umgebungssound, Musik, Sprecher etc. auf unterschiedlichen Kanälen liegen hat, erhält hiermit eine umfassende Soundaufzeichnung.





Bei dieser starken Ausrichtung auf den Eventbereich fällt jedoch das Fehlen von Genlock auf. Ein Multi-Kamera-Setup wird damit erschwert.



Als Batterieversorgung befindet sich hinten eine Sony V-Mount angebracht. Wir hatten sowohl Anton-Bauer Packs montiert, die mit einem entsprechenden Adapter (nicht im Lieferumfang) ohne Probleme angeklippt werden konnten, als auch Sony Original-V-Mount-Batterien, (ebenfalls nicht mich Lieferumfang enthalten). Im Menü befindet sich eine Auswahloption, welcher Batterie-Typ gerade benutzt wird - hier steht auch Anton Bauer zur Verfügung, nach dessen Auswahl die Batteriestandsanzeige im Sucher ungefähr mit dem Strich-System von Bauer korrespondierte. Sowohl die Anton-Bauer als auch die Sony-Original Batterie-Lösung stellten genügend Power für einen komplettem Drehtag an verschiedenen Locations zur Verfügung.





Display / Sucher


Gut gelöst wurde die Platzierung des LCD-Displays, das über dem Sucher-Okkular angebracht wurde und somit nicht den Zugriff auf Menue-Funktionen (wie bei anderen CAMS) abdeckt. Das LCD-Display der HVR S270E kann selbst bei hellem Umgebungslicht sehr gut abgelesen werden und lässt mit seiner hohen Auflösung recht verlässliche Bildaussagen zu. Gerade in Kombination mit der Sucher-Einheit ermöglicht die gute Platzierung des LCD-Displays den schnellen Wechsel zwischen Blick durchs Okkular und Blick durch das Display - das Display fungiert dabei fast wie ein aufgesteckter HD-Monitor.


Der Sucher löst mit 1,2 Mio Pixel gegenüber dem LCD-Display noch etwas besser auf, was der Bestimmung der Schärfe zusammen mit der optionalen Schwarz-Weiß Schaltung enorm hilft. Auf einen externen Kontrollmonitor sollte zwar bei manueller Schärfebestimmung grundsätzlich nicht verzichtet werden, aber die Kombination hohe Auflösung und Schwarz-Weiß bieten ein in dieser Klasse bislang nicht gekanntes Maß an Sicherheit bei der manuellen Schärfeführung - vom Gefühl her noch um einiges kontrollierter als bei der EX1. Setzt man zusätzlich das Peaking zur Schärfebestimmung ein, das sich in drei unterschiedlichen Stärken über das Menue einstellen lässt, gelingen mit manueller Schärfeführung erstaunlich viele Shots ohne externen Kontrollmonitor.



Im Handling überzeugen konnte ebenfalls die Bedienung der Shot-Transition, die sich mittlerweile bei allen Prosumer-Sonys gut platziert auf der Oberseite befindet und sehr intuitiv bedient werden kann. Einschränkend muss hier jedoch darauf hingewiesen werden, dass keine Bezier-Verlaufskurven zur Verfügung stehen, sondern lediglich die Transition-Zeit via Menue eingegeben werden kann. Die Transition umfasst Blende, Fokus und Ausschnitt und funktionierte problemlos. Sprünge in der CF-Korrektur (falls überhaupt elektronisch vorhanden) konnten bei diesem Handlingtest nicht festgestellt werden.







Progressives HDV

Als Novum bietet Sony bei der S270 erstmals progressives HDV an, das im Vergleich zu anderen progressiv gerechneten HDV-Fromaten, die nachwievor wenig überzeugende Lösungen bieten, ziemlich gut aussieht und vor allem flüssig abgespielt werden kann (Test in Final Cut Pro und QuickTime Player). Schnellere Bewegungsabläufe erhalten einen angenehmen Blur, der eine Ahnung von Film-Look zu erzeugen weiss, auch wenn Filmfootage auf Grund von Schärfentiefe und Kontrastumfang noch eine ganze Weile "filmischer" aussehen wird. Trotzdem bietet Die S270 den derzeit besten progressiven HDV-Look bei HDV-Cams der Prosumer-Klasse. Im Vergleich zum interlacten Material wirkt das progressive Bild etwas grobkörniger, so als hätte man den Gain aktiviert. Eine entsprechende Kornstruktur ist natürlich Geschmackssache, aber hier wirkt sie nicht störend. Bei Schwenks mit progressivem HDV sind zitternde, vertikale Kanten (beispielsweise an Gebäuden) zu sehen - es gilt also abzuwägen, für welches Projekt welches Format (interlact oder progressiv) das Richtige ist.





Zeitlupe

Die S270E bietet eine Slow-Motion-Funktion an, die mit zwei unterschiedlichen Geschwindigkeiten arbeitet. Die maximale Zeitlupe (200 Halbbilder über 3 Sekunden aufgenommen für 12 Sekunden Abspielzeit) setzt die Auflösung auf ein Viertel PAL herunter, die moderatere auf ein Halbes PAL. Auch hier hat die Medaille zwei Seiten: Einerseits ist HDV nicht für Zeitlupen-Funktionen ausgelegt - somit stellt die Zeitlupe schon an und für sich ein exklusives Feature dar - andererseits muss bei der hier gewählten technischen Umsetzung eine verminderte Bildqualität zugunsten von hoher Bewegungsauflösung in Kauf genommen werden. Letztlich tendieren wir eher zu einer positiven Wertung der Zeitlupe, weil es 1. ein Nice-To-Have ist und 2. solch extreme Zeitlupenaufnahmen nur von Motiven aufgenommen werden, die für sich bereits genügend visuellen Reiz besitzen (sollten), so dass die verminderte Auflösung weniger ins Gewicht fällt - wichtig ist, dass man sich der verminderten Auflösung vor der Planung eines Zeitlupenhots klar ist. Die Zeitlupenfunktion schreibt sich bei der Aufnahme in einen Flash-Speicher der Kamera ein, der danach auf Band übertragen wird. Der Speicherplatz ist zeitlich begrenzt - der Einsatz sollte also gut geplant werden.







Fazit

Die Sony HVR S270E überzeugt mit dem derzeit besten Handling im HDV-Kamera-Segment und einer hohen Lichtstärke. DIe guten Lowlighteigenschaften und die bei HDV erstmalig zur Verfügung stehenden 4 Tonkanäle platzieren die Kamera als Spezialisten im Event-Bereich - auch das HD-SDI-OUT sollte hierbei nicht vergessen werden. Wer auf die Bauform als Schultercam sowie die üppige Tonausstattung verzichten kann, erhält für weniger Geld sicherlich vergleichbare Bildqualität bei anderen HDV Camcordern. Einkalkuliert werden muss schließlich auch noch eine Stativplatte sowie eine Akku-Einheit, die nicht im Lieferumfang enthalten sind. Damit steigt der Preis nocheinmal, aber Spezialisierung treibt den Preis bekanntlich nach oben. DIe Z7 bietet da eine günstigere Alternative bei gleicher, guter Bildqualität, jedoch ohne SDI-OUT und wenn man im Hause Sony bleiben möchte. Wer jedoch die genannten Funktionen für seine Arbeit braucht, erhält mit der HVR-S270E einen ausgewachsenen HDV-Camcorder mit exzellenten Handling-Eigenschaften.



Die UVP der Sony HVR S270E liegt bei 9191,- ohne Mwst



Rob



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