Test Was kann OSX86?

Was kann OSX86?

Nachdem es sich ja mittlerweile herumgesprochen hat, dass sich OSX mit ein paar Tricks auch auf normalen PCs installieren lässt, wollten wir wissen, ob sich der Aufwand lohnt.

// 09:41 Mi, 13. Dez 2006von

Die Verlockung ist natürlich groß, OSX auf dem eigenen PC zu installieren. Zumindest um das alternative Betriebssystem einmal in Ruhe ausprobieren zu können. Der Hersteller Apple lässt allerdings wissen, dass die Installation auf Nicht-Apple-Rechnern illegal sei. Da diese Lizenzbedingungen jedoch erst nach dem Kauf lesbar sind, gibt es in Deutschland durchaus einen starken Rechtsstandpunkt, dass der Einsatz auf normalen PCs nicht unrechtmäßig ist, solange man die Original-Lizenz besitzt. Wer also eine legale Version von OSX in seinen Händen hält, sollte zumindest einmal schnuppern dürfen.





OSX patchen

Um OSX zu installieren, muss man das Original-System erst einmal patchen oder eine gepatchte Installations-DVD aus dem Internet besorgen. Danach installiert man OSX eigentlich wie ein gewöhnliches Betriebssystem in eine primäre Partition auf dem Rechner. Wenn man auf die richtigen Komponenten im System achtet, funktioniert dies auf den ersten Blick erstaunlich gut. Das bedeutet, dass der eigene Rechner ungefähr dieselben Bestandteile wie ein vergleichbarer Apple haben sollte. Zum Beispiel Intel Chipsatz und Intel-SSE3-Prozessor. Mittlerweile finden sich im Netz jedoch auch einschlägige Patches, um auch andere Komponenten wie AMD-Prozessoren oder Nvidia-Chipsätze zum laufen zu bringen.






Nach der Installation ist vor der Installation...

Nach der geglückten Installation kann man dann große Augen machen, wenn der Apple Desktop das erste mal erscheint. Doch hier fängt dann die eigentliche Arbeit erst an.



Eine erste Oberfläche bekommt man als Anwender schnell zu sehen. Die Optimierung des Systems erfordert jedoch eine gewisse Einarbeitungszeit.
Eine erste Oberfläche bekommt man als Anwender schnell zu sehen. Die Optimierung des Systems erfordert jedoch eine gewisse Einarbeitungszeit.



Es kostete uns ungefähr 15 Stunden Frickelarbeit um einzusehen, dass wir keinen bootfähigen Master-Boot-Sektor für OSX auf unserer Platte zum Laufen brachten. Alle Tipps aus dem Netz halfen nichts, zum Starten des Systems musste immer der Darwin-Bootloader von der DVD herhalten. Eigentlich nur eine kleine Bagatelle, aber dennoch unschön, wenn man immer eine Start-DVD benötigt. Dann unterstützte unsere Grafikkarte ATI x850XT keine Hardware-Beschleunigung, sondern wurde nur im VESA-Modus angesprochen. Wieder gab es im Netz viele Tipps, wie man die Karte zum Laufen bringt, jedoch helfen uns alle Treiber-Versionen nichts. Die Erkenntnis, dass die Karte nicht mit Core Image und Quartz Extreme zum laufen zu bekommen ist, kostete uns noch einmal mindesten 16 Stunden Lebenszeit. (Das fanden übrigens auch andere User im Netz, nur einer behauptet weiterhin fest, dass die Karte bei ihm mit Beschleunigung läuft.)



Da uns aber gerade Motion und FCP mit Grafikbeschleunigung interessierte, musste eben eine neue Grafikkarte her. Eine 7600GT für 140 Euro lief mit speziellen Treibern anschließend einwandfrei. Allerdings muss man für die Installation schon ein paar Unix-Kommandos abwerfen, aber immerhin. Nach dem neuesten Stand kann man diese mit einem Installations-Package übrigens auch mit einem Mausklick installieren.



Die von uns extra gekaufte XpertVision 7600GT unterstützt Core Image und Quartz Extreme.
Die von uns extra gekaufte XpertVision 7600GT unterstützt Core Image und Quartz Extreme.





Die externe USB-Soundkarte Phase 26 von Terratec wurde dagegen klaglos erkannt und sofort eingebunden. Auch unsere Intel-Netzwerkkarte wurde problemlos integriert, jedoch stotterte das Netz: Im 2-Minutentakt riss die Verbindung ab. Auch eine WLAN-Karte zeigte die selben Symptome, weshalb wir die Hardwarekombination als Problem zwar ausschließen können, aber dennoch bis heute keine Lösung für das Problem gefunden haben.



Nicht ganz exakt, aber was solls. Unser P4 arbeitet nur mit 3,2 GHz, dafür aber mit 4 Kernen unter Mac OSX.
Nicht ganz exakt, aber was solls. Unser P4 arbeitet nur mit 3,2 GHz, dafür aber mit 4 Kernen unter Mac OSX.




Des Frickelns Lohn...

Rund 80 (!!) Stunden später hatten wir dann endlich eine einigermaßen runde Mac OSX 10.4.8-Umgebung auf unserem Redaktions-Testsystem zum laufen gebracht. Die 2+2 Hyperthreading Prozessorkerne unseres P4 Extreme Edition Rechners machten ganz schön Dampf und schauten im Aktivitätsmonitor ziemlich unterbeschäftigt aus. Also wollen wir das System einmal fordern.



Zum Test spielten wir die originalen Intel Binary-Versionen von Final Cut Pro und Motion auf das System. Uns siehe da, es funktionierte alles. Keine Abstürze, keine Probleme. Bei Motion sogar runder als erwartet: So viele HD-Spuren mit Partikel-Effekten konnten wir aus keinem unserer echten Macs herausquetschen. Der Grund: Da Quarz Extreme funktionierte, wurden alle Berechnungen auf der Grafikkarte durchgeführt, und die war deutlich schneller, als die meisten Standard-Grafikkarten, die bei Apple ausgeliefert werden. Nur Mac Pro-Modelle erlauben den Einsatz einer eigenen Grafikkarte und eine vergleichbare Leistung würde dort geschätzte 300 Euro extra kosten. Gar nicht auszudenken, wie unser Rechner mit einer (ebenfalls unterstützen) 7800GT/7900GS losrendern könnte, die man für unter 300 Euro beim PC-Händler bekommt.



Drei komplexe Partikel-Systeme in Motion bei HD-Auflösung und trotzdem noch 24 FPS. Das schafft kein Mac ohne spezielle Grafikkarte.
Drei komplexe Partikel-Systeme in Motion bei HD-Auflösung und trotzdem noch 24 FPS. Das schafft kein Mac ohne spezielle Grafikkarte.


Auch kurze Tests mit dem neuen conduit brachten uns ins Staunen: Ein Mini-Compositing-System, das immer in Echtzeit mit 25 FPS arbeitet, hatten wir bisher nicht zu Gesicht bekommen. Dass dies jedoch "nur" eine schnelle Grafikkarte benötigt ist besonders erwähnenswert. Die CPU-Auslastung in Motion ging bei der Arbeit nämlich gegen Null.



In Final Cut Pro brauchten wir ein Update um Conduit einzuspielen: Doch hier stießen wir auch schon wieder auf das nächste Problem: Da es sich um eine gepatchte Version von OSX handelt, kann jedes automatische Systemupdate den Rechner lahm legen. Also muss man ohne Updates auskommen. Oder eben nur selektiv nachlegen, wenn man ein Update dringend benötigt, wie wir beispielweise bei FCP, um conduit zu installieren. Man fühlt sich also mit einem solchen Mac niemals auf der sicheren Seite. Vielmehr hat man dauernd Angst, etwas kaputt zu machen und kann daher die bequemen Seiten das Betriebssystems gar nicht auskosten.








Fazit

Ja, es funktioniert tatsächlich. Allerdings ist mit der Installation eine Menge Frickelei verbunden, die an Linux-Systeme der frühen Stunde erinnert. Eigentlich sind Macs ja mittlerweile kaum teurer als PCs weshalb sich dieser Aufwand eigentlich nicht lohnen dürfte. Doch genau für für Motion und FCP-Anwender hat Apple eine Lücke im Produkt-Portfolio, die einen Selbstbau dennoch interessant erscheinen lässt: Echte-Apple Systeme mit freier Wahl der Grafikkarte gibt es erst ab 2000 Euro aufwärts, während man ein System mit Core Duo und 7600GT-Karte schon für 700 Euro (incl. Tiger Lizenz) zusammenstellen kann. Ein solches System hängt im GPU-Rendering jeden Mac-Pro mit der Standard 7300GT-Karte ab. Außerdem lässt es sich momentan mit Karten bis zur 7800/7900GS aufrüsten. Dies sind dann Leistungsbereiche für die man am Mac Pro schon eine Quadro FX 4500 mit 1600 Euro Aufpreis anschaffen muss.


Falls Apple sich durchringen könnte auch einen günstigen Standard-Mac mit PCIe-Steckplatz auf dem Markt zu bringen, wäre dieser nötige Arbeitsaufwand sicherlich für die Großzahl aller Anwender ziemlich unattraktiv. Und selbst wer es selbst einmal versuchen will: Für eine produktive Arbeitsumgebung können wir die Selbstbau-Lösung schon wegen der wackeligen Update-Situation nicht wirklich empfehlen.


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