Ton und Musik

Oftmals wird bei einem "Guerilla-Dreh-Ansatz" ja der Ton vernachlässigt - mit dem Ergebnis, dass vor der Mischung erstmal wieder alle Darsteller im Studio vorstellig werden müssen. Wie war das bei Euch?



Ja, das kenne ich gut, bekenne mich ebenfalls schuldig, des öfteren ein "Was, ein Flugzeug? Also ich hab nix gehört, der Take war doch gut!" von mir zu geben. Aber bei Ton habe ich kaum Erfahrung, kann nicht so leichtfertig dieses "we fix it in the post" sagen, und daher haben wir durchaus versucht, den O-Ton am Set so gut es nur irgendwie ging aufzunehmen, auch mit ausreichend Nur-Tönen. Was natürlich nicht heißt, dass wir nicht doch hier und da am Ende synchronisieren mussten.



Mystery-Thriller: INGENIUM -- Debüt von Steffen Hacker : stillpic34


An Software hat Sounddesigner Hannes Oberhauser Nuendo (ADR) und Cubase (Filmmischung und Sounddesign) benutzt. Als Hardware stand ein Libra Post Mischpult von AMS Neve zur Verfügung. Hannes hat ca. 80 Prozent des Filmes mit Foley nachgebaut, um Einfluss auf jede Komponente zu haben - natürlich ist ein guter Ausgangston das A und O, aber viele der zusammengebauten "unechten" Soundkulissen machen die Szenen erst so richtig lebhaft. Aus Budgetgründen haben wir "nur" einen Stereo-Mix angefertigt, dafür aber detailverliebt und absolut fett - im Kino-Testscreening hat es uns bei einigen Szenen schon richtig weggeballert.



Bei der Musik war es mir wichtig, dass wir nicht nur die übliche moderne 08/15-Suspense Musik auf alle Szenen draufklatschen, sondern klassische und "große" Filmmusik in die Szenen einarbeiten.



Der Komponist Oliver Wolff ist Klassik-Profi und studierter Geiger und konnte daher für die größeren "Bombast-Szenen" voll auf seine Erfahrung zurückgreifen: Wir haben da z.B. ein Stück der Johannes Passion von Johann Sebastian Bach, mit bombastischen Chören, die wir als Teil der Story auch im Bild sehen. Anfangs sollte dieses auch realistisch, wie von der Aufführung die wir sehen, klingen, im Verlauf der Szene aber dann abdriften, sich dem Geschehen um die Protagonisten und deren Gefühlswelt anpassen um dann unmerklich und langsam zu einem Action-Score zu mutieren. Also hat Oliver kurzerhand alles nachkomponiert, was wir live mit Chor und Orchester bei der Aufführung aufgenommen hatten und somit einen richtigen Klassik-Filmmusik-Action-Score-Hybriden geschaffen. Natürlich gibt es bei den insgesamt 60min Musik im Film auch ruhige und repetitive Passagen, aber diese Art Übergang war so beeindruckend, das wollte ich im Showdown dann gleich nochmal haben: Der ganze dritte Akt bietet einem im Grunde kaum Zeit zum Luftholen, und am Ende gibt es mit einem Motion-Graphics-Abspann auch in der Musik nochmal einen richtigen WOW-Effekt als "Rauswerfer", einen bisschen wie die musikalischen Finals der guten alten Filmklassiker.





Mystery-Thriller: INGENIUM -- Debüt von Steffen Hacker : stillpic10


Bei diesem Abspann habe ich übrigens mal wieder gemerkt, dass man eine Software noch so gut beherrschen kann, wenn man es nicht "fühlt", dann wird es einfach nichts. Ich wollte nach der letzten Szene im Film nochmal komprimierte 30sec Visual-Overkill, einen Abspann im Stil der großen Netflix/HBO-Serien-Produktionen, die sich mit animierten Intros quasi gegenseitig übertreffen.



Und auch wenn ich behaupte, After Effects schon ordentlich zu beherrschen - ich habe einfach nichts mit Style erstellt bekommen. Aber auch das gehört dann wohl zum Lernprozess für den Erstlings-Regisseur - man kann und sollte evtl. nicht alles immer selber machen wollen. Denn am Ende hat Motion-Graphics-Artist Robert Hranitzky den Abspann so mega animiert und designed, wie ich ihn mir erträumt hatte .. aber keine Chance sah, das im Vorfeld zu verbalisieren, geschweige denn selber zu schaffen.



Klar ist das schon eher Overkill für einen Indie-Film, aber wir haben auch jedes Frame auf der Timeline drei Mal umgedreht und aufpoliert, um ja nicht wie deutsches TV, sondern eher wie eine internationale Produktion auszusehen.



Davon kann sich ja dank eures Trailers schon mal jeder sein eigenes Bild machen. Wie wird es nun mit "INGENIUM" weitergehen?



Am 27. Mai 2018 haben wir auf dem Manifesto Film Festival in Amsterdam unsere Weltpremiere. Wer in der Nähe sein sollte – kommt vorbei! In Deutschland hoffen wir auf das Fantasy Film Fest im September. Desweiteren ist noch alles offen - ich könnte mir auch vorstellen, dass wir den Film selber über VOD anbieten und dazu eine kleine deutsche Kinotour organisieren. Als vollkommener Neuling in der Branche mit einem Debutfilm ohne Starbesetzung bei großen Festivals angenommen zu werden, ist ein Mittelding zwischen "Ding der Unmöglichkeit" und "immenses Glücksspiel" - aber wir lassen nichts unversucht, mit dem Film eine möglichst große Zuschauergruppe zu erreichen.



Auf unserer Webseite zu Film werden wir regelmäßig Updates dazu geben, wo es den Film auf Festivals 2018 zu sehen gibt und wie es danach mit seiner Auswertung weitergeht.



Vielen Dank!



Zum Film:



INGENIUM


von Steffen Hacker



Schauspieler: Esther Maaß, Judith Hoersch, Adrian Topol, Augustin Kramann


Kamera: Benjamin Nolde, Till Beckert


Colorist: Peter Hacker, Gavin Haughey


Sounddesigner: Hannes Oberhauser


Komponist: Oliver Wolff



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