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Infoseite // Wer braucht eigentlich Profi-Geräte und warum zahlt man solche Preise (TV)



Frage von Bergspetzl:


Hier tummeln sich ja größten Teils Einzelkämpfer und Imagefilmer, weniger Fernsehleute und Verbund-Arbeiter. Ich arbeite sowohl als Techniker als auch als Kameramann. Dabei habe gerade einen Clip gefunden, der mal einen einen Einblick in einen "modernen" Ü-Wagen gewährt, der, glaube ich, für außenstehende im Bezug auf Liveproduktionen, interessant ist.



Wenn man sich jetzt einmal vergegenwärtigt, dass zb ein Konzert oder eine Formel 1 Show oder Fussball in so einem Ding abgewickelt werden, und auf wie vielen Ebenen bei modernen Übertragungen ein Feuerwerk in diesem Mobil abgefeuert wird, der versteht dann auch, warum viele "Profi" Geräte ihren Preis haben, obwohl sie offensichtlich weniger leisten wie andere. Man stelle sich vor zu so einem Truck kommen noch 1-3 Trucks selber Größe als "Rüstwagen" zu einem Stadion, dazu noch eine HQ für den kreativen und organisatorischen Part der Regie, und das Datenübertragungsfahrzeug.

Jedes Mal wird ein kleines Festival auf und abgebaut, 100te Geräte werden miteinander verschaltet und alles muss auf den Punkt funktionieren. Egal ob die Funkstrecke oder der Kamerazug. Da wird auf einem gewissen Niveau einfach Tetris gespielt, alles muss passen, sonst ist Game-Over. Da ist man sehr sehr vorsichtig, ob man schon nur irgendwelche Black-Magic Komponenten verbaut oder ähnliches, und riskiert ob was hängen bleibt. Und ich rede hier nicht von deren Kameras, sondern Mischern, Wandlern, Kreuzschienen. In so einem Wagen sitzen 20 Profis an EVS, Regie, Ton, Grafiken und neuerdings auch interaktives Internet auf dem Bildschirm. Das alles Live koordiniert und verflechtet, auf 5 Devices und on Demand, mit Heat Analyzer für die Onlinereplays auf der Website und PiPaPo. Bei all dem ist es vor allem wichtig, dass etwas verlässlich und uneingeschränkt funktioniert, nicht in erster Linie was es kostet. Man bezahlt also quasi auch dafür, um zurück zu Tetris zu kommen, dass im Idealfall nur viereckige Steine kommen. Die sehen zwar nicht toll aus und können nicht viel, dafür aber genau dass was sie sollen und das zuverlässig und solide. Sie wären viereckig. Wenn man sich beim Tetris spielen drauf verlassen könnte, das nur noch viereckige Steine kommen, dann wäre man relativ entspannt beim Spielen (ergo arbeiten) und kann planen. Das gilt so gesehen ebenso für Werbung, TV, Film und alles andere, wo ein regelmäßiger und hoher Output der "Liebhaberei" vorgezogen wird oder werden muss. Und selbst wenn man nur Vierecke bestellt, kommen doch noch oft genug andere Bausteine daher...Daher sind Schlagworte wie XDCAM 1000 mal mehr wert als 15f Stops odgl. Im Ü-Wagen interessiert es keinen, ob das Stadiondach nicht ausbrennt, wenn die SD Card runterfällt bricht, der Reader verbogen ist oder der Codec im System faxen verursacht. Disk rein und Ruhe oder im Notfall SDI. Aus die Maus...

Man kauft also "Laufruhe", und die ist (auch meiner Meinung nach) mehr Wert, als zusammengestöpselte Gebilde, die bis zum Ende ausgereizt sind und in der Theorie den Wert Maximalwert X fast toppen oder erreichen (Stichwort Einzelkämpfer und eierlegende Wollmilchsau). Amen :)

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Antwort von Pianist:

Ja, genau so ist es. Du hast die Antwort ja schon selbst gegeben. Die Technik muss funktionieren, immer und unter allen Bedingungen. Deshalb setzt man sowas ein. Kleine billige Kameras können eine Ergänzung darstellen, aber ich meine schon, dass Leute, die hauptberuflich solche Aufträge abwickeln, auch mit entsprechender Technik arbeiten sollen bzw. als Arbeitnehmer solche Technik in die Hand bekommen müssen.

Diese abenteuerlichen Konstruktionen, mit denen manche Leute auf Messen durch die Gegend laufen, um mit einer kleinen billigen DSLR überhaupt filmen zu können, finde ich furchtbar. Je mehr Gebamsel im Spiel ist, um so mehr kann kaputtgehen. Schon die Abwesenheit von XLR-Toneingängen wäre für mich ein Ausschlusskriterium als Hauptkamera.

Vor einigen Jahren habe ich auf Berliner Terminen eine nennenswerte Anzahl von Kleinkameranutzern gesehen, inzwischen sind es wieder zu 100 Prozent große Kameras. Und das hat seinen Grund.

Und was den Bereich Live-Produktion / Ü-Wagen angeht: Natürlich haben Hersteller wie Blackmagic da inzwischen sehr interessante Geräte zu sehr niedrigen Preisen, aber es ist genau wie Du schreibst: Ob diese Geräte langjährigen Dauerbetrieb verkraften, muss sich erst noch zeigen.

Es gibt übrigens die Möglichkeit, alte Grass-Valley-Pulte so anzupassen, dass damit moderne Blackmagic-Mischer steuerbar sind.

Matthias

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Antwort von rush:

Ein schicker Ü-Wagen... feines Teil :)

Und was den Bereich Live-Produktion / Ü-Wagen angeht: Natürlich haben Hersteller wie Blackmagic da inzwischen sehr interessante Geräte zu sehr niedrigen Preisen, aber es ist genau wie Du schreibst: Ob diese Geräte langjährigen Dauerbetrieb verkraften, muss sich erst noch zeigen.

Matthias Am Heck des Ü-Wagens ist im unteren rechten Bereich zwischen den Audio In/Outputs beispielsweise ein kleines Audio-Monitoring Rack von BMD verbaut... Klar - das ist jetzt kein senderelevantes Teil sondern erstmal nur eine "kleine" Abhöre - aber die Jungs wollen ganz sicher mehr... was ja bspw. auch die Zusammenarbeit mit AVID zeigt... und Avid Systeme wiederum findet man ebenfalls an vielen Schnittplätzen die mit Ü-Wägen durch die Lande gondeln.

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Antwort von Jalue:

Naja, ganz weg sind die Knipsen nicht, aber stimmt schon, an den 'Hot Spots' werden Sie zunehmend seltener. Hat sich wohl herumgesprochen, dass im Reichstag oder in der BPK ohne guten Motorzoom mit langer Brennweite nicht viel zu reißen ist. Und nein, entgegen anderslautender Gerüchte sind auch keine Split-Boxen mit Miniklinken-Ausgang in Planung - oder besonders erschütterungsarme Podeste für Hama-Stative ;-)

Ein Aspekt bei dem "überteuerten Profizeug" ist natürlich auch Planungssicherheit, darauf achten schon die Controller großer Produktionshäuser und Sender. Das System, dass ich heute anschaffe, muss auch in fünf Jahren noch normgerecht funktionieren und wenn das gegeben ist, relativiert sich der Preis schon wieder. Den Branchendienst Film-Video-TV hatte ich 2008 zufällig mit einer Newsmeldung von der damaligen NAB gebookmarkt und lande heute immer noch darauf:

http://www.film-tv-video.de/newsdetail. ... ews]=37193

Die damals "brandneue Varicam" wäre im EB-Bereich auch heute noch uneingeschränkt konkurrenzfähig und mehr als ausreichend für die meisten Corporate Videos. Ob man das in 5 Jahren von einer C300 II noch behaupten kann (wenn sie denn im harten Alltagsbetrieb so lange durchhielte) darf man schon bezweifeln.

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Antwort von sgywalka:

Des ist so!

Mein umgebauter Mercedes LKw ist ausgelegt mit zentralem
Avid S5 Fusion Mischpult, 72 Mikrofoneingänge zu fahren..
( wass wir beim filmen noch nie benötigt haben) aber es wären
jederzeit 3 seperate Mikrophongruppen möglich um, was immer zu
tun. Und des gaze ist so felxibel ausgelegt, dass ich auf eine grösseres
Studio verzichten könnte.. was es eh gibt. Der nächste Schritt wird eine
Anpassung der noch kleienen "Bildschiene" ( denkt nur not live/ oder set)
hier auf kleiner Ü-wagen-möglichkeiten zu kommen.. wenn.
Momentan TON + BILD... zb.. 34 Operndiven im Opernfilm..oder
Rock Roll..oder Muse Konzeert wird fast Kino... dann ist des Ding nur der
Ton für den Tonmensch+Bildmensch... Is leichter als ein analoges, ode die
älteren Digitalhobeln.. na ja.. :)

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Antwort von sgywalka:

Mein "steinaltes" Neve bekome ich nur in Airbus 380.. und in einem zweiten
fliegt der Kran mit( Superguppy wär coll) ( oder Antonov 225) :)--
forget it..

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Antwort von Pianist:

Das System, dass ich heute anschaffe, muss auch in fünf Jahren noch normgerecht funktionieren und wenn das gegeben ist, relativiert sich der Preis schon wieder. Das gilt ja auch für das ganze Zubehör. Ich habe 1996 ein Sachtler-Stativ für 8.000 DM gekauft, was Vergleichbares kostet heute 5.000 EUR. Also seit fast 20 Jahren im Einsatz, zwischendurch vorsorglich einmal eine Wartung machen lassen, und das wird noch ewig weiter funktionieren. Bisher hat mich das Stativ also rund 20 EUR pro Monat gekostet.

Oder zurück zur Kamera: Meine Ikegami Editcam HD ist auch nach fast acht Jahren immer noch das goldrichtige Gerät für mich. Ich wüsste auch nicht, was es in den kommenden Jahren Besseres für mich geben sollte. Gehen wir also mal von einer Gesamtnutzungsdauer von 12 Jahren aus, dann hat mich die Kamera 350 EUR im Monat gekostet. Das ist (genau genommen) fast nichts. Vor allem, wenn ich noch die Einsparungen durch die Festplatten (sogar bei doppelter Archivsicherheit) im Vergleich zu HDCam-Cassetten oder XDCam-Cartridges berücksichtige.

Matthias

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Antwort von Bergspetzl:

Und nein, entgegen anderslautender Gerüchte sind auch keine Split-Boxen mit Miniklinken-Ausgang in Planung - oder besonders erschütterungsarme Podeste für Hama-Stative ;-) Lachanfall :D Ich möchte auch so ein Podest!

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Antwort von Peppermintpost:

Für mich gibt es heute nur noch Ausnahmen wo ich Profi Equipment kaufe. Wenn ich meine Anschaffungen der letzten Jahre ansehe, dann würde ich sagen Profi Equipment geht bei mir richtung Null.

Gut ich mache Postproduktion, da sind die Gesetze auch etwas anders als auf der Aufnahme Seite, das ist aber nicht der Punkt auf den ich hinaus will.

Ich würde gerne Profi Equipment kaufen, aber ich denke das geht heute schlicht garnicht mehr.

Zum einen aus rein Ökonomischen Gründen, es zahlt halt kein Kunde mehr. Selbst grosse Werbeagenturen mit Millionen Budgets sagen heute zum Teil das sie ihr Zeugs am After Effects zusammen basteln wollen, anstatt eine Flame zu buchen. Die Einstellung geht deutlich erkennbar in die Region lieber 3 Praktikanten die von garnix eine Ahnung haben 3 Wochen rumdaddeln lassen, als einen Profi für 3 Tage, und wenn es am Ende aussieht wie "Hammer vor Kopf" ist das auch egal, kann ja sowieso keiner beurteilen, aber es ist ja sooooo ein kreativer Prozess gewesen.

Punkt Zwei ist die Sinnhaftigkeit. Na klar ist ein schöner Klasse 1 oder Klasse 2 Broadcast Monitor Pflicht für jede Postproduktion, aber wenn sich die Kunden sowieso nur noch Mpeg zur Abnahme schicken lassen, die dann auf einen iPad oder im falle von 4k Produktionen auch gerne auf einem iPhone abgenommen werden, und die Rückmeldung ist: "Auf meinem iPhone sieht das Produkt nicht frisch genug aus", dann geht mir der Sinn eines Broadcast Monitors kompl. abhanden.

Als drittes muss man ja leider feststellen, das maximale Qualität gar keiner mehr will oder auch nur annimmt. Zu der Zeit als ich mit Profi Equipment gearbeitet habe haben wir 35mm gedreht, dann eine Telecine auf D1 gemacht, dann alles ab in die Flame oder Henry und am ende wieder ein D1 Master gezogen und zu den Sendern Digibeta verschickt.
Jeder einzelne Zwischenschritt, sollte es mal aus der Flame exportiert werden wurde kompl. unkompremiert vorgenommen. Da ist kein einziger Pixel verlohren gegangen. So arbeite ich heute zwar grundsätzlich immer noch, weil ich alles andere für Kinderkacke halte, der grosse Unterschied ist nur. Am Ende darf ich es dann so weit herunter kompremieren, bis nur noch Kernschrott übrig ist. Also Bildqualität ist heute leider einfach kein Thema mehr. Wenn ich ein unkompremiertes Master zu irgend einem Sender schicke, dann fragen die mich nur noch welche Drogen ich wohl nehme.

Der letzte Punkt ist der Workflow. Früher hat sich Profi Equipment deutlich von Consumer Equipment unterschieden was den Workflow angeht. Der massive Unterschied war der Timecode. Ohne Timecode kein Roundtripping, was zwingend notwendig war. Seit dem Einzug der Digitaltechnik, und damit meine ich nicht Red oder DSLR sondern Mini-DV haben auch Consumer Zugriff auf den gleichen Workflow wie die Profis.

Da ich in mittlerer Zukunft auch einen Umstieg von Sendeanstalten hin zu Internet TV Diensten wie z.B. Netflix sehe kann ich mir nicht vorstellen das wir noch irgendwann wieder Profi Equipment bekommen werden.

Aber um es deutlich zu sagen, ich finde diese Entwickung NICHT positiv, ich haber sehr gerne mit anständigem Equip gearbeitet, und ich fand auch nicht das es zu teuer war, im Gegenteil, Equipment kann garnicht teuer genug sein, je teurer das Equipment, desto weinger Praktitankten-TV müssen wir ertragen.

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Antwort von Jalue:

"Aber um es deutlich zu sagen, ich finde diese Entwickung NICHT positiv, ich haber sehr gerne mit anständigem Equip gearbeitet, und ich fand auch nicht das es zu teuer war, im Gegenteil, Equipment kann garnicht teuer genug sein, je teurer das Equipment, desto weinger Praktitankten-TV müssen wir ertragen."
_________________

Einerseits hast du sicher recht, andererseits - und aus der Perspektive des 'normalen Bürgers'- ist eine gewisse Demokratisierung der Branche durch verbilligte Produktionstechnik durchaus zu begrüßen. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da wurde selbst aus dem Einlegen von Film in eine Arri-SR Kassette großes Herrschaftswissen gemacht: "Das brauchst du (damals als kleiner Praktikant) nicht zu können." Heute kann sich jeder, der es will, mit wenig Geld beweisen, eine Entwicklung, die selbstgefällige "Dickschiffe" wie die ARD mächtig unter Druck setzt - und das ist auch gut so! Die Kehrseite bilden Preisdumping und Qualitätsverfall, verbunden mit massivem Innovationsdruck. Dem kann man sich ein stückweit aber auch entziehen, wie oben beschrieben - vermittels durchdachter Anschaffungspolitik und Positionierung am Markt. Es gibt nach wie vor Kunden, die wissen: Wer billig kauft, kauft zweimal.

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Antwort von nachtaktiv:

von profi zeugs hab ich keine ahnung. aber als hobbyfilmer, der sein geraffel 2-4 mal im jahr gassi führen geht, brauch ich das auch nicht. für den hobbyisten isses halt ein ständiges fischen in der trüben preisbrühe, um mit kleinem budget das maximalste raus zu quetschen.

bin halt nicht propagandasteuerfinanziert, wie ARD und ZDF ...

dann muss halt ab und zu eben zweimal oder auch drei mal gekauft werden.

wenn mich das im endeffekt dazu bringt, das ich trotzdem nur einen bruchteil dessen zahlen muss, was der profi hin legt, um brauchbare ergebnisse zu erzielen, so solls mir recht sein.

und wie oben angesprochen - so gut wie möglich will ja eh keiner mehr - so gut wie nötig reicht.

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