Test Low-Light-Star außer Kontrolle– Sony HDR-XR520/500

Low-Light-Star außer Kontrolle– Sony HDR-XR520/500

Endlich hat die HDR-XR520 auch für einen Kurzbesuch in unserer Redaktion vorbeigeschaut. Doch ist das Low-Light-Verhalten der Kamera wirklich revolutionär? Und gibt es endlich wieder eine manuelle Belichtungszeit-Einstellung? Fragen über Fragen, die wir nun endlich beantworten können...

// 11:37 Fr, 13. Mär 2009von

Endlich hat die HDR-XR520 auch für einen Kurzbesuch in unserer Redaktion vorbeigeschaut. Doch ist das Low-Light-Verhalten der Kamera wirklich revolutionär? Und gibt es endlich wieder eine manuelle Belichtungszeit-Einstellung? Fragen über Fragen, die wir nun endlich beantworten können...




Low-Light-Star außer Kontrolle– Sony HDR-XR520/500  : cam1


Wie jedes Jahr renovierte Sony zum Frühling seine Camcorder-Riege, wobei sich die beiden Topmodelle ebenfalls wieder ausschließlich durch die Größe der Festplatte unterscheiden. Auf die üppigen 240 GB der XR520 passen in niedrigster HD-Qualität knapp 100 Stunden Material. Das ist wohl ein neuer HD-Rekord. Für 200 Euro weniger erhält man mit der XR500 „nur“ 120GB, die selbst in bester HD-Qualität auch noch für satte 15 Stunden reichen. Der Aufpreis dürfte sich daher nur lohnen, wenn man wirklich ein praktisches Einsatzgebiet für extreme Langzeitaufnahmen hat. Dass so viel Speicher auch immer dazu verlockt, die bei Festplattencamcordern besonders dringend angeratenen Backups auf die lange Bank zu schieben, sollte man bei solchen Aufnahmekapazitäten nicht vergessen.



Gegenüber den AVCHD-Topmodellen des Vorjahres (SR-11/12) hat die neue Camcorder-Elite von Sony Consumer im Grunde zwei große Neuigkeiten unter der Haube: Einen GPS-Empfänger fürs Geotagging sowie einen neuen, besonders lichtstarken Exmor R CMOS-Sensor, der mit einem Sony G-Objektiv gekoppelt wurde, das die bisherigen Zeiss-Linsen ersetzt, die sich jetzt nur noch in den SD-Modellen von Sony wiederfinden.





GPS

Killerapplikation oder unnützes Beiwerk? Je nach Käufer dürfte die Antwort auf diese Frage sehr unterschiedlich ausfallen. Auf jeden Fall wirkt es etwas befremdlich, wenn man auf seinem Camcorder plötzlich seinen Standort auf dem Display sehen kann. Bei starker Bewölkung hatten wir zweimal kein Signal, jedoch funktionierte die Funktion ansonsten unter freiem Himmel recht zuverlässig. Mit einem Navigationssystem darf man die Funktionen allerdings nicht verwechseln. Das Kartenmaterial ist äußerst rudimentär und (zumindest für Berlin) mit relevanten Informationen nur spärlich bestückt. So gab es kaum Straßennamen oder andere relevante Punkte anzuzeigen (von den bekannten Sehenswürdigkeiten einmal abgesehen).


Die persönlichen Koordinaten werden dabei bei jeder Filmaufnahme mit gespeichert, im jedoch gibt es für die Weiterverwendung noch kaum praktische Anwendungsfälle. Bei unserem Testmodell lag keine Anleitung oder Zusatzsoftware bei, die einen sinnvollen Export dieser Daten ermöglicht hätte. Einzig bei der Wiedergabe kann man dann Orte anklicken und sich in der Kamera alle Clips anzeigen lassen, die man an einem Ort aufgenommen hat. Dies ist natürlich mit Touchscreen besonders nett gelöst. Hier ist (sowohl durch Firmware-Updates, als auch durch Zusatzsoftware) noch eine Menge innovativer Verbesserungsspielraum. Unklar ist auch, ob die Informationen im Datenstrom als Meta-Daten für Dritte leicht zugänglich sein werden. Im Fotobereich hat das Geotagging ja schon interessante (online-)Anwendungen hervorgebracht. Im Videobereich ist Sonys Ansatz daher zwar irgendwie spannend, steht jedoch noch ganz am Anfang seines Potentials. Als Killerfeature sehen wir die integrierten GPS-Funktionen jedenfalls noch nicht.







Alles und Nichts im Menü

Nach dem Einschalten findet man sich sofort im typischen Sony-Menü wieder, das über den Touchscreen schnell die Bedienung der Kamera ermöglicht. Trotz des zusätzlichen, frei belegbaren manuellen Rings neben dem Objektiv, sind die Einstellmöglichkeiten der Kamera gegenüber der aktuellen Konkurrenz äußerst spärlich. So fehlen der Sony nicht nur eine Einstellmöglichkeit für die Belichtungszeit. Nein. Es fehlen auch sowohl ein Histogramm als auch ein Zebra-Modus. Letzteres ist besonders schade, denn wenn man mit der Kamera tendenziell etwas unterbelichtet, entstehen sehr stimmige Bilder, die wenig rauschen.


Die Bedienung weiß dagegen im einfachen (Automatik-)Fall zu gefallen. Blende auf den manuellen Ring gelegt und Fokus über den Touchscreen gesteuert. Das funktioniert sehr gut.



Über das frei belegbare Drehrad lässt sich die Blende schön regulieren.
Über das frei belegbare Drehrad lässt sich die Blende schön regulieren.


Doch man vermisst anschließend einfach im Display die sonst üblichen Daten über Belichtungszeit, Blende und Gain. Da man beim Abspielen der einzelnen Clips diese Daten anzeigen kann, sieht man sich schon einer gewissen Willkür von Sonys Marketing-Abteilung ausgesetzt. Scheinbar wird so ein „ Feature“ wohl einfach als zu professionell eingeordnet und nicht aktiviert.


Beim Filmen mussten wir daher immer wieder jede Szene im Anschluss kontrollieren, ob z.B. die Belichtungszeit nicht verrutscht ist. Immerhin scheinen alle Automatik-Parameter fest zu bleiben, wenn man die Blende manuell auf den Ring gelegt und aktiviert hat.


Auch bei den sonstigen Bild-Kontroll-Möglichkeiten hat Sony nicht gerade Großzügigkeit walten lassen. Funktionen wie Expanded Focus oder Peaking sucht man vergebens. Auch wenn das verbaute Display nach wie vor zu den besten und schärfsten seiner Klasse gehört, wäre eine Kombination mit oben genannten Funktionen dennoch sehr hilfreich gewesen.


Und auch wer seine Kamera im Look etwas anpassen will, hat kein Glück. Weder Farbe oder Schärfe, geschweige denn noch so etwas wie Cinegamma-Korrektur sind vorhanden.


Ohne Wenn und aber kann man behaupten, dass sämtliche kreativen Eingriffsmöglichkeiten bei der gesamten Konkurrenz deutlich besser sind.





Bildqualität

Und nun zu der spannenden Frage, die wohl die meisten Leser am brennendsten interessieren dürfte: Wie schlägt sich die neue Sony in der Bildqualität? Bei normalem Licht ähnelt sie stark ihren Vorgängern. Sehr gute Schärfe, die jedoch noch von der aktuellen Panasonic SD300 und den alten Canon-Modellen um einen (unserer Meinung vernachlässigbaren) Tick geschlagen wird. Sobald es dunkel wird, schlägt jedoch die Stunde des neuen Exmor R CMOS-Sensor. Tatsächlich legt die XR500/520 hier ein Low-Light-Verhalten an den Tag, das es in dieser Preisklasse bei HD-Modellen noch nicht gegeben hat. Hier die Messwerte im einzelnen:



Messtechnisch sieht bei der Auflösung alles sehr gut aus. Bis in hohe Frequenzen bildet der neue Chip differenziert ab, oder kurz gesagt: sehr scharf:



Luminanz-Auflösung
Luminanz-Auflösung


Auch auf dem ISO-Chart erkennt man jede Menge natürliche Schärfe ohne unangenehme Kontour liefert. Nur ein paar leicht sichtbare Moires dürften durch die Skalierung der großen Chipauflsöung geschuldet sein.



ISO-Chart
ISO-Chart


Auch die der Farbauflösung gibt es nichts zu beanstanden. Der 4:2:0-Farbraum von AVCHD wird sehr gut ausgenutzt.





Chrominanz-Auflösung
Chrominanz-Auflösung


Die Verzeichnung ist keinesfalls schlechter als bei den ehemaligen Zeiss-Linsen. In dieser Disziplin bleibt Sony Klassenbester. Was den geringen Weitwinkelbereich jedoch auch nicht größer macht.



Objektiv-Verzeichung
Objektiv-Verzeichung


Bei guter Beleuchtung zeigt die Sony ein schönes, neutrales Bild ohne ausfransende Farben. Dennoch schade, dass man dies nicht noch in der Kamera etwas anpassen kann.



1200Lux-Testbild
1200Lux-Testbild



Im Lowlight setzt die XR500/520 tatsächlich neue Maßstäbe. Sie kommt zwar nicht ganz an unsere Referenz Sony PMW-EX1 heran, liegt aber dennoch spürbar über allen anderen Modellen dieser Preisregion. Ganz ohne Tricks kommt Sie allerdings auch nicht aus. So schaltete die Automatik für unseren Testaufbau auf 1/25 Sekunde Belichtungszeit und satte 24dB (!!) Gain. Dafür gibt es noch gute Schärfe, viele Farben und erstaunlich wenig rauschen.



12LUX-Testbild
12LUX-Testbild




Der Störspannungsabstand im Audiobereich ist sehr gut, die Höhen werden jedoch leicht angeschnitten:



Störgeräuschpegel
Störgeräuschpegel




Fazit

Die Technik der neuen Bionz-Exmor-R-Kombination überzeugt voll und ganz und stellt tatsächlich in der gehobenen 1000 Euro-Preisklasse eine neue Referenz dar. Dafür legt das übrige Konzept der Kamera einem semiprofessionellen Einsatz enorm viele Steine in den Weg: Kein Histogramm, kein Zebra, keine Belichtungszeit-Kontrolle, keine Schärfehilfen und keine Bildjustage: Bei keinem Gerät der gehobenen HD-Consumer-Liga gibt es so wenig Eingriffsmöglichkeiten, wie bei der HDR-XR500/520. Da tröstet auch nicht der GPS-Empfänger darüber hinweg. Schmerzlich ist dies besonders, da man annehmen darf, dass Sony all diese Funktionen in der Firmware problemlos freischalten könnte.



Hier die technischen Daten und Testergebnisse der Sony XR520V, Canon HF S10 und Pansonic HD SD300 im Vergleich und hier auf englisch


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