Vorweg sei gesagt, dass es sich hierbei um keinen technischen, sondern um einen kurzen Praxis/Handling Vergleich handelt – wer technische Tests zu den Objektiven sucht, sollte im Netz jede Menge Infos hierzu finden. Wer hier etwas recherchiert, dem dürfte auch schnell klar werden, dass alle hier versammelten Objektive optisch auf recht hohem Niveau unterwegs sind. Gravierend falsch kann man also mit keinem dieser lichtstarken Zooms liegen … doch im Handling tun sich dann doch einige Unterschiede auf ...
Hier unsere Testshots mit Janina, bei denen wir uns die Autofokusperformance in unterschiedlichen Szenarien, die Farbwiedergabe, das Fokus Breathing, etc. der vier Objektive angeschaut haben:
Die Lichtverhältnisse haben an dem Tag recht schnell mit vorbeiziehenden Wolken gewechselt - daher sind Aussagen über die Farbwiedergabe der Objektive mit etwas Vorsicht zu genießen. Nichtsdestotrotz kann man sagen, dass das Sigma und das Sony hier recht nah beieinander liegen. Das Panasonic und das Sigma unterscheiden sich etwas stärker – doch der Reihe nach...
Technische Daten
Sony FE 24–70 mm F2.8 GM II


Sigma 24-70mm F2.8 DG DN II Art


Panasonic Lumix S Pro 24-70 mm F2.8


Autofokus
Bei unseren Autofokus Shots haben wir die Standard-AF Einstellungen sowie die höchstmögliche Auflösung der jeweiligen Kamera genutzt. Bei der Sony entsprechend 4K und bei der Panasonic 6K. Alle Aufnahmen wurden in 10 Bit Log mit 25p und mit aktiviertem Facetracking erstellt. Nebenher produzieren wir hier also auch gleich einen kleinen Autofokusvergleich zwischen Sony A7S III und Panasonic S5 IIX.

In der ersten Autofokus-Runde haben wir mit den Kamera-Objektiv-Setups handgehalten bei 70mm mit komplett offener Blende bei F2.8 gefilmt während sich Janina immer wieder auf die Kamera zu und wegbewegt hat.
Hierbei performen alle Objektive an beiden Kamerasystemen hervorragend. Es zeigt sich recht eindrucksvoll, auf welchem hohem Autofokusniveau wir mittlerweile systemübergreifend angelangt sind. Interessant zu sehen, dass bei diesem Autofokustest mit einem „alltagstauglichem“ Szenario sich keine AF-Performance-Unterschiede zwischen den nativen Sony/Panasonic Objektiven und den Sigma Objektiven feststellen lassen.
Um etwas anspruchsvollere Bedingungen zu schaffen, haben wir in einer zweiten Runde - ebenfalls mit komplett geöffneter F2.8 – Janina auf die Kamera zurennen lassen.

Und auch hier können wir keine signifikanten Unterschiede feststellen – weder zwischen den Kamerasystemen noch bei den Objektiven. Für Sportfotografen die das letzte Quentchen AF-Performance oder schnelle Bildfolgen benötigen, können sich vor allem bei Sony-Sigma Kombination Einschränkungen ergeben, da Sony bsp. im AF-C Modus die maximale Bildfolge bei Fremdherstellerobjektiven auf 15 fps begrenzt – doch für die meisten Videoanwendungen performen die hier getesteten AF-Systeme auf beeindruckend hohem Niveau (die A7S III schafft im Fotomodus max 10 fps).
Deutlichere Unterschiede ergeben sich jedoch im manuellen Fokusbetrieb ...
Manueller Fokus
Die vielleicht größten Unterschiede zwischen den hier versammelten Objektiven liess sich an der Dämpfung des manuellen Fokusrings ausmachen. Das Sony FE 24–70 mm F2.8 GM II war im Vergleich zum Sigma und dem Panasonic am wenigsten gedämpft, was manuelles Fokussieren deutlich schwieriger beim Sony als beim Sigma 24-70mm F2.8 DG DN II Art oder beim Panasonic Lumix S Pro 24-70 mm F2.8 macht.
Beim Thema manuelles Fokussieren spielt das Panasonic Lumix S Pro 24-70 mm F2.8 einen besonderen Trumpf aus, denn es verfügt als einziges Objektiv in diesem Test über eine sog. Focus Clutch (Fokus-Kupplung) bei der man mit quasi festen Anschlägen manuell reproduzierbar Fokussieren kann.

Entsprechend finden sich dann auch fixe Entfernungsangaben auf dem Objektiv, die sich von Außen ablesen lassen.
Der Drehwinkel der Fokus-Kupplung beim Panasonic lässt sich natürlich nicht verändern – wer jedoch einen anderen Drehwinkel benötigt, kann sowohl das Sigma als auch das Panasonic Objektiv im Standard manuellen Modus betreiben und hier dann den Drehwinkel zwischen 90 und 360 Grad einstellen – eine Option die bei das A7S III leider fehlt. Linear manuell lassen sich grundsätzlich alle Objektive betreiben. Allerdings bietet nur die Panasonic S5 II X die Option, den Drehwinkel auf eine bestimmte Gradzahl einzustellen – sowohl für das Sigma als auch das Panasonic Objektiv. An der Sony A7 S III haben wir keinen extra Menüpunkt für das lineare, manuelle Fokussieren des Sigmas gefunden. Das Sony FE 24–70 mm F2.8 GM II gehört zu den E-Mount Objektiven, welche die sog. „Linear Response MF Funktion“ integriert haben und automatisch an der Kamera aktivieren.
Die wichtigste Funktion für eine gute, manuelle Schärfekontrolle bleibt für uns jedoch ein entsprechend gedämpfter Fokusring.
Wer also häufiger auch mit manuellem Fokus unterwegs ist, dem würden wir bei der Objektivwahl in dieser Disziplin zu den Sigmas oder – für die bestmöglichen Fokusoptionen - zum Panasonic Zoom raten. Die manuelle Dämpfung ist sowohl bei den Sigmas als auch beim Panasonic (sowohl in dessen „Clutch“ als auch im „Standard“ manuellem Betrieb) hervorragend.
Nicht unerwähnt lassen wollen wir beim Sony FE 24–70 mm F2.8 GM II den „Smooth/Tight“ Schalter, mit dem sich eine Dämpfung für den Zoomring aktivieren lässt. Diese

Dämpfung hätten wir zwar lieber für die manuelle Fokusfunktion gesehen aber trotzdem für Filmer eine interessante Option. (Die Zoomringe der Sigmas sowie des Panasonic Lumix Objektivs sind von Hause aus mit einer Dämpfung ausgestattet).
Minimale Fokussierentfernung
Auch beim Thema Naheinstellgrenze unterscheiden sich die versammelten Objektive deutlich. Das Panasonic Lumix S Pro 24-70 mm F2.8 bietet als einziges Objektiv im Test eine einheitliche Naheinstellgrenze sowohl im Weitwinkel als auch im maximalen Zoom an.
Beim Lumix Objektiv liegt diese bei 37 cm. Das Sony FE 24–70 mm F2.8 GM II und das Sigma 24-70mm F2.8 DG DN II Art variieren bei der minimalen Fokussierentfernung. Im Weitwinkel sind es beim Sony Zoom 21 cm und im Tele 30 cm, beim Sigma sind es 17 cm im Weitwinkel und 34 cm im Telebereich.
Wer also auf der Suche nach einem möglichst großen Abbildungsmaßstab ist, wird vor allem beim Sony in der Teleeinstellung fündig. Wer zusätzlich viel Ausschnittsbestimmungen via Zoom bei konstant minimaler Fokussierdistanz ( bsp. bei Productshots o.ä,) benötigt, fährt in dieser Disziplin mit dem Panasonic am besten. Wer im Weitwinkel besonders nah an sein Motiv heran möchte, ist hingegen mit dem Sigma am besten bedient.
Decklickbare Blende
Ebenfalls von Vorteil im Bewegtbildbetrieb ist eine decklickbare Blende - also die Aufhebung der Blendenrasterung zu Gunsten einer stufenlosen Blendenanpassung. Hier tun sich vor allem das Sony FE 24–70 mm F2.8 GM II sowie das Sigma 24-70mm F2.8 DG DN II Art hervor, denn beide besitzen einen Blendenring sowie eine Option die Blenden zu decklicken.

Beim Panasonic Lumix S Pro 24-70 mm F2.8 fehlt ein Blendenring und eine entsprechende Deklickfunktion.
Größe & Gewicht
Bei Größe und Gewicht liegen das Sigma und das Sony relativ nahe beieinander. Beide verfügen mit 87,8mm über den gleichen Durchmesser. Die Länge beträgt 119,9mm beim Sony und 120,2mm beim Sigma. Das Sony FE 24–70 mm F2.8 GM II stellt mit 695g auch das leichteste Objektiv dieses Vergleichs dar und dürfte zu den leichtesten 24-70er F2.8 Zooms überhaupt zählen.Das Sigma folgt hier mit knappem Abstand mit 745g.

Das Panasonic Lumix S Pro 24-70 mm F2.8 baut mit Abmessungen von 90,9x 140mm deutlich größer und wiegt mit 935g auch mehr als die anderen Objektive.
Wer also vor allem ein kompaktes, mobiles Setup sucht, dürfte bei Sony und Sigma eher fündig werden. Doch die Größe des Panasonic Objektivs stellt nicht nur ein Nachteil dar. An schwereren Kameras – z.B. mit Cage, Monitor etc. bestückten Setups trägt das Panasonic Objektiv zu einer besseren Balance bei und für manuelles Fokussieren empfinden wir den größeren Objektivdurchmesser auch als angenehmer.
Im Hinterkopf sollte man allerdings beim Panasonic Lumix S Pro 24-70 mm F2.8 behalten, dass der große Objektivdurchmesser – je nach genutztem Kamerabody - zum Aufsetzen von Stativplatten am Objektiv führen kann, sofern man keinen Cage oder eine extra Bodenplatte an der Kamera montiert hat.
Parfokalität
Die Parfokalität der Objektive haben wir ebenfalls mit kurzen Probeshots in der Praxis getestet. Einschränkend sei an dieser Stelle gesagt, dass man unter Laborbedingungen hier sicherlich nochmal genauer Auskunft geben kann, doch uns ist bei keinem der hier versammelten Objektive eine grobe Nicht-Parfokalität aufgefallen.
Im Hinterkopf sollte man hierbei auch behalten, dass Parfokalität von AF-, bzw. Focus-by-Wire Objektiven häufig durch elektronische AF-Kompensation sichergestellt wird.
Beim manuellen Fokussieren und anschließendem Auszoomen vom Tele zum Weitwinkel hinterliess vor allem das Panasonic Lumix S Pro 24-70 mm F2.8 einen sehr soliden Eindruck.
Farbwiedergabe
Wie bereits Eingangs erwähnt sind Infos zur Farbwiedergabe bei Außen-Drehs mit schnell wechselnden Lichtverhältnissen eher schwierig zu treffen – trotzdem haben wir hier ein Paar grundsätzliche Unterschiede ausmachen können.
Das Sony FE 24–70 mm F2.8 GM II und das Sigma 24-70mm F2.8 DG DN II Art liegen hierbei sehr nahe beieinander mit einer bemerkenswert realistischen, neutralen Farbwiedergabe. Wer also entweder möglichst farbtreue Aufnahmen oder eine gute Basis für die individuelle Farbkorrektur in der Postproduktion benötigt, findet bei beiden E-Mount Objektiven entsprechende Voraussetzungen.
Bei den L-Mount Objektiven liegen das Sigma und das Panasonic Lumix Zoom bei der Farbwiedergabe vergleichsweise weit auseinander, was vor allem an letztgenanntem liegt.

Das Panasonic Lumix S Pro 24-70 mm F2.8 bietet eine deutlich wärmere Farbwiedergabe, die wir persönlich als sehr angenehm empfinden, weil wir sowieso meist eher zu wärmeren Tönen hin tendieren. Das Sigma 24-70mm F2.8 DG DN II Art in der L-Mount Version agiert bei der Farbwiedergabe deutlich neutraler bis hin zu kühl bei unseren Test-Shots – lässt sich jedoch in der Farbkorrektur auch problemlos wärmer graden.
Letztlich stellt die Farbwiedergabe eine Geschmacksfrage sowie eine Frage nach dem individuellen Workflow dar: Benötigt man grundsätzlich eher warme Farben, kommt man mit dem Panasonic Zoom schneller ans Ziel – ist hingegen eher eine neutrale Farbgebung gefragt, spart das Sigma hier etwas Zeit.
Fokus Breathing
Beim Thema Focus Breathing muss vorausgeschickt werden, dass ausschließlich die Sony A7SIII seit dem 3.0er Update über eine optional zuschaltbare, elektronische Focus Breathing Kompensation verfügt (was nicht unbedingt bedeutet, dass Panasonic hier nicht auch intern nachjustiert).

In unseren Praxistests zeigte sich Fokus Breathing bei allen vier Objektiven als gut kontrolliert. Bei keinem unserer Fokuszüge auf Janinas Gesicht, bzw. auf den Hintergrund konnten wir einen störenden „Zoomeffekt“ feststellen. Schaut man sehr genau hin, lässt sich sehr minimiertes Breathing ausmachen - doch dafür, dass wir hier fast den gesamten Fokusbereich „durchziehen“ - was in der Praxis eher selten vorkommen dürfte – schlagen sich alle vier Objektive hier gut.
Entsprechend würden wir keines der hier getesteten Objektive auf Grund seines Breathing-Verhaltens aussortieren.
Fazit
Alle vier Objektive dieses Praxistests gehören zu den hochwertigeren Optionen für das jeweilige Kamerasystem – wer sich für eines hiervon entscheidet, macht auf jeden Fall nichts falsch. Trotzdem lassen sich in der Praxis durchaus Unterschiede ausmachen. Wer vor allem kompakt und leicht unterwegs sein möchte, findet in dem Sony FE 24–70 mm F2.8 GM II sowie dem Sigma 24-70mm F2.8 DG DN II Art leichte und kompakte Zooms.
Wer häufig auch manuell fokussiert findet im Panasonic Lumix S Pro 24-70 mm F2.8 die beste Option, dicht gefolgt vom Sigma. Wer das letzte Quentchen AF-Geschwindigkeit und hohe Bildfolge mit kontinuierlichem AF an Sony Systemen benötigt, dürfte am besten mit dem nativen Sony FE 24–70 mm F2.8 GM II bedient sein.
Preis-Leistungssieger ist für uns das Sigma 24-70mm F2.8 DG DN II Art - gefolgt vom mittlerweile ebenfalls preislich recht attraktiven Panasonic Lumix Zoom.