Mit der TG3 wirft Sony ein hippes Stück Lifestyle-Camcorder unter die Leute. Doch wie viel Bedienbarkeit und Bildqualität darf man bei so einem Mini eigentlich noch erwarten?

Seit kurzem bietet jeder der großen Camcorder-Hersteller FullHD-Aufzeichnung auf winzigen Flash-Speicherkarten. Das gibt dem Trend der immer weitergehenden Miniaturisierung neuen Auftrieb, weshalb fast im Monatsrhythmus einer der Hersteller behauptet, den kleinsten HD-Camcorder der Welt gebaut zu haben. Bisher war es jedoch immer so, dass mit Verfügbarkeit des „kleinsten“ bereits ein noch kleinerer HD-Camcorder angekündigt war. Bei der Sony HDR-TG-3 gelang es uns immerhin bereits früh ein Testmodell zu ergattern und somit den momentan kleinsten FullHD-Camcorder der Wert tatsächlich auch zu testen...
Edel Verpackt
Schon die Verpackung der HDR-TG3 versprüht exklusive Eleganz. Selbst die eingelegten Kartons sind in elegantem Schwarz gehalten. Ganz klar: Hier geht es in erster Linie um LifeStyle. Dennoch verpackt Sony in dieser Kamera so viel aktuelle „Hochtechnologie“, dass man sie durchaus mit Konkurrenten wie der Panasonic SD9 oder der Canon HF10/100 vergleichen kann. Denn all diese Kameras zeichnen FullHD-Videos mit 1920 x 1080 Pixeln auf Speicherkarten auf.

Gegenüber der Konkurrenz ist die Sony dank Titan-Ummantelung spürbar massiver und übersteht auch in vollen Beuteln und Taschen einen längeren Transport ohne Kratzer. Die TG3 wiegt gerade einmal 300 Gramm mit Akku und passt wirklich sogar in viele Hosentaschen. Doch diese Bauform erzwingt so manchen Kompromiss: So gibt es keinen Filterring, keinen Kopfhörer- oder Mikrofonanschluss und auch keinen optischen Bildstabilisator.
Handhabung
Da die TG3 seit langem mal wieder als Hochkant-Modell daherkommt, dürfte die dadurch erzwungene Handhaltung sicherlich nicht jedermann überzeugen. Auf jeden Fall verzeiht man bei diesem Format den fehlenden Sucher grundsätzlich eher, da er neben dem Display deutlich weniger Sinn macht, als bei normalen „Quer“-Camcordern. Die TG3 ist eben als eine Kamera zum schnellen draufhalten konzipiert.
Sie bietet auch nur wenig Einstellmöglichkeiten, die allesamt über das Touchscreen bedient werden und auch Anfänger nicht überfordern. Für ganz Faule gibt es natürlich auch den mittlerweile obligatorischen Vollautomatik-Modus, der sich seit geraumer Zeit bei vielen Herstellern einfach nur noch EASY-Modus nennt. Immer wieder begeistern kann uns die Möglichkeit Objekte durch antippen auf dem Display scharf zu stellen oder zu belichten. Und immer wieder fuchsen kann uns, dass Sony weder eine Kontrolle der Belichtungszeit ermöglicht als auch andere Bildparameter wie Schärfe oder Farben nicht veränderbar gestaltet.
Anstatt auf die extrem verbreiteten SD(HC)-Karten zu setzen, will die TG3 natürlich nur das firmeneigene Flashformat MemoryStick ProDuo akzeptieren. Wer plant, viel zusätzlichen Speicher zu kaufen, zahlt hier (aufgrund mangelnder Konkurrenz) deutlich mehr als bei vergleichbarem SD-Speicher.
Display
Das Display ist nach aktuellen Verhältnissen nur noch durchschnittlich einzustufen. Nachdem Sony (z.B. in der SR-11/12) auch schon Displays mit fast 1.000.000 Pixel verbaut fällt hier noch einmal besonders auf, wie schwer bei so niedriger Auflösung (ca. 200.000 Pixel) das Fokussieren fällt. Allerdings hilft hier die Spot-Fokus-Automatik auf dem Touchscreen ungemein. Die TG3 bietet nur einen 1/5-Zoll CMOS-Chip, was Tiefenschärfe und vor allem Lichtempfindlichkeit kostet. Aber bei der Bauform der Kamera dürfte ein größerer Chip auch kaum machbar sein.
Anschluss gesucht
Die TG3 wird mit einer Docking-Station ausgeliefert, deren tieferen Sinn sich uns jedoch nicht ganz erschließen wollte: Denn sie bietet an Anschlüssen nur Strom, USB, sowie analogen Output. Der qualitativ optimale, weil verlustfrei digitale HDMI-Output findet sich dagegen nur an der Kamera selbst. So muss man die Kamera über HDMI an den heimischen Fernseher ohne Docking-Station anschließen. Und noch seltsamer: USB findet sich nicht an der Kamera. Um schnell ein paar Files aus der Kamera auf den PC zu ziehen, benötigt man ergo die Docking-Station. Wenn nun die Station schon am Fernseher platziert ist, muss man am PC eine andere Lösung haben. Auch wenn man unterwegs (z.B im Urlaub) schnell ein paar Fotos im Internetcafe hochladen will, geht dies nicht ohne die Station oder einen zusätzlichen MemoryStick Pro Duo Cardreader. Hätte man sich an der Kamera den Docking-Port gespart und stattdessen einen USB-Port dort platziert, wäre dies in Summe deutlich sinnvoller gewesen.
Aus dem Messlabor
Besonders Spannend ist natürlich die Frage, wie viel Bildqualität bei der Miniaturisierung auf der Strecke bleibt. Denn grundsätzlich werkelt auch in der TG 3 (wie in der SR-11/12) ein Exmor-Bildsensor und ein BIONZ-Signalprozessor.

Die HDR-TG3 kann bei der Schärfe mit den Klassenbesten von Canon nicht ganz mithalten, liefert aber immer noch eine sehr anständige Auflösung die „sich sehen“ lassen kann.

Mit bloßem Auge fällt die leichte Kontur auf, mit der Sony der etwas schwächeren Auflösung gegenüber Canon etwas nachhilft.
§chroma.jpg§:Farbauflösung
Bei der Farbauflösung sieht die Sony TG3 ebenfalls etwas weniger Farbunterschiede, als der AVCHD-Standard noch ermöglichen würde. Dennoch kein dramatisch schlechter Wert.

Bei guter Beleuchtung liefert die TG3 klare, sehr neutrale und natürlich Farben die jedoch (z.B im Neon-Orange) marginal ausfransen. Dies könnte ein Effekt der geringeren Farbauflösung sein.

Im Lowlight verliert die TG3 drastisch an Schärfe und die Kompressionsartefakte nehmen deutlich zu. Wenig Licht ist definitiv keine Stärke dieser Kamera.
Fazit:
Während die neue Exmor CMOS-Technologie und der Bionz Signal-Prozessor bei der SR-12 für großartige Ergebnisse sorgen, werden viele dieser Vorteile wieder durch die kleinere Chipfläche der TG3 nivelliert. Die Sony HDR-TG3 versteht daher vor allem durch ihre kompakten Ausmaße zu begeistern. Sie wirkt dabei tatsächlich so massiv, dass man sie auch gerne gedankenlos ohne Schutzhülle in die Tasche schiebt und wirklich überall dabei haben kann. Dass dabei auch FullHD-Aufnahmen in ziemlich guter Qualität möglich sind, freut den Käufer natürlich umso mehr. Dem anspruchsvollen Filmer werden jedoch zu viele Kompromisse in den Weg gelegt (Lowlight, Anschlüsse, Einstellmöglichkeiten) um die Kamera ernsthaft einzusetzen. Ambitionierte Filmer freuen sich dagegen über die nette Bedienung via Touchscreen. Und nicht zuletzt dürfte die Kamera auf Partys nicht nur für schnelle Bilder sondern auch für Gesprächsstoff sorgen. Ein waschechtes LiveStyle-Produkt eben. Dennoch wäre sicherlich noch mehr drin gewesen: Denn eine Kombination aus Canons Einstellmöglichkeiten, gepaart mit Sonys Touchscreen-Fokussierung und Belichtung würde auch ein ziemlich attraktives Gerät für ernsthaftere Anwenderschichten darstellen. So muss man weiterhin seine eigenen Präferenzen kennen und setzen, wenn man eine kleine AVCHD-Cam sucht. Und könnte in diesem Preisgefilde auch leicht der Canon HF100 verfallen.