Test Global Shutter High-End DSLM Sony A9 III im Praxistest - ein echter Überraschungscoup auch für Filmer

Global Shutter High-End DSLM Sony A9 III im Praxistest - ein echter Überraschungscoup auch für Filmer

Wir hatten Gelegenheit, die neue Sony A9III Flaggschiff-DSLM mit ihrem innovativen, Global Shutter Sensor in der Praxis zu testen und haben hier einige Überraschungen erlebt. Angeschaut haben wir uns neben Hauttönen, Akkuleistung, Autofokus und Zeitlupenverhalten (50 und 100p) auch die Stabilisierungsleitung und das Ausleseverhalten bei schnellen Bewegungen. Eine Kamera die sich tatsächlich als spannender für die Videoproduktion herausstellte als ursprünglich gedacht - doch der Reihe nach...

// 09:02 Mi, 27. Mär 2024von

Vorab unser Videoclip mit Caro an einem sonnigen Tag in Berlin, bei dem neben der Sony A9 III auch das (unstabilisierte) Sony FE 24–70mm F2.8 GM II zum Einsatz kam.




Die meisten Aufnahmen haben wir frei Hand gefilmt. Geschnitten und farbkorrigiert wurde unter DaVinci Resolve 18 auf dem Redaktions-MacBook Pro M1 Max.





Handling

Beim ersten in die Hand nehmen stellt sich bei der A9 III ein sehr vertrautes Gefühl ein.


 Sony A9 III
Sony A9 III

Wer bereits über Erfahrung mit Sony Alpha DSLMs verfügt, wird sich auch bei Sonys neuem Flaggschiff Global Shutter Boliden schnell zurecht finden – so entspricht das Schalter-Layout nahezu 1:1 beispielsweise der Sony A1 und auch beim Gewicht und den Abmessungen liegen Sonys derzeitigen Pro-DSLMs nahe beieinander (Sony A9III = 703g betriebsbereit, 136 x 97 x 83 mm / Sony A1 = 740 g betriebsbereit, 129 x 97 x 81mm),



Der erste - und für Videoanwender nicht ganz unwesentlicher Unterschied – zeigt sich dann im Monitor-Betrieb.


 Sony A9 III Klappmonitor mit vielen Positionen
Sony A9 III Klappmonitor mit vielen Positionen

Während man den Monitor der A1 nicht videofreundlich zur Seite klappen kann, hat Sony bei der A9 III den von der A7R V bekannten Schwenk- und Klappmechanismus verbaut, der aktuell mit die meisten Monitor-Positionen zulässt und damit sowohl für Foto- als auch Videographen eine gelungene Option darstellt.





Aufgezeichnet wird bei der Sony A9 III in dualen Mehrfach-Steckplätzen, die sowohl SD-Karten als auch CFexpress-Karten Typ A aufnehmen.


 Sony A9III Mehrfach-Steckplätze
Sony A9III Mehrfach-Steckplätze

Uns standen für unseren Test letztere in der Sony Tough Version mit einer Kapazität von 160GB zur Verfügung, die zwar nicht zu den Schnäppchen zählen, aber sich völlig unauffällig während unseres Tests verhalten haben. Vor allem Sportfotografen, die die Serienbildfunktion von max. 120 B/s benötigen, dürften von den CFexpress Typ A Karten profitieren.



Bemerkenswert empfinden wir darüber hinaus immer wieder den bereits bekannten Sony Viewfinder, der mit seinen 9.437.184 Bildpunkten nach wie vor die Referenz bei High-End DSLMs darstellt.



Da die Sony A9 III ebenso wie die A1 zu den eher kompakten und leichten DSLMs im Profi-Lager zählen, empfehlen wir bei der Verwendung von schwereren Objektiven über zusätzliches Gewicht am Kamerabody nachzudenken, um das Setup nicht zu frontlastig werden zu lassen. Ein zusätzlicher Batteriehandgriff oder entsprechendes Rigging für Videoanwender machen sich ergonomisch hier durchaus bezahlt.


 Sony A9 III Rückseite
Sony A9 III Rückseite

Vom Tastenlayout her merkt man den Sony DSLMs an, dass sie ursprünglich eher für den Foto-als den Videobetrieb entworfen wurden. Das bedeutet für den Videoanwender, dass sich hier etwas Beschäftigung mit den userdefinierten Tasten lohnt, denn bei der A9 III lassen sich einschließlich der fünf Usertasten (C1-C5) insgesamt 14 Schalter / Räder / Tasten mit individuellen Funktionen belegen, womit man als Videouser sehr weit kommt. (Die Referenz beim videoafinen Buttonlayout und der User-Programmierung stellt bei den Vollformat DSLMs für uns nach wie vor die Panasonic S5 II dar – allerdings spielt die A9III in einer anderen Kameraklasse).



Was wir aus der Bewegtbild-Perspektive gerne bei zukünftigen Firmware-Updates der Sony A9 III sehen würden, wäre eine Shutterangle Funktion sowie ein Waveform Monitor (Zebra und Histogram sind vorhanden).



Insgesamt merkt man dem Layout der Sony A9 III an, über wieviel Erfahrung mit DSLMs Sony mittlerweile verfügt. Wir konnten bei unseren Praxisaufnahmen mit Caro jedenfalls Out-of-the-Box gleich loslegen und sind während unseres Tageslichtdrehs auf keine Hindernisse gestoßen. Im Gegenteil - das Arbeiten mit der Sony A9 III haben wir als recht angenehm und effizient empfunden.







Hauttöne

Dass Sony schon länger in der Lage ist, gute Hauttöne zu produzieren, dürfte sich mittlerweile durchaus herumgesprochen haben. Überrascht waren wir dann doch, was für eine gute Basis Sony bei der A9 III im von uns ausschließlich genutzten S-Gamut3.Cine/S-Log3 Gamma mittlerweile zur Verfügung stellt.


Sony A9 III, 4K 50 fps
Sony A9 III, 4K 50 fps

Bereits bei einer minimalen, manuellen Farbkorrektur, bei der wir ausschließlich das Luma korrigiert und im Chroma die Sättigung erhöht haben, erhält man einen bemerkenswert ausgewogenes Bild und eine sehr gute Grundlage für weitere Farbkorrekturen. Sony ist bei der A9 III damit in unseren Augen die bislang beste Colorengine Implementierung innerhalb seines Sony Alpha Line-Ups gelungen.


Sony A9 III, 4K 100 fps
Sony A9 III, 4K 100 fps

Eine entsprechend gelungene Farbabstimmung kennen wir ansonsten eher von deutlich kostspieligeren Cine-Kameras und deren Log/Gamma Workflows. Wir haben daher spaßeshalber mal die „alte“ ARRI LogC LUT auf das A9 III Log Material gelegt und tatsächlich passt die traditionelle ARRI LUT ziemlich gut (inklusive minimalen Grün-Tint).



Wer – wie wir – etwas wärmere Hauttöne Out-of-the-Box bevorzugt, dem empfehlen wir andere High-End Cinema-Luts - diesmal von Sony - und hier vor allem die offizielle Sony Burano SL3SG3CtoWarm_709 LUT.


Sony A9 III, 4K 100 fps
Sony A9 III, 4K 100 fps

Welch gelungene Basis für unterschiedliche Gradings Sony hier mit der A9 III zur Verfügung stellt, zeigt sich dann auch bei stärker „kreativ“ eingreifenden LUTs wie Teal/Orange oder Kodak 2383.



Für uns eine erste kleine Überraschung im Praxistest der Sony A9 III die wir so nicht erwartet hatten - doch es gibt noch mehr ...





Autofokus und Tracking

Nicht überrascht hat uns hingegen der auf gewohnt hohem Niveau agierende Autofokus der Sony A9 III sowie das ausgezeichnete Gesichtstracking. Weder stärkere Gegenlichtsituationen noch Caros Sprint auf die Kamera zu bei 70mm Brennweite und einer komplett geöffneten F2.8 konnten das AF-System der A9 III aus dem Takt bringen.


Global Shutter High-End DSLM Sony A9 III im Praxistest - ein echter Überraschungscoup auch für Filmer : A9IIIAF

Mittlerweile agieren zwar eine ganze Reihe von AF-Systemen auf dem Niveau oder zumindest annähernd auf dem Niveau von Sony-DSLMs – was Sonys AF System in unseren Augen jedoch vor allen anderen Systemen auszeichnet, ist das vergleichsweise intelligente Tracking. Hat man einmal ein Objekt oder ein Gesicht für das AF-Tracking ausgewählt und „gelockt“, findet das AF-System von Sony häufig wieder zum Tracking-Motiv zurück, selbst wenn dieses den Frame kurzzeitig verlässt – sei es dass es durch andere Objektive überdeckt wird oder das Framing kurzzeitig einen anderen Ausschnitt nutzt. Das Sony Tracking „erinnert“ sich – zumindest unserer bisherigen Praxiserfahrung nach – aktuell am zuverlässigsten an das zu trackende Objekt aller uns bekannten Kamera Tracking/AF-Systeme.



Und die Sony A9 III stellt hier keine Ausnahme dar. Wir haben alle AF-Shots nur einmal mit Caro gefilmt, weil bereits die ersten Versuche stets gut „saßen“. Das trägt sehr zur Effizienz von Aufnahmen mit AF-Beteiligung bei und spricht für den hohen professionellen Gebrauchswert der Sony A9 III.





Wirklich überrascht hat uns dann aber eine andere Funktion der Sony A9 III:





Stabilisierung

Damit hatten wir dann tatsächlich nicht bei unserem Sony A9 III Test gerechnet: Die Sony A9 III stellt derzeit die beste Stabilisierungsleistung aller uns bekannten Sony Alpha DSLMs zur Verfügung. Die bestmögliche Stabilisierungsleistung erhält man hierbei im bereits bekannten Modus „Dynamic Active Steadishot“.



Wir haben Caro hierbei frontal gefilmt und sind mit der A9 III in der Hand in Caros Tempo rückwärts gelaufen. Um die Stabilisierungsleistung der Sony A9 III etwas zu fordern, haben wir Caro mit 70mm im maximalen Telebereich des 24-70 (mit einer F2.8) aufgenommen.


 Sony A9 III mit sehr guter Videostabilisierung
Sony A9 III mit sehr guter Videostabilisierung

Bemerkenswert ist hierbei, dass das von uns hier genutzte Sony-Objektiv über keine eigene, optische Stabilisierung verfügt. Zwar sind Sensorstabilisierungen in letzter Zeit immer besser geworden – doch für eine Stabilisierungsleistung auf dem Niveau unserer Sony A9 III Aufnahmen braucht es normalerweise die Kombination von Sensor- UND Objektivstabilisierung. Häufig übernimmt die Objektivstabilisierung hierbei den größeren Anteil.



Entweder hat Sony gehörig an seinen Stabilisierungsalgorithmen geschraubt oder das Material des Global-Shutter Sensors zeigt sich für Stabilisierungen besonders zuträglich. Wir tippen auf eine Kombination von beidem, wobei die schnellen Gesamtauslesungen des Global Shutter Sensors den Löwenanteil an der neuen Stabilisierungspracht von Sony haben dürften. Tatsächlich würden hier erstmalig auch bei Sony sagen, dass man beim Dynamic Active Steadishot teilweise auch auf einen Gimbal verzichten kann.



Im Hinterkopf sollte man allerdings behalten, dass bei dem hier genutzten stärksten Stabilisierungsmodus ein spürbarer Crop bei der A9 III angewandt wird, der - durchaus sichtbar - etwas Auflösung kostet. Diesen Auflösungsverlust nehmen wir allerdings für die gebotene Stabilisierungsleistung gerne in Kauf - zumal mit „Standard“ und „Active“ noch zwei weitere Modi zur Verfügung stehen, die weniger stark in das Bild eingreifen.





Akkulaufzeit

Zwar war unsere Zeit mit der Sony A9 III recht knapp bemessen, doch wir wollten auf jeden Fall wissen, ob der Global Shutter Sensor mehr Energie benötigt als CMOS Sensoren und somit einen Effekt auf die maximale Akkulaufzeit der Sony A9 III hat.


Global Shutter High-End DSLM Sony A9 III im Praxistest - ein echter Überraschungscoup auch für Filmer : npfz100

Sony setzt auch bei der A9 III auf den bewährten NP-FZ 100 Akku (2.280 mAh) mit dem wir bei unserem einstündigen Dreh mit Caro bestens ausgekommen sind. Nach Abschluss der Aufnahmen hatten wir noch ca. 50 % auf dem Akku.



Um den Stromverbrauch der A9 III etwas genauer beurteilen zu können, haben wir die Kamera auch im Nonstop 4K 10 Bit 50p S-Log3 Aufnahmebetrieb laufen lassen. Hierbei haben wir genau 1 Stunde 35 Minuten gestoppt.



Damit reiht sich die Sony A9 III hinter einer FX3 ein, die den gleichen Akku nutzt und bei unserem Non-Stop Test rund 20 Minuten länger lief.



Zwar wurde der Body der A9III hierbei spürbar recht warm – eine Hitzewarnung haben wir allerdings (bei Innenraumtemperatur) nicht zu Gesicht bekommen.







Global Shutter

Beim neuen Global Shutter der Sony A9 III interessierte uns vor allem, wie gut dieser mit schnellen Bewegungen zurecht kommt und wie sich Szenen mit hohem Kontrastumfang darstellen.



Um sich ein Bild der Darstellung von schnellen Bewegungen zu machen, haben wir Reißschwenks mit der Sony A9 III von Caro produziert und uns anschließend zusätzlich einzelne Frames des Schwenks mit Motiven mit reichlich vertikalen Strukturen angeschaut.


Global Shutter High-End DSLM Sony A9 III im Praxistest - ein echter Überraschungscoup auch für Filmer : A9iiiWhippan

Auch wenn bereits durch unseren Labortest klar war, dass wir hier keine Rolling-Shutter Artefakte zu Gesicht bekommen sollten, war es dann doch nochmal beeindruckend, die Ergebnisse mit realer Footage zu sehen. Hierbei zeigen sich dann komplett gerade Vertikalen, die zwar durch die schnelle Bewegung erwartungsgemäß Unschärfe aber keine „kippenden“ Linien zeigen - eine starke Performance.



Auch bei unserer Testszene mit hohem Motivkontrast schlägt sich die Sony A9 III erstaunlich gut.


Sony A9 III High Contrast Scene
Sony A9 III High Contrast Scene

Eigentlich hatten wir hier erwartet, dass sich bei unserer Belichtung mit knapp geschützten Highlights in den dunklen Bildpartien - wie etwa Caros schwarzem Mantel - viel stärkeres Rauschen abzeichnet.



Doch der Noiselevel hält sich in bemerkenswert überschaubaren Grenzen und sollte sich zudem - da es sich hier eher um Luma- denn um Chromanoise handelt - recht einfach via Denoiser reduzieren lassen (was wir bei unserem Testclip grundsätzlich nicht machen, bzw. wenn, dann zusätzlich angeben).



Schauen wir uns den Dynamikumfang im Videobetrieb im Testlabor an, stellen Kameras wie die Nikon Z8/Z9 oder die Canon EOS C70 zwar nochmal spürbar mehr Dynamik zur Verfügung, doch in unserer Praxis sind wir bei entsprechenden Hoch-Kontrast-Motiven sehr gut mit der Sony A9 III zurecht gekommen. Einen für den Praxisbetrieb spürbaren „DR-Nachteil“ konnten wir bei unseren Aufnahmen nicht feststellen.





Zeitlupe

Bei den Zeitlupenaufnahmen der A9 III verläuft die Qualitätsgrenze zwischen 4K 50/60p und 4K 100/120p, wobei bei Frameraten oberhalb von 4K 50/60p mit Detailverlust einher gehen.


 Sony A9 III 4k 100 fps
Sony A9 III 4k 100 fps

Wir haben bei unserem Praxistest Close-Up Aufnahmen von Caro mit 4K 100p angefertigt und hierbei bewegt sich das Ergebnis im für diese Kameraklasse erwartet guten Rahmen. Dies ist jedoch unserer Erfahrung nach recht motivabhängig. Wollte man statt Portrait-Closesups Totalen mit viel Bilddetails in Zeitlupe aufnehmen, würde wir eher zu 4K 50/60p raten.



Hier steht dann die volle Auflösung des 6K-Sensors downgesampelt auf 4K zur Verfügung und damit dann quasi auch der Sweetspot für eine hochwertige 4K-Auflösung.





Fazit

Mit der A9 III schlägt Sony ein neues Kapitel in der Technikgeschichte auf: Denn erstmalig steht hier ein Vollformat Global Shutter Sensor zur Verfügung, der die Vorteile der schnellen Auslesung nutzt ohne spürbare Kompromisse in der Praxis im Vergleich zu seinen Rolling-Shutter-Pendants eingehen zu müssen.



Neben der hervorragenden Eignung für das Abbilden schneller Motive waren wir bei der A9III zusätzlich überrascht, auf welch hohem Niveau sich hier die Sensorstabilisierung bewegt. Auch bei der implementierten Colorengine der A9III hat Sony unseren ersten Tests nach einen Volltreffer gelandet. Und der Sony-AF bewegt sich seit Jahren auf sehr hohem Niveau und entsprechend auch bei der A9III.



Unsere Wunschliste für die Sony A9 III fällt dann auch recht überschaubar aus. Gerne würden wir eine False Color Option sowie Verschlußwinkel in zukünftigen Firmwareupdates sehen.



Unterm Strich entpuppt sich die Sony A9 III damit als deutlich potentere Kamera für die Videoproduktion als zuvor gedacht – professionelle Foto-Anwender erhalten mit der Sony A9 III gleichzeitig auch ein leistungsfähiges Bewegbild-Tool an die Hand.



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