Frage von GaToR-BN:Hallo Filmschaffende,
ich drehe am Donnerstag ein Interview in einem Besprechungsraum mit zwei Kameras.
Bei einer Kamera plane ich den Tisch plus Hände aufzunehmen. Bei der Zweiten das Gesicht etwas näher.
Hier dazu zwei Fragen
1. Zweite Kamera: Nahe, Große oder Detailaufnahme?
Die Person sitzt am Schreibtisch: Kamera A. Halbnahe. Kamera B. Wähle ich hier die Nahe, Große oder Detailaufnahme als Einstellungsgröße?
In der Vergangenheit habe ich aus Sicherheitsgründen eher die Nahe gewählt. Im Film war der Unterschied dann nicht mehr so groß.
Ergibt es Sinn etwas mutiger zu sein und eine Detailaufnahme zu nutzen? Eine zweite Person an der Kamera werde ich haben.
2. Blickwinkel beider Kameras: Welche der beiden Kameras sollte gerader und welche schräger auf die Person zeigen?
Aus dem Gefühl würde das Porträt eher schräger drehen. Wobei dann die direkte Ansprache an die Person weniger direkt ist.
Hier zwei Beispiele aus meinen letzten Projekten:
2cam-rbp.jpg
2cam-Stadt-Bonn-Helbig.jpg
Kann mir Jemand dazu seine Erfahrung teilen? Was kann ich besser machen - ich möchte gerne lernen.
Herzliche Grüße, Martin
Antwort von TomStg:
Sehe ich auch so:
Porträt etwas schräger als die „Totale“. Aber nicht zu schräg, die Nase darf nicht die Gesichtskontur schneiden.
Achte auf den Hintergrund. Die Karte ist als Hintergrund kaum geeignet.
Falls Du mit beiden Kameras in UHD aufnimmst, kannst Du auf der Timeline die Kadrierung problemlos mehrmals ändern.
Antwort von srone:
das erste beispiel finde ich von einstellungsgrösse und kamera/blickrichtungen gelungen, es könnte allenfalls ein wenig mehr luft über dem kopf bei beiden einstellungen sein.
das zweite bsp geht gar nicht, da stimmmen weder die richtungen, aber was das schlimmste ist, der komplett verhackstückte hintergrund, der das ganze sehr unruhig werden lässt, da folgt dem interviewten keiner mehr, man ist zu abgelenkt.
lg
srone
Antwort von GaToR-BN:
srone hat geschrieben:
das zweite bsp geht gar nicht, da stimmmen weder die richtungen, aber was das schlimmste ist, der komplett verhackstückte hintergrund, der das ganze sehr unruhig werden lässt, da folgt dem interviewten keiner mehr, man ist zu abgelenkt.
Im 2. Beispiel sollte die Karte (Thema des Films) mit ins Bild. Der Hintergrund bestand sonst aus 70er Jahre Platten die alle durch Linien sichtbar gewesen wären. Alternative wäre direkt gegen das Licht zu filmen.
Hier ein drittes Beispiel. Das ging wegen den schwachen Lampen und dem direkten Sonnenlicht etwas daneben.
Weiterhin waren hier die Kameras nicht auf gleicher Höhe. Das finde ich im Nachhinein nicht mehr so stimmig.
2cam-Vennebusch.jpg
Noch eine weitere Frage: Würdet Ihr mit der nahen Kamera leicht "rühren", damit das Bild nicht so statisch ist? Oder liebe statisch lassen bzw. digital ergänze?
Vielen Dank für das Feedback. Das hilft mir.
Antwort von Frank Glencairn:
Das wichtigste ist auf die Eyeline zu achten.
Ich finde das jedes mal extrem irritierend, wenn ne zweite Kamera nahezu im 90 Grad Winkel zur A-Cam steht - wie im zweiten Beispiel mit der Landkarte.
Das wird nur noch getoppt von der C-Cam, die auf das Display der anderen Kamera fokussiert, während der Sprecher in der Unschärfe ist.
Auch die Höhe sollte bei allen Kameras die selbe sein (Schulterhöhe des Sprechers), sonst hat man im Umschnitt immer das Gefühl, daß man aufsteht.
Und bitte nicht rühren, das sieht immer so gewollt Hipsterig aus. Es spricht bei einem Interview nix gegen eine statische Kamera.
Vor allem stell die Leute nicht so nah an eine Wand.
Sieh zu daß du Staffelung und Tiefe schaffst (ist dann auch mit dem Rimmlight einfacher).
Such dir einen großen Besprechungsraum, oder nimm einen Gang, eine Halle oder sonstwas, und lass den Hintergrund in der Unschärfe absaufen.
Antwort von GaToR-BN:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Das wichtigste ist auf die Eyeline zu achten.
Hallo Frank,
Könntest du das etwas näher erläutern? Geht es, um die Blickrichtung der Person zum Ansprechpartner?
In welchem der Beispiele gut oder eher schlecht?
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Ich finde das jedes mal extrem irritierend, wenn ne zweite Kamera nahezu im 90 Grad Winkel zur A-Cam steht - wie im zweiten Beispiel mit der Landkarte.
Eigentlich waren das maximal 40 Grad. Ich verstehe aber was du meinst (Beispiel 1). Wobei ich den Unterschied beim Beispiel 1 fast zu gering finde, da man den Wechsel der Kamera kaum bemerkt.
Ich habe mir mal gemerkt, dass man mindestens um 30 Grad versetzen soll.
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Auch die Höhe sollte bei allen Kameras die selbe sein (Schulterhöhe des Sprechers), sonst hat man im Umschnitt immer das Gefühl, daß man aufsteht.
Und bitte nicht rühren, das sieht immer so gewollt Hipsterig aus. Es spricht bei einem Interview nix gegen eine statische Kamera.
Danke! Mir wurde das in einem Workshop empfohlen. Hat mich aber auch irritiert.
Antwort von Frank Glencairn:
GaToR-BN hat geschrieben:
Könntest du das etwas näher erläutern? Geht es, um die Blickrichtung der Person zum Ansprechpartner?
In welchem der Beispiele gut oder eher schlecht?
Normal hast du entweder die Blickrichtung des Sprechers knapp an der Kamera vorbei, zu einer (echten oder gedachten) zweiten Person - der Zuseher sitzt dann quasi virtuell neben dem Interviewer - oder direkt in die Kamera, der Sprecher richtet sich also direkt an den Zuseher.
Egal welche Variante du nimmst, du solltest nie dazwischen springen. D.h. der Zuseher muß seine virtuelle Position in Bezug auf die Blickrichtung des Sprechers immer beibehalten. Deshalb sind große Winkelunterschiede auch eher kontraproduktiv.
Die Unterschiede in den Bildern stellst du durch unterschiedliche Brennweite und Tiefenschärfe her, das reicht völlig (im Unterschied zum schnöden rein croppen in der Post - was eine ganz andere visuelle Anmutung hat) und wird unterbewußt auch richtig verstanden. Du schneidest bei inhaltlich wichtigen Passagen immer in die Nahe - funktioniert wahrnehmungspsychologisch extrem gut.
Deshalb ist es am besten die Kameras so dicht wie möglich nebeneinander zu stellen. Der Effekt dabei ist quasi ein Zoom ohne Zoomvorgang. Extrem elegant effektiv und wirkungsvoll.
Antwort von dosaris:
GaToR-BN hat geschrieben:
Eigentlich waren das maximal 40 Grad. Ich verstehe aber was du meinst (Beispiel 1). Wobei ich den Unterschied beim Beispiel 1 fast zu gering finde, da man den Wechsel der Kamera kaum bemerkt.
Ich habe mir mal gemerkt, dass man mindestens um 30 Grad versetzen soll.
ja,
Standardregel nennt +/- 30° zw beiden Cams, wenn die Räumlichkeiten das zulassen.
Elegant wirken meist langsame (!) Slider-shots,
aber beim Umschnitt dieselbe Fahrrichtung beibehalten!
Je nach Qualifikation des Interviewpartners (Vorgespräch!) versuche ich meist dem zu empfehlen,
er möge ich Kapiteln sprechen. Also beim nächsten Gedanken zur anderen Cam sehen.
Ich empfehle immer, in die Linse zu sehen, nicht zum Interviewer.
Für manche Protagonisten ist das schwierig umzusetzen,
aber wenn's klappt kommt das mE besser.
Geschmacks-Sache!
Meist machen wir klare Aufteilung nach Führungs-Cam (Halbtotale bis half-close, Tonreferenz)
und B-cam (close).
Ist auch praktisch für nötige Kürzungsschnitte.
Antwort von dienstag_01:
Bei einem Popstar oder so kann man schon auch mal 90 Grad gehen.
Neuerdings werden ja manche ganz wichtige Ober-Manager-Entscheider fast 360 Grad umfahren.
Manchmal ist das cool.
Antwort von GaToR-BN:
Ich möchte echte Emotionen einfangen, deswegen spricht die Person (keine Kameraerfahrung) direkt zu mir und soll die Kameras vergessen.
Dazu werde ich durch gut vorbereitete Fragen das Gespräch führen und versuchen die Sätze kurzzuhalten. Dann schnippsel wie ein Weltmeister, um den Film kurz zu bekommen (20 Min auf 3 Minuten) :-).
Slider-Shots finde ich auch interessant, aber dann wird mir das im Schnitt zu komplex. Habe mir dazu sogar einen Motorslider gekauft - der aber keine automatische Wendung schafft und knattert wie blöde.
Ich möchte mich ganz herzlich für das wirklich qualifizierte Feedback und Engagement bei euch bedanken!
Antwort von AndySeeon:
Ich schließe mich dem Dank von ganzem Herzen an - meine (stillen) Fragen wurden alle kompetent beantwortet - vielen Dank!
Gruß, Andreas
Antwort von srone:
GaToR-BN hat geschrieben:
srone hat geschrieben:
das zweite bsp geht gar nicht, da stimmmen weder die richtungen, aber was das schlimmste ist, der komplett verhackstückte hintergrund, der das ganze sehr unruhig werden lässt, da folgt dem interviewten keiner mehr, man ist zu abgelenkt.
Im 2. Beispiel sollte die Karte (Thema des Films) mit ins Bild. Der Hintergrund bestand sonst aus 70er Jahre Platten die alle durch Linien sichtbar gewesen wären. Alternative wäre direkt gegen das Licht zu filmen.
ich kenne diese speziellen kundenwünsche, doch ist es dann unsere aufgabe dem kunden diesen unfug auszureden wenn das bild derart darunter leidet, besser wäre es gewesen ihn so neutral wie möglich zu setzen und die karte als zwischenschnitt einzubauen, wenn es denn sein muss.
lg
srone
Antwort von GaToR-BN:
srone hat geschrieben:
ich kenne diese speziellen kundenwünsche, doch ist es dann unsere aufgabe dem kunden diesen unfug auszureden wenn das bild derart darunter leidet, besser wäre es gewesen ihn so neutral wie möglich zu setzen und die karte als zwischenschnitt einzubauen, wenn es denn sein muss.
Vollkommen richtig - sonst kann der Kunden ja auch gleich mit seinem Handy filmen. Ich merke auch wie wichtig es ist, mir selbst die Zeit beim Aufbau zu lassen. Dann können kleine Fehler vermieden werden.
Heute bin ich bereits vorab zur Location gefahren, damit ich einen Eindruck vom Raum habe. War gut, denn die Besprechungstische sind nicht so einfach zu verstellen.
Hoffe am Donnerstag auf gutes (bedecktes) Wetter, da 2 Seiten des Raums mit bodentiefen Fenstern sind. Bei Sonne werde ich eine Seite verschatten und halbwegs mit dem Licht filmen.
Grüße, Martin
Antwort von Darth Schneider:
Also mir wäre das alles zu langweilig.
Warum wollen so viele Kunden so todlangweilige Einstellungen ?
Ein Interview sollte doch auch interessant sein, nicht nur sauber gefilmt und informativ.
Zu clean und klassisch, kann auch, Gähn, einem dazu bringen es nicht zu Ende zu schauen. ;D
Hier ein unsauberes Beispiel,
gefällt mir jetzt viel besser, als all diese oben beschriebenen 0 8 15 Einstellungen. Die kennen wir doch schon, wo bleibt die Kreativität ?
Gruss Boris
Antwort von srone:
wobei es eben ein erheblicher inhaltlicher unterschied ist, ob du den geschäftsführer eines unternehmens oder tom waits interviewst...;-)
lg
srone
Antwort von roki100:
GaToR-BN hat geschrieben:
Noch eine weitere Frage: Würdet Ihr mit der nahen Kamera leicht "rühren", damit das Bild nicht so statisch ist? Oder liebe statisch lassen bzw. digital ergänze?
Vielen Dank für das Feedback. Das hilft mir.
Slider und horizontal sehr langsam bewegen (Person bleibt aber mittig im Bild)... Habe ich letztens gesehen, ähnliches Motiv...sah super aus.
Antwort von Darth Schneider:
@srone
Also ich würde nicht anders denken wenn ich Geschäftsführer wäre.
Je kreativer je besser, und ja nicht immer alles gleich wie die anderen.
Das wäre und ist mein Motto
Das Problem ist ja gerade, das sich die meisten Geschäftsführer gar nicht trauen zu kreativ zu sein.
Man könnte ja aus der Masse heraus stechen und Aufmerksamkeit erregen. ;D
Ich denke der Verzicht auf Kreativität und die Vorsicht kommt bei solchen Videos von Unwissenheit was Film und die Möglichkeiten des Mediums, anbelangt und irgendwelchen, sonstigen, eigentlich unbegründeten Ängsten der Geschäftsführer.
Der Beweis dafür sind doch die unzähligen Imagefilme und Interviews, im Netz von kleinen und grossen Firmen, die kein Mensch freiwillig schauen würde...
Gruss Boris
Antwort von srone:
roki100 hat geschrieben:
GaToR-BN hat geschrieben:
Noch eine weitere Frage: Würdet Ihr mit der nahen Kamera leicht "rühren", damit das Bild nicht so statisch ist? Oder liebe statisch lassen bzw. digital ergänze?
Vielen Dank für das Feedback. Das hilft mir.
Slider und horizontal sehr langsam bewegen (Person bleibt aber mittig im Bild)... Habe ich letztens gesehen, ähnliches Motiv...sah super aus.
das solltest du nur machen, wenn dir ganz sicher bist, dass es auch klappt, sowohl technisch, als auch bildmässig, da muss der hintergrund schon richtig was dafür hergeben. ich würde das ganze "as clean as possible" gestalten, dann funktioniert es auch abseits aller "modetrends".
lg
srone
Antwort von Darth Schneider:
Macht den der Slide das Interwiew interessanter für den Zuschauer ?
Nope, der merkt nicht mal was davon.
Ich würde es sein lassen und mir dafür lieber eine coole, passende, stimmige Location suchen.
Um gotteswillen kein Sitzungssaal oder ein Büro, oder die Fabrikhalle...
Das machen doch alle.
Gruss Boris
Antwort von srone:
"Darth Schneider" hat geschrieben:
Ich denke der Verzicht auf Kreativität und die Vorsicht kommt bei solchen Videos von Unwissenheit was Film und die Möglichkeiten des Mediums, anbelangt und irgendwelchen, sonstigen, eigentlich unbegründeten Ängsten der Geschäftsführer.
schaust du nochmal oben auf das bsp mit der landkarte, kannst du in solchen setups idr froh sein es clean zu bekommen und so sieht es in 90% aller büros aus, an (unmotiviertes) fahren ist da sowieso kaum zu denken.
gutes licht und gute kadrierung sind da das a und o, das hat nichts mit unkreativ sein zu tun, sondern mit erstmal das hinbekommen und wenn du irdendwann einmal einen passenden ceo findest, kanns auch mal witzig sein, doch das ist idr in diesem umfeld nicht gefragt.
lg
srone
Antwort von roki100:
srone, das was ich gesehen habe war ungefähr das selbe Motiv: helles Hintergrund (Fenster, Tageslicht im Hintergrund), Person mittig im Bild, sitzt und redet...und mit dem Slider von rechts nach links langsam...dann Cut, andere Person redet, Slider (andersrum) von links nach rechts und sehr langsame Bewegung. Der Wechsel, zwischen verschiedene Redner und andere Bewegung, sah das viel interessanter aus, als nur statisch (gab auch ein paar aufnahmen davon).
Antwort von Darth Schneider:
Warum denn so langweilig, ist doch keine Filmschule ?
Das da unten ist kein Interview, aber ein Imagefilm für eine kleine Stadt.
Nur zum aufzeigen.
Es geht auch anders, unterhaltsam, modern, kreativ, sogar witzig und deswegen trotzdem nicht weniger seriös.
Passt auch zum Thema weil man eh viele Menschen sieht und verschiedene Einstellungen.
So gut wie gar kein Budget, aber, ich finde das ist der beste Imagefilm den ich seit Jahren gesehen habe.
@roki, und nein nicht weil er mit einer BMD 4K Pocket gedreht wurde. Das hätten die locker mit einem iPhone drehen können.
Für das Interview würde ich jetzt, nach Möglichkeit drei Kameras verwenden, eine Totale die alles zeigt, auch den Raum.
Mit zwei Kameras geht das auch, aber weniger flexibel.
Dann je eine close Up Kamera von beiden Rednern ( nah mit wenig Hintergrund im Bild, den Hintergrund kennen wir schon von der Totale).
Achsensprünge vermeiden, trotzdem die close ups von diagonal, die Totale eher mehr frontal.
Dann hast du beim Schnitt mehr Optionen.
Gruss Boris
Antwort von srone:
roki100 hat geschrieben:
srone, das was ich gesehen habe war ungefähr das selbe Motiv: helles Hintergrund (Fenster, Tageslicht im Hintergrund), Person mittig im Bild, sitzt und redet...und mit dem Slider von rechts nach links langsam...dann Cut, andere Person redet, Slider (andersrum) von links nach rechts und sehr langsame Bewegung. Der Wechsel, zwischen verschiedene Redner und andere Bewegung, sah das viel interessanter aus, als nur statisch (gab auch ein paar aufnahmen davon).
womöglich "sah" das interessanter aus, aber ist das dass
hauptmerkmal eines interviews oder nicht lieber doch der gesprochene inhalt?
lg
srone
Antwort von Frank Glencairn:
"Darth Schneider" hat geschrieben:
Das da unten ist kein Interview, aber ein Imagefilm für eine kleine Stadt.
Leider haben die üblichen Verdächtigen, die einen Imagefilm in Auftrag geben weder den Tellerrand noch die Eier für sowas.
Selbst gute Konzepte werden da meistens maximal weichgespült, um nur ja keinem auf den Schlips zu treten.
Antwort von roki100:
srone hat geschrieben:
roki100 hat geschrieben:
srone, das was ich gesehen habe war ungefähr das selbe Motiv: helles Hintergrund (Fenster, Tageslicht im Hintergrund), Person mittig im Bild, sitzt und redet...und mit dem Slider von rechts nach links langsam...dann Cut, andere Person redet, Slider (andersrum) von links nach rechts und sehr langsame Bewegung. Der Wechsel, zwischen verschiedene Redner und andere Bewegung, sah das viel interessanter aus, als nur statisch (gab auch ein paar aufnahmen davon).
womöglich "sah" das interessanter aus, aber ist das dass hauptmerkmal eines interviews oder nicht lieber doch der gesprochene inhalt?
es hat nicht dazu beigetragen es schlechter zu machen, ganz im Gegenteil. Das Thema war auch sehr interessant... :)
es sah ungefähr so aus:
https://youtu.be/7K1SFjDviE0?t=232
Antwort von srone:
genau, eine riesenhalle, jetzt schau mal in obiges bsp mit der landkarte, wohin willst du da fahren?
lg
srone
Antwort von roki100:
war keine halle, sondern Büro/Konferenzraum, Person mittig, Fenster/Tageslicht im Hintergrund, so wie hier das erste bild:
viewtopic.php?f=9&t=151270&p=1073512#p1073371
Das mit Landkarte, ja... hmm, weiß ich nicht...:)
Antwort von GaToR-BN:
Ich würde gerne hier noch eine Frage zu den Brennweitern nachschieben.
Dadurch verändert sich ja die Bildwirkung entsprechend.
Wäre es ideal ein lichtstarkes 35 mm (leichtes WW) und ein 85 mm (lechhtes Tele) Objektiv zu kombinieren? Oder eher ein 50 mm (neutral) und ein 135 mm (Tele)?
Macht es Sinn ein 35 1.4 / 1.8 zur Freistellungen im WW zu holen und bei Tele eher ein Zoom zu nehmen, da man ja hier eh auf 3 - 4 abblenden sollten, um nicht bei kleinen Bewegungen schon aus dem Fokus zu sein?
Wahrscheinlich hängt das auch vom Thema ab. Wie nah möchte ich der Person kommen, wie sieht der Hintergrund aus und wie neutral soll die Aufnahme werden.
Freue mich über sachdienliche Hinweise und Erfahrungswerte!
Antwort von cantsin:
GaToR-BN hat geschrieben:
Wäre es ideal ein lichtstarkes 35 mm (leichtes WW) und ein 85 mm (lechhtes Tele) Objektiv zu kombinieren? Oder eher ein 50 mm (neutral) und ein 135 mm (Tele)?
Das hängt IMHO völlig von Deinen Motiven und Deiner Aufnahmesituation ab.
Ein 135mm würde ich für Studio-Interviews allerdings nicht nehmen, weil da die Telekompression zu hoch ist, wodurch die Gesichter zu dick werden. 35mm für Halbnah und 85mm für Porträt wäre eine klassische Kombination für Halbnah + Porträt, die auch auf engem Raum gut funktioniert. Aber wenn Du im Studio aufnimmst und Freiheit hast, Deine Stative dorthinzustellen, wo Du willst, könntest Du aber genauso gut mit zwei 50mm-Objektiven arbeiten...
(Wobei sich alle obigen Brennweitenangaben auf Kleinbild/Vollformat beziehen.)
Antwort von Jott:
Kurz zum „Rühren“: nicht live machen, besser im Schnitt entscheiden. Es gibt wunderbar realistische Handkamera-Effekte, frei einstellbar. Wenn man das Bild etwas „leben“ lassen möchte, kann man die Wirkung in Ruhe ausprobieren.
Antwort von Bildlauf:
Ich will hier nicht rumschlaumeiern. Sind so meine Erfahrungen, aber mit Interviews/O-Tönen kenne ich mich doch ganz gut aus.
Ich weiß ja nicht was Deinen protagonistInnen so inhaltlich kommunizieren.
Aber gutes Video rettet keinen langweiligen Inhalt. Oder ein gutes Musikvideo rettet keinen Song der schlecht ist. Oder eine tolles Colorgrading rettet keinen Spielfilm, der inhaltlich einfach nur lame ist.
Gute Bilder können (sehr) schlechte Inhalte etwas abmildern, aber nicht retten.
Deshalb halte ich es für sehr bedeutsam insbesondere auf Kunden einzuwirken und "pädagogisch" zu agieren, also aus dem Interview heraus schon eine Kommunikationsdynamik mit der Kamera zu erzeugen durch Vorgespräche und lockere Arbeitsatmosphären, ein "gutes Gefühl" schaffen. Schwierig zu beschreiben.... was ich meine....
Insbesondere Interviews sind durchaus "psychologische" Angelegenheiten. Da gibt es statische Bilder, gut beleuchtet und O töne. Plakativer kann man Menschen nicht darstellen. Da kann sich keiner im Schatten verstecken oder in diffusen Lichtsituationen "abtauchen" (zb Musikvideos/Filme).
So Interviews sind halt keine Musikvideo, wo man zu Playback mit Instrumenten rumzockt und der Filmemacher bastelt dann was Ansehenliches draus aus den Massen an Clips. Da overshootet man ja auch gerne und hat Auswahl.
Ich meine das Ding von Tom Waits von @Darth Schneider ist überbelichtet und grafisch so Mittelfeld und 4:3 und überhaupt, aber der Typ ist halt interessant. Daher kommt das Interview auch ganz gut.
Du kannst also so viel überlegen wie Du willst, welche Brennweiten und Perspektive, ob Handheld oder Stativ, viel Tiefenstaffelung oder wenig, eigentlich fast egal. Es soll natürlich gut aussehen, aber wichtig ist, was im Bild passiert. Also Du kannst mit verschiedenen filmemacherischen Handwerkzeugen das Produkt insgesamt etwas in der Attraktivität erhöhen aber wie gesagt, wenn die Personen langweilen oder oder einfach umcharmant sind, wird's halt schwieriger.
Oder dauernd "ähm" sagen, was man zwar Rauschschneiden kann, aber jump Cuts sind da wirklich unangebracht und dann gehen halt nur Schnittbilder drauflegen, wenn das so vorgesehen ist und überhaupt adäquate Schnittbilder existieren.
Hör etwas mehr auf Dein Gefühl und probiere dennoch mal was unorthodoxes aus bezüglich Perspektiven. Vergiss akademische Ansätze. Steck Dir einen großen Monitor auf die Kamera, das Du es besser analysieren kannst und zeig es den Protagonistinnen auch mal regelmäßig, damit sie wissen was da passiert.
Was Du rein videografisch machen könntest, ist hier ja schon beschrieben worden (Tiefenstaffelung, irritierende Hintergründe nicht nehmen etc.)
Vielleicht machst Du das ja auch schon alles so.
Antwort von pillepalle:
Bildlauf hat geschrieben:
Oder dauernd "ähm" sagen, was man zwar Rauschschneiden kann, aber jump Cuts sind da wirklich unangebracht und dann gehen halt nur Schnittbilder drauflegen, wenn das so vorgesehen ist und überhaupt adäquate Schnittbilder existieren.
Ich schneide Ähhs, oder Versprecher, raus indem ich zur anderen Kamera schneide, dann braucht's auch keine Jump-Cuts oder zusätzliche Schnittbilder.
Prinzipiell gehe ich von der Brennweite immer so lang wie möglich. Hängt natürlich von den Umständen ab, aber für kurze Brennweiten braucht es schon tolle Locations, sonst hat man nur unnötigen 'Plunder' im Bild der ablenkt und ist mit der Platzierung des eigenen Equipments eingeschränkter. Meist komme ich bei FF mit 35mm oder 50mm (für eine Totale) und 85mm oder 105mm (für eine Nahe) gut hin.
VG
Antwort von Bildlauf:
Klar bei zwei Kameras schneidet man rüber, wenn unnötige Füllwörter rausgehen sollen :-)
War mehr an die gerichtet die nur mit einer Kamera solche Sachen filmen, da muss halt der ProtagonistIn fit und attraktiv sprechen, da kaum Korrekturmöglichkeiten ohne zweite Cam und eventuelle Schnittbilder.
24mm Brennweite kann auch mal nett sein fürn Interview.... Es kommt ja immer drauf an.
Antwort von dosaris:
Jott hat geschrieben:
...Es gibt wunderbar realistische Handkamera-Effekte, frei einstellbar. Wenn man das Bild etwas „leben“ lassen möchte,...
immer wieder interessant, wie unterschiedlich Wahrnehmung funktioniert:
ich kenne eigentlich (fast) nur nervige Handkamera-Effekte/Wackelbilder.
Das wirkt auf mich durchgehend wie gewollt aber nicht gekonnt.
Antwort von andieymi:
dosaris hat geschrieben:
Jott hat geschrieben:
...Es gibt wunderbar realistische Handkamera-Effekte, frei einstellbar. Wenn man das Bild etwas „leben“ lassen möchte,...
immer wieder interessant, wie unterschiedlich Wahrnehmung funktioniert:
ich kenne eigentlich (fast) nur nervige Handkamera-Effekte/Wackelbilder.
Das wirkt auf mich durchgehend wie gewollt aber nicht gekonnt.
Meinst Du den Post-Effekt oder Gewackel generell? Aber ja, Wahrnehmung ist einfach unterschiedlich.
Mit 1-2kg-Rigs ist am Set keine "gute Handkamera" zu machen. Bevor man das versucht, lieber lassen und in der Post machen - auch nicht wirklich von der Schulter.
Umgekehrt sind Kamerarigs von 5-10kg wegen der Massenträgheit da viel geeigneter, ich möchte mich nur nicht mit so einem Rig ein ITV lang hinstellen müssen - auch nicht von der Schulter (da geht's mehr um Höhe/Framing), das ist einfach völlig unpraktikabel.
Gibt halt immer noch die Hängelösung: Bulls-Eye oben drauf und irgendwo stabil montiert baumeln lassen. Aber auch das wirkt erst ab 5kg irgendwie gewollt und nicht nur Wackeldackel.
Das funktioniert schon, wenn man sich halt auch die Mühe macht das fein einzustellen - am Set wie in der Post. Mit OFX drüberziehen ist es halt nicht getan, genau so wenig mit DSLR-Tophandle und losdrehen.
Antwort von Jott:
Die Handkamera-Filter, die wir verwenden, lassen sich sehr fein einstellen, am besten wirkt es sehr subtil, finde ich. Als Gegensatz gibt's auch welche, die können sogar nervöse Zoombewegungen reinrechnen, wenn's inhaltlich passt ...
Wer's ganz realistisch will, nimmt die Kamera vor Ort vom Stativ und macht mit gleichen Einstellungen und gleicher Position eine Weile Handkamera, meinetwegen auf den noch leeren Stuhl des Protagonisten halten. Diese Bewegung dann im Schnitt tracken und damit die Stativaufnahme bewegen.
Es geht um die Optionen. Natürlich könnte man auch mit Handkamera aufnehmen und - wenn man sich später umentscheiden will oder der Kunde motzt - mit Stabilisierung alles wieder festnageln. Aber da besteht natürlich die Gefahr, dass der Shutter sichtbar rollt ...
Wir gehen lieber von der "festen" Variante aus und schauen dann.
Antwort von GaToR-BN:
Hier eine zusätzliche Nachfrage: Wechsel der Position des Protagonisten (Links/Rechts).
In einem konkreten Projekt nehme ich 4 Interviews auf. Schön ist es ja, wenn die Protagonisten nicht alle an der gleichen Position im Bild sitzen.
Jetzt hätte ich einen recht großen Raum, wo ich durchaus die Seiten wechseln könnte und jeweils das Fenster als Streiflicht im Bild hätte.
Nur verändere ich dadurch natürlich auch mein "schön" eingerichtetes Setup? Wie geht Ihr damit um? Stellt Ihr einfach die Kameras und das Licht im gleichen Setup um oder baut ihr das Set zwischendurch an eine vollkommen neue Stelle?
Antwort von Frank Glencairn:
Die besten Interview Settings hab ich in letzter Zeit bei der Serie Encounters auf Netflix gesehen - schau mal rein.
Ansonsten hängt das IMHO immer von Inhalt des Interviews ab, aber wenn der das zuläßt, dann bau ich tatsächlich jedes mal um.
Antwort von GaToR-BN:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Die besten Interview Settings hab ich in letzter Zeit bei der Serie Encounters auf Netflix gesehen - schau mal rein.
Ansonsten hängt das IMHO immer von Inhalt des Interviews ab, aber wenn der das zuläßt, dann bau ich tatsächlich jedes mal um.
Danke für dein Feedback. Baust du dann das Set an der gleiche Stelle um und deckst alle Fenster ab, damit sich das nicht verändert oder wechselst du auch die Position komplett, damit der Hintergrund unterschiedlich ist? Es könnte ja merkwürdig beim gleichen Hintergrund wirken, wenn die Lichtposition wechselt.
PS: Bei dem Bild im Anhang sehe ich nur schwarz. Liegt vielleicht an mir.
Antwort von Frank Glencairn:
Das kommt wirklich immer auf die Situation, den Kontext und den Inhalt an - ein Patentrezept dafür habe kann ich dir leider nicht geben.
Und ja, das mit dem Bild hat irgendwie nicht geklappt.
Antwort von Frank Glencairn:
Hab ich gerade gesehen, vielleicht hilft's
Antwort von GaToR-BN:
Vielen Dank.
Tatsächlich werde ich mal versuchen, ob ich Negativ Fill nutzen möchte. Bisher nutze ich als Gegenlicht zum Hauptlicht (Runde Softbox) einen Reflektor plus ein Streiflicht. Wobei ich ja auch die Wabe auf der Softbox lassen kann, damit das Licht weniger unkontrolliert im Raum unterwegs ist.
Naja - ich werde jetzt einfach 2 Stunde vorher aufbauen, damit ich verschiedenes ausprobieren kann.
Danke für dein Feedback und das Video!
Grüße aus Bonn, Martin
Dieses Video finde ich auch sehr aufschlussreich:
https://www.youtube.com/watch?v=QNOtkJrr5fU&t=512s
Antwort von Alex:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Eher so nebenbei zum Fachsimpeln:
Vorweg: Kann man alles so machen. Meine folgende Kritik läuft eher in die Richtung, was
ich bei diesem Dreh an dieser Location anders gemacht hätte, deswegen werde ich jetzt noch von richtig oder falsch sprechen, sondern nur von Geschmack.
Als Erstes finde ich das finale Bild zu flau, mir fehlt da punch. Vom Grading könnte man ne Schippe mehr drauflegen, in erster Linie die Belichtung erhöhen, ich finde es zu dunkel, wir sind in einem sonnigen Setup, da darf die Sonne gerne etwas knallen, ganz besonders im Hintergrund hätte ich (ne Menge) mehr Druck gemacht. Diesen natürlichen Cucoloris mit dem Ast finde ich super, hab ich so in der Form auch schon einige Male gemacht, nach ner Weile muss man den Ast kontrollieren, weil die Blätter ganz schnell welk werden in der Sonne und sich das Licht drin zunehmend verändert :D
Die Location finde ich mega und geil zum Leuchten. Das Vordach ist super, die Fenster auch. Zusätzlich gibt der schmierige Film auf den Fenstern dem Licht auch nochmal einen finalen geilen Touch :)
Auch das gesetzte Licht sieht recht gut aus, aber die Verhältnisse hätte ich anders gesetzt.
Sogar die BTS-Aufnahmen gefallen mir von Belichtung und Kontrast besser als der finale Schuss:
1.jpg2.jpg
Dann die 4 Einstellungen, so richtig perfekt finde ich eigentlich keine:
3.jpg
1) Ich mag den Ansatz der untersichtigen Einstellung auch wie es final gecropped wurde. Mir pers. ist der Winkel etwas zu tief, da wäre ich nochmal 10-20cm höher, also eher auf Schulterhöhe gegangen.
2) Die Wackelkamera geht gar nicht für so ein Interview-Setup. Das ist ne völlig ruhige Szene, der Prota sitzt, warum sollte Kamera da rumwackeln, nervt nur. Dazu kommt, dass durch die unruhige Kamera die Flares, die ich per se nicht schlecht finde, unnötig auftragen. Wäre die Kamera eingemauert, würde das besser ins Auge gehen.
3) Dieses Dekadrieren mag ich generell. Aber ich verbinde es mit anderen Motivationen, egal ob Spielfilm oder Interview, ich assoziiere damit etwas Geheimnisvolles, etwas Unangenehmes, z.B. wenn jemand lügt, oder eine unbequeme Wahrheit ausspricht, etwas verbirgt oder gebrochen oder traurig ist, dann würde ich so eine Kadrierung unterstützend einsetzen. Aber hier in dem Interview scheint es um positivere Dinge zu gehen, da kann ich den Ansatz nicht ganz nachvollziehen. Wie gesagt, alles nicht falsch, ist halt meine Empfindung, ich sehe es als Effekthascherei ohne Motivation.
4) Joa, kann man schon machen, ist mal ein Hingucker, aber so richtig "präsent" wie er sagt, finde ich sie nicht. Ist mir etwas zu tief um sie länger als als 1-2 geschnitten sehen zu wollen.
Aber nochmal, das ist Jammern auf hohem Niveau, es ist sicher alles andere als Schlecht was die Jungs da gemacht haben.