Ratgeber Sind blaue LEDs Augenkiller? Mythos, Wahrheit und Tipps zum Umgang mit blauen Spektralanteilen

Sind blaue LEDs Augenkiller? Mythos, Wahrheit und Tipps zum Umgang mit blauen Spektralanteilen

Man stolpert bei Monitorherstellern immer häufiger über Kleingedrucktes und seltsame Filtermethoden für einen reduzierten Blauanteil. Ein Grund hierfür könnte tatsächlich in der Sorge zu finden sein, ansonsten für Augenschäden der Benutzer haftbar gemacht zu werden. Richtig gehört und weitergelesen...

// 11:34 Di, 14. Aug 2018von

Man stolpert bei Monitorherstellern immer häufiger über Kleingedrucktes und seltsame Filtermethoden für einen reduzierten Blauanteil. Ein Grund hierfür könnte tatsächlich in der Sorge zu finden sein, ansonsten für Augenschäden der Benutzer haftbar gemacht zu werden. Richtig gehört und weitergelesen...



Einige Hersteller - wie hier beispielsweise Viewsonic - gehen dabei sehr transparent mit den Hintergründen um, andere Hersteller verstecken die Problematik nur in kleinen Fußnoten oder beziehen sogar gar keine Stellung zum Problem.




Welches Problem?

Schon Anfang 2016 konnten Wissenschaftler handfeste Ergebnisse vorweisen, dass blaues Licht extrem schädlich für Rattenaugen sein kann. In dieser Studie konnte bei Ratten eine Degeneration von Sehnervzellen nachgewiesen werden, wenn diese längere Zeit LED-Licht mit einem hohen Anteil am blauen Lichtspektrum ausgesetzt waren.



Offensichtlich kann der hochenergetische blaue Spektralanteil einer Lichtquelle die Filtermechanismen der Netzhaut relativ ungehindert passieren und Entzündungsprozesse in der Macula auslösen, die in der Folge zum Zelltod der lichtempfindlichen Sinneszellen und damit zur Erblindung führen.



Seitdem wartet man auf mehr Studien, die darüber Aufschluss geben sollen, ob und wenn ja ab welchen Lichtmengen dieser Effekt auch für Menschen gefährlich sein kann. Den Ratten leuchteten die Forscher rund um die Uhr in in die Augen, was beim Menschen in dieser Form eher selten vorkommt.



Umgekehrt starren Menschen seit zwei Generationen oft einen ganzen Tag lang auf Monitor oder Display und man vermutet momentan, dass auch beim Menschen die sogenannte Makuladegeneration durch blaues Licht gefördert wird.





Eine Frage der Intensität - Blaues Licht ist überall

Nun gibt es blaue Lichtanteile nicht erst seit Einzug der Displays in unser Leben. Bei strahlendem Sonnenschein zur Mittagszeit auf einer Skipiste bekommt das menschliche Auge ebenfalls eine extreme Dosis blauer Spektralanteile auf die Makula gefeuert. Jedoch dürfte die Menge das Gift machen. Länger als ein paar Stunden ist man in "freier Wildbahn" solchen extremen Lichtsituationen nicht ausgesetzt.



Bei den Ratten dürfte eine ähnliche Dosis über einen längeren Zeitraum schon problematisch sein: Denn bei sehr hoher Intensität von 6000 Lux schaden alle Lichtquellen der Nager-Makula, egal ob Glühbirne, Leuchtstoffröhre oder LED-Lampe. Interessant war jedoch dass bei 500 Lux nur noch die LEDs schadeten. Daher vermutet man den sehr hohen blauen Spektralanteil kaltweißer Leuchdioden als Ursache für das Absterben der Sehnerven. Das klingt schlüssig, denn auch im intensiven warmen Licht mit 6000 LUX finden sich natürlich absolut betrachtet vermehrt blaue Lichtanteile, die in dieser extremen Menge ebenso schaden.



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Keine Panik?

Doch jetzt wegen dieser Forschungsergebnisse in Panik zu verfallen ist wahrscheinlich übertrieben: Denn Menschen- und Ratten-Augen sind grundsätzlich unterschiedlich. Ratten haben sehr "empfindliche" Augen, weil sie vor allem dämmerungs- und nachaktiv sind. Dazu besteht deren Makula nur aus einem Zapfentyp, während der Mensch drei Typen besitzt. Schon deshalb wollen viele Forscher von den Rattenergebnissen nicht direkt auf eine mögliche Schädigung beim Menschen schließen: Zitat: "Über die Schädigung des Blaulichtanteils von polychromatischem Licht auf eine Netzhaut im lebenden Auge von Menschen (in-vivo gibt es (bisher) keine gesicherten Erkenntnisse.").



Dennoch scheint der Elefant nun im Raum zu stehen und etwas Vorsicht im Umgang mit Displays kann prophylaktisch sicherlich nicht schaden. Zumal ja auch viele Monitor- und Displayhersteller das Problem durchaus ernst aufgreifen und mit entsprechenden Warnhinweisen lieber auf Nummer Sicher gehen wollen.





Einfache Lösungen...

Doch was kann man als Anwender eigentlich konkret tun, um einer Maculadegeneration vorzubeugen (so sie denn durch blaues Licht begünstigt wird)? Tatsächlich sind vorbeugende Maßnahmen eigentlich kinderleicht:



So muss man die Farbtemperatur des Monitors einfach nur viel wärmer einstellen. Hierfür braucht es nicht einmal einen speziellen Monitor, sondern dies kann auch vom Betriebssystem aus geschehen. Spezielle Filterbrillen bewirken übrigens auch nichts anderes. Viele Betriebssysteme bieten dazu neuerdings einen speziellen Nachtmodus, der einer gezielten Reduzierung des Blauanteils dient. Diesen Modus kann man natürlich auch den ganzen Tag aktivieren.



Sind blaue LEDs Augenkiller? Mythos, Wahrheit und Tipps zum Umgang mit blauen Spektralanteilen : nachtmodus


Dazu sollte man Displays tendenziell eher möglichst dunkel einstellen. Denn die blaue Intensität des Lichts steigt immer mit der Gesamtintensität des Bildes, egal wie warm oder kalt die Farbtemperatur eingestellt ist. Auch auf anderen Displays (z.B. beim Smartphone) macht es Sinn, die Helligkeit insgesamt zu reduzieren um damit die Blauintensität mit abzusenken.





... bei Verlust der Farbtreue

Diese Maßnahmen gehen zwar leicht von der Hand, aber haben natürlich auch einen gravierenden Nachteil: Eine farbtreue Beurteilung von Bildinhalten ist mit solchen Einstellungen nicht mehr möglich. Doch eine Alternative gibt es nicht. Selbst wenn ein Monitorhersteller eine Reduzierung des Blauanteils in Hardware verspricht, geht dies ebenfalls nur über eine veränderte Farbtemperatur oder über eine Verringerung der Gesamthelligkeit des Bildes.




Was nun?

Was für Ratten auf jeden Fall galt, dürfte auch für den Menschen gelten: Der gelegentliche Blick in eine helle, weißkalte Lichtquelle (also alles über 6.000 Kelvin) verursacht noch keine sofortige Entzündung der Macula-Nerven. Eine dauernde Exposition allerdings vielleicht. Deshalb macht es Sinn, nur speziell bei farbkritischen Aufgaben (z.B. beim Grading) den (Vorschau-)Monitor in hohe Farbtemperatur-Bereiche für eine möglichst neutrale Farbwiedergabe zu stellen und bei Textverarbeitung, Mails und beim Surfen immer grundsätzlich mit möglichst wenig Kelvin zu arbeiten.



Bis auf weiteres kann man ansonsten nur abwarten, bis sich weitere Forschungsergebnisse einfinden, die mehr Klarheit darüber bringen, ab welchen Grenzwerten beim Menschen wirklich Vorsicht angeraten ist.



Sollte es jedoch hier in Zukunft nicht zu einer kompletten Entwarnung kommen, dürfte dies deutliche Auswirkungen auf den Einsatz von HDR-Monitoren am Arbeitsplatz haben. Denn aufgrund ihrer deutlich erhöhten Helligkeit blickt man hier grundsätzlich in eine besonders intensive Lichtquelle mit entsprechend erhöhtem Blaulicht-Anteil.



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