Für einen Camcorder würden die technischen Daten der Lumix DMC-LX2 verführerisch klingen:
Aufzeichnung mit 720p, ein Weitwinkel-Objektiv mit 28mm (KB), Speicherung auf SD-Karte als sofort editierbares Quicktime (Foto-Jpeg, intraframe) und optischer Bildstabilisator. Wer dann noch den Listenpreis von 549 Euro hört würde diesen Camcorder wohl ungesehen als sicheren Verkaufsschlager einstufen. Doch die Sache hat natürlich einen Haken: Die Lumix DMC-LX2 von Panasonic ist eigentlich eine Digitalkamera und kann 720p nur mit 15 Bildern pro Sekunde aufzeichnen.

Doch wer sich noch an die guten alten Super8-Zeiten erinnert, weiß vielleicht dass bei diesem Format bereits 18 Bilder pro Sekunde ausreichten, um einen einigermaßen flüssigen Bewegungsablauf darzustellen. Außerdem versprechen ja mittlerweile viele Software-Programme mit Slow-Motion-Algorithmen die fehlenden Frames durch Software-Interpolation zu errechnen.
Ausstattung
Doch kommen wir zuerst einmal zur Kamera selbst. Der Weitwinkelbereich ist mit 28mm bezogen auf KB eine kleine Sensation. Uns ist schlichtweg kein hochauflösender Camcorder bekannt, der ohne Zusatzlinsen mehr als 32mm schafft. Die Trapezverzerrungen bleiben dabei selbst im extremen Weitwinkel im Rahmen, sind jedoch schon wahrnehmbar. Der optische Bildstabilisator arbeitet je nach Motiv gut bis sehr gut. Er ist wohl auch in erster Linie für Fotografie optimiert, denn bei Videoaufnahmen aus der Hand kommt es manchmal zu ruckelnden Bildverschiebungen. Wer jedoch ein Stativ benutzt oder langsam schwenkt wird mit ziemlich ruhigen Bildern belohnt. Der hochauflösende Videomodus ist nur benutzbar, wenn man eine SD-Karte ins Gerät einschiebt. Diese sollte auch mindestens 10 MB/s lesen und schreiben können. Mit einer Transcend 133x-Karte gab es von unseres Seite aus während des Tests keinerlei Probleme. Zum Fokussieren gibt es eine Bildvergrößerung auf dem Display, jedoch fällt eine echte Schärfe-Einschätzung (wie auch bei anderen HDV/AVCHD-Modellen) über das Display schwer.
Bedienung
Die Bedienung der Kamera ist eigentlich ziemlich gelungen. Natürlich hält man hier keinen echten Camcorder in der Hand, hat man das Joystick-Prinzip jedoch einmal durchschaut, lassen sich Parameter wie Schärfe oder Blende schnell verändern. Die Einstellmöglichkeiten gehen dabei sogar über vieles hinaus, was Einsteiger-Camcorder bieten. Beispielsweise lässt sich der Weissabgleichsfarbraum sehr detailliert von Hand nachjustieren.
Ein großes Manko gibt es allerdings bei der Bedienung: Im Video-Modus lies sich der Zoom-Bereich nicht verändern, solange die Aufnahme läuft. Das Motiv muss also schon vor der Aufnahme mit fester Brennweite bestimmt werden.
Compressio sine qua non
Das von der Lumix benutzte Quicktime-Format ist einfaches Photo-JPEG (bzw. M-JPEG) mit einer Datenrate von ca. 10MB pro Sekunde. Bevor wir uns mit der Komprssionsgüte befassen, schauen wir doch einmal, was der Intra-Frame-Codec gegenüber DV leisten muss:
Bei DV müssen pro Sekunde 10368000 Pixel (720x576x25) verarbeitet werden. Bei 720p15 wandern dagegen 13824000 Pixel (1280x720x15) durch den Codec. Gegenüber DV beträgt die Pixelinformationsmenge somit 33 Prozent mehr, bzw. liegt um den Faktor 1,33 höher. Die Kamera schreibt M-JPEG mit ca. 10MB/s auf die Karte, was im Umkehrschluss ungefähr einem M-JPEG-PAL-Videostrom mit 7 MB entsprechen sollte. Und wer noch aus der Zeit des M-JPEG-Schnitts kommt, weiß, dass mit so einer Datenrate praktisch artefaktfreie Aufzeichnung mit 4:2:2 möglich ist.
Bildqualität
Dies führt uns direkt zur Bildqualität. Aus Zeitgründen konnten wir die Kamera nicht durch unserem Camcorder-Parcours laufen lassen. Dies wäre im direkten Vergleich zu waschechten Camcordern mit 25 Bildern Pro Sekunde allerdings auch nicht fair gewesen. Für eine Einschätzung der Schärfe hat es jedoch gereicht, und da schlägt sich die Panasonic Lumix DMC-LX2 gar nicht mal so übel. Sie liegt mit der Bildschärfe im 720p-Modus ungefähr auf dem Niveau des Sony HC3 und deutlich über normalen DV-Camcordern.

Auch die Artefaktbildung hält sich in Grenzen. Den Farben merkt man allerdings deutlich an, dass sie einem EinChip-Modell entstammen. Bleibt die Frage, wie sich die 15 Bilder pro Sekunde auf die Bewegtbildwahrnehmung auswirken.
Hierfür möchten wir euch zwei Testclips nicht vorenthalten. Beide wurden an einem trüben Wintertag gemacht, leider war zum Testzeitpunkt das Wetter alles andere als optimal.
Der erste Clip zeigt einen durchfahrenden Bus. (Ebenfalls schön am zu sehen, die leichte Verzeichnung an den Laternen bei vollem Weitwinkel). Die Geschwindigkeit des Busses macht die Aufnahme ohne Nachbearbeitung praktisch unbrauchbar.

Hier der Bus-Clip zum Download, ca. 5,5 MB, Mov-Datei.
Anders dagegen der zweite Clip (36,5 MB) mit viel Bewegung auf einem Jahrmarkt. Hier fällt einem ungeübten Seher zuerst nicht unbedingt auf, dass es sich bei dieser Aufnahme nur um 15 FPS handelt. Beim Schwenk lässt sich das Ruckeln jedoch auch nicht verbergen. Wer also seine Motive mit Sorgfalt wählt, kann zumindest die gröbste Ruckelei ausschließen.

Hier der Jahrmarkt-Clip zum Download, ca. 36,5 MB, Mov-Datei.
Bearbeitung
Wir wollten jedoch wissen, ob sich mit moderner Software nicht die fehlenden Zwischenbilder einfach erzeugen bzw. simulieren lassen. Über einen externen Card-Reader ließen sich die Quicktime-Dateien schnell von der SD-Karte auslesen und in ein Editing-Programm ziehen. Diese Übergabe der Videos wirkt dabei so komfortabel gegenüber HDV und AVCHD, dass man sich fragen muss, warum bei den semiprofessionellen Formaten immer noch so kompliziert zugeht.
In der Praxis mussten wir leider feststellen, dass Programme wie Premiere oder Edius bei der Bildauffüllung nur geisterhafte Zwischenbilder erzeugen. Beim Abspielen wirken die Aufnahmen dann zwar tatsächlich flüssiger aber auch irgendwie matschig oder verschwommen.

Dadurch wird der Abstand zu einer guten DV-Aufnahme ziemlich nivelliert. Dies war für uns Grund genug, das Experiment fürs erste abzubrechen. Bei Gelegenheit wollen wir die Konvertierung noch einmal mit teuren Spezialprogrammen versuchen, jedoch stehen die Anschaffungspreise dieser Programme in keinem Verhältnis zur Panasonic Lumix DMC-LX2. Vielleicht hat ja auch der eine oder andere Leser Lust, die obigen Original-Aufnahmen zu „entruckeln“. Wir wären auf jeden Fall auf weitere Ergebnisse gespannt.
Fazit
Die Kamera selbst fasziniert und zeigt in vielen Bereichen, was heute eigentlich schon bei günstigen Camcordern möglich sein könnte: Ein 28mm-Weitwinkel, direkte Festspeicher-Aufnahme nach Quicktime mit einem Intraframe-Codec und bequemste Nachbearbeitung. Dazu kommt eine gar nicht mal schlechte Bedienung. Wenn man bedenkt, dass die günstigste HDV-Cam heute ca. 1000 Euro im Versand kostet, kann man der Panasonic Lumix DMC-LX2 mit einem Online-Ladenpreis von ca. 450 Euro zumindest eines attestieren: Mit Ihren 15 FPS bietet sie zum halben Preis mehr als nur halbes HDV, denn das wären ja 12,5 FPS. Aber im Ernst: Wenn die Kamera 25 FPS beherrschen würde, wäre sie definitiv ein Geheimtipp für das eine oder andere Low-Budget Filmprojekt. Momentan ist das Gerät als HD-Ersatz jedoch nur für sehr experimentierfreudige Filmer zu empfehlen.
Ein Ausblick sei jedoch erlaubt: Einfache Speicherkarten schaffen heute schon über 20 MB/s und die nächste Lumix-Generation kommt bestimmt. Bleibt nur die Frage, was dann normale HDVs und AVCHDs im Laden kosten.