Test ARRI AMIRA - DOK Referenzdesign?

ARRI AMIRA - DOK Referenzdesign?

Der kleine „Cine“-Sommer von slashCAM ist nach Ursa 4.6K, Panasonic Varicam LT und RED SCARLET-W bei ARRI angekommen. Genauer gesagt bei der ARRI AMIRA, die den im Cine-Bereich vielfach bewährten ALEV III CMOS Sensor der ALEXAs verbaut hat, jedoch als Single Operator Camera für Drehs mit kleiner Crew entworfen wurde. Hier unser Praxistest mit der ARRI AMIRA.

// 17:43 Di, 23. Aug 2016von

Der kleine „Cine“-Sommer von slashCAM ist nach Ursa Mini 4.6K, Panasonic Varicam LT und RED SCARLET-W mittlerweile bei ARRI angekommen. Genauer gesagt bei der ARRI AMIRA, die den im Cine-Bereich vielfach bewährten ALEV III CMOS Sensor der ALEXAs verbaut hat, jedoch als Single Operator Camera für Anwendungen mit kleiner Crew entworfen wurde – sei es im DOK, ENG oder Industriefilmbereich. Hier unser Praxistest mit der ARRI AMIRA.



Die AMIRA von ARRI
Die AMIRA von ARRI


Wir waren ehrlich gesagt überrascht, wie klein der Transportkoffer der ARRI AMIRA war, in dem sie in die slashCAM Redaktion kam. In diesem Fall der handgepäcktaugliche Peli 1510 (55,9 x 22,9 x 35,1 cm) in dem neben dem AMIRA-Body inkl montierte V-Mount Aufnahme auch der MVF-1 Viewfinder inkl. Rods, der robuste und voluminöse CFast Cardreader von Codex, die ARRI WPA-1 Wedgeplate, 15mm Rods sowie kleinteiligere Kabel und Zubehör Platz fanden.



Die AMIRA verfügt über einen Wechselmount, der in unserem Fall auf PL eingerichtet war, so dass wir problemlos unsere auf PL umgebauten Zeiss CP.2s für unseren AMIRA Praxistest nutzen konnten. An anderen verfügbaren Mounts für die AMIRA stehen B4, EF sowie PL>B4 zur Verfügung, die sich mit Hilfe von 4 Inbus Schrauben userfreundlich in wenigen Sekunden montieren lassen – vom User selbst schnell zu wechselnde Mount-Systeme hatten wir bereits bei unserem RED SCARLET-W und bei unserem VariCam LT Praxistest schätzen gelernt.



Bevor wir uns die ARRI AMIRA genauer anschauen, starten wir mit ein Paar kurzen Impressionen, die wir mit Ricarda vor der Haustür auf der Oberbaumbrücke aufgenommen haben und die alle in 4K / UHD mit 24 bzw. 50p in Pro Res 4:2:2 ARRI LOG C mit EI (Base) 800 aufgezeichnet und mit der 3D LUT (Alexa LogC to Rec709) in DaVinci Resolve versehen wurden. Da wir Rec 709 bei vielen Kameras als recht „knallig-bunt“ empfinden, haben wir hier die Farben minimal zurückgenommen (– außer leichten Gammaangleichungen sind die AMIRA-Files nicht weiter bearbeitet worden).






Unser AMIRA-Setup bestand aus den 35 und 85mm Compact Primes von Zeiss, dem ARRI MMB-2 Kompendium auf Rods, dem Chrosziel Studio Follow Focus und einem Anton Bauer Digital 190 V-Mount Akku. Als Baseplate kam die ARRI WPA-1 Wedgeplate zum Einsatz, die über Schulterpolster, ROD und VCT-14 Aufnahmen verfügt und zudem noch einen ziemlich cleveren Slide-Mechanismus eingebaut hat, mit dem sich die AMIRA auf der Baseplate vorbildlich ausbalancieren lasst. Die Suchereinheit bestand aus dem hochwertigen AMIRA OLED Multi Viewfinder MVF-1, der eine ganze Reihe von zusätzlichen Funktionen besitzt (hierzu später mehr).





Am Sachtler Stativ mit FSB-8 Kopf kam die ARRI QRP Quick-Release Platte zum Einsatz. Bei schwereren Rig-Setups würden wir zu Stativkombis mit größerer Tragkraft greifen (100 mm Halbschale) – für unser eher schlankes AMIRA-Setup reichte jedoch unser 75mm Speedlock noch aus.





Belichtung / Dynamik

Die ARRI AMIRA verfügt über drei Belichtungstools: Zebra (high, mid), Falsecolor sowie Waveform. Wer welches Tool wie nutzt, dürfte individuell recht unterschiedlichen ausfallen. Wenn wir, wie hier, die Wahl haben, nutzen wir gerne eine Kombination aus zuschaltbarem False-Color Display und REC-709 Preview auf dem LOG-Material. Hierbei mussten wir uns nach unseren Aufnahmen mit den neuen REDs erstmal ein wenig umstellen, weil wir die SCARLET-W und die RAVEN mit aktivierter REDgamma4 Preview recht knapp unterhalb des Clippings belichtet haben – in Bezug auf False-Color also knapp unterhalb von Rot und hierbei noch viel Belichtungsspielraum in den Lichtern in der Post hatten. Bei der AMIRA funktionierte für uns die Kombination LOG-C und REC709 Look am besten, wenn wir im False-Color Display bei den Highlights unterhalb von gelb geblieben sind – was in IRE übersetzt dann unterhalb von 97% Prozent bedeutet.



 ARRI AMIRA LOG-C vs REC 709
ARRI AMIRA LOG-C vs REC 709


In Bezug auf den Dynamikumfang der ARRI AMIRA hatten wir zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass wir für die Belichtung einer Szene noch mehr Dynamikumfang benötigt hätten. Wie man gut an dem LOG-REC709 Vergleich oben erkennen kann, sind sowohl die Highlights in den Wolken als auch die Brückenstrukturen im Schatten mit guter Zeichnung und ausreichender Bildinformation versehen. Auch die direkte Sonne auf Ricardas Stirn produziert keine ausbrennenden Flächen.



Sternensammler – ARRI AMIRA und Zeiss CP.2 35mm mit fast komplett geschlossener Blende
Sternensammler – ARRI AMIRA und Zeiss CP.2 35mm mit fast komplett geschlossener Blende


Auch bei Extrem-Shots direkt in die Sonne verhält sich das Bildprocessing der AMIRA gut kontrollierbar: Weder treten Black oder Red Suns auf, noch leiden andere Bildpartien unter dem provozierten Sensorclipping.



 vorbildliche Organisation der Exposure-Tools im AMIRA Menü
vorbildliche Organisation der Exposure-Tools im AMIRA Menü






Skintones, Bildeindruck

Kaum ein anderer Kamerahersteller dürfte über so viel Jahre Erfahrung mit Hauttonwiedergabe im Spielfilmbereich verfügen wie ARRI (Kodak und Fuji mal ausgenommen). Es verwundert also kaum, dass ARRI Kameras in Sachen Hauttonwiedergabe als Referenz im szenischen Bereich gelten. Und die AMIRA macht hier mit ihrem ALEXA ALEV III Sensor keine Ausnahme.



sehr gute, natürliche Hauttonwiedergabe
sehr gute, natürliche Hauttonwiedergabe


Hauttöne verfügen über fein abgestufte und natürliche Verläufe (– selbst wenn der Weißabgleich mal etwas daneben liegen sollte, ist eine Korrektur hin zu natürlichen Hauttönen meist recht unkompliziert möglich).



Auch ein Blick auf den „Skintone Indicator“ am Vectorscope zeigt Hauttöne exakt auf der „Ideallinie“ (auch wenn es eher als grobe Tendenz gewertet werden sollte).



ARRI AMIRA - DOK Referenzdesign? : Sintone INdicator Arri Amira


Insgesamt stellt sich bei uns immer wieder das Gefühl ein, es hier mit analogem und weniger mit digitalem Material zu tun zu haben. Das fängt beim Highlight Roll-Off an, geht über die Hauttonreproduktion und die Bewegungsauflösung und endet irgendwo beim Rauschverhalten, dass stark an Korn erinnert - nicht ganz einfach, hier den einen entscheidenden Faktor herauszufischen – vermutlich ist es eine Kombination aus mehreren …





Auflösung

Der ALEV III CMOS Sensor der ARRI AMIRA sampelt bekanntlich mit maximal 3200x1800 Pixel ein 4K/UHD Bild. Für 4K/ UHD wird also von 3.2K upgescaled – für HD wird von 2880 x 1620 downgescaled. Während Hersteller wie RED auf möglichst hohe Pixelzahlen bei vergleichsweise kleineren Pixeln setzen, geht ARRI für 4K /UHD den umgekehrten Weg: Möglichst große Pixel bei einem kleineren Pixelcount. Im Fall von ARRI bedeutet dies ein Pixepitch von 8.25 Mikrons, der sowohl für die ALEXA als auch für die AMIRA gilt (5 Mikrons bei Dragon). Größere Pixel bedeutet mehr Licht, das von ihnen eingefangen werden kann, was u.a. positive Auswirkungen auf Noise, Dynamik und Lowlightperformance hat. Zusätzlich wird der ARRI-Sensor mit Dual-Gain ausgelesen (DGA - ein Verfahren, dass wir auch bei anderen Herstellern vermuten) um den Dynamikumfang nochmals zu steigern.



ARRI AMIRA - DOK Referenzdesign? : alexas-sensor s




Die Diskussion um Kameraauflösungen ist häufig von ganz unterschiedlichen Interessen geprägt. In die Entscheidung hingegen für den Einsatz einer speziellen 4K/UHD-fähige Cine Kamera für eine konkrete Produktion spielen eine ganze Reihe von Argumenten mit hinein: Außen/Innen Drehbedingungen, Mobilität, Licht, CGI-Anteile in der Produktion, Workflow am Set und in der Post, Budgets, Aufnahmeformate, persönliche Vorlieben u.v.m. - womit die Auflösungsfrage eine unter (sehr) vielen anderen wird.



In Sachen Bildqualität / Auflösung betrachten wir die aktuellen 4K/UHD-fähigen Cine-Kameras als Angebote mit unterschiedlichen Bildanmutungen, die je nach individueller Voraussetzung gewählt werden. Wir werden zum Auflösungsverhalten aktueller 4K/UHD fähiger Cine-Kameras demnächst noch einen Extra-Artikel publizieren – doch jetzt erstmal zurück zu AMIRA:



4K/UHD upgescaled von 3.2K der ARRI AMIRA (auf"s Bild klicken für UHD-Auflösung)
4K/UHD upgescaled von 3.2K der ARRI AMIRA (auf´s Bild klicken für UHD-Auflösung)


Betrachten wir das von 3.2 K upgescalte 4K/UHD Bild der ARRI AMIRA, springt uns zumindest erst mal kein fehlendes Auflösungspotential unangenehm ins Auge (wir werden später im Testlabor sehen, dass ARRI hier ein sehr gefälliger Upscale von 3.2K nach 4K/UHD gelingt).



Auch bei Aufnahmen mit größerem Weitwinkel mit weiter entfernten, kleinteiligen Bildelementen wie Blättern oder architektonischen Details wie Fenstern etc. weiß der 4K/UHD Output der ARRI AMIRA zu gefallen:



4K/UHD upgescaled von 3.2K der ARRI AMIRA
4K/UHD upgescaled von 3.2K der ARRI AMIRA




Fokuskontrolle / MVF-1 Viewfinder

In Sachen Fokuskontrolle bietet die ARRI AMIRA grundsätzlich drei Optionen an: Farbiges Peaking, Kantenschärfung sowie eine Suchervergrösserung, die seit dem SUP 4.0 mit den innenliegenden User-Tasten des MVF-1 auch schnell für unterschiedliche Bildregionen aktiviert werden kann (und i. Ggs zu anderen Kameras auch während der Aufnahme zur Verfügung steht). Wer durch das gesamte Bild in der Vergrösserung hindurchnavigieren möchte, kann auch das Drehrad an der Seite des MVF-1 nehmen.



ARRI AMIRA - DOK Referenzdesign? : MVF1 Buttons


Wir hatten uns auf den VF1 Userbutton des MVF-1 die Suchervergrösserung gelegt ( „EVF+Mon. Zoom“). Defaultmässig befindet sich das Peaking bereits auf dem oberen Button („PK“). Auf dem EXP Button hatten wir die False-Color Anzeige und VF2 war bei uns mit dem Waveform Monitor belegt, den wir allerdings kaum genutzt haben, weil uns das False Color völlig ausgereicht hat.



Die mechanische Verarbeitung des MVF-1 ist erstklassig – das gilt für das Gehäuse und das Okkular mit seinen eingearbeiteten optischen Elementen sowie für die Positionierungsmöglichkeiten des Suchers an der Kamera. Der OLED löst mit 1280 x 1024 Pixeln auf und bietet alle wichtigen Statusanzeigen außerhalb des Motivs am Rand des Sucherbildes gruppiert an. Hierzu zählen FPS, Shutter, EI, ND, Kelvin, und Tint.



Sehr schön ist auch der im Sucher eingespielte Viewfinder-Status mit den gerade aktivierten Parameter wie Peaking, Exposure sowie die gewählte Preview-Gammakurve für den Viewfinder (auch „Look“ genannt).





Darüber hinaus finden sich hier noch die Aufnahmeparameter für die Kamera in Form von Auflösung und Log-Kurve sowie Batteriestatus, Clip und Reel Name, Speicherstatus der Karte, TC sowie Pegel-Balken für die Audio-Anzeige - sehr viel besser geht’s nicht.



Als ziemlich clever empfinden wir das zusätzlich seitlich ausklappbare LCD des MVF-1, das über 8 innenliegende Userbuttons verfügt und sich zwischen Kameramenü und Sucherbild hin- und herschalten lässt. Zwar fällt es mit 3,2“ nicht gerade sonderlich gross aus und als alleiniges Bildbeurteilungstool würden wir es nicht einsetzen wollen, aber für einen schnellen Zugriff auf Menüparameter sowie für die vorbildliche Statusanzeige eignet es sich hingegen sehr gut.



vorbildliche Statusanzeige am Klapp-LCD des MVF-1
vorbildliche Statusanzeige am Klapp-LCD des MVF-1


Das Gleiche gilt für einen schnellen Check der aufgenommen Clips. Der Play-Button für das Clipmenü befindet sich etwas versteckt auf der Unterseite des MVF-1. Einziger Wunsch hier von unserer Seite wäre bei der Anzeige der aufgenommen Clips im Playmodus ein Thumbnail zur einfacheren Orientierung zusätzlich zum Clip/Reelnamen.



 Play Button auf der Unterseite des MVF-1
Play Button auf der Unterseite des MVF-1




Integrierte ND-Filter

Als Single-Operator Camera gehört zur ARRI AMIRA ein Set an integrierten, vorschaltbaren ND-Filtern, die über eine sehr gelungene Abstufung verfügen:



ARRI AMIRA mit integrierten NDs
ARRI AMIRA mit integrierten NDs


Neben clear stehen ND 0.6, 1.2 sowie 2.1 zur Verfügung. Das ND-Filterrad befindet sich unterhalb des Objetivmounts auf der Vorderseite des AMIRA-Gehäuses. Bei den verbauten NDs handelt es sich soweit wir wissen um sog. FSND (Full Spectrum Neutral Density Filters) – wer mehr über die FSNDs im Vergleich zu IRNDs erfahren möchte, findet hier auf den ARRI Seiten weiterführende infos und Grafiken.



Der Trend bei ND-Filtern scheint auf jeden Fall in Richtung integrierte NDs zu gehen. Die klassische Unterscheidung zwischen Cine und Broadcast Kamera scheint hier nicht mehr ganz zu greifen – das zeigen ebenfalls die Varicam LT und Varicam 35 von Panasonic sowie zuvor auch schon Sony F5/F55.



In der Praxis sind integrierte NDs - gerade für kleine Kameracrews - auf jeden Fall ein Segen – erst Recht wenn sie so problemlos arbeiten wie hier in der ARRI AMIRA.







Formate / Bildraten / Projekteinstellungen & Lizenzen

An Aufnahmeformaten stehen bei der ARRI AMIRA HD und 2K bis max. 200 fps sowie 4K /UHD bis max 60 fps zur Verfügung. An Codecs steht ein umfassendes ProRes Portfolio zur Verfügung, was in 10 Bit Farbtiefe ProRes 422 LT, ProRes 422 und ProRes 422 HQ bedeutet und für 12 Bit Aufnahmen ProRes 4444. Als externes Monitoring Format für HD, 2K und UHD 4K wird Full HD via SDI angeboten. Hier die entsprechende Übersicht der Formate und Bildraten:



ARRI AMIRA - DOK Referenzdesign? : ARRI AMira Formate


Und hier die dazugehörigen Sensor Raster:





Allerdings sind die unterschiedlichen Formate an unterschiedliche Lizenzmodelle der ARRI AMIRA gebunden: In der Standardversion (Camera Set) beträgt die maximale Bildrate 100 fps. Für 200 fps muss zur Advanced oder Premium Lizenz gegriffen werden. Für ProRes 422 HQ ist ebenfalls die Advanced Lizenz nötig – für ProRes 4444 die Premium Lizenz. Und auch ARRI LOG C kommt nicht in der Standardversion sondern benötigt mindestens die Advanced Lizenz. Und auch 4K/UHD Recordig ist lizenzpflichtig, kann aber für alle AMIRAs (Camera Set, AMIRA Advanced und AMIRA Premium) nach einer Kalibrierung dazugeschaltet werden.



Unsere Test-AMIRA hatte das volle Lizenzpaket geladen und so waren wir auch in der Lage, 4K UHD in 50p aufzunehmen und diese als Slowmo bei unseren Impressionen zu nutzen. Hierbei sollte man jedoch für unkompliziertes Verhalten in der Post darauf achten, dass man die Projekt-Bildrate (Project rate) kameraintern mit der Ziel-FPS der Timeline matched:



ARRI AMIRA Project rate
ARRI AMIRA Project rate


Wir müssen gestehen, das wir derzeit ziemlich angetan sind von den Compressed Raw Formaten – sei es von RED oder von Blackmagic Design. Wir glauben, dass Compressed RAW die Zukunft gehört und erwarten diesbezüglich zur IBC auch neue Akzente (sofern patent-rechtlich hier nicht zu viel im Wege steht) Nichtsdestotrotz bietet ProRes nicht von der Hand zu weisende Vorteile: Es ist gut dokumentiert, lässt sich auch auf deutlich schwächer ausgebauten Systemen bearbeiten, schafft sehr schnelle Turnarounds und hat sich als de facto herstellerübergreifender Postproduktions- und teilweise auch als Einreichungs-Standard bei Sendern etabliert.



Ein ganzes Buch könnte man über das vorbildliche Metadaten-Handling von ARRI bei der ALEXA und AMIRA schreiben. Leider reicht in diesem Kontext die Zeit nicht dafür. Hinweisen wollen wir hier aber zumindest auf das ARRI Meta Extract Tool, das für Mac und Win zur Verfügung steht und das einen sehr guten Zugriff auf die umfangreichen Metadata der ARRI AMIRA zulässt. Von hier lassen sich beispielsweise auch arbeitsgruppenspezifische Exporte (Subsets) in Tabellenkalkulationsprogramme (Excel) realisieren, so dass das z.B. das Sound-Department nur die Ton-spezifischen Kamera-Parameter erhält. Hier ein Screenshot vom Meta Extract Tool von einem unserer AMIRA Clips:





Die ARRI Metadaten stehen darüber hinaus für eine ganze Reihe an Schnitt, Compositing und Farbkorrektur Applikationen zur Verfügung. ARRI speichert die Metadaten hierbei als Header im QuickTime File ( XML, MXF und ALE Files stehen ebenfalls zur Verfügung).





Das gleiche gilt für das hauseigene ArriColorTool (nur Mac OS X), mit dem sich u.a. eigene Looks als 3D-LUTS erstellen und abspeichern lassen. Das ArriColorTool macht auch Spaß als Ausgangspunkt für die Erarbeitung eigener Looks mit Hilfe der bereits vorgefertigten Presets. Hier bei unserem Screenshot ist die auf 709 gerechnete AMIRA LowKey LUT zu sehen:





Schnittstellen / Audio

Das Angebot an Schnittstellen fällt bei der ARRI AMIRA vorbildlich aus. Vor allem in Sachen Power Outputs wird mit Hirose 12pin (für ENG-Zooms), D-Tab, Hirose 4pin, Lemo 2pin sowie RS 3pin (24V) so ziemlich alles an robusten Energieoutputs geboten, um die AMIRA bestmöglich extern zu erweitern.



Vorbildliches Schnittstellenangebot
Vorbildliches Schnittstellenangebot


An Video Outputs stehen 2xHD-SDI zur Verfügung die für 1.5G, 3G und 6G ausgelegt sind. Alle SDI-Outs übertragen auch Metadata (Embedded Audio nur bei 1.5G und 3G).



Über die verbaute USB 2.0 Schnittstelle können AMIRA Look Files, User-Setups, Framelines, Lizenzschlüssel, Stills und Sofware Updates (SUPs) übertragen werden.



Darüber hinaus finden sich Timcode In/Out sowie Genlock verbaut. Und Schließlich findet sich auch noch eine Ethernet LAN RJ-45 Schnittstelle unterhalb der CFast-Slots integriert, die für Remote-Kamerafunktionen ausgelegt ist.



Audio wird bei der ARRI AMIRA auf 4 Kanälen in 24 bit PCM / 48 kHz aufgezeichnet. Hierfür stehen zwei XLR 3-pin Schnittstellen mit Mic, Line und Phantom Speisung inkl AES3 Support zur Verfügung sowie eine XLR 5-pin für Stereo-Signale ebenfalls mit Phantom Power und Line. Für das Audio Monitoring werden kabelgebunden eine 3.5mm Klinke oder drahtlos Bluetooth Audio angeboten.



 Audio-Menü und Pegel im separaten Audio-Monitor der ARRI AMIRA
Audio-Menü und Pegel im separaten Audio-Monitor der ARRI AMIRA




Das Pegeln des Kopfhörersignals sowie die Konfiguration der XLR-Inputs (Line, Phantom Power AES3 etc.) erfolgt auf der rechten Kameraseite, auf der sich auch die XLR-Inputs befinden. Das Pegeln sowie die Verwaltung der Signalinputs geschieht auf der linken Kameraseite wo sich ein extra LCD-Monitor befindet, auf dem das Audio-Menü aufgerufen werden kann und auf dem auch die Pegel für die Kanäle dargestellt werden und mit Hilfe von darunter befindlichen Rädern ausgesteuert werden können.







Formfaktor / Verarbeitungsqualität

Wenn man sich das Gewicht der ARRI AMIRA mit ihren 4.1 Kg (Body only inkl. PL Mount) anschaut mag das im Vergleich zu modularen Kamerasystemen zunächst mal viel erscheinen – man darf hierbei allerdings nicht vergessen, dass die AMIRA bereits von Haus aus alles an Anschlüssen und Tonabteilung mitbringt, was woanders erst modular angebracht werden muss. Als Leichtgewicht würden wir die AMIRA trotzdem nicht bezeichnen – doch ihr Gewicht hat auch gute Gründe.



Die ARRI AMIRA besitzt den mit Abstand robustesten und mechanisch hochwertigsten Kamerabody den wir bislang bei slashCAM im Test hatten. Die hohe Verarbeitungsqualität zeigt sich hierbei nicht nur in der Solidität des Gehäuses sondern erstreckt sich über die gesamte mechanische Abteilung: Hierzu gehört z.B die aufwendig gedichtete und extrem robust ausgeführte Card-Slot Abdeckungen für die CFast 2.0 Karten, die den Eindruck vermittelt sowohl im Regenwald als auch in Sand- und Eiswüsten die Medien bestmöglich gegen Feuchtigkeit, Staub und Sand zu schützen:



ARRI AMIRA - DOK Referenzdesign? : AMIRA Cardslots


Und hierzu gehört ebenso die präzise und hochwertig gearbeitete obere Verschiebeschiene inkl. Skala für den oberen Griff und die Suchereinheit.



ARRI AMIRA - DOK Referenzdesign? : AMIRA Top Handle


Und auch die auf der Unterseite eingearbeitete Aufnahme mit dem langen Tarierungsbereich für die ARRI Wedge- oder Bridge-Plate gehört zu den mechanisch auf hohem Niveau gearbeiteten Gehäusefunktionen der ARRI AMIRA. Das Austarieren der Kamera erfolgt hier mit Hilfe des Schnellverschlusshebels an der Wedgeplate, die genauso robust ausgeführt ist, in Sekunden – perfekt für schnelle Einsatzbereitschaft.





Die AMIRA lag im Verbund mit der in die Wedge-Plate eingearbeitete Schulterstütze angenehm satt auf der Schulter. Die hohe mechanische Präzision mit der die Einzelteile gefertigt sind, macht sich auch klar beim Riggen der Kamera bemerkbar: Die 15mm Rods werden präzise und ohne Hakeln in den Aufnahmen geführt und geklemmt, das Aufziehen unseres MMB2 Kompendiums erfolgte ohne Verkanten und mit einer weichen Führung – all dies sind kleine aber feine Hinweise auf die hohe mechanische Präzision mit der ARRI zu Werke geht – ziemlich beeindruckend.





Fazit

Für uns ist die ARRI AMIRA in erster Linie die ultimative, „globale“ Dokumentarfilmkamera. Klar kann man sie auch sehr gut für Reportage, Industrie, Event, Werbung etc. einsetzen aber richtig wohlfühlen dürfte sie sich bei Einsätzen unter rauhesten Außenbedingungen und in den entlegensten Winkeln der Welt. Hierfür verantwortlich zeichnet eines der durchdachtesten und robustesten Kameragehäuse schlechthin. Angefangen bei der komplett gekapselten Elektronik über das extrem robuste Metallgehäuse bis hin zu kleinen Details wie der aufwendig gearbeiteten Abdeckung der Kartenschächte, dem kompletten Schnittstellenangebot und der hervorragenden Auslegung auf kleine Crews / Single Operator.



Hinzu kommt die sehr gute Bildqualität des ALEXA ALEV III CMOS Sensors mit seinem hohen Dynamikumfang, exzellenter Color-Science und gut etablierten ProRes Workflows. Darüber hinaus verfügt ARRI über ein weltumspannendes Netz an ARRI-Service Angeboten, was Sicherheit für schwierige Auslandseinsätze bietet. Wer eine Dokumentarfilmkamera auf Referenzniveau sucht, die vermutlich härter im Nehmen sein dürfte als ihr Operator, liegt bei der ARRI AMIRA genau richtig.



Die große Stärke der ARRI AMIRA kann allerdings auch ein bißchen als Schwäche interpretiert werden. Die Einsatzgebiete und damit die benötigte Anzahl an Kameras, die zu solch hohem Standard gebaut werden müssen ist begrenzt. Zwar dürften sich die meisten Verleiher auch über eine Kamera freuen, die im Vergleich zu anderen kaum kaputt zu kriegen ist, doch für die Premiumqualität ruft ARRI (zurecht) auch einen Premium Preis auf und derzeit scheint die Alexa Mini aus eigenem Haus für einige die flexiblere Option darzustellen. Und auch wenn die geniale Kombination von bestmöglicher Verarbeitung / Zuverlässigkeit und exzellenter Bildqualität immer noch klar das Territorium von ARRI ist, so können zumindest bei der Bildqualität im 4K Cine Bereich mittlerweile einige Mittbewerber mit eigenen „Assets“ gegenhalten. Ob diese Kameras im harten Dauereinsatz auch genauso zuverlässig performen wie die ARRIs dürfte dann nochmal auf einem anderen Blatt stehen.



Unterm Strich liefert die ARRI AMIRA eine beeindruckende Performance ab und rangiert bei uns unter Referenzdesign im Dokumentarfilmbereich.


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