Heute ist der von Adobe schon gut gehypte Einführungstag für das neue CS4-Paket. Im Gegensatz zu vielen anderen Seiten und Zeitschriften wollen wir daher jetzt nicht jedes neue Feature der Suite hier Satz für Satz aufzählen. Solche Details kann man unter anderem hier nachlesen.
Wir wollen auf unserer Seite vielmehr bereits über die ersten Eindrücke mit speziellen neuen Funktionen der Suite berichten, besonders natürlich im Bezug auf die Videoprodukte Premiere, After Effects, Encore, Soundbooth und On Location. Here we go...
Premiere Pro CS4
Lange erwartet und nicht schwer vorherzusehen war die direkte Unterstützung von AVCHD in Premiere Pro. Das Programm verarbeitet die importierten Files direkt und ohne den Umweg über Intermediate-Codecs, was einerseits speicherplatzschondend und schön für den Workflow ist, andererseits auch sehr rechenintensiv. Im ersten Test mit der Beta-Version musste Premiere Pro daher erst einmal zeigen, wie gut es mit AVCHD-Clips umgehen kann. Nach dem Import gönnt sich Premiere kurz etwas Zeit fürs „Confirming“. Wir schätzen, dass in dieser Zeit Audiopeaks berechnet werden und evtl. auch noch unkomprimierte Audiokopien angelegt werden, um das Playback zu beschleunigen. Die etwas problematischen Clips der neuen Panasonic HS100, an denen sich unter anderem Vegas in Version 8b noch die Zähne ausbiss, liefen danach ohne Probleme bemerkenswert flüssig von der Timeline. Dafür zwangen ausgerechnet die AVCHD-Files von Sonys populärer SR12 und CX11 Premiere stotternd in die Knie und zeigte deutliche Klötzchen. Wie es aussieht muss hier Adobe doch noch den verschiedenen Dialekten der Camcorder-Hersteller hinterher optimieren. Da es sich jedoch noch um eine Beta-Version handelt, hat Adobe hier ja noch etwas Zeit fürs Feintuning.
Schön gelöst ist dagegen prinzipiell das Browsen in Files von sogenannten Tapeless-Camcordern. Denn Adobe erkennt schon anhand der Verzeichnisstruktur automatisch, ob es sich u.a. um AVCHD, P2 oder XDCAM handelt. Nicht relevante Media- und Metadateien werden so beim Clipimport direkt ausgeblendet, wodurch nur die eigentlichen Clips sichtbar sind.

Die nächste Überraschung, die sich in der Produktankündigung gar nicht findet, sieht man in dem Transparenz-Dialog zu jedem Clip. Seit Premiere Pro 1.0 beherrschte das Programm keine Überlagerungsfunktionen mehr, was wir in fast jeder Review bemängelten. Nun sind sie wieder da und lassen bequem in der Effektliste einstellen. Wunderbar, einfach nur schön. Endlich muss man diese Effekte nicht mehr separat in After Effects erstellen.

Jeder Export findet in Premiere nun ausschließlich über den Adobe Media Encoder statt. Dabei staunt man erst einmal nicht schlecht, wie schnell der Export (auch von 20-minütigen MPEG4-Clips) vonstatten geht. Tatsächlich meldet sich Premiere immer schon nach wenigen Sekunden zurück. Der Rendervorgang wurde dabei jedoch nicht wirklich beendet, sondern landet in der Batchliste des Media Encoders und wird dort im Hintergrund abgearbeitet. Im Gegensatz zu früher steht damit Premiere für weitere Arbeiten zur Verfügung und das Rendern blockiert nicht das gesamte Programm. Schön, außerdem kommen so die aktuellen Mehrkernprozessoren sinnvoll zur Geltung.
Eines der dicksten Highlights von Premiere Pro CS4 dürfte die Speech to Text Engine sein. Im Rahmen der großen Meta-Tag Anbindung kann man hier von einzelnen Clips den Sprachinhalt ihrer Audiospur transkribieren lassen. Auch diese Transkiption läuft im Hintergrund über den Media Encoder und nach einigen Minuten steht der im Video gesprochene Text (wenn gewünscht sogar nach Sprechern unterschieden) als Textfile zum Zugriff bereit. In unserer Beta gab es allerdings nur US-Amerikanisch als Sprachprofil. Deutsch war zwar vorhanden, aber ausgegraut. Für eine Minute Video brauchte die Berechnung ca. 3 Minuten Rechenzeit. Der Kommentar einer leicht hysterischen amerikanischen Moderatorin erlangte allerdings keine sehr hohen Trefferquoten. Dennoch war es interessant zu sehen, wie man über die Suchleiste nach Schlagworten sucht, diese dann im Text anklickt. Der Timemarker des Vorschaufensters springt dann direkt an die entsprechende Stelle im Clip.
Soundbooth CS4
Dieses Programm wurde ja seinerzeit statt Audition in der CS3 beigelegt und wirkte dort doch etwas abgespeckt. In der neuesten Version gewinnt es nun wieder einige Funktionen von Aution hinzu, allen voran das Mehrspurediting. Besonders schön (aber natürlich auch proprietär) ist das neue Adobe Sound Document Format (ASND). In diesem Dokument werden alle Veränderungen an einer Sounddatei nondestruktiv gepeichert, d.h. man kann immer jeden Arbeitsschritt dieser Audiodatei rückgängig machen. Importiert man diese Dateien z.B. in Premiere so lassen sich diese nachträglich in Soundbooth bearbeiten und die Veränderungen stehen dann auch in Premiere direkt zur Verfügung. Aaaaber: Das Speichern von ASND-Dateien (und deren Änderungen) dauert doch immer eine ganze Weile, weshalb der Workflow hier bei längeren Sounddateien doch deutlich unterbrochen wird.
OnLocation CS4
Trotz intensiver Suche gelang es uns nicht OnLocation in unserer CS4-Beta zu finden. Neu ist auf jeden Fall nun auch die native Portierung auf den Mac. Das Interface wurde komplett überarbeitet und unterstützt nun vor allem die direkte Verschlagwortung von Clips mit Metadaten. Bei der Aufnahme sicherlich nicht unpraktisch.
Encore CS4
In Encore konnten wir auf den ersten Blick keine allzu gravierenden Neuigkeiten entdecken, außer natürlich die nun komplette BluRay-Unterstützung. Eine echte Scripting-Engine fehlt leider offensichtlich weiterhin (oder wir haben sie übersehen), was das Programm für wirklich professionellen Einsatz nach wie vor nur suboptimal erscheinen lässt. Nur die üblichen Verlinkungen per Gummiband sind weiterhin implementiert. Eine Besonderheit beim Export fiel jedoch noch besonders ins Auge: So exportiert Encore nicht nur nach BluRay und DVD sondern auch nach Flash. So lassen sich also Menüs und andere Extras auch gleich 1:1 für die online Distribution bzw. Video on Demand nutzen.

Pixel Bender
Ein weitere, äußerst interessante Applikation im Lieferumfang schimpft sich Pixel Bender. Hierbei handelt es sich um einen scriptbasierten Effekt-Editor. Über eine GL-Slang ähnliche (Pixelshader-)Scriptsprache lassen sich hier Effekte erstellen, live ausprobieren und auch kompilieren. Ähnliches kennt man auch schon vom Mac, jedoch weisen die Pixel-Bender-Effekte eine Besonderheit auf. Sie laufen nicht nur auf der GPU, sondern stehen alternativ auch als CPU-(Multiprozessor-)Code zur Verfügung, wenn die GPU den Effekt nicht unterstützt. Apple will etwas ähnliches unter dem Namen Open-CL im nächsten OSX 10.6 implementieren, bei Adobe scheint es heute schon soweit zu sein. Wer also einfach Effekte sowohl für GPU als auch für die CPU programmieren will, kann dies nun systemübergreifend für Mac/PC machen. Allerdings natürlich auf Adobe-Applikationen beschränkt.

After Effects CS4
In der Vorabpräsentationen bekam man bei After Effects vor allem den neuen Comic-Filter zu Gesicht. Dieser Filter steht bei der Konkurrenz schon seit einiger Zeit zur Verfügung und quantisiert einfach nur grob den Luma-Kanal, wie man es schon von einfachen Bleistiftzeichner-Effekten kennt. Der Chroma-Kanal wird gleichzeitig stark gesättigt und weich gezeichnet. Also nichts besonderes hier, was man nicht schon früher mit Hausmitteln hin bekommen hätte. Dafür liegt nun wohl als größte Neuerung der Motion Tracker Mocha mit im Lieferumfang. Wer bisher unter der mäßigen Tracker-Qualität des integrierten Trackers gelitten hat (den wir im übrgend gar nicht so schlecht fanden) hat nun eine amtliche Alternative im Lieferumfang, die sich allerdings als externe Applikation nur mäßig in AFX integriert.
Ansonsten sticht im Workflow vor allem das neue Mini-Flow-Chart ins Auge, das einfach per Shift eine Navigation in Projekten mit vielen Nestings erlaubt. Per Mausklick navigiert man so einfach zwischen verschachtelten Kompositionen.

Ebenfalls endlich schön gelöst ist die Multiprozessorunterstützung in After Effects. Denn hier kann jetzt der Anwender bestimmen, wie viele Prozessoren tatsächlich mitrendern sollen und was an Performance für andere Programme übrig bleiben soll.

Workflow
Die größten Änderungen hat die gesamte Suite mal wieder im Workflow vollzogen. So wurden ein weiteres mal zahlreiche Details implementiert, die das Zusammenspiel deutlich verbessern. Auch die Bedienung und der Look der Applikationen sind nun fast durchgängig identisch. Vor allem die neue, durchgängige XMP-Metadaten-Verwaltung dürfte sicherlich für viele Anwender interessant werden, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, seine Assets gewissenhaft zu verschlagworten. Auf jeden Fall verdient die neue CS4 die Bezeichnung „integirierte Suite“ mehr als alle Vorgänger-Versionen. Gegenüber CS3 ist dabei der Funktionsumfang selbst gar nicht so angewachsen, sondern wirklich das Zusammenspiel.
So lassen sich z.B. auch After Effects Projekte jetzt als Premiere- oder Flash-Projekte speichern. Und über Dynamic Link spielen ein weiteres mal mehr Applikationen zusammen. Dass sich Adobe diesen vernetzten Applikationshaufen auch entsprechend gut bezahlen lässt, ist klar. Denn gerade eine solche Integration kann einfach kein Konkurrent mehr bieten.
Preise und Verfügbarkeit: Die Adobe Creative Suite 4 und die darin enthaltenen Einzelprodukte werden auf Deutsch voraussichtlich ab Dezember 2008 im Fachhandel sowie im Adobe Store verfügbar sein. Die Suite-Preise liegen zwischen 1.899 und 2.999 Euro zzgl. Mehrwertsteuer je nach Umfang.