Mit einer mächtigen Überraschung wusste Panasonic diesen Sommer zu punkten: Die Panasonic LUMIX FZ1000 ist eine neue Bridgekamera mit 1-Zoll-MOS-Sensor, fester Leica-Zoomoptik und integrierter 4K-Aufnahme für deutlich unter 1.000 Euro. Nicht nur weil 4K draufsteht, haben wir sie uns einmal kurz zu Gemüte geführt...
Aüßerliches
Die Panasonic LUMIX DMC-FZ1000 ist erstaunlich groß und liegt damit mit ihrer direkten Konkurrentin - der Sony RX10 - auf Augenhöhe. Im Gegensatz zu dieser besitzt die Panasonic jedoch einen üppigeren Zoombereich (16fach, kleinbild-äuivalent 25-400mm bei einer Blende 2,8-4,0).
Die verbaute Zoomoptik fällt auf Grund des vergleichsweise großen Sensors und des sehr großen Zoombereichs bei lichtstarker Anfangsblende entsprechend voluminös aus. Voll ausgefahren entwickelt die Kamera eine fast schon bedrohliche Länge.

Wir empfanden jedoch die Abmessungen sowohl von Objektiv als auch vom Kamerabody als ergonomisch noch gut passend. Das Gehäusematerial aus Kunststoff fühlt sich dagegen nicht sonderlich hochwertig an.
Der Objektivring kann per Schalter zwischen Zoom- und Fokus-Funktion umgeschaltet werden, wobei um den Auslöser herum auch noch eine Zoomwippe verbaut wurde. Ein zweiter Schalter am Objektiv aktiviert optional den optischen und elektronischen 5-Achsen-Hybrid-Bildstabilisator, der bei 4K Aufnahmen jedoch laut Datenblatt nicht benutzt werden kann.

Wir können jedoch bestätigen, dass auch bei der 4K-Aufnahme ein effektiver Bildstabilisator zuschaltbar war, der offensichtlich nicht hybrid, sondern nur optisch arbeitet. Apropos Hybrid: Der Hybrid-Kontrast-Autofokus wurde von der GH4 entlehnt und arbeitet auch im Videomodus sehr schnell und zuverlässig, aber wirkt deswegen auch gelegentlich etwas zu hektisch.
Inneres
Die gesamte Menüstruktur erinnert stark an eine GH4. Es gibt Zebra, Peaking, Histogramm, manipulierbare Garadationskurven sowie unter anderem die Cinelike-Profile D und V. Auch der Luminanzbereich ist zwischen 0-255 und 16-235 wählbar. Ersterer ist sehr praktisch, wenn man das Video noch Nachbearbeiten will, zweiterer notwendig, wenn man das Material unbearbeitet auf einem Fernseher präsentieren will. Zur besseren Schärfekontrolle kann man das Display und/oder den Sucher sogar auf schwarz/weiß stellen.
Die Bedienung versteht ebenfalls zu gefallen. Alle wichtigen Parameter sind vollmanuell zu steuern und sind direkt ohne den Umweg über das Menü zugreifbar. Der Wechsel zwischen Blende und Belichtungszeit erfolgt über den Druck auf Daumen-Drehrad, welches die entsprechenden Werte verstellt. Die ISO-Einstellung liegt auch auf einer eigenen Taste. Des weiteren lassen sich fünf der außenseitigen Tasten frei belegen. Einen Touchscreen, auf dem man evtl. noch virtuelle Funktionen parken könnte gibt es übrigens nicht.
Die Videofunktionen
Im Filmmodus steht als niedrigste Verstärkung ISO 125 bereit welche sich bis 6400 ISO hochschrauben lässt. In UHD/4K mit 3860 Pixeln gibt es als einzige und somit maximale Datenrate 100 Mbit. In diesem Modus wird nur ein Teil des Sensors verwendet, der den kleinbildäquivalenten Weitwinkel von 28mm auf mittelmäßige 37mm schrumpfen lässt. Dafür vergrößert sich die maximale Zoom-Brennweite ebenfalls entsprechend von 448 auf 592mm. Außerdem gibt es eine FullHD-Slow-Motion mit 100 Bildern/s. In diesem Modus werden jedoch nicht alle Sensordaten ausgelesen und die Auflösung fällt sehr deutlich unter FullHD (s.u.).
Die Kamera meckert bei 4K Aufzeichnung nicht über unterspezifierte Karten. Dementsprechend bricht sie die Aufnahmen ab, wenn die Karte zu langsam ist. Die Aufnahme bis zum Abbruch schrieb sie jedoch in unseren Testfällen immer noch als korrektes File.
Aus dem Messlabor
Im 4K-Auschnitt sieht die Kamera zwar deutlich deutlich schärfer als in FullHD, zeigt jedoch in den hohen Grenzfrequenzen Falschmuster und Moires im Luma-Kanal.

Im Gegenzug filtert die FZ1000 in der Chroma-Abteilung angemessen. In der Werkseinstelllug schärft die Kamera etwas stark nach, was sich jedoch in den Bildeinstellungen noch deutlich abmildern lässt.
In FullHD versteht die Kamera dafür zu glänzen: Das Testbild landet praktisch so sauber auf der Karte, wie bei einer nachträglichen Herunter-Skalierung im Rechner. Einzig der theoretische Bittiefen-Vorteil des Downsamplings kommt so nicht zum tragen.

Im Zeitlupenmodus muss der Sensor offenbar Zeilen auslassen um schnell genug ausgelesen werden zu können. Das wirkt sich entsprechend auf die Bildqualität aus. Hier noch ein FullHD-Ausschnitt bei 100 fps...

Farben und Lowlight
Im Automatik-Modus zeigt die FZ1000 bei 1200 LUX bereits ein sehr ausgewogenes Bild...

Die Farbwiedergabe ist differenziert und im Menü noch in viele Richtungen manipulierbar.
Low Light – 12 LUX
Bei wenig Licht zeigt sich die Kamera typischen 4K-Camcordern mit 1/2-Zoll Sensor überlegen. Bei Offenblende (F2.8) , 1/25s und ISO 1600 gelingen noch etwas dunkle, aber relativ rauschfreie Aufnahmen mit vielen Details...

Ab ISO 6400 wird es mit 1/50s Belichtungszeit bei einer Blende von 2,8 matschiger und unangenehm rauschig...

Noch ein kurzes Wort zur Verzeichnung. Sowohl in FullHD als auch in 4K/UHD bildet die Panasonic FZ1000 im maximalen Weitwinkel bemerkenswert grade Linien ab, weshalb wir hier eine digitale Verzeichnungskorrektur vermuten.

Sonstiges
Der OLED-Sucher ist mit seinen 2.359.000 Bildpunkten weitaus schärfer, als das ausklappbare Display mit 921.000 Bildpunkten. Beim Scharfstellen helfen jedoch wirkungsvoll Lupe und Peaking (s.o.). Über Wifi lässt sich die Kamera bequem fernsteuern, was gerade im Zusammenspiel mit dem gigantischen Zoom-Faktor neue Anwendungsfelder erschließen kann. Wir haben diese Funktionalität allerdings nicht näher getestet. Für ein absolut rundes Gerät hätten wir gerne noch einen Kopfhöreranschluss sowie einen ND-Filter gesehen. Aber bei rund 850 Euro Listenpreis ist das in Anbetracht der geboten Feature-Fülle schon auf höchstem Niveau gemeckert. Und das gilt übrigens auch für den Objektiv-Deckel, der sich irgendwie nur sehr fummelig ab- und aufstecken lässt, wenn die mitgelieferte Sonnenblende am Objektivrand übersteht.
Fazit
Die Panasonic HDC-FZ1000 ist in erster Linie für Freunde der Zoom-Foto-und Videografie konzipiert. Hierbei erweist sich die 1-Zoll Sensorgröße gegenüber APS-C oder FullFrame sogar als bestechender Vorteil. Dies äußert sich in einem gigantischen Zoombereich, der gegenüber DSLR-Zoom-Objekiven einigermaßen tragbar bleibt. Wer dagegen typische Zoom-Knipsen mit noch kleinerem Sensor gewohnt ist, wird schon staunen, wie ausladend das verbaute Leica-Objektiv die Kamera dominiert (auch gewichtsmäßig).
Wer tendenziell eher szenisch arbeitet und daher keinen großen Zoombereich benötigt, dürfte mit der kommenden Panasonic DMC-LX100 dagegen noch weitaus besser bedient werden. Denn diese hat nochmal ein deutlich lichtstärkeres Objektiv, einen größeren und lichtempfindlicheren MFT-Sensor, ist dabei extrem kompakt geraten und soll sogar noch 50 Euro weniger kosten...