Seit einigen Jahren zeigt Apple der PC-Welt, wie sich ein Laptop für mobile Schnitt-Erfordernisse anfühlen kann. Bereits das kleinste Macbook Air kann typische Schnittaufgaben ruckelfrei erledigen und erst bei anspruchsvollen Effekten oder mehr als 4K-Auflösung fällt der Unterschied zu deutlich teureren Schnittsystemen spürbar auf. Wer solche Mehrleistung auch im mobilen Bereich sucht, muss bei Apple in der Regel mindestens 3.000 Euro auf den Händlertisch legen, um ein MacBook Pro mit einem "Max"-Prozessor zu erstehen. Und als direkte Konkurrenz zu so einem Apples MacBook Pro 16 Max darf man das Asus ProArt P16 verstehen, welches in einer ähnlichen Preisklasse startet.

Solider Reisebegleiter
Für ein 16 Zoll Gerät fällt der Laptop angenehm kompakt aus. Und trotz seines relativ geringen Gewichts von knapp 1,80 kg wirkt das Gehäuse an keiner Stelle "zaghaft", sondern durchgehend stabil und ziemlich massiv. Auch der Displayrahmen ist schmal und flach, jedoch ohne das Display selbst fragil wirken zu lassen. Allerdings muss man für eine Reise auch noch das obligatorische 200W Netzteil mit einplanen, welches inklusive aller Kabel mit weiteren 580 Gramm zu Buche schlägt. Ein MacBook Pro 16 bleibt mit dem größten 140W Netzteil in einer ähnlichen Reisegewichtsklasse (2,15 kg + 290 g). Leider besitzt das Asus Netzteil einen proprietären Stecker, während das Apple Netzteil auf USB-C setzt und damit auf Reisen auch gleich noch für das Smartphone und/oder andere Gerätschaften als Ladegerät dienen kann. Auch nicht unwichtig ist zu erwähnen, dass der Asus-Rechner seine volle Leistung nur bereitstellt, wenn er an seinem Netzteil betrieben wird. Im Akku-Betrieb ist immer nur eine reduzierte Leistung abrufbar.
Die Tastatur des Pro Art vermittelt ein angenehmes Anschlagsgefühl und eignet sich auch für längere Schreib-Sessions. Sie bietet eine ansprechende, mehrstufige Hintergrundbeleuchtung, die auch das Arbeiten bei schwierigen Lichtverhältnissen ermöglicht. An Schnittstellen findet sich im Gegensatz zum typischen Mac noch jede Menge "Legacy"-Konnektivität, was wir prinzipiell nicht verkehrt finden. Dies sind unter anderem: 1x USB 3.2 Generation 2 Typ C, 2 x USB 3.2 Generation 2 Typ A, 1x USB 4.0 Gen 3 Type-C (mit Unterstützung für Display- / Power-Delivery), 1x HDMI 2.1, 1x 3.5mm Combo Audio Jack sowie ein SD Express 7.0 Kartenslot.

Auch das 60 Hz OLED-Display kann sich wortwörtlich sehen lassen. Es liefert bei nativer 4K Horizontal-Auflösung (3840 x 2400) bemerkenswert gute Farben. Allerdings ist es wie viele hochqualitative Displays in dieser Preisregion auch spiegelnd ausgelegt, wogegen man wiederum mit einer erhöhten Helligkeit dagegen wirken kann. Dies funktioniert im grellsten Sonnenlicht dann nicht mehr ganz so gut, jedoch arbeitet man - wenn überhaupt - in der Regel ja sowieso eher an einem schattigen Plätzchen.
Modernes Innenleben
Die Innereien sind ebenfalls deutlich auf die Anforderungen gut beschäftigter "Creators" zugeschnitten und stellen den aktuellen Stand der Technik dar, wenn man unter Windows viel mobile Leistung in einem kompakten Rechner mit einem 16 Zoll Display sucht:
Als CPU findet sich ein aktueller AMD Zen 5 Strix Point Prozessor, der Ryzen AI 9 HX 370 mit beachtlichen 12 Kernen (24 Threads). Dieser bringt bereits einen integrierten KI-Beschleuniger mit 50 TOPS AI-Performance mit, die u.a. Microsoft als Anforderung für die Windows KI-Beschleunigung einfordert.
Besonders interessant ist das Gerät, weil es gleich zwei GPU-Lösungen unter seiner Haube beherbergt: Einmal eine integrierte GPU in der AMD CPU sowie eine dedizierte RTX 4070 von Nvidia. Dies ist auch für uns interessant, da wir hiermit gleich zwei Setups mit ansonsten identischen Parametern testen können.
Mobile RTX 4070 mit 128 Bit Speicherinterface
Trotz immer noch fehlender 4:2:2 10 Bit Decoding-Unterstützung sind Nvidias Grafikchips für die mobile Videobearbeitung in Windows-Rechnern meistens die GPU der Wahl. Allerdings sollte man sich als Anwender beim Laptopkauf nicht von den Desktop-Bezeichnungen der Nvidia-GPUs irreführen lassen. Denn während die Desktopvariante der RTX 4070 einen 192 Bit breiten Speicherbus besitzt, kommt die hier verbaute mobile Variante nur mit einem 128 Bit Bus daher. Dieser Bus kann deswegen auch "nur" 256 GB/s Daten übertragen, während die aktuelle Desktopversion der RTX 4070 (selbst ohne "Super" und/oder "Ti") rund das Doppelte schafft (ca. 500 GB/s). Gerade der Speicherdurchsatz ist bei Videoschnittprogrammen in der Regel der größte Flaschenhals, weshalb dieser Wert für viele Leser durchaus kaufentscheidend sein kann.
Zur Einordnung: Die mobile Nvidia RTX 4070 liegt somit nahe an einem "einfachen" Mac M2 Pro mit 200GB/s Unified Memory und sogar deutlich abgeschlagen hinter einem M2 Max mit 400GB/s Speicheranbindung. Die mobile RTX 3070 der letzten Generation bot dagegen noch rund 450 GB/s Datendurchsatz und selbst die "kleine" RTX 3060 für Laptops erreichte in unterschiedlichen TI- und Non TI-Versionen um die 300 GB/s - und damit noch mehr als die hier verbaute RTX 4070, die preislich deutlich höher angesiedelt ist.
Auch die gebotenen 8GB Speicher der mobilen RTX4070 mögen zwar aktuell noch für die meisten 4K-Zwecke in Resolve ausreichen, sabotieren aber gelegentlich bereits die benötigten Anforderungen in 8K Projekten. Bei Apple ist man hier mit der freien Speicherzuteilung durch den Unified Memory der kombinierten CPU/GPU deutlich flexibler aufgestellt.
Radeon 890M mit 24 GB Speicher
Die zweite GPU im Rechner ist in den Hauptprozessor von AMD integriert und meldet sich beim System als Radeon 890M an. Diese zweigt sich in den Default-Einstellungen vom üppigen 64 GB Hauptspeicher ganze 24 GB (!!) ab, was für eine mobile GPU schon eine ungewöhnliche Menge Speicherplatz darstellt. Der Hauptspeicher selbst ist mit ca. 110 GB/s angebunden, jedoch muss sich die GPU diesen Speicher mit der CPU teilen. Dies kann sogar ein Vorteil sein, weil dadurch im besten Fall keine Videodaten umkopiert werden müssen - allerdings scheint Resolve davon unter Windows noch keinen Gebrauch zu machen, wie unsere Tests belegen. Resolve sieht übrigens beide GPUs, jedoch lässt sich die AMD GPU erst nutzen, wenn man manuell die Nvidia GPU im Gerätemanager deaktiviert hat.

Dies führt uns direkt zum Blackmagic RAW Speed Test, der uns einen erste Einschätzung der unterschiedlichen Konfigurationen ermöglicht.
Blackmagic RAW Speed Test
Ein Blick in unsere lose gepflegte und unformatierte Blackmagic RAW Speed-Test Vergleichstabelle legt dabei ein paar interessante Datenpunkte an den Tag:
Auffällig ist zuerst einmal, dass sich der CPU-Teil (Ryzen AI 9 HX 370) mit seinen 12 Kernen in diesem Testfeld den Spitzenplatz aller von uns bisher getesteten Notebooks holt. Dies ist insofern relevant, weil die CPU damit das RAW-Encoding komplett übernehmen und die GPU für andere Effekte entlasten kann. Diese Leistung kann analog ebenfalls hilfreich sein, wenn Codecs zum Einsatz kommen, die nicht durch einen Hardware Decoder unterstützt werden (beispielsweise 10 Bit 4:2:2).
Die zweite "Überraschung" ist die Leistung der mobilen Nvidia RTX 4070. Sie performt in diesem Test ungefähr so schnell wie die gleiche GPU im Lenovo Yoga 9, allerdings bleibt auch hier die reduzierte Leistung der Datentransferrate gegenüber einem Macbook mit M3 Prozessor deutlich sichtbar. Dieses Mac Modell in einer ähnlichen Preisklasse decodiert Blackmagic RAW Files mehr als doppelt so schnell!

Nicht so überraschend findet sich dann noch die integrierte AMD-GPU Radeon 890M fast am Ende des Testfeldes. Hier sind weder Rechenleistung noch Speicherdurchsatz ausreichend, um in performanten 8K-Gefilden mitzuspielen. Dennoch sollte man das Ergebnis immer im Vergleich sehen und so rechnet die 890M immerhin auf Augenhöhe mit einer mobilen Nvidia GTX 1660 Ti. Für eine integrierte GPU ist dies eine durchaus bemerkenswerte Leistung.

Benchmarks in Resolve 8K
Werfen wir nun direkt einen Blick auf unseren Resolve-Benchmark in 8K, der immer noch unser Maß der Dinge für potente Laptops darstellt. Wir basteln immer noch an einem umfassenderen Benchmark, jedoch wollen wir in diesem auch die NPU-Leistung einfließen lassen. Die aktuelle Version von Resolve 19 scheint jedoch die hier vorliegende AMD-NPU noch nicht zu unterstützen. Also bleibt es für das Asus Notebook nochmal alles beim "Alten"...
Workstation 8K Benchmark, Resolve 17 /18/19 | ||||||
MODELL | 50 Curved CC Nodes 24p | Motion Blur Better,Large,30.0 | Spatial NR, small, 50,50 | Spatial NR, large,100,100 | Temp NR 1 faster small 50 50 50 | Temp NR 2 better large 50 50 50 |
ProArt P16 Radeon 890M | 3,5 | 3 | 4,5 | 1,5 | 4,5 | 2,5 |
Mac Mini M2 8GB | 8,25 | 3,5 | 6,5 | 2 | 5,25 | 2,5 |
MacBook M1 Pro | 11,5 | 6 | 3,5 | 1 | 9 | 4,5 |
ProArt P16 mobile RTX 4070 | 6 | 8,5 | 12,75 | 4 | 12,5 | 6,5 |
Lenovo Yoga 9i mobile RTX 4070 | 7,25 | 8,5 | 13,25 | 4 | 12,5 | 6,5 |
MSI Z17 mobile RTX 3070 Ti | 6,5 | 11 | 15,5 | 4,5 | 15,5 | 8,5 |
MacBook Pro 2023 M3 Max 128GB | 24 | 13,25 | 24 | 6,5 | 19,5 | 10,5 |
AMD RX 7900 GRE | 12,75 | 17,5 | 18,5 | 5,5 | 24 | 14,5 |
Nvidia RTX 4080 Super (Desktop) | 15,25 | 22,25 | 24 | 9,5 | 24 | 16,5 |
Alle Benchmarks unter Version 17.4-/18.x/19.0 von DaVinci Resolve Studio. Alle Spalten beschreiben die Wiedergabe in fps. Die Messungen wurden ohne aktive Scopes sowie ohne eine aktive Vorschaukarte ermittelt. |
Bei den gestackten Farbkorrektur-Nodes (erste Spalte) hat Apple seit längerem die Nase weit vorn. Wir führen dies auf die Unified Memory Architektur zurück. Diese besitzt das ASUS ProArt P16 zwar auch, hat jedoch dabei offensichtlich mit zwei Hürden zu kämpfen: Aufgrund der externen Anbindung der Nvidia GPU kann diese ihren Speicher nicht mit dem Unified Memory teilen und daher diesen Vorteil schon auf Hardware-Ebene nicht nutzen. Dies könnte dagegen prinzipiell die interne AMD-GPU, jedoch wird dies offensichtlich dennoch nicht aktiv unterstützt. Der Grund könnte hier a) im OpenCL-Treiber oder b) bei Resolve zu suchen sein - auf jeden Fall scheinen noch keine Unified Memory Synergien wie im Metal-Code-Pfad genutzt zu werden. Und so wird auch das ProArt P16 wie fast jeder andere Windows Laptop in dieser Testsektion von Apple deutlich abgehängt.
In den anderen Tests rechnet AMDs Radeon 890M ungefähr auf Augenhöhe mit den kleinsten Apple M-Prozessoren, wie sie beispielsweise in den MacBook Airs oder den günstigen Mac Minis verbaut werden. Dies lässt in Zukunft gute Ergebnisse für preisgünstige AMD-Notebooks ohne dedizierte GPU erwarten.
Aber natürlich sind die Ergebnisse mit aktivierter Nvidia RTX 4070 für die Interessenten dieses Laptops noch interessanter: Zusammengefasst hier war ein Macbook Pro M3 Max bei anspruchsvollen GPU-Effekten unter Resolve durchgehend über 60 Prozent schneller - und das bei einem ähnlichen Preis. Der reduzierte Speicherdurchsatz der mobilen RTX 4070 macht sich hier leider sehr ungünstig als deutlicher Flaschenhals bemerkbar.
Fazit
Wenn es um mobile Videobearbeitung geht, ist ein schnelles Speicherinterface der Schlüssel zu relevanter Performance. Apple stellt hier mit dem M3 Max aktuell bis zu 400 GB/s bereit, die sich auf einer Windows-Notebook-Plattform erst mit einer mobilen RTX 4080 erreichen lassen. Die hier verbaute RTX 4070 liefert dagegen weitaus weniger Leistung ab, was sie bei Einsatz unter Resolve zu keiner preislich interessanten Wahl macht. Auch wenn die restlichen Komponenten des Asus ProArt 16 überzeugen können, liefert ein Macbook mit M3 Max Prozessor hier im direkten Vergleich deutlich mehr "Resolve-Performance" fürs Geld.
