
Die Sony A7S II hat ihren Weg in unser Testlabor gefunden und dabei einen mehr als soliden Eindruck bei der Bildqualität hinterlassen. Wir wollten vor allem wissen, wie gut das neue interne 4K Recording auflöst aber auch inwiefern es sich vom externen 4K des Vorgängers unterscheidet. Zusätzlich haben wir uns die Ergonomie und das Schalterlayout der neuen A7S II angeschaut. Reicht es diesmal bei der Sony A7S (II) für die Nr.1 in unserer DSLR-Bestenliste?
Sony Alpha (7S): Produktzyklus im Geschwindigkeitsrausch
Sony arbeitet mit Hochdruck daran, sein Systemkamera-Portfolio der Alpha-Linie zu aktualisieren. Treibende Kraft für den foto-affinen Bereich der Sony Alpha e-Mount-Serie dürfte die beeindruckende Kombination aus Innovation und Dominanz im Sensorgeschäft von Sony sein. Auch wenn dies für die hier zu besprechende A7S MKII nur eingeschränkt gilt, da hier der gleiche Sensor des Vorgängers verbaut wurde.
In der Version II – und damit auch mit neuem Gehäuse und Schalterlayout – sind bislang die A7 II, A7R II und nun auch die A7S II erschienen. Die Produktzyklen der Sony Alpha-Serie dürften zu den kürzesten im gehobenen Vollformat-Segment überhaupt zählen: Während bis zum Nachfolger der A7R zumindest knapp 2 Jahre ins Land zogen, waren es bei der A7S nur noch 1,5 Jahre.
Bei der A7S II dürfte wesentlich der Umstand zur Beschleunigung beigetragen haben, dass die Konkurrenz in Form der Panasonic GH4 mit internem 4K-Recording größeren Zuspruch fand, als von vielen vorhergesagt, und dass der 12MP CMOS Sensor der A7S bereits 4K-fähig ist – somit für einen 4K-Relaunch der A7S kein neuer Sensor entwickelt werden musste.
Sony A7S II Ergonomie & Bedienung
Augenfälligstes Unterscheidungsmerkmal der 2er Version der Sony Alpha Serie ist das neue Gehäuse mit dem weiter nach vorne verlegten Zeigefingerrad und der stärker ausgeformten Handaufnahme.

Zwar empfinden wir das weiter nach vorne verlegte Zeigefingerrad ergonomisch eher als Rückschritt im Vergleich zum Vorgänger, aber durch die Verlegung wurde auch Platz geschaffen für eine zusätzlichen, frei programmierbaren Funktionsbutton. Damit stehen nun bei der A7S II C1-C4 zur Verfügung (C1-C3 beim Vorgänger). Da es unserer Meinung nach nie zu wenig User-Buttons geben kann, tauschen wir die schlechtere Platzierung des Zeigefingerrads gerne gegen den neuen Funktionsbutton ein.

Diejenigen, die bereits über Erfahrung im Umgang mit der Sony A7S verfügen, dürften beim ersten in die Hand nehmen der Sony A7S II sofort das erhöhte Gewicht mit dem etwas breiter und gleichzeitig robuster ausgelegten Gehäuse spüren. Ein Blick auf die Abmessungen bestätigt den Eindruck: A7S II = 126,9 x 95,7 x 60,3 mm (BxHxT) bei 584 g versus 126,9 x 94,4 x 48,2 mm (BxHxT) bei 446 g. Die gewachsene Tiefe und das erhöhte Gewicht des Gehäuses dürften der neuen bis zu 5-Achsen-Sensorstabilisierung, neuer Wärmeregulierung und der erhöhten Solidität geschuldet sein. Letztere macht sich erfreulicher Weise auch am Objektivmount bemerkbar: Die Schnittstelle Objektiv – Kameragehäuse weist bei der Sony A7S II deutlich weniger Flex auf als beim Vorgänger. Ein Problem, das vor allem bei rein manuellen Objektiven die Verwendung einer Objektivstütze beim Schärfezug der A7S zwingend notwendig machte.

Ebenfalls der neuen 2er Serie von Sony verdankt die A7S II eine neue Kabelsicherung. Ein wichtiges Detail für all diejenigen, die externes Monitoring und/oder Recording an der A7S II zum Einsatz bringen wollen, und das Thema Kabelsicherung nicht schon durch dein Einsatz eines Kamera-Cages mit entsprechenden Klemmen gelöst haben. Während die Sony-eigene Kabelsicherung beim Vorgänger unserer Erfahrung nach eher mäßig an der Kamera hielt und mit vielen breiteren HDMI-Kabel gar nicht harmonierte, macht die neue Kabelsicherung einen deutlich besseren Eindruck.

Die neue Kabelklemme von der Sony A7RII wird mit Hilfe einer Schraube fest mit dem Kameragehäuse verbunden und lässt für die Kabelführung unterschiedliche Wege zu - fixiert wird das Kabel mit Hilfe einer grossen Plastschraube. Nachteil der neuen Lösung ist die weit überstehende und etwas scharfkantige Befestigungsschraube. Unterm Strich überwiegt hierbei jedoch der positive Eindruck.
Das Thema Batterie und Ladestation wurde beim Vorgänger teils heftig diskutiert: Bei der A7S II liegen nun zwei NP-FW50 Akkus bei sowie eine externe Ladestation. Auch bei der externen Stromversorgung hat sich bei der A7S II etwas getan. So ist nun eine externe Stromversorgung während des Betriebs via UBS-Schnittstelle möglich. Hierfür muss man die USB-Datenverbindung per Klick auf die Play-Taste abwählen. Auf den ersten Blick eine sehr willkommene Funktion, da die Batterielaufzeit bei der A7S II nicht zu den beeindruckendsten zählt, was bei den kleinen Akkus auch nicht weiter verwundert. Allerdings empfanden wir die USB-Verbindung als Stromversorgung nicht als sonderlich stabil. Auf einem Dreh würden wir uns nicht darauf verlassen wollen, wenn nicht auch hierfür eine Lösung via Kabelklemme zur Verfügung steht. Unsere Empfehlung lautet daher klar Akkubetrieb: Am besten 3 NP-FW50 Akkus pro Drehtag einplanen.
Bei der Auflösung des rückseitigen Displays gibt es eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vorgänger von 921.600 auf 1.228.800 Bildpunkte. Die Reflexionsempfindlichkeit konnten wir noch nicht ausreichend testen. Der Vorgänger war bei direktem Sonnenlicht eher schwer ablesbar. Beim Display der A7S II gut gefallen hat uns hingegen, dass es nicht mehr völlig plan mit dem Kameraboden abschließt und somit das Ausklappen des Displays bei der Kamera auf dem Stativ oder im Cage nicht mehr zum hakeligen Geduldsspiel wird.
Größere Veränderungen in Sachen Bildbeurteilung hat es bei der Suchervergrößerung der A7S II gegeben: Zwar ist die Auflösung des Suchers mit 2.359.296 Bildpunkten gleich geblieben, doch die Sucherlinse vergrössert nun 0,78-fach (an Stelle von 0,71-fach) Das klingt auf dem Papier eher unspektakulär, bedeutet in der Praxis jedoch ein spürbar größeres Sucherbild für die Bildbeurteilung und unserem Empfinden nach ein deutlich angenehmeres Arbeiten am Sucher. (Allerdings wurde die Meßlatte für die Auflösung von Vollformat-Systemkamera Suchersystemen soeben von der neu vorgestellten Leica SL auf ziemlich spektakuläre 4,4 Mio Pixel gelegt).
Nachwievor eine der Stärken der Sony A7S (I+II) ist ihre Möglichkeit, während der Videoaufnahme die Suchervergrößerung dazuzuschalten: Für kritische Fokus-Checks während der Aufnahme – vor allem bei 4K – eine wichtige Funktion, die bei der Konkurrenz vielfach nicht vorhanden ist. Zum Thema Bildbeurteilung gehört ebenfalls die neue „Gamma Display Assist“ Funktion, hinter der sich eine kamerainterne LUT für das Monitoring von S-LOG Aufnahmen verbirgt.
Die unterschiedlichen Sensorauslesungen der Sony A7S II hatten wir bereits in unserem Hands-On-Artikel vorgestellt. Im Gegensatz zum Vorgänger bietet die Sony A7S II HFR-Aufnahmen mit bis zu 120 fps in 1080p an (zuvor nur max 720p) Was wir noch nicht so richtig auf dem Schirm hatten, ist die Tatsache, dass die A7S II bei den hohen Bildraten noch einmal stärker croppt: Und zwar mit einem Faktor von 2.2 noch einmal enger als APS-C.
Testlabor
Das 1200 LUX Bild der Sony A7S II in der Standardeinstellung (ohne Bildprofil) zeigt gesättigte Farben, die noch diesseits einer Übersättigung liegen. Die Sony A7S II verfügt über sehr weitreichende Bildeinstellungen, so dass diverse Bildprofile nach eigenem Gusto mit komplexen Parametern entworfen werden können.

Das Schärfechart in 4K ähnelt der dem Vorgänger sehr stark. Kein Wunder: An Pixelauflösung und dem Signalprozessor hat sich auf dem Papier nichts geändert, darum sieht auch das Debayering praktisch gleich aus. Das Luma-Signal kann höchste Frequenzen nicht mehr auflösen (u.a. die feinsten Kreise im Bild) und auch bei der Chrominanzfilterung gibt es die eine oder andere Fehlfarbe. Besser kann man es allerdings auch kaum hinbekommen, solange man nicht zusätzliche Sensel zum Downsampling übrig hat:

Ein Vergleich zu anderen 4K Systemkameras zeigt, wo die Sony A7S MKII derzeit steht.

An die Auflösung des 4K Klassenprimus Samsung NX1 kommt sie nicht heran.

Im Vergleich zur Panasonic GH4 löst die Sony A7SII etwas höher auf, zeigt dafür jedoch auch etwas mehr Artefakte, wo bei der Panasonic eine dezente Unschärfe einsetzt. Wir würden die 4K-Bildqualität der Sony A7S II minimal über jener der GH4 einordnen.
Was wir uns derzeit nicht so richtig erklären können, sind die zusätzlichen Bildinformationen, die die Sony in die Trompeten von unserem Testbild zaubert. Hier wäre eine ausführlichere Ursachenforschung nötig.
Auch beim Sensor-Readout in HD bewegt sich die A7S II auf dem gleichen sehr guten Niveau wie der Vorgänger.
Wer derzeit mit einer A7S HD intern oder 4K mit externem Recorder aufnimmt, bewegt sich auf dem gleichen Bildniveau wie die A7S II, was durch die Verwendung des gleichen Sensors auch zu erwarten war.
Das 12-Lux Bild bei 6400 ISO zeigt das sehr hohe Lowlightpotential der Sony A7S II (Fokus auf Rad im Hintergrund).

Fazit
Es gibt noch viel bei der Sony A7S MKII zu entdecken: Hierzu zählt die neue 5-Achsen-Bildstabilisierung, die neuen Farbräume und S-Log3, ihr Handling in der Praxis u.v.m. - leider war beim Blitzbesuch der A7S II in der Redaktion nicht mehr Zeit …
Trotzdem hat es gereicht, um die A7S II Testergebnisse in unserer Video-DSLR Datenbank einzugeben. Hierbei verdrängt sie mit einem hauchdünnen Punktevorsprung unsere Langzeit-Nr-1: Die Panasonic GH4 auf unser DSLR-Bestenlste. Zum Spitzenplatz beigetragen haben das auf gutem Niveau befindliche interne 4K und HD Recording, SLOG-2 und 3 inkl. LUT-Funktionen sowie die Sensorstabilisierung, die wir bereits bei unserem ersten Hands-On mit der A7S II ausprobiert haben und die wir (in gewissen Grenzen) als recht effektiv erlebt haben.
Auf der Negativ-Seite steht der vergleichsweise hohe Preis der A7S II von 3.399,- Euro und damit 1.000,- über der UVP der A7S, die nach wie vor bescheidene Batterieleistung für eine Pro / Prosumer-Kamera und der noch vorhandene Rolling Shutter, der jedoch durch die Sensorstabilisierung bei bewegter Kamera etwas reduziert wurde. Auch würden wir gerne 10-Bit-Out über HDMI sehen (wie es Panasonic und Leica derzeit vormachen).
Unterm Strich überzeugt die Sony A7S II als spezialisiertes, hochlichtstarkes Filmerwerkzeug. Die Pro-Funktionen der A7SII wie S-LOG 2 und 3, die hinzugekommenen Farbräume und die unterschiedlichen Sensorauslesungen setzen eine entsprechende Lernkurve voraus, um das große Potential dieser Vollformat Systemkamera voll umsetzen zu können.