Ratgeber Speedbooster: Vorteile und Nachteile für MFT, am Beispiel der Panasonic GH5

Speedbooster: Vorteile und Nachteile für MFT, am Beispiel der Panasonic GH5

Focal Reducer wie der Speedbooster von Metabones (oder der Lens Turbo von Zhongyi, uva.) erfreuen sich großer Beliebtheit unter Filmern: Erweiterte Lowlightfähigkeiten, größere Tiefenstaffelung im Raum sowie ein umfangreicheres Objektivangebot (je nach Mount). Aber welcher Speedbooster passt wofür und worauf sollte man achten?

// 09:33 Do, 18. Mai 2017von

Focal Reducer wie der Speedbooster von Metabones (oder der Lens Turbo von Zhongyi, uva.) erfreuen sich großer Beliebtheit unter Filmern: Erweiterte Lowlightfähigkeiten, größere Tiefenstaffelung im Raum sowie ein umfangreicheres Objektivangebot (je nach Mount). Aber welcher Speedbooster passt wofür und worauf sollte man achten?



Speedbooster sind hochspannende Produkte die einen ganzen Strauß an neuen Möglichkeiten für entsprechende Kameras bereitstellen. Dabei fällt es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten – vor allem bei der Vielfalt an Möglichkeiten, der Vorteile aber auch der Nachteile von Focal Reducern.



Speedbooster: Vorteile und Nachteile für MFT, am Beispiel der Panasonic GH5 : EF MFT-XL


Wir versuchen am Thema Speedbooster-Wahl für die Panasonic GH5 die wesentlichen Funktionen sowie Vor- und Nachteile einmal exemplarisch durchzuspielen. Vieles hier gilt auch für S35 und APS-C Sensorkameras. Die grundsätzliche Funktionsweise von Focal Reducern setzen wir hierbei voraus.



Wichtig ist das Thema Speedbooster auch für all diejenigen, die derzeit mit Canon oder Nikon Objektiven im DSLR-Bereich unterwegs sind und auf MFT-Kameras wie bsp. die GH5 wechseln möchten, ohne ihre Investition in ein aufgebautes Objektivportfolio abschreiben zu müssen. Hier bieten Focal Reducer nicht nur die Möglichkeit, die bisherigen Objektive an MFT weiter zu nutzen, sondern dies auch noch mit einem Zugewinn an Möglichkeiten.



Weil die Speedbooster von Metabones unbestritten Marktführer im Bereich qualitativ hochwertiger Focal Reducer sind und der Name „Speedbooster“ häufig synonym für Focal Reducer schlechthin genutzt wird, konzentrieren wir uns hier auf die Speedbooster Modelle von Metabones.




Warum ein Speedbooster für MFT-Systemkameras?

Wir haben es in der Einleitung schon anklingen lassen. Speedbooster eröffnen konstruktionsbedingt eine ganze Reihe von Möglichkeiten an Kameras, deren Sensorfläche kleiner ist als die Bildkreisabdeckung der Objektive, die an ihnen via Speedbooster betrieben werden sollen.



Speedbooster: Vorteile und Nachteile für MFT, am Beispiel der Panasonic GH5 : Gh5Speedbooster


Speedbooster funktionieren mit all ihren optischen Tricks nur, wenn (hier jetzt im GH5 Zusammenhang) ein Vollformat-Objektiv oder ein APS-C Objektiv an der Micro Four Thirds GH5 genutzt werden soll. Sowohl das Vollformat-Objektiv als auch das APS-C Objektiv decken einen Bildkreis ab, der größer ist als der Micro Four Thirds Sensor der GH5.







Erweiterte Lowlightfähigkeiten

Das Gros der Objektive für MFTs ist im Vergleich zum Vollformat-Angebot nicht sonderlich lichtstark und benötigt man hohe Lichtstärken bsp. eine f1.4 bei Festbrennweiten oder eine durchgängige f2.8 bei Zoomobjektiven, kosten die M43 Originale teilweise mehr als das Vollformat-Pendant. Verfügt man bereits über lichtstarke APS-C oder Vollformat Objektive, fällt ein Objektiv-Systemwechsel besonders schwer.



Hinzu kommt, dass ein Focal Reducer noch mehr Licht auf dem MFT-Sensor bündelt als dies die meisten für MFT gerechneten Objektive vermögen. So wird bsp. aus einem durchgängigen Canon EF f2.8 24-70mm Vollformat Standardzoom via Speedbooster ein ca. f1.8 15-45 mm MFT-Weitwinkelzoom an der GH5. Ein entsprechend lichtstarkes, original für Micro Four Third gerechnetes Weitwinkelzoom existiert nicht.



Wer also ein extrem lichtstarkes Zoom benötigt, hat de facto keine andere Wahl als zu einer Speedbooster Kombination zu greifen – umso willkommener, wenn sich bereits ein entsprechendes Zoom im eigenen Objektivportfolio befindet.



Hinzu kommt, dass MFT-Sensoren mit ihrer Kombination aus kleinen Pixeln auf vergleichsweise engem Raum bei der Lowlightfähigkeit im Vergleich zu Vollformat-Sensoren das Nachsehen haben. Das Arbeiten mit dem Speedbooster gleicht diesen Nachteil im Vergleich zu größeren Sensoren aus.



Speedbooster fügen je nach Ausführung 1 bis 1,3 Blenden an Lichtstärke zum adaptierten Objektiv hinzu.





Größere Tiefenstaffelung im Raum

Auch der zweite Vorteil ergibt sich konstruktionsbedingt aus dem Focal Reducer: Die Staffelung der Tiefe im Raum nimmt mit einem Focal Reducer zu. Das bedeutet, dass sich Objekte im Raum - wie bei der Arbeit mit größeren Sensoren - einfacher frei stellen lassen. Die Verknappung der Schärfentiefe als gestalterisches Mittel wird durch den Gebrauch eines Speedboosters begünstigt.



Wie bei der erweiterten Lowlightfähigkeit gleicht ein Focal Reducer hier erneut ein (vermeintliches) Manko des MFT-Formats aus: den gegenüber APS-C und Vollformat größeren Schärfebereich (der bei Event und Reportage allerdings auch ein Vorteil sein kann).





Größere Objektivauswahl und teilweise enrasterte Blende

Focal Reducer funktionieren nicht nur als „Brennweiten-Reduktoren“ sondern auch als Objektivadapter. Entsprechend werden sie häufig mit unterschiedlichen Mounts angeboten. Für Micro Four Thirds bietet Metabones u.a. Canon EF, Contax, Leica R, Minolta MD, Nikon G, Olympus OM, Rollei QBM an.



Contarex zu Sony NEX Speedbooster
Contarex zu Sony NEX Speedbooster


Somit lässt sich die an MFT nutzbare Objektivpalette stark erweitern – insbesondere wenn man Anschlüsse der großen Hersteller Canon und Nikon nutzt.



Nikon und Contarex Speedbooster sind mit integrierten mechanischen Blendenringen ausgestattet. Seit ein Paar Jahren werden die Nikon Speedbooster mit entrasterter Blende angeboten. Wer über einen kompatiblen Nikon Objektivpark verfügt, erhält so also obendrauf noch eine entrasterte, mechanische Blende.




Warum kein Speedbooster?

Focal Reducer bieten nicht nur Vorteile.



Je mehr elektronische Signale zwischen Objektive und Kamera übertragen werden müssen, desto komplexer muss ein Speedbooster ausgelegt sein und desto anfälliger ist er auch für Fehlfunktionen. Dies gilt insbesondere für Objektive deren Blende nicht manuell geregelt werden kann. Hier kann es auch zu im Video wahrnehmbaren Blendensprüngen kommen, wenn die elektronisch angesteuerte Blende nicht stufenlos durch den Focal Reducer geregelt wird.



teilweise viel Elektronik zwischen Objektiv und Kamera nötig
teilweise viel Elektronik zwischen Objektiv und Kamera nötig


Die Elektronik verbraucht Energie, die entweder direkt vom Kamerakku oder von externer Energiequelle hinzugeführt werden muss. Die Firmware von entsprechenden Focal Reducern muss permanent aktuell gehalten werden. Bei neuen Kameramodellen kommt es immer wieder zu Fehlfunktionen, selbst wenn der Mount passt, weil die Firmware des Speedboosters angepasst werden muss.





Grundsätzlich gilt, dass die Fokussiergeschwindigkeit bei zur Kamera passenden, originalen Herstellerobjektiven stets schneller und zuverlässiger arbeitet als bei Speedbooster-Setups. Dies mag für Filmanwendungen weniger entscheidend sein, sollte aber in einem Umfeld mit ständig wachsenden AF-Optionen im Hinterkopf behalten werden. Zudem können manche Objektive mit Speedboostern im AF-Betrieb lauter werden, was unter Umständen auf der Tonspur eines nahe am Objektiv betriebenen Mikrofons landen kann.



Auch das Thema Stabilisierung ist beim Einsatz von Focal Reducern relevant. Da die GH5 eine Sensorstabilisierung mitbringt, fällt die korrekte Ansteuerung von Objektivstabilisierungssystemen nicht mehr so entscheidend ins Gewicht. Eine perfekte Bildstabilisierung auf dem Niveau von original Herstellerobjektiven zu erwarten kann jedoch zu optimistisch sein.



Einer der Hauptvorteile des MFT-Formats sind die mit ihm möglichen kompakten und vergleichsweise leichten Kamera-Setups. Vollformat oder APS-C Objektive wiegen in der Regel mehr und sind auch größer – hinzu kommt noch der Speedbooster selbst, der ebenfalls Gewicht und Masse beisteuert und zude ein zusätzliches Element zwischen Kamera und Objektiv hinzufügt. Für Fokus-Züge kann dies ein Problem darstellen, wenn die Speedbooster/Objektiv Kombination nicht zusätzlich abgestützt wird.



Mehr Glas vor dem Sensor bedeutet nicht automatisch höhere Bildqualität. Vor allem Streulicht kann bei Focal Reducern unserer Erfahrung nach zum Problem werden (aber auch bewußt als Effekt eingesetzt werden).



Cage mit Speedbooster-Support
Cage mit Speedbooster-Support


Wird die Kamera im Rig oder in einem Cage bedient, sollte sichergestellt werden, dass der Speedbooster auch mit dem Rig/ Cage harmoniert. Einige Cages bieten zu wenig Platz für einen Speedbooster. Andere hingegen bringen zusätzliche Auflage- und Montagmöglichkeiten für Speedbooster mit – darauf würde wir bereits bei der Auswahl achten.



Viele Kameras korrigieren ihr Bild intern in Bezug auf chromatische Aberrationen, Vignettierung und Verzeichnung. Dies funktioniert jedoch nur uneingeschränkt mit herstellereigenen Objektiven. Speedbooster unterstützen entsprechendes In-Camera Processing nicht.




Was bedeutet der angegebene Faktor (x0.71, x0.64 etc. ) bei Speedboostern?

Der bei Focal Reducern angegebene Faktor gilt sowohl für die Reduktion der Brennweite als auch für die Erhöhung der Lichtmenge die durch den Speedbooster eingesammelt wird. Der Faktor lässt sich also sowohl auf die Brennweite als auch auf den T-Stop des adaptierten Objektives anwenden. Allgemein hin werden auch f-Stops entsprechend gerechnet.



Speedbooster: Vorteile und Nachteile für MFT, am Beispiel der Panasonic GH5 : SpeedboosterUltra


Für ein Canon EF Vollformat Standard Zoom hatten wir weiter oben bereits entsprechende Werte angegeben. Hier eine weitere Beispiel-Rechnung mit dem populären APS-C Sigma 18-35mm mit durchgängiger f1,8 (DC HSM Art) an der Panasonic GH5:



Im Verbund mit dem aktuellen Canon EF zu Micro Four Thirds Ultra 0.71x Speedbooster ergibt sich ein MFT-Brennweitenbereich von ca 13-25 mm bei einer durchgängigen Blende von ca. f 1.3. Also ein sehr lichtstarkes Zoom. Rechnen wir die Brennweite vom Bildeindruck jetzt auf ein Vollformat-Equivalent landen wir bei einem Faktor 2,26 bei der GH5 bei ca. 29-57mm.






Ultra vs XL: Welcher Speedbooster für die Panasonic GH5?

Wir haben bereits Vollformat und APS-C Objektive als Kandidaten für die Nutzung mit Focal Reducern an der GH5 genannt. Entsprechend werden bei Metabones auch häufig zwei Varianten Angeboten: Einmal für den Gebrauch mit Vollformat-Objektiven an der GH5 = XL Speedbooster und einmal für den Gebrauch von APS-C Objektiven = Ultra-Speedbooster.



Um das Bild auf die gegenüber APS-C und Vollformat kleinere Sensorfläche von Micro Four Thirds zu verkleinern, müssen der Ultra und der XL-Speedbooster unterschiedliche Verkleinerungsfaktoren anbieten. Der Bildkreis von Vollformat-Objektiven kann stärker verkleinert werden als der der Bildkreis von APS-C Objektiven. Entsprechend reduziert/verkleinert der Faktor 0,64 der XL-Speedboosters für Vollformat den Bildkreis stärker als der Faktor 0,71 des Ultra-Speedboosters.



Möchte man ausschließlich Vollformat Objektive an der GH5 nutzen, sollte man entsprechend zur XL-Speedbooster Version greifen sofern für den jeweils gewünschten Objektivmount verfügbar.



Möchte man überwiegend APS-C Objektive an der Panasonic GH5 nutzen, sollte man zur Ultra-Version des Speedbooster greifen.





Vorteile des Speedbooster Ultra (x0.71) an der GH5

Der Speedbooster Ultra reduziert mit seinem Faktor x0,71 den Bildkreis weniger als der XL-Speedbooster. Das bedeutet, dass man auch Vollformat-Objektive am Ultra-Speedbooster betreiben kann. Gegenüber dem XL-Speedbooster wird bei Vollformat zwar weniger Licht eingesammelt und auch der Bildkreis steht an den Kanten von Micro Four Thirds über (also effektiv ein Crop). Aber Vollformat-Objektive lassen sich ohne Vignettierung am Ultra Speedbooster betreiben.





Vorteile des Speedbooster XL (x0.64) an der GH5

Der XL Vollformatspeedbooster reduziert mit seinem Faktor 0,64 den Bildkreis von Vollformat optimal auf die MFT-Sensor-Fläche. Die Reduktion ist gegenüber des Ultra-Speedboosters größer. Das bedeutet mehr Licht wird eingesammelt und die Brennweite wird stärker verkürzt. Wer die maximale Lichtmaschine an seiner GH5 betreiben möchte sollte zur Kombination Vollformat und XL-Speedbooster greifen – aber Vorsicht! :



An dem XL-Speedbooster kann es je nach Brennweite mit APS-C Objektiven zu sichtbaren Vignettierungen kommen, weil deren Bildkreis zu stark verkleinert wird. Auch der bewegte Sensor zur Bildstabilisierung sorgt dann leicht für dunkle Ränder.


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