Nachdem bereits an der Hero 3 bzw. 3+ eine Andeutung von 4K vorhanden war (mit maximal 15fps), bietet die Black Edition der aktuellen Version 4 seit geraumer Zeit einen echten 4K/UHD-Modus mit 24, 25 oder 30p, während das nächst-günstigere Silver-Modell zwar nun mit einem verbauten Display aufwartet, dafür jedoch auflösungstechnisch auf dem Stand der vorhergehenden BE bleibt. Getestet haben wir daher die Black Edition sowohl in 4K-Auflösung als auch in HD, wie immer mit klarem Schwerpunkt auf der Bildqualität.

Zur Kamera -- Ausstattung und Handling
Nach wie vor bietet die Hero Black Edition eine in diesem Segment einzigartige Auswahl an Drehauflösungen sowie Bildwiederholraten – sie alle in diesem Test zu berücksichtigen, ist nicht möglich, weshalb wir uns auf 4K sowie den (noch-)Standard Full HD konzentrieren. Die Superview-Formate, welche seit der Hero 3+ verfügbar sind, nutzen zusätzliche Sensorpixel und werden in 4:3 aufgenommen, dann aber nachträglich auf ein 16:9 Seitenverhältnis gedehnt. Dh. man bekommt oben und unten etwas mehr ins Bild und bezahlt dies mit künstlich berechneten Bildrändern.

Eine elektronische Bildstabilisation, wie man sie mittlerweile vermehrt bei der Konkurrenz findet, sucht man bei GoPro dafür noch immer vergebens – dies hat uns der Hersteller auf Anfrage nochmal bestätigt. Nachgefragt hatten wir, da die Bilder für unser Empfinden zum Teil wirken, als greife eine digitale Stabilisation zusammen mit einer Rolling Shutter Korrektur. Der mit aller Wahrscheinlichkeit von GoPro in der Hero verbaute Ambarella A9 Prozessor (SoC) hat bzw. hätte beides an Bord. Erklären können wir uns beides nicht recht; warum GoPro die Funktion nicht implementieren sollte sowie unseren Bildeindruck. Aber sei´s drum.
Der Protune-Modus jedenfalls trägt – zumindest unter anspruchvolleren Filmern – maßgeblich zum Erfolg dieser Kamera bei. Hier wird bekanntlich mit einer höheren Datenrate gefilmt, allerdings nur im HD-Modus (bei uns durchschnittlich um die 44 Mbit/s in Protune, 29,6 Mbit/s normal). Bei 4K konnten wir keinen Unterschied in der Datenrate feststellen, diese lag bei unseren Aufnahmen durchgehend bei ca. 60Mbit/s, egal ob mit oder ohne Protune; weniger wäre für einen 4K-Stream aber auch sehr mager gewesen.
Ferner lassen sich in Protune, anders als im normalen Modus, viele Aufnahmeparameter per Hand einstellen. Vor allem der erhöhte Dynamikumfang im flachen Log-Profil mit den resultierenden reduzierten Farben bietet mehr Spielraum in der Nachbearbeitung, doch auch an Schärfe, ISO-Einstellung oder Weißabgleich läßt sich drehen (nicht aber an der Blende, da die Kameraoptik fixiert ist). Die bisher etwas unglückliche Benennung der Weißabgleich-Option „raw“ wurde in „nativ“ geändert; bei dieser Einstellung wird gar kein Weißwert definiert, sondern das Sensorsignal unverändert für eine spätere Farbkorrektur übernommen.
Ob und wie sich die verschiedenen Einstellungen im einzelnen auswirken, wollten wir übrigens ein für alle mal genauer wissen; jede Menge ausgespielte Frames folgen dazu in einem separaten Artikel.
Nachdem sich äußerlich an der Kamera (Black Edition) kaum etwas geändert hat, wollen wir das Thema Handling an dieser Stelle nur streifen. Es ist theoretisch und auch praktisch möglich, die gewünschten Einstellungen an der Kamera selbst vorzunehmen; komfortabel geht dies jedoch nicht von statten. Indem die drei Knöpfchen oben, vorne und seitlich in der richtigen Reihenfolge betätigt werden, klickt man sich durch die diversen Modi der Kamera, die während dessen auf dem winzigen Statusdisplay angezeigt werden. Dabei gibt es immer nur eine Richtung, wer seine Abzweigung verpasst, muß folglich eine Runde extra klicken. Dank der neuen Belegung der Seitentaste hat man zumindest schneller Zugriff auf die jeweils relevanten Aufnahmeparameter als zuvor.
Deutlich übersichtlicher und schneller funktioniert die Handhabung immer noch über WLAN und GoPro-App, in unserem Fall auf einem alten Samsung I9000 Smartphone. So bekommt man auch eine Bildvorschau (auch live während der Aufnahme, außer im 4K-Modus). Die Verzögerung von etwa einer Sekunde ist unschön, aber läßt sich noch verkraften, zumal die Vorschau beim Action-Einsatz in der Regel nicht zur Kameraführung sondern nur beim Einrichten der Kamera verwendet wird.
Bildqualität -- 4K- und HD-Schärfe, Lowlight
Vorab erwähnt sei der Vollständigkeit halber, daß – soweit nicht anders angegeben – alle Aufnahmen bei 30fps entstanden. Sofern der Protune-Modus aktiviert war, wurde das flache Farbprofil gewählt bei automatischem Weißabgleich und mittlerer Schärfe. Und wie immer kommt es aufgrund des enormen Weitwinkels zu den Actioncam-typischen Verzerrungen.
Nachdem die 4K-Aufnahme das große neue Verkaufsargument der neuen Hero ist, lassen wir die Kamera zunächst in diesem Modus auf das ISO-Chart los:

Sehr sauber gelingt die Wiedergabe hier nicht – die Hero zeigt sich Moiré-anfällig sowohl im Luma- als auch im Chromakanal aufgrund eines primitiven Debayerings. Andererseits sieht es besser aus, als bei der ebenfalls 4K-fähigen A500 von Panasonic.
Hier das Verhalten im Protune-Modus bei niedrigster Schärfeeinstellung:

Im HD-Modus ist die Schärfeleistung der Hero 4 BE etwas besser als damals bei der 3 und ungefähr auf dem Niveau der Sony AS100 – für eine Actioncam mit ihrer kleinen Ultraweitwinkel-Optik finden wir das nach wie vor bemerkenswert gut, wobei der Motivausschnitt natürlich mittig und somit im schärfsten Bereich liegt. Leichte Moirés zeigen sich im Kreis, beide Kameras setzen auf eine ähnliche Nachschärfung.

Im Protune-Modus mit mittlerer Schärfeeinstellung produziert die Kamera folgendes Bild:

Zum direkten Vergleich nochmal die entsprechenden Charts der AS100 und der Hero 3:

Hero 3 Full HD

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Sony AS100 Full HD
Uns hat abschließend noch interessiert, was mit der Schärfe in der beachtlichen, 4-fachen HD-Zeitlupe 1080p120 passiert:

Wie so oft, wird also auch hier durch Lineskipping die vertikale Auflösung reduziert. Das Bild bleibt deutlich hinter der normalen Full HD-Leistung der Kamera zurück.
Farben und Lowlight
Zur Beurteilung der Farbwiedergabe bei 1200 Lux haben wir das Testmotiv einmal im Automatikmodus abgefilmt, wodurch man ein sehr kontrastreiches Bild mit extrem knalligen Farben zu sehen bekommt (hier ein etwas größerer 4K-Bildausschnitt):


In Full HD aufgenommen:


Sowie nochmal im Protune-Modus mit flachem Bildprofil und Auto-Weißabgleich (mittlere Schärfeeinstellung), was eine natürlichere Abbildung der – immer noch recht bunten – Farben sowie Dank höherer Dynamik auch mehr Details beschert, man beachte beispielsweise die Wimpernpartie.
(Auch hier nochmal ein etwas größerer 4K-Bildausschnitt):


In Full HD aufgenommen:


Während bei der Farbabbildung im 4K- und HD-Modus keine auffälligen Unterschiede zu Tage treten, kommt die Kamera bei wenig Licht im 4K-Modus an ihre Grenzen – hier rauscht es nicht nur, sondern eine richtige Blockstruktur tritt auf:

Lowlight 4K
Skaliert man das Bild auf HD-Auflösung herunter, werden aus diesen Blöcken Flecken:

Lowlight 4K auf HD skaliert
Das Lowlight-Verhalten der Kamera im normalen Full HD-Modus erscheint im Vergleich dazu cleaner, die Sommersprossen-ähnlichen Flecken treten auch hier auf, jedoch weniger stark:

Lowlight original 1080p30 / HD
Im Vergleich zur Hero 3, die mit einem großen Schärfeabfall sowie recht unschönen Farbflecken zu kämpfen hatte, hat sich das Verhalten der Version 4 klar verändert. Die lila/gelben Farbflecken tauchen nicht mehr auf, auch bleibt etwas mehr Schärfe erhalten. Dafür wird es bei der Hero 4 im Auto-Modus einen Tick dunkler, und das Bild rauscht insgesamt mehr. Auch der Weißabgleich liegt bei unserer sehr fordernden Lichtsituation etwas daneben.

Ganz andere Resultate lassen sich jedoch im Protune-Modus erzielen (flaches Farbprofil, Auto-WB), wenn man dort an der ISO-Einstellung schraubt, sprich am Gain. Fangen wir an mit ISO6400, die stärkste Aufhellung mit einhergehendem Rauschen:

Ziemlich gut gefällt uns dagegen die ISO1600-Aufnahme, die für uns den besten Kompromiss zwischen Helligkeit und Rauschen bietet – der Weißabgleich ließe sich durch eine andere Einstellung ja auch noch beiflussen:

Lowlight HD Protune mit ISO1600
Während es bei ISO400 erwartungsgemäß recht dunkel wird.

Außenaufnahmen
Gerade bei Actioncams sind Laboraufnahmen bei stehender Kamera allerdings nur bedingt aussagekräftig, denn in der Regel wird diese Cam kaum still(ge)halten. Sobald Bewegung ins Motivspiel kommt, wird jedoch der Codec die Bildqualität stärker beeinflussen als die theoretisch mögliche Schärfeleistung der Optik. Kein Frame ist dem anderen gleich, muß aber dennoch möglichst platzsparend kleingerechnet werden, dazu kommt die Bewegungsunschärfe. Sehen wir uns also einige ausgespielte Stills einer realen Aufnahmesituation an.

Einige Crops aus dem 4K-Bild (100% Größe) zeigen bereits, daß eine recht harte Komprimierung greift, um die 3840x2160 Pixel pro Bild zu hantieren; es steht ja lediglich die doppelte Datenrate gegenüber HD zur Verfügung, bzw. knapp 50% mehr als bei HD im Protune-Modus. ( Framegrab unbeschnitten, 4K normaler Modus)

Im flachen, also weniger kontrastreichen Protune-Modus (mittlere Schärfeeinstellung) ( Framegrab unbeschnitten, 4K Protune- Modus):

So nah wie bei diesen Crops wird man sich ein 4K-Bild jedoch nicht ansehen, man sitzt ja praktisch mit der Nase vor dem (HD-)Monitor und betrachtet einzelne Pixel. In der Praxis wird man sich entweder weiter entfernen oder das Bildmaß schrumpfen, etwa auf einem ultrahochauflösenden Bildschirm.
Herunterskaliert auf HD-Größe wird das Bild recht knackig ( Framegrab unbeschnitten, 4K Protune-Modus auf HD skaliert):

Als Anhaltspunkt ein ähnlicher Ausschnitt aus dem Full HD-Bild ( Framegrab Full HD Protune.

Auch wenn im herunterskalierten 4K-Bild noch etwas mehr Details in feinen Strukturen zu sehen sind, finden wir generell auch am subjektiven Bildeindruck der Full HD-Qualität der Hero 4 wenig auszusetzen, erst recht wenn man im Hinterkopf behält, daß man es hier mit einer kleinen Actioncam zu tun hat. Etwas ins Violette gehende Schleier finden sich allerdings noch als chromatische Aberration in den feinen Baumstrukturen. Übrigens sollte man nicht vergessen, daß im HD-Modus mit der höheren Framerate 60p gedreht werden kann.
Für einen Bewegtbildeindruck hier drei MP4-Files zum Download (sämtlich aus der Hand aufgenommen im flachen Profil des Protune-Modus).
4K 30fps | 1080 30fps | 1080 60fps
Fazit
Die Hero 4 läßt die einzige derzeit verfügbare 4K-Konkurrenz (Panasonic A500) in vielerlei Hinsicht (Bildqualität, Formatauswahl, Protune) weit hinter sich; in den Startlöchern steht allerdings die Sony X1000, welche (wie schon die HD-Version) GoPro eventuell das Wasser reichen könnte.
Preislich tritt GoPro weiterhin sehr selbstbewußt auf; aufgrund des Euro/Dollar-Kurses wurden die Preise hierzulande jetzt sogar um ca. 50 Euro nach oben korrigiert, also auf 530 Euro für die Black Edition. Wer das Geld hat, bekommt dafür aber tatächlich eine gute Bildqualität für seine Actionaufnahmen geboten. Im HD-Modus hat sich die Hero nochmals verbessert; der Qualitätssprung zwischen einem nachträglich herunterskalierten 4K und dem nativen HD-Bild fällt gar nicht mal so sehr markant aus; im Lowlight präsentiert sich die Kamera sogar cleaner im HD-Modus.