Keine Angst, die neue FUJI X-H2s ist nicht unter unserem Radar geblieben, sondern hat sich nur etwas (Ferien-)Zeit gelassen, bei uns vorbei zu schauen. Nun können wir einen gewissenhaften Blick auf den neuen Hybriden werfen, dem auf dem Papier kaum ein wichtiges Feature zu fehlen scheint...

Tatsächlich macht FUJI mit der X-H2s bei ambitionierten Filmern mittlerweile ernst: Interne 10 Bit 4:2:2 Aufzeichnung (alternativ in H.265 oder Pro RES) inklusive 6K Open Gate Modus, dazu Consumer-Features wie kontinuierlicher Autofokus und beweglich gelagerter Sensor stellen den aktuellen Stand der Technik für Filmer dar. Dazu gesellen sich cinetypische Frameraten (inkl. 1/48s Shutter) bis 120p4K sowie angeblich recht kurze Rolling Shutter Zeiten bei hoher Dynamik. Das wollen wir uns doch mal näher ansehen...
Rolling Shutter FUJI X-H2s
Der Rolling Shutter hat es tatsächlich in sich. Für einen kompletten 3:2 "Open Gate" Sensor-Readout (6240 x 4160 Sensel) benötigt die FUJI rund 11,5 Millisekunden. Dieses 6K-Format kann sie allerdings nur bis 30 fps "bedienen".
Für das gängigere 4K Format nutzt sie dennoch die volle S35 Sensorbreite mit einem sauberen Downsampling - und liefert je nach Frameraten trotzdem unterschiedliche Ergebnisse: Von 24-30 fps kommt die Kamera bereits auf sehr gute 9,7 Millisekunden, was ziemlich genau dem 3:2 Open Gate Readout Ergebnis mit reduzierter 4K-UHD Zeilenzahl entspricht. Erhöht man die Framerate auf 50-60 fps, so reduziert sich der Rolling Shutter dabei auf fantastische 5,3 Millisekunden. Allerdings muss FUJI hierfür an irgendeiner Stelle "gespart" haben. Vermutlich handelt es sich hierbei um eine Reduzierung der Auslese-Quantisierung von 14 auf 12 oder sogar 10 Bit/Sensel.
Nochmal kürzer wird der Rolling Shutter bei einem High-Speed Readout mit 100-120 fps. Hier landen wir bei 4,1 Millisekunden, was sich nahezu exakt durch den zusätzlichen Slow-Motion Crop von 1,29 gegenüber der vollen Sensorfläche bei 24-60 fps erklären lässt (5,3 ms / 1,29 = 4,1ms).
Diese Erkenntnisse decken sich dann auch mit unseren Messungen zum...
Debayering FUJI X-H2s
Erstmal zum Open Gate 6K-Modus. Hier samplen wir selber das Bild von 6K auf 4K in der Post herunter, was praktisch immer für einwandfreie Ergebnisse sorgt:

Interessanter wird es bei den 4K Auflösungen, die sich in der Framerate unterscheiden: Bei 24-60 fps ist das Debayering ebenfalls nahezu tadellos und interessanterweise sieht man hier keinen Unterschied in den Pattern, obwohl sich der Readout ja bei 50 bis 60 fps aufgrund der Rolling Shutter Zeiten offensichtlich ändert:

Einen sichtbaren Unterschied gibt es erst, wenn man in die 4K-High Speed Aufnahme für Slow Motion mit 100-120 fps schaltet. Der Bildausschnitt wird hier um den Faktor 1,29 gecroppt, was das Debayering leicht verschlechtert. Die Qualität bleibt jedoch immer noch sehr hoch und ist deutlich besser, als bei vielen Mitbewerbern, die bei 100-120 fps in 4K oft sichtbare Aliasing-Artefakte (z.B. in den Ringen) produzieren. Offensichtlich lässt die FUJI X-H2s also selbst mit 4K120p keine Zeilen beim Sensor Readout aus:

Auffällig werden hier primär die Kompressionsartefakte, die sich jedoch stark vom verwendeten Codec unterscheiden können.
Ebenfalls interessant ist der zuschaltbare digitale Bildstabilisator (DIS): Dieser kann neben der Sensorbewegung auch zusätzlich die Randbereiche des Sensors zur Stabilisation nutzen. Dadurch wird die aktiv genutzte Sensorfläche um ca. 10 Prozent gecroppt:

Die Bildqualität des Debayerings leidet auch hier nicht so stark wie bei manchen Konkurrenten.
Sonstiges
Auffällig ist die breite, interne Formatunterstützung, welche diverse H.264- (allerdings nur in 8 Bit), H.265- und ProRes-Dialekte anbietet. Bei Datenraten bis zu 720 Mbit (sogar bei LongGOP!) ist dabei jedoch teilweise der Einsatz einer CFExpress-Karte Pflicht. FUJI lässt dabei nicht dem Anwender die experimentelle Wahl, sondern erlaubt beispielsweise ProRes-Aufzeichnung grundsätzlich nur mit CFExpress.
Zusätzlich kann die X-H2s bis zu 6,2K/29,97P als 12-Bit-RAW-Videodaten über HDMI ausgeben, die als Apple ProRes-RAW mit den Atomos Field Recordern sowie als Blackmagic-RAW mit den Recordern von Blackmagic Design aufgezeichnet werden können.
Im Menü lässt sich für alle Formate einstellen, ob man Full- oder Studio-Swing-Aufzeichung wünscht, was prinzipiell eine bessere Ausnutzung der digitalen Bandbreite ermöglicht. Allerdings reagierte das interne Histogramm nicht auf eine Umschaltung und zeigte bei uns immer Studio-Swing-Werte mit Lücken an beiden Rändern.
Fazit
Tatsächlich liefert die FUJI ein nahezu vorbildliches Debayering-Verhalten: Grundsätzlich gelingt ihr ein extrem sauberes 4K-Debayering bis 60p, was die Konkurrenz jedoch mittlerweile ebenfalls "drauf hat". Als Kür setzt die FUJI jedoch noch ein paar Kleinigkeiten "obendrauf": Weder hohe Frameraten bis 120p noch eine Sensorrand-Nutzung für zusätzliche Stabilisierungsszecke reduzieren die Qualität des Debayerings sonderlich stark, so dass man deren Einsatz durchaus in vielen Fällen empfehlen kann. Auch die Rolling Shutter Zeiten gehören zum besten, was man aktuell bei filmenden S35/APS-C Kameras finden kann.
Die Frage nach der Dynamik verschieben wir noch auf einen Extra-Artikel, da wir die Kamera gerne im direkten Vergleich mit einem spannenden Konkurrenten näher betrachten wollen.
Wir haben für diesen Test eine Kioxia Exceria Pro 256 GB SD-Speicherkarte sowie eine SanDisk Extreme PRO CFExpress-Speicherkarte mit 512 GB verwendet, die im Zusammenspiel mit der FUJI X-H2s absolut unauffällig und problemlos funktionierten.