Um die Zeit zu unserem umfassenden Canon EOS 5D Mark III Test etwas zu verkürzen, veröffentlichen wir hier schonmal unsere ersten Erfahrungen mit der I-Frame only (Intraframe) Variante im Vergleich zur IPB (Interframe) Aufzeichnung des H.264 Codecs der Canon EOS 5D Mark III.

Technische Daten
Canon bietet bei der Videoaufzeichnung mit der Canon EOS 5D Mark III zwei unterschiedliche H.264 Varianten an, die beide in einen QuickTime Container geschrieben werden. Zur Auswahl steht einerseits mit ca. 31 Mbit/s die Interframe basierte (IPB) Aufzeichnung, die vor allem Speicherplatz auf der Karte spart, dafür jedoch im Schnitt deutlich intensiver den Prozessor fordert und andererseits die I-Frame only (All-I, Intraframe) Aufzeichnung mit ca. 91 Mbit/s, die mehr Speicherplatz benötigt, dafür jedoch deutlich schneller im Schnitt zu verarbeiten ist.

In Minuten gerechnet passen auf eine 16 GB Karte mit der IPB-Variante 1 Std. 4 Min., jedoch nur 22 Minuten mit der All-I Enkodierung.
Die H.264 Varianten der Canon EOS 5D Mark III im Schnitt
Wir haben beide H.264 Varianten mit für das Encoding anspruchsvollen Motiven (Springbrunnen) gefordert und mit mehreren Farbkorrekturen versehen. Außerdem wurde mit beiden H.264 Varianten kräftig auf der Timeline gescrubbt mit sehr deutlichem Ergebnis …

Als Testsystem diente uns eine Final Cut Pro 7.0.3 Installation auf unserem älteren Mac Pro (early 2008) 2x 2,8 Ghz Quad-Core Intel Xeon, 2 GB RAM unter Mac OS 10.7.
In Stresstest haben sich beide Codec-Varianten hinsichtlich der Bildqualität sehr vergleichbar verhalten. Beim 400% Pixelpeeping meinten wir einen Hauch bessere Detailauflösung nach heftiger Farbkorrektur beim I-Frame only erkennen zu können, doch dies fällt in den Bereich „gefühlt besser“.
Extrem deutlich hingegen das unterschiedliche Verhalten beim Scrubbing auf der Timeline, sowie beim Export nach Farbkorrekturen. Die iFrame-Only Variante konnte beim schnellen Vorwärts- und Rückwärtsspulen via JKL-Tasten stets in Echtzeit das Bild liefern. Das Gesamtsystem lief sehr reaktiv, sehr vergleichbar dem Arbeiten mit ProRes Material.
Befand sich hingegen Interframe kodiertes Material auf der Timeline, ging das System mit dem ersten Zurückspulen bereits in die Knie. Ein schnelles Hin- und Herspulen war nicht möglich – zu sehr war der Prozessor mit dem Encoding der GOPs beschäftigt.
Auch beim Export des farbkorrigierten Materials ergaben sich deutliche Unterschiede: Während das I-Frame only Material lediglich 15 Sekunden für den Export benötigte, waren es beim IPB-Material rund 27 Sekunden. Bei einer komplexen Timeline darf man also fast mit einer Verdoppelung der Renderzeiten rechnen, wenn man denn unbedingt mit dem Originalmaterial arbeiten möchte oder muss (erfahrene Cutter meiden interframe codiertes Material wie der Teufel das Weihwasser – zu Recht.)
Fazit
Wer vom neuen All-I Codec der Canon EOS 5D Mark III einen Sprung in der Bildqualität erwartet, welcher der Verdreifachung der Datenrate im Vergleich zum IPB-Verfahren entspricht, wird enttäuscht sein. Die Bildqualitäten sind selbst dann auf gleichem Niveau, wenn man die Codecs mit schwierigen Bildmotiven und mit Farbkorrekturen fordert.
Wo hingegen der I-Frame only Codec der Canon EOS 5D Mark III richtig glänzt ist bei der Verarbeitungszeit im Schnittsystem. Hier dürfte für viele Workflows das bisherige Umkodieren in einen Schnittcodec wie ProRes oder DNxHD entfallen. Zwar sollte man die Datenrate von 91 Mbit/s im Auge behalten aber wer genügend Speicherplatz in seiner Canon EOS 5D Mark III installiert, dürfte kaum noch mit dem Interframe Codec arbeiten wollen.
Demnächst mehr in Sachen Canon EOS 5D Mark III ...