Monitore bieten in der Regel eine Menge Einstellmöglichkeiten, die nicht jeder Anwender einschätzen kann. Die Anforderungen an eine möglichst korrekte Darstellung von Helligkeit, Kontrast und Farben richten sich nach dem vorhandenen Videomaterial und dem bevorzugten Arbeitsfarbraum. Es gibt auf slashCam einen informativen Grundlagenartikel zum Thema Farbraum dazu.
Farbraum
Prinzipiell lassen sich sechs Arbeitsfarbräume skizzieren, die für Video, Film, Kino, Fernsehen und Broadcasting relevant sind: EBU (PAL, SDTV, Rec.601), SMPTE-C (NTSC), Rec.709 (PAL, HDTV), sRGB (Web), DCI (Digitales Kino) und Rec.2020 (UHD/4K). Sie unterscheiden sich hinsichtlich Weißpunkt, Tonwertkurve (Gamma) und Farbraum:

Für die meisten Filmer werden Monitore mit Standard-Farbraum ausreichen, um das Videomaterial im gewünschten Arbeitsfarbraum betrachten zu können. Die Umrechnung der Farbwerte der Kamera in jene des Monitors sollten hinsichtlich Quantität (Farbraumgröße) und Qualität miteinander korrelieren. Die meisten video-relevanten Arbeitsfarbräume werden vom sog. Standard-Farbraum (sRGB oder 72% NTSC) abgedeckt. Nur wer mit DCI, Rec.2020 oder HDR arbeitet, benötigt einen Bildschirm mit erweitertem Farbraum. Der Farbraum der Rec.2020 ist allerdings so groß, dass ihn derzeit kein Gerät vollumfänglich abbilden kann. Da aber auch noch kein Aufnahmegerät derartige Farben aufnehmen kann, ist dies zweitrangig.
Der präferierte Arbeitsfarbraum sollte möglichst per Bildvoreinstellung übers OSD (On-Screen-Display) vom Monitor direkt angeboten und werksseitig genau justiert sein. Andernfalls müsste man den Monitor entsprechend kalibrieren, um am Bildschirm verlässliche Farben angezeigt zu bekommen. Dafür gibt es zwei Wege, per Software und Messsensor über die LUT der Grafikkarte (Software-Kalibration) oder direkt über die Monitor-Hardware (Hardware-Kalibration). Letztere ist die qualitativ bessere, da eine Software-basierte Kalibration immer mit Tonwertverlusten einhergeht, durchschnittlich etwa 15 Prozent. Bei einer 8-Bit-Verarbeitung bleiben von 16,7 Mio. verschiedenen Tonwerten also nur noch 10,3 Mio. Tonwerte übrig.
Weißpunkt
Der empfohlene Weißpunkt ist bei fast allen video-relevanten Farbräumen 6500 Kelvin. Die Spezifikation von DCI erlaubt aber auch andere Weißpunkte, etwa 5000 Kelvin oder 6100 Kelvin. Der Weißpunkt des Monitors sollte möglichst nah am Zielwert sein, also 6500 K. Der Farbabstand vom Zielwert wird (in Tests und auch unter Profis) meist mit DeltaE angegeben. Als tolerabel gelten hier Farbabstände von bis zu 2 DeltaE. Werte darüber werden vom Auge schon deutlich wahrgenommen. Gehobene Monitore besitzen einen Stabilisierungsschaltkreis, der den Weißpunkt nach dem Einschalten über den Tag hin versucht, konstant zu halten. Normalerweise unterliegt er Schwankungen, zum Teil von 150 K und mehr.
Helligkeit
Ein Monitor sollte möglichst hell leuchten können. Standard für die maximale Helligkeit sind derzeit Werte von 300 – 350 Cd/qm. Zum Arbeiten reichen je nach Intensität des Umgebungslichts in der Regel bereits 120 – 150 Cd/qm völlig aus. Das schaffen also alle aktuellen TFT-Displays mit links – und das auch noch nach Jahren. Erst recht, weil LEDs deutlich langsamer altern als die Kaltkathoden-Backlights vergangener Jahre.
Schwarzpunkt
Der Schwarzpunkt oder die minimale Helligkeit sollte möglichst tief liegen (0,1 Candela pro Quadratmeter, Cd/qm). Je schwärzer das Schwarz, desto höher ist der maximale Kontrast Darüber hinaus sollte das Schwarz auch möglichst neutral, unbunt sein. Die Intensität der Farbabweichung (Chromazität) wird mit DeltaC (Chroma) beschrieben. Sie sollte 0,4 DeltaC nicht überschreiten.
Kontrast
Der Kontrast beschreibt den Helligkeitsabstand von zwei Bildpunkten. Der max. Kontrast ist also das Verhältnis vom hellsten zum dunkelsten Bildpunkt und wird mittels der maximalen und der minimalen Leuchtdichte ermittelt. Anzustreben sind Werte über 1000:1. Für die meisten Monitore ist dies kein Problem. (0.1cd/m2 Schwarzwert und 120cd/m2 Weißwert entsprechen z.B. 1200:1)
Die Industrie versucht derzeit, mit der neuen (noch nicht verabschiedeten) HDR-Spezifikation (High Dynamic Range) ein Qualitätssiegel zu etablieren, dass die verbesserte Qualität der Pixel bei Fernsehern beschreibt. Zu den Eckpunkten gehören ein 10-Bit-Panel, HDMI 2.0a, der Kino-Farbraum DCI-P, eine Helligkeit von 1000 Cd/qm sowie eine direkte Hintergrundbeleuchtung. Bis auf die Helligkeit erfüllen die besseren Monitore diese Anforderungen bereits. Da genau genommen von der Spezifikation nur 1000 verschiedene Helligkeitsabstufungen gefordert werden, sollte auch dies kein Problem sein. Lediglich der DCI-P3 Farbraum kann ausschließlich von Monitoren mit erweitertem Farbraum dargestellt werden, da DCI-P3 ca. 85% NTSC entspricht und damit mit sRGB (72%) Monitoren nicht dargestellt werden kann.
Homogenität
Ein Bildschirm sollte hinreichend gleichmäßig ausgeleuchtet sein. Wolkige Flächen verschlechtern die Beurteilung einer Aufnahme enorm. Helligkeitsabweichungen sollten über die gesamte Fläche im Maximum 10 Prozent nicht überschreiten, während die Farbdrift nicht über 2 DeltaC hinausgehen sollte. Fast alle Hardware-kalibrierbaren Modelle und die gehobene Mittelklasse der übrigen Monitore wartet mit einem sog. Flächenabgleich auf. Damit können die Helligkeits- und Farbwerte auf Pixelebene angepasst werden, was zu einer Verbesserung der Homogenität führt.
Graustufen
Die einzelnen Graustufen sollten voneinander gleichmäßig abgestuft liegen und farblich neutral erscheinen. Die maximale Farbdrift sollte 1,0 DeltaC nicht übersteigen.
Tonwertkurve/Gamma
Mit dieser Korrekturfunktion wird bei einem Monitor die Zunahme der Helligkeit (eine lineare Funktion) auf die Empfindlichkeit des menschlichen Auges (nichtlineares Empfinden) angepasst. Während die Helligkeitszunahme in dunklen Bereichen vom Menschen steiler wahrgenommen wird, sinkt sie in hellen Bereichen. Ein Gamma von 2.2 wird als ideal angenommen. sRGB besitzt eine eigene S-förmige Tonwertkurve, die der menschlichen Wahrnehmung angepasst ist. DCI nimmt mit einem Gamma von 2.6 eine Ausnahmestellung ein.
Oliver Krüth