Test Canon Legria HF S21

Canon Legria HF S21

Canon betreibt mit der HF S-Serie nur leichte Modellpflege. Ein hochauflösendes Display mit Touchscreen sowie zwei SDHC-Slots stellen dabei die auffälligsten Neuerungen dar.

// 11:41 Do, 4. Mär 2010von

Canon betreibt mit der HF S-Serie nur leichte Modellpflege. Ein hochauflösendes Display mit Touchscreen sowie zwei SDHC-Slots stellen dabei die auffälligsten Neuerungen dar.





Der Markt

Canon zeigt sich als Hersteller beim Preis sehr selbstbewusst. Gegenüber dem Vorgänger-Spitzenmodell HF S11 gab es bei der HFS21 keine Preissenkung (immer noch 1299 Euro). Auch die etwas kleineren Modelle der Serie, die sich durch integrierten Flash-Speicher und den fehlenden Sucher unterscheiden, sitzen noch knapp an oder auf der 1000 Euro Grenze (HFS 20 mit 32GB für 1099 Euro, HFS200 ohne integrierten Speicher für 999 Euro). Ansonsten sind die neuen Modelle praktisch baugleich.



Gegenüber den Vorgängern hat sich auf den ersten Blick wenig geändert. Nach dem Auspacken glaubt man eine HF S11 in den Händen zu halten. Die auffälligste Änderung fand beim Display statt, doch dazu später mehr. Durch den relativ großen Bildwandler (1/2,6-Zoll) erreicht man fast schon das Abbildungs-Nivau von richtigen Profi-Geräten mit 1/2-Zoll-Chips. Allerdings wirkt dadurch auch die Konstruktion der Kamera sehr bullig. Mit üppigem Objektiv (58mm Filtergewinde!!) gerät die Canon Serie größer als bei der Konkurrenz, bietet dafür einen Blende die bei Anfangsbrennweite mit F1:1,8 größere Hoffnungen auf gutes Low-Light-Verhalten weckt.



Canon Legria HF S21 : cam1


Canon muss aufgrund der hohen Pixelzahl sein Videobild stark herunter-interpolieren. Und zwar von effektiv sechs auf zwei Megapixel. Damit verbessert sich zwar der Einsatzbereich im Bereich digitale Fotografie, den Video-Aufnahmen kann diese erhöhte Pixelanzahl jedoch offensichtlich auch schaden (siehe Messergebnisse). Alternativ kann der Pixelüberschuss auch als 1,7facher „Telekonverter“ genutzt werden. Hierbei wird einfach eine kleinere Fläche des CMOS-Bildwandlers ausgelesen und entsprechend umskaliert. Sozusagen eine modifizierte Variante des Digitalzooms, die jedoch aufgrund der üppigen Pixelbestückung nicht in einer Bildverschlechterung resultiert. Wenn es solche Tricks nur auch in die andere Richtung für mehr Weitwinkel gäbe...



Wem dies nun alles schon etwas bekannt vorkommt, der liegt richtig. Gegenüber dem Vorgängermodell HF S11, und wiederum dessen fast unverändertem Vorgänger HF S10 hat sich hier praktisch nichts getan. Canon scheint hier keinen großen Veränderungsbedarf zu sehen, was nicht nur uns schon zu Spekulationen bewegte, ob Canon seine Entwicklungsprioritäten innerhalb der Produktklassen zuungunsten von Camcordern verschiebt.






Ausstattung

Wie dem auch sei, ein paar Ausstattungs-Unterschiede gibt es dennoch:



Das größte Modell (HF S21) besitzt einen Sucher, der mit 123.000 Pixel jedoch nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist. Um bei Sonnenlicht einen Ausschnitt zu beurteilen reicht das vielleicht noch, aber die Schärfe lässt sich hier nicht sehr genau kontrollieren. Dazu ist der Sucher relativ unflexibel, weil er nur ein wenig herauszuschieben ist, ohne jedoch den Winkel zu ändern.


Das Display ist dagegen mächtig gewachsen (von 2,7 auf 3,5 Zoll) und kämpft nun mit 922.000 Pixeln mit Sony wieder an vorderster Schärfe-Front mit. Wirklich schön. Die Größe hilft auch bei der Bedienung über den neuen Touchscreen, den Canon nun als letzter der großen Hersteller ebenfalls integriert hat. Mikrofon- und Kopfhöreranschluss sind an Board, LANC ist auch vorhanden aber beim Mikrofonschuh setzt Canon (wie auch Sony) auf eine eigene, proprietäre Halterung.






SD(HC) oder mehr?

Die zweite augenfällige Änderung gegenüber den Vorgänger-Modellen ist der doppelt ausgelegte SD(HC)-Karten Slot. So lassen sich alle Modelle dieser Serie mit jeweils 2 Karten bestücken, was momentan einen zusätzlichen Speicherausbau bis zu maximal 64 GB ermöglicht. Zur CES bewarb Canon kurz auch die SDXC-Fähigkeit einiger Camcorder, jedoch verschwand dieses Feature wieder aus den Datenblättern. Ob die Camcorder dennoch undokumentiert das neue Format unterstützen konnten wir mangels SDXC-Karte leider nicht klären.





Bildstabilisator

Tatsächlich funktioniert der neue Stabilisations-Modus bei Canon gegenüber dem alten, ebenfalls noch vorhandenen Modus etwas besser. Der leicht vergrößerte Bildausschnitt zieht dabei immer etwas nach, woran man sich als Filmer aber erst einmal gewöhnen muss. So steht das Bild nach einem Schwenk nicht gleich wieder im Display, sondern „schwimmt“ erst langsam wieder in eine feste Position. Für unseren Geschmack greift der Stabilisator jedoch manchmal zu fest zu und hält das Bild kurz fest um es dann weitergleiten zu lassen, was sicherlich nicht immer gewollt ist. Dafür gibt es noch neben dem Display einen „Powered IS“-Taster, mit dem man den aktiven Bildstabilisator direkt aktivieren kann, um ihn nur bei Bedarf (z.B im starken Telebereich) einzusetzen.





Display

Gegenüber den Konkurrenten fällt vor allem die 100-Prozent Ansicht auf, bei der wirklich der gesamte Bildinhalt ohne Overscan auf dem Display der Kamera angezeigt werden kann. In der Praxis funktioniert diese Anzeige aber nur, solange man danach keine weitere Funktion des Camcorders aktiviert. Justiert man dagegen die Schärfe nach oder wählt man irgendeine andere Funktion fällt das Display ausnahmslos in den Overscan-Modus zurück. Auch ein Einsatz während der Aufnahme war nicht möglich. Damit wirkt ist diese Funktion wie schon beim Vorgängermodell irgendwie etwas praxisfern. In positiven Markenting-Buzzwords nennt Canon dieses Verhalten übrigens „temporären Underscan“.





Bedienung

Die neue Bedienung der Kamera per Touchscreen ist dagegen ein echter Gewinn. Die von uns immer wieder bemängelten manuellen Fokussierungsprobleme sind nun dank Touchfokus kaum noch vorhanden. Wir sagen kaum, weil der Touchfokus nicht so präzise und exakt wie bei Sony oder Panasonic reagiert. Gelegentlich muss man mehrmals auf ein Objekt drücken, bis es tatsächlich erkannt und fokussiert wird. Dafür ist die Menüführung während der Einstellung sehr schön. So kann man direkt aus dem Touchfokus heraus das Peaking aktivieren oder modifizieren (z.B auf Schwarzweiß-Ansicht umstellen) . Auch bei der Belichtung hat man direkten Zugriff auf die Zebra-Modi.


Insgesamt reagiert die Touch-Oberfläche manchmal etwas stockender als bei der Konkurrenz, jedoch kommt man dank des großen Displays hier besser zurecht, als bei der kleinen Schwester-Serie HF M. Nach einer kurzen Gewöhnungszeit kann man die Kamera auf jeden Fall flüssig bedienen. Voraussetzung ist hierfür allerdings, dass man die Systemschrift auf „groß“ stellt. In der Standard-Einstellung sind die Menüpunkte definitiv zu klein, um sie exakt zu treffen.





Manuelle Möglichkeiten

Canon bietet bei der HF S11 auf den ersten Blick viele üppige Möglichkeiten: So gibt es viele Funktionen im Direktzugriff (Videoleuchte, Digitaleffekte, Pre-Recording, BLC - elektronisch Verstärkung, manuelle Belichtung, Fokus, Mikrofonpegel, Gesichtserkennung und Telekonverter). Außerdem findet sich ja noch ein spezielles Drehrad neben dem Objektiv, über das sich ähnlich wie bei einem Objektiv-Ring fokussieren lässt. Über die Individualtaste „CUSTOM“ lässt sich dieses Rad auch mit vier alternativen Vorgaben belegen: Belichtung, Hilfsfunktionen (wie Zebra oder Peaking), Mikrofonpegel und AGC (Automatic Gain Controll – Verstärkungsbegrenzer von 0 bis 18 dB). Dazu ist die Kamera über ein Custom-Setting in engen Grenzen justierbar: Farbtiefe, Helligkeit, Kontrast und Schärfe können dabei mit drei Werten (+1, 0, -1) festgelegt werden.



Wie bei Canon üblich kann man entweder im Programm-Modus filmen, der Belichtungszeit und Blende/Gain automatisch regelt. Alternativ filmt man mit Blenden-Priorität, bei der man die Blende fest einstellt und die Belichtungszeit automatisch zugewiesen wird. Oder man filmt mit Verschluss-Priorität, bei der die Blende und der Gain automatisch zugewiesen wird. Im letzteren Modus kann man anschließend auch noch über die Funktion Belichtung nachträglich die Blende manuell regeln. Wer kurz den Foto-Auslöser antippt, bekommt Blende und Verschlusszeit angezeigt. Das ist zwar nicht ganz so komfortabel, wie ein voll manueller Modus, reicht aber für den typischen Einsatz aus. Panasonic bietet hier freie Kontrolle, Sony bisher weniger. Allerdings sollen die neuen Sony-Top-Modelle (XR/CX550) auch wieder einen frei einstellbaren Shutter haben (was wir bis jetzt noch nicht testen konnten).





Formate

In der höchsten Auflösung filmt die Kamera FullHD mit 1080i bei 1920 Horizontalpixeln und 24 Mbps. Der „kleinste“ Aufnahmemodus liegt bei 1440 x 1080 Pixeln mit 5 Mbps. Die Canon bietet dabei keine direkte SD-Aufnahme wie Sony, jedoch ist eine interne Downkonvertierung möglich, wenn man eine SDHC-Karte in den B-Slot der Kamera steckt. Dort können dann ausgewählte Videos in SD-Auflösung mit 3 oder 9 Mbps landen, die in Echtzeit um konvertiert werden.






Aus dem Messlabor

Die Schärfe der Kamera zwar immer noch gut, kommt aber nicht mehr an die aktuellen Panasonic-Modelle oder gar die JVC GZ-HM400E heran.



Luminanz-Auflösung
Luminanz-Auflösung




Dies sieht man auch gut im ISO-Testbild, wo an vielen Linien deutliche Unschärfe-Inseln entstehen, die man früher von Canon nicht gewohnt war.



ISO-Testbild
ISO-Testbild


Bei der Farbauflösung liefert die HF S21 dagegen ein tadelloses Bild ab. Ein schöner Verlauf an der Systemgrenze ohne Fehl und Tadel.



Chrominanz-Auflösung
Chrominanz-Auflösung


Bei der Verzeichnung des Objektivs gibt es ein paar Dellen, die in dieser Preisklasse und bei dem geringen Weitwinkel als Durchschnitt einzuordnen sind.



Objektiv-Verzeichnung
Objektiv-Verzeichnung


Dezent fallen die Farben der Canon HF S11 bei guter Beleuchtung aus. Hier wird nichts übertrieben oder beschönigt. Wer mehr oder weniger will, kann zusätzlich grob manuell nachjustieren.



1200Lux Testbild
1200Lux Testbild




Das Low-Light Verhalten liegt (wohl aufgrund des lichtstarken Objektivs) nur knapp unter dem Niveau der starken Konkurrenz von Sonys letztem Topmodell XR520, die noch etwas schärfer ist.



12-Lux Testbild
12-Lux Testbild


Der Audio-Frequenzverlauf der Kamera ist in Ordnung und sie rauscht nicht übermäßig stark. Auch für ein Flash-basiertes Modell definitiv gehobener Durchschnitt.



Rausch-Spannungs-Abstand
Rausch-Spannungs-Abstand





Fazit

Die HF S Serie von Canon ist definitiv keine schlechte Kamera. Die Schärfe liegt nur leicht unter den Möglichkeiten dieser Preisklasse und die manuellen Möglichkeiten sind ebenfalls sehr passabel. Der Touchscreen ist eine echte Verbesserung, die von uns bisher kritisierten Fokussierprobleme sind damit aus der Welt. Einzig der Preis scheint uns etwas problematisch. Denn für das selbe Geld bekommt man bei der Konkurrenz mittlerweile eben einen Tick mehr und bei kaum einer wichtigen Funktion weniger. Vor einem Jahr wären die neuen HF S-Modelle daher preislich sehr interessant gewesen. Doch nachdem Sony dieses Jahr auch wieder mehr Einstellmöglichkeiten bietet und dazu Panasonic und Sony beim Weitwinkel deutlich mehr bieten, scheinen die HF S Modelle 2010 einfach etwas überteuert.



Einen Überblick sowie alle technischen Daten findet Ihr wie immer in unserer Datenbank.



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