Steht man vor der konkreten Auswahl eines Systems zur Videobearbeitung gibt es eigentlich drei mögliche Plattformen: Notebook, Desktop oder Workstation. Die Grenzen sind mittlerweile etwas fließend geworden, jedoch gibt es nach wie vor grundsätzliche Unterschiede zwischen diesen drei Geräteklassen. In diesem Artikel wollen wir einmal die Vor- und Nachteile bei der Nutzung eines Notebooks betrachten.
Grundsätzliche Beschränkungen bei der Videobearbeitung am Notebook
Notebook-Technologie unterscheidet sich prinzipiell von den "größeren" Rechnertypen durch die gewollte Portabilität und das damit verbundene All-In-One Konzept. Die größten Nachteile von Notebooks sehen wir in der geringen Erweiterbarkeit sowie in der erzielbaren Leistung, weil starke Komponenten viel Strom und damit eine großzügig ausgelegte Kühlung erfordern. Dazu kostet die kompakte Bauweise in der Regel auch einen deutlichen Aufpreis gegenüber normalen PCs oder Workstations. Dieser Aufpreis fällt bei Lösungen mit starken Grafikkarten (GPUs) besonders deutlich aus.
Die CPU-Leistung moderner Notebooks muss dabei kurzfristig kaum schlechter als bei vergleichbaren Desktop-Geräten sein. Ist der Rechner jedoch länger gefordert (z.B. beim Rendern oder bei permanenter Echtzeit-Vorschau) so bricht entweder die Leistung meist spätestens nach ein- bis zwei Minuten ein oder die integrierten Lüfter drehen so stark auf, dass ein konzentriertes Arbeiten ohne Kopfhörer kaum noch möglich ist. Oder sogar beides.

Ähnliches gilt etwas eingeschränkter auch für die GPU-Leistung. Denn in Laptops werden meistens schon besonders stromsparende GPU-Serien verbaut (z.B. die MAX-Modelle von Nvidia), die mit weniger maximalem Takt (und Leistung) gegenüber den ähnlich klingenden Desktop-Modellen arbeiten. Greift man zudem zu einem Gaming-Laptop ist dort das Kühlsystem in der Regel bereits darauf ausgelegt eine hohe GPU-Last (die ja fürs Gaming typischerweise über lange Zeit benötigt wird) auch dauerhaft zu halten.
Erweiterbarkeit
Die Erweiterbarkeit von Laptops ist prinzipbedingt relativ eingeschränkt. Bei größeren Modellen lassen sich in der Regel immerhin Arbeitsspeicher und SSDs/Festplatten mit wenig Aufwand tauschen. Prozessor (CPU) und Grafikkarte (GPU) sind dagegen fast immer fest verbaut (und damit faktisch unaustauschbar). Dies gilt meistens auch für das Display. Geht eine dieser Komponenten kaputt ist der Rechner meist als Totalschaden abzuschreiben, wenn man nicht selber (meist sehr zeitaufwändig) Hand anlegen kann oder will.
Besonders stylische Modelle (die sehr leicht und besonders kompakt auftreten) besitzen in der Regel überhaupt keine austauschbaren Komponenten (und meistens keine oder nur eine sehr schwache GPU). Benötigt man hier mehr RAM oder SDD-Speicherplatz so muss man diesen schon beim Kauf zu astronomischen Herstellerpreisen (in der Regel fest verlötet) ordern. Solche Modelle weisen daher als Geräte für die Videobearbeitung ein besonders schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis auf.
Fragwürdige Ergonomie für längeres Arbeiten
Wir persönlich empfinden das Arbeiten an einem Laptop immer als ergonomisch fragwürdig. Die Tastatur sitzt zu nahe am Display, das für unseren Geschmack insgesamt zu tief angeordnet ist, weil es direkt auf der Tischplatte steht. Nicht ohne Grund besitzen fast alle Arbeitsplätze die für längeres Arbeiten am Bildschirm gedacht sind mindestens ein großes, auf Augenhöhe erhöhtes Display mit davon deutlich abgesetzter Tastatur und Maus.
Was sich wohl auch viele Laptop-Anwender wünschen - denn oft findet man an den dedizierten Arbeitsplätzen dann Notebookständer um das Display höher zu platzieren oder gleich zusätzliche Tastaturen, Mäuse und externe Displays. Was mit entsprechendem Zubehör zur Videobearbeitung dann zu recht abstrusen Konstruktionen führen kann.

Externe Zusatzleistung für den Laptop mit eGPUs
VIele Nutzer wollen offensichtlich gerne für alle Fälle mobil sein, jedoch zugleich an einem festen Arbeitsplatz mit hoher Performance arbeiten können. Eine naheliegende Lösung eines solches Anforderungsprofils scheint für viele Videobearbeiter deswegen eine eGPU zu sein.

Hierunter versteht man eine leistungsfähige Grafikkarte (GPU), die in einem externen Gehäuse mit eigener Stromversorgung sitzt und über eine Hochgeschwindigkeits-Schnittstelle wie Thunderbolt fast genau schnell angesprochen werden kann, wie eine interne Grafikkarte eines Desktop-PCs. In so einem Fall wird das Notebook also wie ein stationärer Rechner benutzt, den man nur für Eventualitäten auch mobil mit weniger Leistung betreiben kann.
Das sieht auf den ersten Blick wie ein sehr smartes Setup für den digitalen Nomaden mit Teilzeit-Büroplatz aus. In der Praxis sollte man sich jedoch fragen, ob hierfür nicht doch ein stationärer Rechner an dieser Stelle schlauer ist, wenn man schon Display, Tastatur, Maus, eGPU sowie eventuell noch anderes Zubehör wie SSDs oder Bedienpulte vor Ort installiert. Dann ein stationärer Rechner kostet gegenüber einem potenten Notebook mit Thunderbolt und eGPU spürbar weniger. Bzw. erhält man für einen ähnlichen Preis immer deutlich mehr Leistung. Zudem lassen sich auch Desktop PCs mittlerweile ebenso so kompakt zusammenstellen, wie eine einzelne eGPU. Ein schönes Beispiel hierfür sind Rechner, die auf kompakten Gehäusen wie z.B. den DAN Cases basieren:

Das überschüssige Geld kann man anschließend in ein separates, einfaches Notebook stecken, dass dann im Gegenzug deutlich leichter und weniger anschlussfreudig ausfallen kann. Einziger Nachteil ist die doppelte Datenhaltung auf zwei Geräten, die in der Praxis jedoch auch als Chance genutzt werden darf, eine sinnvolle Backup-Strategie für seine Daten zu entwickeln.
Sonderfall MacOS
Eine echte Ausnahme sehen wir in dieser Argumentation jedoch für Mac-Nutzer. Hier kann ein stationärer Mac mit guter GPU plus einem Macbook schnell weitaus teurer werden als PC-basierte Systeme, weshalb hier eine eGPU-Lösung durchaus auch einen spürbaren Kostenvorteil gegenüber zwei einzelnen Rechnern aufweisen kann. Weil Macs (bis auf den neuen sehr teuren Mac Pro) auch intern kaum erweiterbar sind, muss man für schnelle, interne GPUs weitaus mehr bezahlen als unter gängiger Windows/Linux-Hardware. Selbiges gilt auch für internen Speicher (RAM/SSDs). Daher kann es in diesem speziellen Fall ökonomisch sinnvoll sein ein einziges MacBook vernünftig mit Speicher auszustatten und dieses dann gleichzeitig stationär mit einer eGPU zu betreiben.
Der echte mobile Schnitt
Wer dagegen wirklich oft an verschiedenen Orten auf Videobearbeitung mit hoher Performance angewiesen ist muss in Richtung mobile Workstations denken. Dies sind Laptops, die speziell u.a. für den mobilen Videoschnitt konzipiert wurden. In der Praxis unterscheiden sie sich von guten (und weitaus günstigeren) Gaming Laptops vor allem durch ihre zertifizierte Hardware. So gibt es Applikationen, die beispielsweise nur mit Nvidia Quadro GPUs volle Support Unterstützung erhalten. Im Videobereich sind solche Applikationen jedoch selten geworden, weshalb man mit einem Gaming-Laptop mit gut ausgewählten Komponenten kaum schlechter wegkommt.
Wer wirklich ohne externes Display arbeiten muss, dürfte dabei ein großes Laptop-Display (mit 17 Zoll oder mehr) bei längeren Arbeits Sessions zu schätzen wissen. Das damit verbundene größere Gehäuse erlaubt in der Regel auch eine bessere und damit leisere Kühlung.

Leicht sind solche Modelle allerdings nicht mehr zumal neben dem Rechner meist auch ein relativ großes und relativ schweres Netzteil notwendig ist. Als Richtgewicht darf man bei 17 Zoll Modellen mit ca. 3 kg Gesamtgewicht rechnen, sofern auch eine ausreichend schnelle GPU gefragt ist.
Welcher Grafik-Chip (GPU)?
Im letzten Jahr (2019) waren wir positiv überrascht, wie schnell ein 17 Zoll-Notebook unter 1000 Euro mittlerweile typische 4K-Projekte abarbeiten kann. Nach unseren aktuellen Erfahrungen kann man die Leistung einer GPU zur Videobearbeitung ziemlich gut anhand ihrer Speicherbandbreite einschätzen. Wer hier auf GDDR6 Speicher mit mindestens 192 Bit breiter Speicheranbindung achtet, dürfte für die meisten Anwendungsfälle bereits mehr als ausreichend gerüstet sein. Wer sehr spezielle Anforderungen hat, wird seine GPU sicherlich nach weiteren Kriterien auswählen, die wir jedoch an dieser Stelle jedoch nicht vertiefen wollen/können.
Welcher Prozessor (CPU)?
Auch bei der CPU können wir als Daumenregel sagen, dass ein moderner Intel Core i5/i7 oder AMD Ryzen Prozessor mit mindestens 4 Kernen plus Hyperthreading schon für die meisten Fälle ausreichend schnell arbeitet. Die in den mobilen CPUs integrierten GPUs sind dagegen nur für sehr einfache 4K-Schnitt Anforderungen ausreichend. Mehr Prozessorkerne, wie sie aktuell gerade AMD im mobilen Umfeld mit der Ryzen 4000-Serie zu etablieren versucht, dürften in diesem Jahr in bezahlbare Regionen kommen und bei der Videobearbeitung kaum schaden...