Test Adobe Audition 2.0 Review

Adobe Audition 2.0 Review

Adobe und Audio? Bis vor zwei Jahren klang dies noch komplett unvorstellbar. Nun liegt Audion bereits in der Versionsnummer 2 vor.

// 15:49 Fr, 3. Feb 2006von

Wer Videos professionell bearbeiten will, kommt um einen guten Ton nicht herum. Doch im Gegensatz zu professionellen Musikprogrammen wie Cubase und Logic liegen die Schwerpunkte bei der Videonachvertonung etwas anders. Nicht umsonst gilt auf diesem Gebiet ProTools als der Stand der Dinge. Mit Audition 2 zielt Adobe jedoch jetzt klar auf diesen Platzhirschen.






Vorüberlegungen

Was unterscheidet eigentlich ein klassisches Musikprogramm wie Cubase von Programmen wie ProTools. Um es gleich vorweg zu nehmen: Immer weniger. Vor ein paar Jahren ging es hierbei noch um die professionelle (weil absolut synchrone) Koppelung von Video- und Audio-Gerätschaften. Doch gerade in kleineren Studios liegen die Videos meist schon auf der Festplatte des Cutters, der (bei kleinen Projekten) auch gleich für den Ton mitverantwortlich ist. Daher ist es vor allem wichtig, dass das Programm Videodateien öffnen und synchron zum Ton anzeigen kann. Diese Disziplin beherrschen heute bereits fast alle Audio-Editoren. Ebenfalls wichtig ist es, dass man die Audiospur eines Videofiles direkt beschreiben kann, ohne die Videospur anzutasten. Rekomprimierung ist ja bekanntlich uncool. Auch das können heute schon viele Programme. Ein echtes Unterscheidungsmerkmal ist daher vor allem das Zusammenspiel mit einem Videoschnittprogramm, wie eben Avid mit den ProTools. Um eine echte Konkurrenz für diese Kombination darzustellen, brauchte Adobe natürlich eine gute Audioanbindung für Premiere. Und aus dieser Überlegung wurde Audition geboren.



Doch anstatt die Software komplett neu zu entwickeln, kaufte Adobe den beliebten Audioeditor


Cool Edit Pro von Syntrillium Software auf und machte sich daran, dieses Tool an die Anforderungen der Videoeditoren anzupassen. In der ersten Version machte das Programm dabei noch einen eher unintegrierten Eindruck. Die Oberfläche war alle andere als Adobe-typisch und der Unterschied zu der Vorgängerversion Cool Edit Pro nicht gerade groß.






Oberfläche...

Mit der neuen Version 2.0 hat sich dies jedoch spürbar geändert. Quasi in einem Aufwasch hat Audion nun auch die nagelneue Adobe-Oberfläche mit den klebenden Fenstern geerbt. Die Applikation passt nun viel besser in Adobes Bedienkonzept mit den verschiebbaren Reitern und frei definierbaren Arbeitsoberflächen.



Die Oberfläche von Audition ähnelt nun den übrigen Adobe Programmen aus dem Production Studio.
Die Oberfläche von Audition ähnelt nun den übrigen Adobe Programmen aus dem Production Studio.







... und darunter

Die eigentlichen Neuerungen warten jedoch „unter der Haube“: Die neue Version des Programms wurde intern komplett auf echte ASIO-Unterstützung getrimmt. ASIO ist eine Schnittstelle zwischen Soundkarte und dem Programm, die sehr niedrige Latenzzeiten ermöglicht. Diese Schnittstelle kommt eigentlich aus Musikerkreisen und sorgt dafür, dass zwischen einem Tastendruck auf einem Keyboard und der erzeugten Note am Computer nicht zu viel Zeit verstreicht. Früher gab es nur für teure Spezialsoundkarten ASIO-Treiber, heute liefert fast jeder Hersteller entsprechende Treiber mit. Doch was hat man bei der Videonachvertonung von der ASIO-Unterstützung?



In erster Linie profitiert man vom „Direct Monitoring“-Feature. Will man sich bei Aufnahme im Kopfhörer selber hören, so wird das Tonsignal nun so schnell durch den Rechner geschleift, dass es nicht mehr zu irritierenden Verzögerungen kommt.


Ansonsten bringt ASIO eigentlich nur etwas, wenn man den PC auch als Tonstudio nutzt. Nimmt man beispielsweise eine Gitarre auf, so kann man diese schon beim Einspielen mit einem daraufgelegten Software-Effekt hören (z.B. Verzerrer oder Hall). Wenn die Soundkarte über mehr als zwei Eingänge verfügt, sorgt ASIO zusätzlich für das korrekte Timing zwischen den Spuren.


Und genau in diesem Bereich sind eigentlich die größten Neuerungen von Audition zu finden. Das Programm ist nun ein echter Multitracker geworden. Es kann mehrere Spuren gleichzeitig aufnehmen, über einen integrierten Mixer Echtzeit-Effekte einschleifen, auch von externen Mixern gesteuert werden und Änderungen im Mixer live aufzeichnen. Also (fast) alles, was man aus einem Tonstudio so kennt. Echte Profis dürften sich zudem über den automatischen Latenzausgleich freuen. Was gegenüber einem professionellen Musikprogramm noch fehlt ist MIDI-Aufzeichnung und die damit verbundenen Software-Synthesizer.





Wozu?

Da die wenigsten Anwender in Ihrem Videostudio Mehrspuraufnahmen machen, stellt sich die Frage, was man mit diesen Funktionen praktisch anstellen kann. Wir sehen hauptsächlich zwei primäre Anwendungsfälle für den Mehrspur-Tracker in Audition: Das wäre einmal das Sampleloop-basierte Zusammenstellen von Soundtracks und das Sounddesign. Dank der (mittlerweile unendlich) vielen Spuren kann man Geräusche und ausgefallene Töne sehr schön zusammensetzen und stundenlang mit Effekten daran feilen. Auch wer Audition nach wie vor „nur“ als Wave-Editor verwendet profitiert von den Echtzeiteffekten im neuen Master-Rack. Während des Abspielens können diverse Effekte auf den Clip gelegt werden und in Echtzeit verändert werden. Preview Ade.






Sonstige Neuheiten

Gerade als Klangrestaurator bietet Audion nette Neuerungen: So gibt es jetzt einen echten Multiband-Kompressor und die Spektralansicht hat jetzt ein Lasso-Werkzeug bekommen, um störende Geräusche noch leichter lokalisieren und entfernen zu können. Dazu gibt es diverse Phasen-Analyse-Tools, die gerade beim professionellen Mastering eine echte Hilfe darstellen.



Auch das funktionelle Zusammenspiel mit Premiere scheint auf den ersten Blick gelungen. So lässt sich ein beliebiger Tonclip aus Premiere beispielsweise direkt in Audition öffnen. Nach der Bearbeitung liegt der Clip dann verändert in der Premiere Timeline. Doch dieses Zusammenspiel ist weder neu noch innovativ. Andere Programme unterstützen schon lange die einfache Einbindung eines externen Audio-Editors. Wir hätten uns in diesem Bereich eigentlich etwas mehr erwartet.






Surround

Selbst wenn das Programm nun auf dem Papier Surround-Sound unterstützt, kann der integrierte Surround-Mischer nicht überzeugen. Im Mischpult gibt es keine explizite Platzierungsmöglichkeit des Audio-Tracks im Raum. Stattdessen muss man jede einzelne Spur im Encoder nacheinander platzieren. Dabei kann man nicht einmal die einzelnen Spuren zusammen im Mix anhören. In dieser Hinsicht bietet Premiere deutlich mehr.



Audition bietet im Mixer keinen Surround-Panner (wie Premiere, oben), sondern man muss jede Spur einzeln durch den Surround-Encoder jagen.
Audition bietet im Mixer keinen Surround-Panner (wie Premiere, oben), sondern man muss jede Spur einzeln durch den Surround-Encoder jagen.



Daher stellt sich die Frage, weshalb man ein Mehrspurprojekt überhaupt in Audition anlegen sollte. Denn (im Gegensatz zu Final Cut Pro mit Soundtrack) lassen sich Mehrspurprojekte auch nicht zwischen den Anwendungen austauschen. Für Dynamic Link zwischen Audition und Premiere gibt es daher noch viel zu tun.


Vielleicht sollte Premiere Pro auch einfach nur Rewire unterstützen (Audition kann´s schließlich auch). Dann ließen sich die beiden Applikationen einfach synchronisieren und ein Zusammenspiel würde deutlich mehr Sinn machen.








Fazit

Die Frage ist, in welche Richtung Audition eigentlich tendiert. Als Soundfile-Editor macht das Programm eine gute Figur, in der neuen Version auch beim Mastering. Als Multitracker fehlte uns jedoch die sinnvolle Anbindung an Premiere Pro. Wer seine Videos in Audition vertont, muss auf den bequemen Sourround-Mix verzichten, außerdem lassen sich während der Vertonung dann keine zeitlichen Änderungen mehr am Video vornehmen. Wer dagegen im Premiere ein Mehrspur-Projekt anlegt, verzichtet auf die ausgezeichneten Mastering-Tools bei der Mehrspurabmischung und den automatischen Latenzausgleich. Als einziger Verbindungsweg bleibt der Mehrspur-Export in diversen Einzelfiles. Im direkten Vergleich mit Sonys Vegas hinkt die Adobe-Kombination daher etwas hinterher. Denn gerade Vegas zeigt momentan am besten, wie optimal integrierte Audio-Funktionen in einem Videoschnittprogramm aussehen können. Und wirft damit gleichzeitig die Frage auf, warum man diese Funktionen überhaupt auf zwei Programme aufspalten muss. Unter diesem Aspekt ist Audition einfach nur ein ziemlich guter Waveform-Editor im Adobe Gewand sowie ein technisch tadelloser Multitracker, der seine Stärken jedoch nicht in einer echten Integration mit den übrigen Adobe-Produkten zeigen kann.


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