Auch wenn wir momentan die GH2 aufgrund ihrer fast aliasinglosen FullHD-Aufzeichnung als beste Wahl für "Bokeh"-Filmer sehen, spricht dennoch auch einiges für Canons DSLRs: So sind beispielsweise die frei definierbaren Picture Presets für einen flachen Postproduktions-Workflow nicht zu verachten. Und auch der Preis fällt ja in der Diskussion gelegentlich unter den Tisch, wobei die günstigsten Canon-DSLR-Kameras mit FullHD-Aufnahme (550D, 600D) bei ca. 500 Euro Gehäusepreis im Internet noch signifikant unter einer Panasonic GH2 (mit ca. 750 Euro Internet-Gehäusepreis) liegen.
Kaum beachtet von vielen DSLR-Interessierten gibt es jedoch auch noch die EOS 1100D, die zwar nur 720p25 und 720p30 unterstützt, jedoch mit einem Internet-Gehäusepreis von ca. 300 Euro eventuell ein cooles Einstiegsgerät darstellen könnte. Günstiger kann man jedenfalls kaum mit einem APS-C Sensor (22.2x14.7mm, Crop Faktor 1,6) filmen. Dass dieser im Gegensatz zu seinen großen Geschwistern nur 12 Megapixel besitzt könnte sich sogar positiv auf das Lineskipping auswirken. Und das alles wie gesagt, zu einem Preis, für den man früher nicht mal einen 35mm Adapter bekommen hat. Da wollten wir doch mal kurz einen Blick darauf werfen, ob sich hinter der 1100D vielleicht ein verkanntes Filmlook-Talent verbirgt.
Kurzer Eindruck
Gegenüber den größeren Modellen fühlt sich die Canon EOS 1100D tatsächlich wie Plastik an. Allerdings wirkt sie keinesfalls instabil wie No-Name Marken, sondern durchaus "gemäßigt solide". Die Oberfläche ist allerdings komplett glatt und definitiv alles andere als "griffig". Auch das nicht schwenkbare Display ist deutlich unschärfer als bei den größeren Modellen, weshalb treffsicheres, manuelles fokussieren hier nur sehr eingeschränkt möglich ist. Immerhin gibt es im Moviemodus auch eine hilfreiche Lupen-Vorschau. Der Autofokus ist während des Filmes nicht permanent aktiv, kann jedoch durch leichtes drücken der Auslösetaste nachregeln. Ein externer Mikrofon-Anschluss ist nicht vorhanden.
Bevor wie viel Zeit mit Testen und Texten verschwenden, wollten wir jedoch grundsätzlich klären, ob die 1100D in der Bildqualität evtl. eine Alternative für die größeren Modelle darstellen könnte. Die Idee: Da auch die großen Kameras in der Schärfe FullHD nicht voll ausreizen, könnte vielleicht ein hoch skalierter 720p-Modus ebenso gut aussehen.
Also ein schneller Schärfetst im slashCAM-Lab, uuund:

Offensichtlich sieht die hochskalierte 1100D bei weitem nicht so gut aus. Die Lineskipping-Artefakte fallen bei der 1100D sogar deutlich stärker ins Gesicht als bei der 550D (und resultieren übrigens nicht vom nachträglichen Skalieren). Dazu kommen sichtbare Chroma-Schlieren, die auch ungeübten Betrachtern schnell negativ auffallen. Mehr wollten wir (und wahrscheinlich die meisten slashCAM-Leser) eigentlich gar nicht wissen...
Fazit
Während die Unterschiede in der Bildqualität zwischen Canon EOS 550D/600D/60D und 7D marginal sind, fällt die günstigste EOS 1100D doch deutlich ab. Im Videomodus ist die Bildqualität der 1100D wirklich signifikant schlechter. Wir würden daher Videofilmern immer den Aufpreis zur Canon EOS 550D/600D empfehlen, alleine schon wegen der Bildqualität aber auch wegen dem besseren Display sowie dem 1080p-Modus.
Eventuell könnte der angekündigte Magic Latern Zweig für die 1100D noch etwas an unserer Einschätzung ändern, jedoch haben wir nun bereits etliche Monate auf eine entsprechende Version gewartet und nichts kam. Ob es schließlich überhaupt gelingt, einen verbesserten 1080p-Modus zu erhacken, steht dazu noch in den Sternen. Bis dahin bleibt die 550D zur Zeit (Februar 2012) in unseren Augen das günstigste, brauchbare DSLR-Modell für ambitionierte Filmer...