Die Matrox MXO2 Mini funktioniert als Vorschau- und Capturelösung sowohl für Laptops als auch für stationäre Rechner. Wir haben uns die Matrox MXO2 Mini in der Version für den Mac etwas genauer angeschaut – wir waren sowohl positiv beeindruckt als auch etwas verärgert ...

Technik
Was die Matrox MXO2 Mini Box an Funktionen zur Verfügung stellt, lässt sich bereits ganz gut anhand ihrer Anschlüsse ablesen. Hier finden sich: HDMI-In und HDMI-Out, Analoge Komponenten In und Out für HD, NTSC und PAL-Formate, Adapter für S-Video sowie Stereo RCA In- und Outputs. Nicht zu vergessen der Host-Anschluss, mit dem die Box direkt mit dem Rechner verbunden wird und dies wahlweise: Entweder über einen PCIe-ExpressCard/34-Hostadapter inkl. Boxanschlusskabel für Laptops mit entsprechendem XpressCard-Schacht oder via PCIe-Kabel mit einem PCIe x 1-Hostadapter für den internen PCIe Steckplatz am stationären Rechner (Man muss sich beim Kauf der Karte für eine Option entscheiden, kann die andere aber dazukaufen). Die Matrox MXO2 Mini stellt sowohl eine Vorschau wie auch eine Capture-Lösung dar. Wir sehen aufgrund der kompakten Baumaße den Einsatz der MXO2 Mini hauptsächlich an einem mobilen Rechner und haben uns beim Test entsprechend auf dieses Setup konzentriert.
Durch den Anschluß via PCI-Express verfügt die Karte über deutlich schnellere Anbindungen als Preview-und Capturelösungen die beispielsweise über Firewire geschaltet werden. Dies kommt der Gesamtperformance des Systems spürbar zu Gute. Verzögerungen bei der Preview-Darstellung vielen minimal aus.
Für viele dürfte die Matrox MXO2 Mini Lösung in erster Linie als Vorschau-Setup funktionieren, um bei überschaubaren Kosten einen Kontrollmonitor am Laptop oder am stationären Rechner via HDMI, Komponente oder HDMI-SDI-Wandler nutzen zu können. Und gerade hier spielt die Matrox MXO2 Mini auch ihre Stärke Dank akkuratem 1:1 Pixelmapping (10 Bit 4:2:2 Output via HDMI) sowie clever integrierter Kalibrierungsfunktion voll aus. Mehr dazu im Kapitel Positives.
Blicken wir auf die wichtigsten In-Out-Funktionen ergibt sich folgender Leistungsumfang der Matrox MXO2 Mini:
Capture:
HD Video via HDMI
NTSC und PAL Video via analoge Komponente, S-Video und Composite
bis zu 8-Kanal Audio Capture via HDMI
Wiedergabe:
HD Video via HDMI
HD Video via analoge Komponente
NTSC und PAL Video via HDMI, analoge Komponente, S-Video und Composite
5.1 und 7.1 Surround Sound Ausgabe via HDMI
Das ganze funktioniert bei gleichzeitiger HD- und SD-Wiedergabe. Damit lassen sich Videoformate also von HD nach SD und umgekehrt in Echtzeit hoch und runterrechnen. Außerdem steht ebenso eine Cross-Formatkonvertierungsfunktion (1080-720) in Echtzeit zur Verfügung.
Doch aufgepasst! Die Capture-Funktionen stehen nicht unter Avids Media Composer zur Verfügung. Hier stellt die Matrox-Box eine reine Monitoring-Lösung dar. Gemessen an der mit SDI- In und Out Capture- und Monitoringfunktionen ausgestatteten Avid Mojo DX Box ist die Matrox MXO2 Mini auch im beschränkten Funktionsumfang für Avid-Cutter eine durchaus kostengünstige Alternative.
Die Karte harmoniert am Mac neben Final Cut Pro ebenso als Preview-Lösung mit Photoshop und After Effects – am PC sind es für Preview und Capture: Premiere Pro und für reines Monitoring: Encore, Photoshop, After Effects, Combustion und LightWave.
Wer XLR-Audio Ein- und Ausgänge sowie SDI-In und Outs benötigt, wird bei Matrox ab der MXO2 LE fündig.
Systemeinstellungen
Nach der Installation der Treiber befindet sich ein Matrox MXO2 Mini Button in den Systemeinstellungen nach dessen Aufruf sich eine Fülle von Funktionen der MXO2 Mini Box steuern lassen.

Hierzu zählen unter anderem: Luminanz-Level mit aktiviertem oder deaktiviertem Super White und Black, unterschiedliches Scaling-Verhalten für HD nach SD Berechnung, diverse Kanalbelegungen für Outputs, das Aktivieren diverser Pulldown-Methoden, Definition des Bildverhaltens bei Scrub&Pause Funktionen, die Definition von RGB Outputs via HDMI und schließlich diverse Audio-Mappings. Hier bleibt kaum ein Wunsch unerfüllt.
Negativ
Verärgert waren wir über die Produktpolitik von Matrox nach der man sich erst mit seiner Seriennummer seiner erworbenen MXO2 Mini Box auf der Webseite von Matrox nebst Ausfüllung eines umfangreichen Profils registrieren muss, um die Treiber herunterzuladen. Man kauft also ein Produkt, welches erstmal „out of the box“ NICHT funktioniert. Noch Fragen ? Leider ist dies eine Unart, die zunehmend um sich greift, um an besonders umfassende Kundenprofile heranzukommen. Wir empfinden das als extrem User-unfreundlich - ein sehr unangenehmer Nachgeschmack ist nicht zu leugnen.
Zumal eine solch rigide Kontrolle gar nicht nötig wäre, da kaum jemand in der Lag sein dürfte, die Matrox-Hardware zu kopieren. Matrox argumentiert mit dem „Service“ für den Kunden, auf diese Art stets den aktuellsten Treiber zur Verfügung zu stellen. Wir glauben hingegen an den mündigen Matrox-Nutzer, der in der Lage ist, selbst den aktuellsten Treiber auszuwählen und plädieren für einen möglichst einfachen Zugang zu den Matrox-Treibern. So - genug geärgert. Weiter mit dem Test.
Positiv
Abgesehen von der nervigen Treiberbereitstellung gibt es allerdings wenig an der Matrox MXO2 Mini zu kritisieren. Sie funktionierte an unseren MacBook Pro sowohl unter Final Cut Pro 7 als auch unter Avid Media Composer 5 genau so, wie sie es sollte. Wir haben diverse Monitore an die Matrox MXO2 Mini gehängt – stets mit robustem Signal - es gab keinen Ausfall. Ganz gleich ob auf 50i, 25p oder 23,98p Ausgabe geschaltet wurde – das Videosignal kam akkurat und ohne Aussetzer. HDMI-In wie HDMI-Out versehen ihre Arbeit tadellos. Gut gefallen haben uns vor allem unter Final Cut Pro die zahlreichen Format-Optionen – sowohl was die Ausgabe als auch die Eingabe anbelangt - sowie die gelungene Implementierung in das Schnittsystem.

Wer sicher im Umgang mit seinen Videoformaten ist, sollte bsp. in Final Cut Pro für die Projekteinstellungen, die Ausgabe- und die Capture-Formate keine Probleme haben. Wer nicht ganz so firm in Sachen Videogrößen, Bilder pro Sekunde, progressiv versus interlaced ist, für den wäre eine automatische Formaterkennung sicherlich praktisch. Doch wer erstmal soweit ist, sich für seine Videoprojekte einen kalibrierten HDMI-Schnittmonitor hinzustellen, dürfte eigentlich ausreichend Wissen besitzen. Von daher unsere Empfehlung: Ein wenig Videoformatwissen schadet bei der Anschaffung der Matrox MXO2 Mini nicht.
Das einzige Format, welches wir bei den Capture-Presets der Matrox MXO2 Mini vermißt haben war 24p. Um einen Eindruck von der enormen Vielfalt zu erhalten hier noch ein Screenshot der Capture-Voreinstellungen der Matrox MXO 2 Mini im Verbund mit Final Cut Pro.

Die einzige Schwäche, de sich die MXO2 Mini bei unserem Test leistete, war ein Absturz des MacBooks Pro beim herausnehmen des SxS Adapters, obwohl dieser korrekt abgemeldet worden war - da dies quasi nach „getaner Arbeit“ geschah zumindest nicht sicherheitsrelevant für Videodaten. Nach dem Neustart und nochmaligen Abmelden der Karte keine weiteren Funktionsstörungen.
Besonderes Highlight stellt die eingebaute Kalibrierungsoption dar, mit der sich Hue, Chroma, Kontrast und Helligkeit regeln lassen und zwar mit oder ohne aktivierter Blauschaltung. Damit lassen sich auch HDMI-Monitore, die nicht über eine werksseitig eingebaute Blauschaltung verfügen, für den MXO2 Mini Output einstellen.

Bei unserem Test funktionierte die Kalibrierung absolut reibungslos. Ein hoch willkommenes Feature, welches nochmals die Mobilität der MXO2 Mini unterstreicht (man kann also halbwegs mit irgendwelchen HDMI-Monitoren vor Ort arbeiten und muss nicht unbedingt seinen eigenen mitbringen – Voraussetzung bleibt hier, dass der Monitor mit dem entsprechenden Refresh (50, 24 Hz etc.) arbeitet - aber das ist ein anderes Thema). Für bsp. Journalisten vor Ort oder mobile Freiberufler dürfte die eingebaute Monitorkalibrierung ein äußerst nützliches Feature sein. Dessen Anwendung wird nochmals deutlich gesteigert durch den von Matrox bei der MXO2 Mini zur Verfügung gestellten Matrox Vetura Player. Mit ihm lassen sich Testbilder für die Kalibrierung direkt über die Ausgänge der angeschlossenen MXO2 Mini Box schicken. Ziemlich gute Sache finden wir.
Auch bei unseren Capture-Tests via HDMI unter Final Cut Pro funktionierte die Matrox MXO2 Mini problemlos. Schön zu sehen, dass hier Matrox fast die gesamte Bandbreite an ProRes-Codecs ausnutzt. Es finden sich u.a. Capture Presets für ProRes HQ, LT und Proxy in diversen 1080 i und p sowie PAL und NTSC Versionen. Einzig 24p ist derzeit nicht hinterlegt.
Fazit
Die MXO2 Mini glänzt vor allem als mobile I/O-Box für Kontrollmonitor-und ProRes-Capture-Setups am Laptop. Selbst ihr heterogener Funktionsumfang an unterschiedlichen Schnitt- und Compositingprogrammen ändert nichts daran, dass sie ein recht gutes Preis-Leistungsverhältnis mitbringt. Würde Matrox ein wenig entspannter mit seiner Treiberbereitstellung umgehen, könnte man sie uneingeschränkt empfehlen. So bleibt ein etwas zwiespältiger Eindruck: Top-Leistung bei seltsamer Kundenpolitik.
Die UVP für die Matrox MXO2 Mini Laptop oder Desktop beträgt 454,58 Euro inkl. Mwst.