Wir hatten Gelegenheit zu einem ersten Hands-On mit der neuen Fujifilm XH-1 und haben uns F-Log und die neue ETERNA Filmsimulation, 4K mit 200 Mbit/s, die Ergonomie, Belichtungstools, speziell das Zusammenspiel mit Fuji-Zoom-Optiken im Videobetrieb u.v.m. Angeschaut.

Handling / Schalterlayout
Beim ersten in die Hand nehmen fallen bei der Fujifilm X-H1 zwei Merkmale auf:

Zum einen das erstmalig in der X-Serie verbaute sog. „Schulterdisplay“ auf der oberen, rechten Gehäuseseite, das Statusinformationen wie Verschlußzeit, Blende, Belichtungskorrektur, ISO, WB, Filmlook und Betriebsmodus anzeigt, und zum anderen die hochwertige Verarbeitung des Gehäuses und des Schalterlayouts.

Nicht nur wurde das Magnesiumgehäuse rund 25% massiver ausgelegt, sondern auch der Handgriff wurde stärker ausgeformt (sehr gut auch für große Hände nutzbar), die Schalter vergrössert und auch die Haptik verbessert. Dies trifft auch auf den Auslöser der Fujifilm X-H1 zu, der jetzt mit blattfedergelagertem Mechanismus nochmal sensibler reagiert.

Beeindruckend fanden wir die Detailarbeit bei der Dichtung gegen Staub und Spritzwasser. Auf dem Papier stehen ja über 100 verbaute Dichteinheiten, von denen man die meisten nicht zu Gesicht bekommt – öffnet man jedoch die Abdeckung für den Kartenslot auf der rechten Kameraseite oder die In/Out-Abdeckung auf der linken Kameraseite, sieht man die feinen, verbauten Gummilippen hinter den massiven Türen. Zusammen mit ihrem soliden Gehäuse dürfte die X-H1 eine der derzeit robustesten Systemkameras am Markt sein.

Wir sind große Befürworter von möglichst vielen, externen Funktionen und Schaltern und auch hier hat die Fujifilm X-H1 einiges zu bieten: Separate AF-on Taste, 8-Wege AF-Joystick, lockbare Drehräder für ISO und Verschlusszeit, sowie die 4-Tastennavigation für das Menü (wahlweise auch via Touchscreen) und das klickbare Daumenrad.
Wir haben bei unseren ersten Praxiserfahrungen mit der Fujifilm X-H1 auf den Klick des Daumenrads die Fokusvergrösserung gelegt und hatten damit ein ziemlich perfektes Setup für die Bewegtbildproduktion mit der X-H1.
Hauttöne F-Log und ETERNA Filmsimulation
Die Aktivierung von F-Log findet sich bei der Fujifilm X-H1 im Menü Film-Einstellung und hat dort den etwas steifen Namen „F-Protokoll-Aufnahme“.

Aktiviert man F-Log, schaltet sich die X-H1 automatisch in ihre Base-Iso von 800. Höhere ISO-Werte sind trotzdem auch unter F-Log möglich. Wer sich für das Thema F-Log bei Fujifilm interessiert, findet hier die bemerkenswert gute, offizielle Dokumentation und hier unseren Exkurs zum Thema F-Log in der Praxis bei der X-T2.
Hier unsere F-Log Aufnahme mit der X-H1 bei f 2.8, 4K UHD, 25fps @1/50s, mit 200 Mbit/s ohne Farbkorrektur (Still / Clip folgt in Kürze):

Und hier die gleich F-Log Aufnahme der X-H1 diesmal mit der offiziellen Fuji-LUT in DaVinci Resolve angelegt ohne weitere Farbkorrektur:

Beim Thema Log-Gamma sind wir natürlich immer auch gleich beim Thema Farbtiefe. Auf unsere Frage, ob die X-H1 via Firmware-Update in Zukunft auch 10 Bit Aufnahme zur Verfügung stellen könnte, gab es (leider) ein Nein. Allerdings muss man an dieser Stelle sagen, dass die 8-Bit Implementierung bei der X-H1 unseren vorsichtigen, ersten Tests nach bemerkenswert hochwertig ausfällt (- auch wenn mit dem hier genutzten H.264 Encoding Profil von High@L5.1 kein intraframebasiertes Encoding zur Verfügung steht). Mehr können wir hierzu sagen, sobald wir die X-H1 ausführlicher getestet haben.
Was uns jetzt allerdings schon ziemlich klar zu sein scheint, ist, dass Fuji von seinem Wissen um Farbreproduktion beim analogen Film deutlich auch im digitalen Bereich profitiert. Bestes Beispiel hierfür ist die neue ETERNA „LUT“, die bei der Fujifilm X-H1 die aus dem analogen Cine-Bereich bekannte Filmemulsion nachbildet.

Fuji trifft mit dem ETERNA-Profil unsere Meinung nach bemerkenswert gut den „Zeitgeist“ in Sachen Filmlook: Eher gemässigte Kontraste mit entsprechend verfügbarer Zeichnung in den Schatten bei guter Hauttonwiedergabe. Für viele Filmer dürfte der neue Eterna-Look schnell zum Standardrepertoire bei der X-H1 zählen – vor allem wenn es um schnelle Turn-Over Zeiten ohne viel Nachbearbeitung geht.
Luft nach oben hat die Fujifilm X-H1 noch in Sachen LUT-Monitoring. Hier würden wir uns bei zukünftigen Firmware-Updates noch eine LUT-Preview sowie die Möglichkeit für frei ladbare LUTs wünschen.
Fokus: Fujinon-Zoom, Fokus by Wire & Peaking
Wir hatten bei unserem Hands-On mit der X-H1 das hochwertige Kit-Objektiv FUJINON XF16-55mm F2.8 R LM WR mit einer durchgehenden F 2.8 an der Kamera. Für uns der erste längere Praxis-Kontakt mit dem Fujinon-Zoom. Zwar ist die Blende leider nicht declickt wie bei den Fuji MK-Zooms, dafür aber findet sich ein Blendenring am Objektiv (der beispielsweise für Zahnkranzadapter nutzbar sein dürfte).

Was uns sehr gut beim Zusammenspiel zwischen der X-H1 und dem FUJINON XF16-55mm F2.8 R LM WR gefallen hat, ist das Fokus by Wire Verhalten dieser Kombination. Tatsächlich hat man hier einen der seltenen Fälle, bei denen ein Fokus by Wire System auch für Filmaufnahme manuell genügend feine Abstufung mitbringt, um den Fokus kontrolliert manuell zu führen. Zu den guten Fokussiereigenschaften dürfte auch die bei der X-H1 verfügbare, optional lineare Schaltung für den Fokus mit beitragen.
§Fujii_XH1_.MK_18-55_zoom§: Interessante Kombination für Filmer - Fujifilm X-H1 und Fujinon MKX 18-55
Hiermit lässt sich beim Fokussieren die Koppelung an die Rotationsgeschwindigkeit des Fokusrings aufheben. Damit werden absolute Fokusringeinstellungen möglich – zwar ohne Endanschläge – aber mit einem entsprechenden Follow-Fokus mit Start/Stop Definition nutzbar. Entsprechend lassen sich auch Markierungen auf dem Fokus anbringen und reproduzierbar wiederfinden: Ein schönes Detail für Filmer beim Fujifilm-System.
Hinzu kommt eine auch während der Aufnahme aktivierbare Fokusvergrösserung, die sich auf die frei belegbaren Funktionstasten als „One-Klick“ legen lässt inkl. mehrstufigem farbigem Peaking, was zusammengenommen die Schärfeführung bei der X-H1 (ohne externen Monitor) mit bestmöglicher Kontrolle ausstattet.
Belichtung
Bei den Belichtungstools für den Videogebrauch merkt man der Fujifim X-H1 noch an, dass der Schwerpunkt der letzten Jahre bei Fujifilm bei der Fotografie und nicht beim Bewegtbild lag. So finden sich weder ein einblendbarer Waveform-Monitor noch eine Zebra-Funktion bei der X-H1 (von False Color ganz zu schweigen).

Auf unsere Nachrage hin gab Fuji an, die Möglichkeit einer Waveform-Implementierung zu prüfen. Mit etwas Glück erhalten interessierte Video-User also mit einem zukünftigen Firmware-Update bei der X-H1 eine entsprechende Belichtungskontrolle.
Aktuell stehen ein Histogramm und eine Überbelichtungswarnung zur Verfügung. Mit dem Histogramm lässt sich bis zur hoffentlich baldigen Ankunft von Waveform und Zebra aber auch arbeiten.

Wer eine genauere Belichtungskontrolle bei der X-H1 benötigt, sollte mit einem externen Monitor arbeiten – letzterer bietet sich derzeit auch in Sachen F-Log Aufnahme an, um LUT-Previews vor Ort zu erhalten.
Sucher
Der OLED-Sucher der X-H1 mit seiner Auflösung von 3,69 Mio Bildpunkten gehört mit zu den besten elektronischen Suchersystemen am Markt. Wir haben kaum Latenzen feststellen können und zusammen mit der auch von Fuji verfügbaren großen Augenmuschel bietet der Sucher sehr gute Bedingungen für die Bewegtbildbeurteilung.

Was wir bei der X-H1 nicht gesehen haben, sind Optionen für die Einblendung von anderen Framemarkern wie bsp. für die unter Filmern populären Widescreen-Formate. Wer mit entsprechenden Ambitionen filmt, dürfte allerdings meistens mit einem externen Monitor arbeiten und dort entsprechende Framelines einblenden können.
Stromverbrauch und Hochformatgriff
Wir waren bei unseren ersten Praxiserfahrungen mit der Fujifilm X-H1 mit dem zusätzlichen Hochformat Batteriegriff VPB-XH1 unterwegs, der ergonomisch sehr gut auf die Bedienung der X-H1 abgestimmt ist.

Zusätzlich bietet sein Betrieb einen Performance-Boost für diverse Funktionen der X-H1. Wie bereits in unserer News zur Fujifilm X-H1 erwähnt, sind für Filmer die wichtigsten Funktionen die Verlängerung der Aufnahmezeit bei 4K auf ca. 30 Minuten sowie der Kopfhöreranschluss.

Im intensiven On/Off Bewegtbildbetrieb haben wir für einen Tag mit der Fujifilm X-H1 insgesamt drei Akkuladungen verbraucht (einen internen Kameraakku und zwei im Hochformat Batteriegriff). Da alle 3 Akkus für den laufenden Betrieb zur Verfügung stehen, kommt man beim Setup inkl. Hochformatgriff also quasi ohne Batteriewechsel über den Tag. Wer ohne Hochformatgriff unterwegs ist, dem empfehlen wir 3-4 Einzelakkus für einen Drehtag einzupacken.
Soweit unser erstes Hand-on zur Kamera -- Bewegtbildmaterial ergänzen wir in Kürze, dann können wir auch eine Einschätzung zur neuen Bildstabilisation geben (IBIS). Ein richtiger Test der Fujifilm X-H1 folgt natürlich auch noch.
Preise und Verfügbarkeit
Verfügbar soll die Fujifilm X-H1 ab März 2018 in folgenden Konfigurationen/Bundles sein:
FUJIFILM X-H1: UVP 1.899,- Euro
FUJIFILM X-H1 + VBP-XH1: UVP 2.199,- Euro
FUJIFILM X-H1 + FUJINON XF16-55mm F2.8 R LM WR: UVP 2.898,- Euro
FUJIFILM X-H1 + VPB-XH1 + FUJINON XF16-55mm F2.8 R LM WR: UVP 3.198,- Euro