Test FUJIFILM X-T2 - Später Gast auf der 4K-Party

FUJIFILM X-T2 - Später Gast auf der 4K-Party

Mit der FUJIFILM X-T2 scheint FUJI erstmals auch Filmer wirklich ernsthaft ansprechen zu wollen. 4K, F-Log, X-Trans-Sensor sowie die berüchtigte FUJI Color Science könnten eine interessante Mischung sein...

// 11:04 Do, 22. Dez 2016von

Mit der FUJIFILM X-T2 scheint FUJI erstmals auch Filmer wirklich ernsthaft ansprechen zu wollen. Nicht nur, dass die Kamera 4K-UHD intern aufzeichnen und extern ausgeben kann, auch ein genormter Log-Workflow sowie eine sehr interessantes Sensor-Debayering versprechen einen interessanten Test. Und nicht zuletzt gilt für einige Anwender die Colorscience von FUJI als die Crème de la Crème der Farbentwicklung. Also wollen wir mal einen Blick auf den Newcomer werfen…





Haptik und Bedienung

Nach dem Auspacken breitet sich spontan eine charmante Old-School-Anmutung in der Redaktion aus. Die analogen Einstellräder, die viele klassischen Spiegelreflexkamera-Gehäuse aus dem letzten Jahrhundert optisch dominiert haben stechen hier sofort stilprägend hervor.



Die FUJIFILM X-T2
Die FUJIFILM X-T2


Doch für Filmer sind diese leider nicht optimal belegt. So lässt sich hier unter anderem die Belichtungszeit zwar bequem an der Kamera fixieren, doch finden sich nur US-Belichtungszeiten (...1/15s, 1/30s, 1/60s…) auf der bedruckten Skala. Um auf die hierzulande wichtigen 1/50s zu kommen, muss man immer noch zusätzlich noch mit einem weiteren Rädchen die Zwischenwerte einstellen. Die oberen Drehschalter lassen sich zwar praktischerweise fix arretieren, aber die Zwischenschritte per Drehrad bleiben dennoch weiter verstellbar. Was leider auch irrtümlich passieren kann. Noch schwerwiegender störte uns aber, dass die Kamera im Videomodus keine Belichtungszeiten unter 1/30s kennt.



Die Einstellung der Blende ist dagegen direkt am Objektiv über den Blendenring möglich, den FUJI-Objektive in der Regel besitzen. Allerdings ist die Blende bei den modernen FUJI-Objektiven nicht direkt gekoppelt sondern elektronisch gesteuert, was a) keine weichen Blendenübergänge ermöglicht und b) auch immer eine leichte Verzögerung nach der Einstellung bedeutet. Dennoch: Die X-T2 vermittelt wie keine Zweite das Gefühl einer analogen Kamera.





X-Trans Sensor und X-Mount

Für Filmer ist die FUJI X-T2 jedoch vor allem aufgrund ihres Sensors besonders interessant. Verbaut wird ein APS-C X-Trans CMOS-III Sensor mit einer Fläche von 23,6 mm x 15.6 mm. Das entspricht praktisch dem analogen Kino-Format Super35. Der Sensor besitzt dabei 6000 x 4000 Sensel, von denen 5120 x 2880 benutzt werden, um hieraus ein 4K-UHD-Bild von 3840 x 2160 Pixeln durch Oversampling zu erzeugen. Die Kamera besitzt somit bei der 4K-Aufnahme einen horizontalen Crop-Faktor von ca. 1,76. Doch nicht nur durch das saubere Herunterskalieren des 4K-Fensters sticht die X-T2 hervor. Der Sensor selbst hat eine andere Pixelanordnung als das typische RGGB-Bayer-Pattern. Durch eine unsymmetrische Anordnung der R-G-B-Sensel entstehen beim Debayering auch weniger Falschfarben in Moires. Dies ließ sich tatsächlich auch in unseren Testaufnahmen bestätigen.



Hinzu kommt, dass die FUJI X-Mount durch ihr geringes Auflagemaß nicht nur den Einsatz vieler manueller Objektive von Fremdherstellern (via Adapter) ermöglicht. Auch ein Focal Reducer wie der Metabones SpeedBooster ist nutzbar. Bei APS-C Sensoren kann dies ansonsten nur Sonys E-Mount von sich behaupten.



Gerade im Vergleich mit größeren Spiegelreflexkameras von Nikon oder Canon steht die FUJI X-T2 somit bezüglich 4K bemerkenswert da: Denn die mehr als doppelt so teure Canon 5D Mark 2 hat trotz Vollformat nur einen vergleichbaren Crop-Faktor von 1,76 und Nikon bietet selbst mit der dreifach so teuren D5 kaum mehr. Das aktuell einzige Nikon APS-C-Modell mit 4K Funktionen (D500 für ca. 2000 Euro), croppt dagegen mit ca. 2,4 und liegt damit im unteren Feld typischer MFT-Kameras für weitaus weniger Geld.


Somit bietet weiterhin (Ende 2016) nur Sony bei 4K-Aufnahmen volle Sensor-Auslesung mit hochwertigem Downsampling, sagt aber vielen Anwendern bei den Farben nicht so zu. Wer also eine traditionelle Color Science mit großem Bildwinkel in 4K sucht, könnte sich bei der X-T2 sehr gut aufgehoben fühlen.







Videoformate

Aufgenommen wird in 4K UHD (3840 x 2160 Pixel) bei 24, 25, oder 30fps. In FullHD kann die Kamera auch bis zu 60fps auslesen und aufzeichnen, bietet darüber hinaus aber keine speziellen Slow Motion Fähigkeiten. Die maximale AVC-Videodatenrate liegt bei knapp über 100 Mbit (CBR), wobei das Material mit 8Bit, im YUV 4:2:0 High@L5.-Profil in einem MOV-Container landet. Hausmannskost sozusagen. Leider besitzt die Kamera ein künstliches Aufnahmelimit von 10 Minuten. Sobald man den optionalen Batteriegriff an der Kamera befestigt, steigt das Zeitlimit auf die wohl zollbedingten 30 Minuten. Der Griff erweitert die Kamera um eine Doppel-Akkuschulblade, weitere Funktionstasten sowie einen Kopfhörerausgang. Der Mikrofoneingang ist dagegen als Miniklinke im X-T2 Gehäuse implementiert und auch ohne Griff nutzbar. Nebenbei erwähnt: Die Funktion für manuelles Mikrofon-Pegeln kann auf eine freie Funktionstaste gelegt werden und eine Pegeländerung kann damit auch während der Aufnahme stattfinden.



Wer 4K extern aufzeichnen will, findet über eine Micro-HDMI (Typ D)-Buchse in 8 Bit mit 4:2:2 Anschluss. Hier steht sogar ein genormter F-Log-Workflow zur Verfügung, dem wir schon einen eigenen Artikel gewidmet haben.





Weißabgleich und Bildprofile

Der automatische Weißabgleich im Videomodus war nicht festzunageln. So kam es bei uns immer wieder in Aufnahmen vor, dass sich der Weißabgleich nach Auslösen der Aufnahme sichtbar veränderte auch wenn die Kamera schon vorher minutenlang auf das statische Motiv unseres Testkastens ausgerichtet war. Auch der manuelle Weißabgleich mit einer Weiß- oder Graukarte war im Videomodus nicht möglich. So ist man beim Filmen nur mit den Presets oder mit der festen Eingabe von Kelvin-Zahlen auf der sicheren Seite.



Beim Filmen ohne F-Log stehen (intern und extern) diverse Bildprofil-Presets zur Verfügung, die sich in Schärfe, Lichtern und Schatten noch nachregeln lassen.





Aus dem Messlabor

Die andersartige Senselanodnung schützt zwar nicht nicht vor Rolling Shutter Problemen, bei denen die Kamera recht durchschnittlich agiert, dafür aber tatsächlich vor groben Moires und anderen Dabayering Artefakten. Das herunterskalierte Testchart wird dabei nahezu perfekt wiedergegeben.



FUJIFILM X-T2 - Später Gast auf der 4K-Party : ISO340 sharpness-2


In F-Log sieht man die wenigen, noch übrigen unregelmäßigen Zipper etwas deutlicher…



FUJIFILM X-T2 - Später Gast auf der 4K-Party : ISO340 Flog


Bei wenig Licht agiert die X-T2 mit ihren 3.93µm-Senseln recht ansprechend. Subjektiv könnte man ihr eine etwas gröber Rauschmuster-Anmutung zusprechen, aber mit einem lichtstarken Objektiv bekommt man in dunklen Bereichen eher Codec-Blöcke, als Rauschen zu Gesicht. Hier einmal eine 12 LUX-Aufnahme unseres Test-Kastens bei F1,4 und ISO1600 mit 1/30s Belichtungszeit:





FUJIFILM X-T2 - Später Gast auf der 4K-Party : 12LUX


Bei viel Licht kann man sich die Color Science von FUJI subjektiv vor Augen führen. Hier eine Aufnahme im Standard-Profil



FUJIFILM X-T2 - Später Gast auf der 4K-Party : 1200LUX F5





Fazit

Die FUJI X-T2 ist ein später, aber höchst interessanter Gast auf der laufenden 4K-Party. Schöne Farben, hohe Auflösung ohne störende Moiré-Muster, genormter F-Log-Workflow sowie das analoge, solide Bedienungs-Flair eines klassischen Fotoapparates dürften sicherlich den einen oder anderen Filmer neugierig werden lassen. Würde die Kamera auch eine interne 4K-Aufzeichnung mit 10 Bit bieten, wäre FUJI hiermit ein Paukenschlag in der Filmergemeinde gelungen.



In der jetzigen Form dürften die 4K-Möglichkeiten vor allem die begeistern, welche das System vor allem gleichzeitig zu Fotoaufnahmen nutzen wollen, denn die Videofunktionen heben sich für den Normalanwender wenig von der Konkurrenz ab. Sony bleibt somit bei den 4K-Funktionen im Markt der hybriden Wechselobjektiv-Kameras bei APS-C und Vollformat dominierend. Nur mit den subjektiv besseren Farben könnte die FUJI X-T2 Sony eventuell 4K-Interessenten abluchsen.



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