Die von uns vor 8 Monaten zusammengeschrieben Regeln bei der Komponentenauswahl für einen Videoschnitt PC ist grundsätzlich noch gültig, allerdings hat sich bei den faktischen Auswahlmöglichkeiten für ein eigenes System doch einiges geändert. Darum wollen wir uns wieder einmal ansehen, welche Optionen aktuell (Frühling 2025) beim Kauf eines Rechners für die Videobearbeitung in unseren Augen besonders vorteilhaft erscheinen.
Apple Mac
Wer sich wenig Gedanken zur Konfiguration (s)eines PCs machen machen will, ist mit einem Apple Mac in der Regel besser bedient. Tatsächlich gibt es heutzutage sogar zahlreiche Macs, die für die Videobearbeitung günstiger sind als vergleichbare Windows-PCs. Dies gilt vor allem, wenn man am PC eine vergleichbare Abstimmung von Speicherdurchsatz, GPU-Leistung und Hardware-Codecs sucht.
Fast alle Mac Minis und die Studio Macs bieten grundsätzlich eine runde Gesamtleitung für die Videobearbeitung. Neu ist, dass seit dieser Generation auch schon die günstigsten Basisausstattungen genug Zukunftssicherheit für die meisten Anwendungsfälle mitbringen. Das heißt für Videobearbeitung konkret 16 GB schnelles RAM mit mindestens 120 GB/s Speicherdurchsatz. Die relativ kleinen internen SSDs der Einstiegsmodelle lassen sich dagegen gut mit externen Speicherlösungen kompensieren, um die man als Videowerker mit erhöhtem Datenaufkommen in der Regel sowieso nicht herumkommt.
Allerdings lässt sich kein aktueller Mac auf topaktuelle GPU-Höchstleistung trimmen. Denn obwohl es sogar noch sündteure Mac Pros mit PCIe-Slots gibt, existiert keine Möglichkeit hiermit AMD-, Intel- oder Nvidia-GPUs anzusprechen - es gibt schlichtweg keine GPU-Treiber für Apples Silicon Plattform. Und auch auf der auslaufenden Mac Pro / Intel Plattform stehen keine Treiber mehr für zeitgemäße GPUs bereit.
Wer besonders viel GPU Rechenleistung für seine Effekte sucht, bekommt momentan am Mac maximal ca. 32 TFLOPS FP32-Rechenleistung (M3 Ultra mit 80-Core GPU, ab ca. 6800 Euro) zu kaufen - während man bei Nvidia auf dem Papier für 2.230 Euro mehr als die dreifache GPU-Rechenleistung erwerben kann (ca. 105 FP32-TFLOPS, RTX 5090). Allerdings liegen die aktuellen Ladenpreise hier aufgrund der schlechten Verfügbarkeit eher bei 3.000 Euro.
"On top" bekommt man dafür mit einer Nvidia-Karte auch noch eine sehr gute Unterstützung für KI-beschleunigte Effekte unter Resolve. Und im Falle einer RTX 5090 verfügt man auch noch über 32 GB dedizierten Speicher für Video Effekte, der mit extremen 1,79 TB/s angebunden ist. Also noch einmal doppelt so schnell wie bei den teuersten Ultra-Macs. Allerdings muss man für eine solche Lösung noch die PC-Hardware drumherum konfigurieren, worauf wir weiter unten noch einmal näher eingehen werden.
Für die meisten Anwender bereits völlig ausreichend sieht es bei Apple im 3.000 Euro Bereich aus. Für einen neuen Mac würden wir persönlich in ein optimiertes Studio Modell mit M4 Max Prozessor investieren. Wählt man hierfür im Store die kleinste SSD (512 GB) und dafür die größte GPU Option so erhält man eine 16‑Core CPU, eine 40‑Core GPU mit 17 FP32-TFLOPS sowie bereits 48 GB Ram mit 546 GB/s Speicher-Bandbreite, was in den meisten Fällen für die nächsten Jahre ausreichend sein dürfte.
In der "reinen" GPU Leistung würden wir seinen M4 Max unter Resolve allerdings höchstens mit einer RTX 5070 gleichsetzen, die man bereits für 650 Euro erstehen kann. Letztere rendert viele Effekte mit ca. 30 FP32-TFLOPS sogar noch schneller und ist die momentan günstigste Nvidia-Karte mit vergleichbarer Hardware-Codec-Unterstützung inkl. 10Bit 4:2:2 Decoding - was die Windows-Schnittoberfläche ebenso butterweich machen kann, wie typischerweise am Mac. Dafür benötigt es natürlich auch noch einen passenden Hardware-Unterbau. Vergleichbare, vernünftig konfigurierte PC-Lösungen sollten hier ab ca. 1.300 Euro zu realisieren sein (s.u.) Besonders kompakt, stromsparend und zugleich leise wie ein Mac können solche PCs jedoch nicht sein.

Wer bei Apple besonders aufs Geld schauen will oder muss, dem würden wir im konkreten Fall zu refurbished Geräten der letzten Generation raten, die regelmäßig im Apple Store verfügbar sind. Diese gibt es mit voller Garantie und in der Regel sogar wie ein Neugerät verpackt, immer wieder reduziert zu erstehen. Aktuell finden sich hier öfters M2 Max Studio Geräte (z.B. mit 38 Core GPU, 400 GB Speicherbandbreite, 512 GB SSD und 32 GB RAM für ca. 2.000 Euro).
Und wer sowieso nur gelegentlich kurze Videos bearbeitet und nicht viel ausgeben will, findet weiterhin mit dem kleinsten Mac Mini M4 eine bereits bemerkenswert runde Einstiegslösung, die man (refurbished oder auch bei anderen Händlern neu) mittlerweile immer wieder unter 600 Euro bekommen kann. Mit PC Komponenten bekommt man in diesem Preisbereich kaum etwas vergleichbar schnitt-taugliches zusammengestellt.
Desktop Windows PC
Ist man mit seiner Entscheidung dagegen bei einem Desktop-PC gelandet, genießt man einige Vorteile - beispielsweise den Luxus beliebig tauschbarer/aufrüstbarer Komponenten und damit eine grundsätzlich extrem große und preisgünstige Auswahl an Optionen.
Doch gerade die flexible Hauptspeicheranbindung eines Desktop-PCs hat in den letzten Jahren etwas an Attraktivität eingebüßt, da sie sich in der Videobearbeitung als potentieller Flaschenhals entpuppt hat. Selbst die modernsten Mainboards für Desktop Rechner können nur mit zwei parallelen RAM Kanälen (Dual Channel RAM) bestückt werden, was bei günstigen DDR4-Modellen gerade mal Datenraten im Bereich von ungefähr 30 GB/s ermöglicht. Und sogar die teuersten Desktop-Boards mit zwei DDR5 Kanälen schaffen in Kombination mit sehr gutem RAM nur um die 90 GB/s, was zwar für viele Fälle ausreichend scheint, jedoch nicht besonders "high end" ist. Eine schnelle Hauptspeicher-Anbindung ermöglicht nicht nur besonders viele Farbkorrektur-Masken in Resolve, sondern erhöht auch allgemein den flüssigen/reibungslosen Ablauf vieler Funktionen der Bedienoberfläche.
Wirklich schlecht sind die meist typischen 70 GB/s natürlich auch nicht, aber wenn man auf Macs schielt, die aktuell bis zu 820 GB/s hinbekommen, sehen Desktop-PCs in dieser Disziplin einfach alt aus - auch wenn man sie an anderen Stellen noch so gut erweitern kann. Und selbst der günstigste Apple M4 Mini schafft heute schon 120 GB/s.
Welche PC-Plattform?
Bei der Auswahl des Prozessors (und damit natürlich auch der Plattform) war Intel für den Anwendungsfall Video-Creation immer leicht im Vorteil, weil es mittels Quick Sync nach wie vor die breiteste Hardware-Codec Unterstützung geboten hat(i.e: 4:2:2 10 Bit Decoding). Mit der neuen Nvidia GPU-Generation (RTX 50x0) gibt es endlich auch in der Grafikkarte eine ähnlich komplette Hardware-Codec-Unterstützung, weshalb man bei der Prozessorwahl jetzt auch bedenkenlos AMD wählen kann, sofern man nur eine aktuelle Nvidia Grafikkarte dazu steckt.
Da die neueste Nvidia Generation erstmals auch PCIe 5.0 unterstützt, würden wir mittlerweile auch dringend empfehlen, bei einem Neukauf den Aufpreis für ein entsprechendes Mainboard zu zahlen. Schon alleine, weil sich durch den schnelleren Bus die Übertragung von und zur PCIe 5.0 Grafikkarte verdoppelt (64 statt 32 GB/s) - was den Unified Memory Vorteil der Macs in der Praxis deutlich relativieren kann.
Beispielkonfigurationen
Wer sich einen Desktop PC zusammenstellen will, muss grundsätzlich mindestens 120 Euro zusätzlich für Gehäuse, Netzteil und System SSD ansetzen und das Mainboard- und Prozessor-Gespann sollte unbedingt DDR5 unterstützen. Der konkrete Prozessortyp ist dagegen aktuell in unseren Augen mittlerweile fast nebensächlich, da die meisten relevanten Berechnungen auf der GPU stattfinden.
Für zwei Beispielkonfigurationen ohne GPU kommt man aktuell auf folgende, minimalen Plattform-Kosten von ca. 600 Euro (Stand April 2025):
Intel Core Ultra 5 225F (240 Euro), 1851er Mainboard mit PCIe5 (140 Euro), 32 GB DDR5 RAM (120 Euro), Rest für Desktop: Gehäuse, Netzteil, kleine SSD 120 Euro.
AMD Ryzen 5 9600X, 6C/12T (220 Euro), AM5 Mainboard PCIe5 (150 Euro), 32 GB DDR5 RAM (100 Euro), Rest für Desktop: Gehäuse, Netzteil, kleine SSD etc. 130 Euro.
Dabei wird schnell eines deutlich: Wer sich beim Preis seines Systems am kleinsten Mac Mini für ca. 600 Euro orientiert, hat bei aktuellen PC-Konfigurationen kaum noch Budget für eine Grafikkarte. Es gibt also in diesem Preisbereich schlichtweg keine wirklich sinnvolle Kombination für die Videobearbeitung auf einer modernen PC-Plattform. Wählt man dagegen die aktuell günstigste Karte der aktuellen Nvidia Generation (RTX 5070 mit 12 GB/192bit für ca. 650 Euro), so landet man unter Resolve bei Compute Bound Effekten mindestens auf Augenhöhe mit einem Apple M4 Max. Und das bei einem Gesamtbudget unter 1.300 Euro. Noch besser steht diesem Basis-Systemen jedoch sicherlich eine RTX 5070 Ti (mit 16 GB/256 Bit, aktuell ab ca. 920 Euro). Diese berechnet GPU-Effekte nochmal signifikant schneller, hat größeres und schnelleres VRAM und stellt in unseren Augen aktuell das interessanteste Preis-Leistungs Verhältnis aller Nvidia GPUs dar. Will man zugleich auch noch die CPU etwas päppeln, durchbricht man allerdings schon bald die 2.000 Euro Preis-Mauer. Immerhin für ein System, das sich dann auch noch relativ günstig mit viel mehr Speicher ausrüsten ließe.
Wer bei der GPU auf AMD oder Intel setzen will, kann gegenüber Nvidia eventuell auf dem Papier bei der vergleichbarer Rechenleistung etwas sparen, hatte jedoch in der Vergangenheit dann gelegentlich unter Resolve mit kleinen Hängern zu leben und bekommt zudem keine CUDA-Beschleunigung für KI-Effekte. Auch die nun vorhandene 10 Bit 4:2:2 Codec Unterstützung bei Nvidia dürfte vielen Anwendern den Aufpreis wert sein.

Die aktuell mächtigste GPU Geforce RTX 5090 kostet wie erwähnt aktuell ca. 3.000 Euro, weshalb sich ein extrem gut ausgestattetes PC-System im Budgetrahmen von 5.000 Euro realisieren lässt. Ohne dedizierte Workstation-Komponenten gibt es für Resolve und Co. dann kaum noch schnellere Optionen.
Workstation bzw. HEDT
Wünscht man sich bei einem Windows Rechner noch mehr Speicherdurchsatz oder mehr Steckplätze für PCIe 5.0 Grafikkarten, so muss man in eine Workstation-Umgebung investieren, die von Intel auch lange Zeit aktiv unter dem Begriff HEDT (High End Desktop) vermarktet wurde. Intel hat diesen HEDT-Markt jedoch in den letzten Jahren weitgehend den Threadripper Prozessoren von AMD überlassen. Beide Plattformen gibt es mit vier oder acht DDR5-Speicherkanälen, wofür man als Anwender jedoch einen verhältnismäßig hohen Aufpreis zahlen muss. Teilweise sogar deutlich mehr als bei Apple - ohne jedoch in dessen Ultra Gefilde zu gelangen.
Eine Workstation Plattform mit 8 DDR5-Speicherkanälen kann momentan ca. 330 GB/s Speicherdurchsatz erzielen, indem hier 8 steckbare DDR5-Speichermodule im Verbund betrieben werden. Die günstigste Kombination aus 8 Kanal DDR5-Mainboard und Prozessor ist dennoch ein teures Vergnügen - aktuell werden ca. 1.700 Euro exklusive RAM und allem allem anderen Drumherum fällig. Deshalb lohnt sich der Aufbau eines solchen Systems eigentlich nur im Zusammenspiel mit mehreren besonders leistungsfähigen GPUs. Dennoch ist eine signifikante Mehrleistung dann keinesfalls garantiert, denn längst nicht alle GPU-Effekte skalieren auch gut unter mehreren GPUs.
Es gibt auch noch etwas günstige Workstation-Plattformen mit Quad-Channel Anbindung, jedoch sind auch hier die Preise schon durchaus gesalzen. Bei Intel bekommt man Quad-Channel mit ungefähr 140 GB Speicherdurchsatz ab ca. 1000 Euro (z.B. Intel Xeon w3-2423 (ca. 400 Euro) , Mainboard ASRock W790 WS (ca. 600 Euro). Bei AMD bekommt man Quad-Channel DDR5 mit 166 GB/s dagegen erst ab ca. 2.000 Euro (z.B.: Mainboard ASRock TRX50 WS (630 Euro), AMD Ryzen Threadripper 7960X (ca. 1.300 Euro)).
Bei Intel fängt Acht-Kanal DDR5 mit ca. 300 GB/s Speicherdurchsatz bei ca. 1.700 Euro an (z.B. Mainboard ASUS Pro WS W790E-Sage SE (1100 Euro) und Intel Xeon Silver 4509Y (600 Euro)). Und bei AMD muss man für Octa-Channel mit max 330 GB/s aktuell sogar mindestens 2.700 Euro nur für Mainboard und kleinsten Prozessor hinlegen (z.B. ASUS Pro WS WRX90E-Sage SE (ca. 1.100 Euro ) und Ryzen Threadripper PRO 7955WX (ca. 1.600 Euro)).

Wer in diese Richtung plant, sollte sich unbedingt vorher eingehend informieren, ob dies für die eigenen Workflows überhaupt hilfreich ist. Denn mit Multi GPU -Workstations lässt sich viel Geld ohne relevante Performance-Gegenleistung versenken, da längst nicht alle GPU-Effekte von einem Multi-GPU Setup profitieren.
Und KI?
Natürlich lässt sich das Thema KI für einen aktuellen Rechner nicht aussparen, jedoch ist das Thema mittlerweile sehr komplex geworden. Denn es ist sehr schwer abzuschätzen, wohin die Entwicklung der Programme konkret geht und außerdem werden momentan die wirklich rechenintensiven Video-KI-Funktionen exklusiv in der Cloud angeboten. Es ist in unseren Augen daher nicht unwahrscheinlich, dass sich generative Video KI überhaupt nicht als lokale Anwendung etablieren wird. Um diesem Thema vollends gerecht zu werden, wird es daher auf slashCAM sehr bald noch einen separaten Artikel zu diesem Thema geben.
Ausblick
Dies sind also unsere aktuellen Ratschläge im Frühjahr 2025 für alle Anwender, die viel Leistung bei der Videobearbeitung fordern, ohne unnötig viel Geld zu versenken. Kurz zusammengefasst: Wir würden aktuell zu einem DDR5/PCIe 5 Desktop PC mit Nvidia RTX 5070 Ti für ca. 1.800 Euro oder zu einem Refurbished Studio Mac M1/M2 Max für einen ähnlichen Preis greifen.
Beim Desktop-PC bedeutet eine schwächere Grafikkarte gleich deutlich weniger Leistung bei relativ wenig Gesamtbudget-Einsparung und beim Mac bedeutet jede Investition unter einer "Max-" CPU die halbierte (Pro) oder sogar geviertelte Rechenleistung (Standard M-Prozessor). Für Gelegenheits-Anwender mit wenig Budget bleibt der aktuelle Mac Mini M4 unser absoluter Preis/Leistungs Sieger.