Frage von beiti:Ich habe mir in Aufnahmen mit Audiorecordern nun schon zweimal eine böse Handy-Störung eingefangen. Daraufhin wollte ich zuhause mit dem eigenen Handy ausprobieren, welche meiner Geräte besonders störanfällig sind und was ich ggfs. dagegen tun kann.
Doch leider gelingt es mir nicht, eine Störung zu provozieren. Egal, ob ich eine Telefonnummer wähle oder über Mobilzugang im Internet surfe: Selbst aus kürzester Distanz bleibt die Störung aus.
In den Fällen, wo ich in der Praxis das Problem hatte, müssen die verursachenden Handys mindestens 1 Meter weg gewesen sein (denn näher kam an den Reorder niemand ran). Was diese Handys in dem Moment gesendet haben, weiß ich natürlich nicht.
Kennt jemand einen Trick, wie ich die Handy-Störstrahlung möglichst kräftig bekomme, um den Worst-Case zu simulieren? Und das Ganze am besten auch noch reproduzierbar?
Antwort von Axel:
Überall dort, wo das Netz schwach ist, verstärken die Handys ihr Signal (der Akku geht dann auch rasant nach unten). Eine Landschaft abseits "der Zivilisation", dann reicht
ein Handy. Autos, öffentliche Verkehrsmittel, Gebäude aus Stahlbeton. Eigene Theorie.
Antwort von Pianist:
Meine Theorie: Es kommt darauf an, welches Netz das Handy nutzt. Mir ist es noch nie passiert, dass ein E-Netz-Handy (also E-Plus oder O2) eine Störeinstreuung verursacht hat, weil die nur mit der halben Sendeleistung arbeiten. Handys im D-Netz senden nötigenfalls mit voller Sendeleistung und streuen durchaus mal in eine Konferenz- oder Beschallungsanlage ein. Oder direkt in die Drahtlos-Anlage, wenn ein Referent sein Handy in der Tasche nicht in den Flugmodus geschaltet hat. Wenn man da angestöpselt ist, nimmt man das eben mit auf.
Manchmal höre ich auch D-Netz-Einstreuungen auf meinem Hinterband-Rückweg. In meine eigene Technik (MKH 8060, XLR-Kabel, SQN, Hinterbandkabel zur Kamera) ist aber noch nie was eingestreut.
Also: GSM 1800 aus tontechnischer Sicht unkritisch, GSM 900 kann problematisch sein.
Matthias
Antwort von beiti:
Mir ist es bislang mit zwei Tascam-Recordern passiert (DR-40 und DR-05). Und zwar bei Nutzung der eingebauten Mikros, ganz ohne Kabel.
Antwort von Pianist:
Und hast Du den Verursacher oder die Verursacherin gefragt, welches Netz genutzt wird?
Matthias
Antwort von Axel:
Mir ist es bislang mit zwei Tascam-Recordern passiert (DR-40 und DR-05). Und zwar bei Nutzung der eingebauten Mikros, ganz ohne Kabel.
Mir auch mit DR-40 (mit und ohne ME 80) und Zoom H1. Und mit ruessels Ohrwurm.
Antwort von beiti:
Die Verursacher kenne ich nicht. Das waren Veranstaltungen mit vielen Leuten, wovon praktisch alle in einem gewissen Umkreis um den Recorder in Frage kommen.
Beim letzten Mal war es eine Feier in einem abgelegenen Lokal, wo ich selbst (Vodafone-Netz) überhaupt keine Internetverbindung gekriegt habe; ich musste raus gehen und ein Stück die Straße lang, bis endlich ein schwaches GPRS möglich war.
Andere Netze mögen dort stärker gewesen sein, das weiß ich nicht. Auf jeden Fall erscheint mir plausibel, dass Handys dort mit maximaler Sendeleistung arbeiteten.
Ich werde nachher mal in den Keller gehen (Stahlbeton) und schauen, ob ich dort eine Störung herbeiprovozieren kann.
Antwort von Pianist:
Vodafone ist GSM 900, also volle Leistung, somit durchaus eine potentielle Störquelle.
Matthias
Antwort von beiti:
Ich habe auch noch eine SIM-Karte von O2. Da könnte ich vergleichen.
Antwort von Pianist:
Meine Vermutung: Mit einer E-Netz-Karte schaffst Du keine Einstreuung. Hatte ich jedenfalls noch nie.
Matthias
Antwort von TonBild:
Ich habe mir in Aufnahmen mit Audiorecordern nun schon zweimal eine böse Handy-Störung eingefangen.
Woher weißt du daß sie vom Handy kommt?
Kannst du sie beschreiben oder besser noch online stellen?
Antwort von beiti:
Woher weißt du daß sie vom Handy kommt? Das Geräusch ist ziemlich charakteristisch.
Muss ich mal schauen, ob ich ein Stück gestörte Aufnahme finde, die inhaltlich unkritisch ist...
EDIT:
Hier ein ganz kurzes Stück, auf dem die Störung klar zu hören ist.
Antwort von TonBild:
Woher weißt du daß sie vom Handy kommt? Das Geräusch ist ziemlich charakteristisch.
Muss ich mal schauen, ob ich ein Stück gestörte Aufnahme finde, die inhaltlich unkritisch ist...
EDIT:
Hier ein ganz kurzes Stück, auf dem die Störung klar zu hören ist.
Ja, das kommt vom Handy.
Was war alles am Recorder angeschlossen?
Antwort von beiti:
Was war alles am Recorder angeschlossen? Nichts. Hier ein (leider sehr schlechtes) Bild von der Aufnahmesituation:
zum Bild
Das war eine private Feier mit spontaner Musik-Einlage, also nichts vorab geprobt oder ausgetüftelt. Als der Gitarrenspieler überraschend loslegte, habe ich ganz schnell den Recorder vor ihn auf den Tisch gestellt. Leider saßen genug Leute drumherum, und wahrscheinlich hatte jeder von denen ein Handy in der Tasche.
Antwort von TonBild:
Was war alles am Recorder angeschlossen? Nichts. Hier ein (leider sehr schlechtes) Bild von der Aufnahmesituation:
zum Bild
Das war eine private Feier mit spontaner Musik-Einlage, also nichts vorab geprobt oder ausgetüftelt. Als der Gitarrenspieler überraschend loslegte, habe ich ganz schnell den Recorder vor ihn auf den Tisch gestellt. Leider saßen genug Leute drumherum, und wahrscheinlich hatte jeder von denen ein Handy in der Tasche.
Na, dann musst Du wohl zur Reproduktion der Handy-Störung diese Feier nachstellen. Also die Leute zu Dir einladen, genug Flüssigkeiten bereitstellen (denn auch diese haben einen Einfluss auf den Funk) und abwachten, was passiert.
;-)
Antwort von beiti:
Als es mir mit dem DR-40 passiert ist, war es eine größere, öffentliche Veranstaltung in einer Mehrzweckhalle mit mehreren hundert Zuhörern - von denen ein paar allerdings ähnlich nah am Recorder saßen.
Mir geht es darum, rauszufinden, wie ich generell vorbeugen kann - also ob meine Recorder verschieden stark auf solche Störungen ansprechen, ob es mit externem Mikrofon besser oder schlechter wird und ob z. B. ein Drahtgeflecht oder Alufolie rund ums Recordergehäuse was bringt.
Antwort von beiti:
Jetzt habe ich im Keller ein paar Versuche gemacht - und dort kommt es dank Stahbeton-Dämmung und mutmaßlich hoher Handy-Strahlungsleistung tatsächlich zu massiven Störungen.
Zuerst habe ich den Recorder als Härtetest 20 cm neben das Handy gelegt. Sowohl mit D2-Karte als auch mit O2-Karte kommt es zu üblen Störungen - mit D2 aber noch lauter als mit O2 (die Störungen von D2 sorgen sogar für Übersteuerung).
Dann habe ich es aus 1,2 m Distanz probiert. D2 macht hier immer noch Störungen, nur etwas geringer als aus 20 cm Distanz. Von O2 höre ich nun überhaupt keine Störungen mehr; das erstaunt mich, weil ich zumindest noch leisere Störungen erwartet hätte.
Ob ich Zoom H5 oder Tascam DR-05 verwende, spielt keine Rolle. Auch das Einwickeln des Recorders in mehrere Lagen Alufolie ändert nichts (die Störungen werden dadurch noch nicht mal leiser).
Also das Einzige, was einen Unterschied bewirkt, ist das Netz. Aber da ich in der Praxis keinen Einfluss darauf habe, welches Netz die zufällig anwesenden Personen verwenden, hilft mir die Erkenntnis jetzt nicht so richtig. :(
Gibt es noch andere Ideen, was man tun kann?
Antwort von TonBild:
Jetzt habe ich im Keller ein paar Versuche gemacht - und dort kommt es dank Stahbeton-Dämmung und mutmaßlich hoher Handy-Strahlungsleistung tatsächlich zu massiven Störungen.
Zuerst habe ich den Recorder als Härtetest 20 cm neben das Handy gelegt. Sowohl mit D2-Karte als auch mit O2-Karte kommt es zu üblen Störungen - mit D2 aber noch lauter als mit O2 (die Störungen von D2 sorgen sogar für Übersteuerung).
Dann habe ich es aus 1,2 m Distanz probiert. D2 macht hier immer noch Störungen, nur etwas geringer als aus 20 cm Distanz. Von O2 höre ich nun überhaupt keine Störungen mehr; das erstaunt mich, weil ich zumindest noch leisere Störungen erwartet hätte.
Ob ich Zoom H5 oder Tascam DR-05 verwende, spielt keine Rolle. Auch das Einwickeln des Recorders in mehrere Lagen Alufolie ändert nichts (die Störungen werden dadurch noch nicht mal leiser).
Also das Einzige, was einen Unterschied bewirkt, ist das Netz.
Das ist wirklich interressant. Du könntest einen Phonographen benutzen. Oder O2 Karten an die Leute in der Nähe aushändigen.
;-)
Das Sinnvollste ist es aber, den Ton mit Kopfhörer zu kontrollieren und bei Problemen die Personen in der Nähe bitten, ihr Handy für die Dauer der Aufnahme auszuschalten.
Antwort von Pianist:
Bei richtig wichtigen Tonaufnahmen haben wir das schon so gemacht, dass zu Beginn jemand darum gebeten hat, die Handys nicht nur auf "lautlos" zu stellen, sondern sie in den Flugmodus zu bringen. Das kann man ja auch als Ansage vorproduzieren.
Ich muss allerdings sagen, dass selbst im Konzerthaus Berlin die Tonabteilung keine Probleme mit Handys im Publikum hat, sofern sie leise sind. Ich hatte dort auch noch nie irgendwelche Störungen auf der Summe, wenn ich mal was abgegriffen habe. Aber das ist eben alles symmetrisch und es werden nur hochwertige Geräte verwendet. Die langen Leitungen scheinen keine Probleme anzuziehen. Die Leute haben ja auch immer etliche Meter Abstand von allen tontechnischen Geräten.
Ich hatte bisher immer nur Probleme, wenn Geräte aus dem Bereich der Konferenz- und der niedrigpreisigen Beschallungstechnik im Einsatz waren.
Matthias
Antwort von beiti:
Das Sinnvollste ist es aber, den Ton mit Kopfhörer zu kontrollieren und bei Problemen die Personen in der Nähe bitten, ihr Handy für die Dauer der Aufnahme auszuschalten. Da sprichst Du genau den Knackpunkt an. Der große Vorteil der externen Aufnahme besteht für mich darin, unabhängig von der Kamera zu sein und einen Recorder einfach nur hinstellen und starten zu müssen. Wenn ich noch ein Kabel für den Kopfhörer legen muss, kann ich stattdessen gleich ein Mikrofonkabel legen und direkt mit der Kamera aufzeichnen. Nur zu Beginn kurz mit Kopfhörer zu checken, bringt auch nichts, weil die Störung vielleicht erst später auftritt. Am Ende hilft, wenn man die Sache unter Kontrolle behalten will, doch nur eine Funklösung.
Ich muss allerdings sagen, dass selbst im Konzerthaus Berlin die Tonabteilung keine Probleme mit Handys im Publikum hat, sofern sie leise sind. Die Leute haben ja auch immer etliche Meter Abstand von allen tontechnischen Geräten. Der Abstand ist bestimmt ein wichtiger Aspekt. Kann man sich leider nicht immer aussuchen.
Ich hatte bisher immer nur Probleme, wenn Geräte aus dem Bereich der Konferenz- und der niedrigpreisigen Beschallungstechnik im Einsatz waren. Gibt es denn im Bereich der mobilen Recorder hochwertige Alternativen?
Dass ein Handy einer symmetrischen Tonübertragung nichts anhaben kann, habe ich auch schon rausgefunden (mit einem schaltbar gebrückten Kabel, das eine Umschaltung zwischen symmetrisch und asymmetrisch erlaubt - asymmetrisch hört man das Handy, symmetrisch nicht mehr). Also die Kabel könnte man auch quer durchs Publikum legen und hätte wahrsheinlich keine Störung.
Der Schwachpunkt sind eher Mikrofone auf der einen Seite und Recorder auf der anderen Seite. Zum Beispiel meine beiden Richtmikros (Rode NTG2 und Sennheiser MKE600) sind trotz Metallgehäuse sehr empfindlich.
Antwort von TonBild:
Gibt es denn im Bereich der mobilen Recorder hochwertige Alternativen?
Wiederhole doch mal Deinen Test mit einem Handy als Aufnahmerecorder.
Jedes Handy hat ja heute eine Aufnahmefunktion und es wäre doch spannend zu wissen, ob zumindest der in einem Handy eingebaute Recorder auf böse Handy-Störungen weniger empfindlich reagiert.