Optik und digitale Ästhetik
Dies führt uns natürlich direkt zu den stark eingeschränkten Möglichkeiten der verbauten Smartphone-Optik. Meist ist nur ein digitaler Zoom möglich. Solange man keine Qualitätseinbußen durch faktisch geringere Auflösung in Kauf nehmen will, ist man dadurch auf die verbaute, feste Brennweite des Smartphones festgelegt.
Einen ND-Filter sucht man ebenso vergeblich, wie ein Filtergewinde um eventuell etwas Vergleichbares überhaupt vor der Optik befestigen zu können. Zoom- und Weitwinkel-Vorsätze reduzieren die Qualität der Smartphone-Aufnahmen in der Regel deutlich.
Durch den kleinen Sensor und die meist geringe Brennweite sind große Bereiche der Bildtiefe immer scharf, was grundsätzlich eine digitale Ästhetik vermittelt. Abhilfe verschaffen hier neuerdings Algorithmen, die bei sehr teuren Smartphones aus (mindestens) zwei Optiken eine digitale Tiefenschärfe errechnen, die allerdings im bewegten Bild vor allem mit viel digitalen Charme glänzt.

Cinematische Techniken wie analoge Schärfeverlagerungen sind somit am Smartphone kaum praktizierbar und werden ebenfalls -wenn überhaupt möglich- auf der digitalen Ebene der Postproduktion in einer App gelöst.
Codec und Datenhandling
Aufgrund der großen Datenmengen, die bei einer Videoaufnahme anfallen und dem gleichzeitig meist stark beschränktem Speicher im Smartphone, werden Videoclips meist extrem komprimiert. Auch hier hat eine möglichst geringe Datenrate höchste Priorität. Schon bei leichten Farbkorrekturen in der Nachbearbeitung werden hier schnell Artefakte sichtbar. Höhere Datenraten oder "bessere" Codecs zur Aufnahme lassen sich in der Regel nicht auswählen.
Dazu "leiden" die meisten Smartphones bei der Aufzeichung unter variabler Framerate, VFR. Tatsächlich werden hier (wohl auch unter anderem aus Datenreduzierungsgründen) immer wieder einzelne Frames verlängert oder gezielt ausgelassen. Außer Final Cut Pro X lernen erst gerade ein paar andere Schnittprogramme mit dieser Anomalie korrekt umzugehen. Beherrschen sie dagegen den Umgang mit VFR nicht, kommt es immer wieder zu Problemen mit der Synchronisation. Nach unserem Wissen gibt es auch keine Möglichkeit VFR bei der Aufzeichnung zu deaktivieren.

Auch das Datenhandling verliert am Smartphone seine Trivialität. Während man bei einer normalen Kamera das Speichermedium einfach wechseln, kopieren oder auch mechanisch archivieren kann, will der meist fest verbaute Speicher eines Smartphones erst einmal ausgelesen sein. Hier gilt es schon als Pluspunkt, wenn man den Speicher per USB-Kabel auslesen darf, meist führt der Weg jedoch über eine drahtlose Verbindung quer durch die Cloud. Selbst ein Dateimanager, der einem wahlfreien Zugriff auf die Clipdateien hat. will erst einmal organisiert sein, sofern das Smartphone-Betriebssystem den Zugriff auf einzelne Files zur Übertragung mit Apps von Drittherstellern nicht sogar komplett unterbindet. Ein Zugriff auf die Dateien kann dazu die Kamera-App blockieren, weshalb man in diesem Fall die Kamera während der der Datenübertragung nicht weiter nutzen kann.