Test Sony NEX-5

Sony NEX-5

Die neue Sony NEX-Serie von Sony klingt sehr interessant: Großer, APS-C ähnlicher Sensor mit Wechselobjektiven sowie FullHD-Video-Aufzeichnung lassen die Herzen von Fans geringer Tiefenschärfe höher schlagen. Bisher gab es so was nur von Canon oder Panasonic. Doch kann Sony in dieser Nische für Videofilmer punkten?

Die neue Sony NEX-Serie von Sony klingt sehr interessant: Großer, APS-C ähnlicher Sensor mit Wechselobjektiven sowie FullHD-Video-Aufzeichnung lassen die Herzen von Fans geringer Tiefenschärfe höher schlagen. Bisher gab es so was nur von Canon oder Panasonic. Doch kann Sony in dieser Nische für Videofilmer punkten?



Gegenüber echten DSLRs setzen Kameras wie die Sony NEX keinen Bildspiegel für die Fotografie ein. Als Fotograf muss man dadurch auf einen analogen Sucher verzichten, beim Filmen kann man diesen Spiegel jedoch sowieso nicht einsetzen, weshalb er bei Videoaufnahmen nur ungenutzt in hochgeklappter Stellung verweilt. Der Verzicht auf die Spiegelmechanik lässt im Gegenzug viel kompaktere Bauformen zu, was Sony gerade mit den NEX-Modellen auf die Spitze treibt. So wirkt das Kamera-Modul hinter einem Zoomobjektiv etwas verloren. Kombiniert mit einem kleinen Festbrennweiten-Objektiv wirkt die Kamera dagegen fast wie eine übliche Kompakt-Knipse.



Sony NEX-5 : cam0


Der Bauform ist leider auch die Position des Mikrofons geschuldet. Zwei kleine eingelassene Kapseln, die nach oben gerichtet sind, nehmen in erster Linie die Geräusche des Kameramanns auf. Was sich vor der Linse abspielt muss also akustisch erst einmal „ums Eck“. Einen Anschluss für ein externes Mikrofon oder einen Kopfhörer, um zu besseren Klangergebnissen zu gelangen findet man leider nicht.



Wir hatten im Test das Doppel-Kit Set von Sony, dem zwei Objektive beiliegen. Ein Zoomobjektiv mit 18-55mm Brennweite und Blende 3.5-5.6, sowie ein sehr kompaktes Modell mit 16mm Festbrennweite und Blende 2,8. Die Objektive machten einen sehr soliden Eindruck ohne großes Spiel in den Ringen. Wir haben unseren Test ausschließlich mit der Zoom-Optik durchgeführt, da diese für Videoeinsätze deutlich flexibler ist.





Formate

Die Kamera kann im Videomodus FullHD (1920 x 1080 Pixel) im AVCHD-Format mit 17 Mbit/s aufzeichnen. Außerdem bietet sie noch einen Modus mit 1440 x 1080 Pixeln und 12 Mbit/s. Obwohl dieses Raster auch im AVCHD Standard spezifiziert ist, wird hierbei jedoch in einem anderen MP4-Dialekt aufgezeichnet. Dazu gibt es noch einen VGA-Modus (640 x 480 Pixel), der sich für Internet-Aufnahmen empfiehlt. Spezielle PAL-SD-Modi bietet die Kamera dagegen nicht an.





Bedienung

Zur Bedienung gibt es praktisch keine externen Tasten und keinen Touchscreen. Stattdessen gibt es ein drehbares Menüradchen, das auch in vier Richtungen klickbar ist, sowie zwei abgesetzte Taster, die diverse Funktionen annehmen, die neben ihnen im Display angezeigt werden. Insgesamt erschien uns die Bedienung nicht komplett intuitiv, zumal es oft mehrere Wege zu einer bestimmten Funktion gibt, was teilweise etwas verwirren kann. Wer die Kamera länger einsetzt kommt jedoch sicherlich mit etwas Übung zurecht.



Trotz den eher einfachen Bedienelementen lässt sich im Fotomodus sowohl Verschlusszeit als auch Blende separat und manuell regeln. Dabei werden die eingestellten Werte auch im Display angezeigt. Allerdings sollte man sich bei den Szeneneinstellung beeilen, denn schon nach 30 Sekunden Inaktivität schaltet sich die Kamera automatisch ab. Gerade wenn man nochmal etwas am Stativ nachjustieren muss, kann das leicht enervierend sein.






Videomodus = Vollautomatik

Löst man (über einen separaten Knopf am Gehäuse) schließlich die Videoaufnahme aus, ändert sich der Eindruck leider schlagartig. Denn für ambitionierte Videofilmer gibt es hier nicht mehr viele Eingriffsmöglichkeiten. Man kann nur noch die Belichtungskorrekur (EV) bedienen, die vorher eingestellten Werte für Blende und Verschlusszeit werden nicht übernommen. Stattdessen wählt die Kamera einfach ungefragt eigene Automatikwerte. Damit fehlt natürlich beim Videofilmen der eigentliche Witz, dass man über die Blende mit der Tiefenschärfe spielen kann.



Dazu verkleinert sich der aufgenommene und gezeigte Bildausschnitt. Schwacher Trost: Wenn man vor der Aufnahme die Hilfslinien aktiviert, sieht man auch als sehr feine Linien die Ecken des Videoauschnitts angedeutet. Da diese Linien wirklich hauchdünn und schwarz sind, übersieht man diese bei Low-Key-Aufnahmen jedoch komplett. Auch kann man im Videomodus nicht einmal mehr die Werte sehen, mit welcher Blende oder Verschlusszeit die Kamera gerade arbeitet.





Guter manueller Fokus

Der Autofokus darf auch während der Videoaufnahme aktiv sein, lässt sich jedoch nicht arretieren, was ihn für gestellte Szenen relativ unbrauchbar macht. Das manuelle Fokussieren gelingt dagegen sehr gut. Optional lässt sich ein Expanded Fokus aktivieren, sobald man den Objektivring dreht. So lässt sich auf dem gestochen scharfen Display wunderbar der richtige Schärfepunkt finden. Einen Touchfokus gibt es natürlich mangels Touchscreen nicht. Gewünscht hätten wir uns dennoch noch eine Peaking- sowie eine Zebra-Funktion. Ein Histogramm ist zwar vorhanden, jedoch zeigt dies nur die Einstellungen für den Fotomous an, der ja – wie bereits erwähnt- nichts mit den Belichtungsparametern im Videomodus zu tun hat.





HDMI-Output

Die Live-Ausgabe während des Filmens via HDMI ist genauso undurchdacht wie bei den meisten Konkurrenten gelöst: Erstens schaltet sich mit Einstecken des HDMI Kabels das Kamera-Display unwiderruflich ab. Und zweitens wird der Display-Inhalt 1:1 via HDMI übertragen. Das bedeutet, dass man niemals eine FullHD-Wiedergabe zu Gesicht bekommt, sondern immer auch die eingestellten Menüoptionen an den schwarzen Rändern eingeblendet sieht. Zur Einstellung der Kamera muss man dann notgedrungen ebenfalls immer auf den Vorschaumonitor schauen. Und nicht zuletzt bekommt man den echten Ausschnitt der Szene auch erst zu Gesicht, wenn man die Aufnahmetaste ausgelöst hat.





Gimmicks

Für Fotografen bietet die Kamera noch nette Gimmicks, wie des Erstellen von Panorama-Fotografien ohne Stativ. Mit einem gerade erschienenen Firmware-Update können sogar echte 3D-Panoramen erstellt werden, welche die Tiefeninformation aus der Paralaxenverschiebung beim Schwenken errechnen. Nur freilich funktioniert dies nur bei Standbildern und nicht im Videomodus...






Exkurs: Tiefenschärfe für Dummies

Fast jeder Amateur-Fotograf fragt sich irgendwann einmal, warum die eigenen Fotografien mit der Digital-Knipse niemals so künstlerisch wirken, wie professionelle Fotografien. Praktisch immer liegt dabei der Schlüssel in der fehlen Tiefen(un)schärfe, die Objekt und Hintergrund in der Regel fast gleich scharf abbildet. Um den Hintergrund eines Objektes unscharf erscheinen zu lassen, benötigt es hauptsächlich drei Faktoren: Erstens muss die Aufnahmefläche, also der CMOS-Bildwandler möglichst groß sein, dann muss die Blende möglichst weit geöffnet sein. Und schließlich sollte auch noch die Brennweite möglichst groß sein (d.h. je näher man an ein Objekt heranzoomt, desto unschärfer setzt sich der Hintergrund davon ab.). Nachdem Chipfläche und Bildausschnitt ja in der Regel unveränderbar sind, hat sich Sony eine nette Spielerei ausgedacht, um Anfänger bei der Einstellung der Tiefenschärfe zu unterstützten: Ein Schieberegler, mit dem man die Unschärfe des Hintergrundes einstellen kann. Dabei zaubert Sony nicht, sondern öffnet hierbei einfach nur die Blende, wobei ein automatischer Ausgleich über die Belichtungszeit erfolgt. Das Bild bleibt also immer gleich hell, während der Hintergrund seine Schärfe verändert.


Leider hat Sony diese Funktion nicht für die Videofunktionen freigeschaltet, was aber durchaus verständlich ist: Schließlich lässt sich beim Filmen die Belichtungszeit bei weitem nicht so frei wählen, ohne dass Aufnahmen sofort unnatürlich wirken.






Aus dem Messlabor

Der Sweep zeigt einen mittelmäßigen Schärfeverlauf, der nur leicht unter dem Niveau vieler AVCHD-Camcorder in dieser Preisklasse liegt.



Luminanzauflösung
Luminanzauflösung



Der direkte Blick auf das ISO-Chart offenbart starke Aliasing-Artefakte (besonders in den Kreisen), die durch das Herunterskalieren der überschüssigen Pixel entstehen.



ISO-Testbild
ISO-Testbild





Die Farbauflösung verläuft durchaus gut, wobei der Farbpegel noch nicht am oft übertriebenen Limit günstiger HD-Camcorder liegt.


Chrominanz-Auflösung
Chrominanz-Auflösung


Die Verzeichnung des mitgelieferten Zoom-Objektivs ist für umgerechnet 24mm Brennweite sehr gut. Allerdings verringert sich der Weitwinkel bei Videoaufnahmen auf ungefähr 30mm.



Objektiv-Verzeichnung
Objektiv-Verzeichnung



Bei der nicht korrigierbaren Farbgebung zeigt die Sony NEX sehr satte Farben, die gerade in Rottönen auch zu leichten Ausfransungen neigen.



1200 Lux
1200 Lux



Bei wenig Licht zeigt die NEX bereits im Automatik-Modus ein Bild mit vielen Details und Farben. Hier kommt der große Sensor voll zum tragen, und das selbst mit dem nicht so lichtstarken F3.5 Objektiv.



12 Lux Automatik
12 Lux Automatik





Beim „optimierten“ Low-Light-Test mit manuellem Weissabgleichgelang und 1/25 Sekunde Belichtungszeit gelang es uns sogar noch, das Rauschen deutlich zu minimieren.



12 Lux mit 1/25 Sek und manuellem Weißabgleich.
12 Lux mit 1/25 Sek und manuellem Weißabgleich.



Der Ton wird dagegen von der Kamera deutlich in den Höhen beschnitten und ist wie schon zu erwarten sehr dumpf. Schwacher Trost: Das Rauschen bleibt dabei auf gutem Niveau.


Störgeräusche
Störgeräusche




Fazit

Gegenüber den DSLR-Pinonieren, allen voran Canon, bietet Sony mit der NEX für HD-Filmer praktisch keine kreative Kontrolle. Doch eben genau dies ist der Grund, weshalb sich bestimmte DSLRs bei Videofilmern so großer Beliebtheit erfreuen. Die Schärfe ist dabei eher mittelmaß, die Lichtstärke aber klassentypisch bemerkenswert. Unterm Strich ist die NEX daher für alle Videofilmer interessant, die nur automatisch filmen wollen. Dass hierbei die Videoclips teilweise mehr Tiefe besitzen, als vergleichbare AVCHD-Modelle macht sich durchaus auch bei Urlaubs- oder Familienvideos positiv bemerkbar. Wer mehr von Sony erwartet, sollte sich noch bis Herbst gedulden, wenn die Japaner einen echten Consumer-Camcorder mit entsprechend großem Bildsensor vorstellen. Hier bleibt zu hoffen, dass Sony dann nicht auch hier an manuellen Kontrollelementen spart.


Ähnliche Artikel //
Umfrage
    Welche Streaming-Dienste nutzt Du?













    Ergebnis ansehen

slashCAM nutzt Cookies zur Optimierung des Angebots, auch Cookies Dritter. Die Speicherung von Cookies kann in den Browsereinstellungen unterbunden werden. Mehr Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung. Mehr Infos Verstanden!
RSS Suche YouTube Facebook Twitter slashCAM-Slash