Frage von Marco Neumann:Hallo zusammen,
wenn ich einen Film komplett nachvertonen möchte (z.B. aufgrund von schlechtem Originalton), also wirklich alles - Geräusche und die gesprochenen Dialoge selbst, wie sollte ich hier vorgehen: Den Film erst fertig schneiden und dann vertonen, oder die einzelnen Clips vor dem Schnitt nachvertonen? Was hat sich hier als vorteilhafter erwiesen ? Einige von Euch haben damit bestimmt schon Erfahrung sammeln können...
Ich denke mir erstmal, dass es grundsätzlich vorteilhafter sein wird, wenn der gesamte Film erstmal fertiggeschnitten ist, weil ja dann nur das Material nachvertont werden muss, das im Endeffekt auch benutzt wird. Andererseits ist es vermutlich für Laien-Schauspieler sehr schwierig, seinen Dialog nochmals synchron ins Mikro zu sprechen, wenn er vielleicht schnittbedingt während der ersten Hälfte seines Textes gar nicht im finalen Schnitt zu sehen ist, sondern erst mittendrin - und dann müsste ja das Gesprochene fast auf Verdacht aufgenommen werden, weil sich die Person ja erstmal nicht an ihren Lippenbewegungen orientieren kann.
Wie sehen hier Eure Erfahrungen aus?
Danke für Eure Beiträge im voraus!
Gruß aus"m Ruhrpott,
Marco.
Antwort von Realmaker:
Bei den Geräuschen würde ich warten, bis der gesamte Film fertig ist.
Da sparst du dir, wie du richtig gesagt hast, unnötige Arbeit.
Die Dialoge würde ich komplett syncronisieren und sie dann schneiden.
Du lagst also schon ganz richtig.
MFG
Realmaker
Antwort von Marco Neumann:
Hallo Daniel,
vielen Dank für die vielen Tipps! Dann bin ich mal gespannt auf Euer Werk "simuliert", ist ja leider noch nicht online auf Hackermovies... Werde hier besonderes Augen-... ähhh Ohrenmerk :o) auf den Ton legen!
Marco.
Antwort von Daniel:
PS: Hätte ich fast vergessen:
Nimm jede Dialog-Stimme EINZELN auf (oder trenne die Mikros entspr. gut!), damit Du sie wirklich UNABHÄNGIG voneinander schneiden kannst, das ist extrem wichtig.
Antwort von Daniel:
Mein Tip: ALLES erst fertig schneiden, und dann den kompletten Film vertonen und synchronisieren.
Synchronisation ist nicht soo eine wilde Sache. Mit 1-2 Stunden Übung kann das fast jeder.
Aber immer in kurzen Takes aufnehmen, z.B. 1-2 Sätze, und jeweils mind. 3-5 Takes.
Am besten auf einem Notebook den Film dabei haben, und ausspielen. Das hat den Vorteil, dass Du ohne Zeitverlust zurückspringen kannst.
Vor jedem neuen Take die Besonderheiten wie Betonung und Stimmung usw. besprechen, und einen nur-Anhör-Durchgang machen.
Die Sprecher NICHT DIREKT vor's Mikro setzen, sondern mindestens 50 cm Abstand halten, sonst wirkt der Ton viel zu direkt (kann man zwar auch wieder mit eine Filterkombination hinkriegen, würde ich aber nicht empfehlen).
Für 10 min. Dialog-Film brauchst Du ca. einen halben Tag, also etwas 4-5 Stunden.
Wenn dieselben Leute synchronsprechen, die auch im Original gespielt haben, dann hast Du ein Problem weniger, und alles sollte fix laufen. Wenn nicht, dann schau penibel drauf, dass die Sprechgeschwindigkeit mit dem Video übereinstimmt, da gibt es sonst extreme Abweichungen!
Und wenn doch mal was nicht 100%ig synchron sein sollte, auch kein Stress: Du kannst Sätze im Schnittprogramm problemlos zerteilen und die einzelnen Teile gegeneinander verschieben, um wieder Synchronität herzustellen.
Wenn Du den kompletten Dialogton auf's Bild geschnitten hast, und alles passt, dann rendere JEDEN EINZELNE der Dialog-Stimmen nochmal als Sounddatei raus, und bearbeite sie mit weiteren Filtern (Stereo-Expander, Lautstäre- und Pan-Hüllkurve, Hall, hängt alles von der gewünschten Wirkung ab) nach. Aber wie gesagt, als jeweils eine einzige Datei, erst nach dem Dialogschnitt und auch jede Dialog-Stimme/Spur einzeln!
Ansonsten denke an gute Athmos und möglichst viele gut modulierte On-Scene Geräusche (wichtigste Soundereignisse, Sekundäre Sachen, Schritte=Scheissarbeit).
Die Athmo, den nach der Filter-Arbeit zusammengeführten Dialgton und die Sound-Effekte mischt Du dann nochmal gemeinsam ab, um ein gutes Verhältnis rauszufinden.
Genauso habe ich unseren Film "simuliert" komplett nachvertont, sogar mit ganz anderen Sprechern, und der Ton wirkt absolut überzeugend und gut! Zwar etwas reduziert (nicht steril, aber eben reduziert), aber gut und v.a. glasklar, was gerade für einen Dialogfilm ein Muss ist.
Daniel
digital no-budget filmmaking