Es liegt schon eine ganze Weile zurück, dass wir uns näher mit einzelnen Schwebestativen beschäftigt haben. Grundsätzlich ist es auch sehr schwer, hierüber objektive Aussagen zu treffen.
Objektiv betrachtet
Denn einerseits gehört zum produktiven Einsatz eines solchen Stativs eine Menge Erfahrung, die man nur durch eine lange Eingewöhnungsphase an das jeweilige Modell gewinnen kann. Doch selbst dann bleiben die Vorlieben für das Handling eines Modells sehr subjektiv. Ich persönlich habe vor langer Zeit viel mit dem Staedycam Jr. hantiert, und seitdem kein Modell mehr länger in meinem Fundus gehabt. Für sporadische Einsätze schien mir eine Anschaffung zu teuer. Und Mieten bringt eben das Problem mit sich, dass man das Gerät erst kennen lernen muss, wofür IMHO mindestens ein Tag Übung nötig ist. Auch ein direkter (Video-)Vergleich von mehreren Schwebestativen ist sehr schwer, da man eine Fahrt ja nicht mit verschiedenen Modellen wiederholen kann, und dabei doch der Operator als subjektivstes Bedienelement die größte Rolle spielt.
Das Manfrotto Modosteady war uns dann aber doch ein Artikel wert. Denn es unterscheidet sich in mehreren Details von den üblichen Verdächtigen: Erstens ist es mit einem Online-Preis von deutlich unter 100 Euro so günstig, dass eine dauerhafte Anschaffung nicht sonderlich schmerzt. Zweitens lässt es sich so klein zusammenfalten, dass man es jederzeit mit einpacken kann.

Kein unerheblicher Vorteil, solange die Kamera ebenfalls nicht allzu groß ist. Und drittens kann das Monosteady auch für kleine Kameras als Schulterstüze, sowie als Tischstativ umgebaut werden. Doch wie schlägt sich das Gerät nun in der Praxis?
Justage-Möglichkeiten
Wir hatten schon öfter „kleine“ Schwebestative in der Hand, bei denen wir dann doch die eine oder andere Justage-Möglichkeit vermisst haben. Das Modosteady enttäuschte uns in dieser Hinsicht jedoch nicht. Die Bodenplatte bietet 3 Andocklöcher, um den grundsätzlichen Schwerpunkt der Kamera grob festzulegen. Das finden des richtigen Lochs ist natürlich erst einmal mit Trial and Error verbunden, muss aber für eine Kamera auch nur einmal gemacht werden. Für das seitliche Fein-Trimming steht dann eine eigene Schraube zur Verfügung. Das Trimming nach vorne und nach Hinten wird über den Winkel des Gegengewichtes zur Kamera justiert, der ebenfalls über eine Schraube fixiert werden kann. Mit einer Panasonic TM350 gelang uns die Einstellung relativ schnell, mit einer Canon HF21 dagegen überhaupt nicht. Letztere hat ihr Schraubgewinde am seitlichen Rand des Gehäuses, wofür die Verschiebemöglichkeiten des Stativs nicht ausreichen. Das seitliche Schraubgewinde dürfte die Kamera allerdings auch für andere Schwebestative disqualifizieren.

Eine kleine Wasserwaage wäre definitiv hilfreich um die Kamera gerade auszutrarieren, genauso wie ein kleiner Tischaufsatz, um die Kamera nicht in der Hand einrichten zu müssen. Beides lässt sich aber mit ein paar Teilen aus dem Baumarkt nachrüsten.
Unflexible Gewichte
Bei den Gegengewichten handelt es sich um Metallplatten, die in einer Plastikbox am unteren Arm des Stativs in einer aufklappbaren Box rutschsicher verstaut sind. Leider sind alles Platten gleich schwer. Praktikabler wäre es, wenn hier verschiedene Stärken beigelegt wären.

Denn eine Scheibe war zu wenig und zwei zu viel um zum Beispiel eine Panasonic TM350 im vertikalen Gleichgewicht zu halten. Auch hier kann man natürlich andere Gegenstände in den unteren Korpus einfüllen, bis es „passt“. Nur sollten diese in der „Gewichtsdose“ natürlich auch irgendwie fest verankert werden, also nicht herumwackeln können, weil sich sonst die Gewichtsverteilung im Betrieb dauernd verändern würde.
Die Reibung des Kerdangelenks ist über eine Schraube einstellbar, was wir ziemlich beeindruckend fanden. Denn jeder Operator hat hier seine eigenen Vorlieben. Allerdings fragen wir uns zwangsläufig, ob sich bei dieser Konstruktion nicht im Laufe der Zeit Kratzrinnen bilden können, die den soften Lauf der Kugel verschlechtern. Hier ist man auf Langzeiterfahrungen angewiesen, die wir an dieser Stelle schuldig bleiben müssen.
Auf der Schulter
Über diese Schraube lässt sich das Gelenk übrigens auch komplett fixieren, um das Stativ als Schulter oder Bruststütze zu verwenden.

Der lange dünne Plastikarm gibt dabei jedoch leicht nach, weshalb uns diese Funktion nicht vollständig überzeugen konnte. Wer allerdings mit der zweiten Hand die Stütze beim Filmen gegen die Schulter drückt, kommt hiermit vielleicht auch klar. Allerdings geht das nur kurze Zeit ohne Verkrampfen gut.
Dreibein Tischstativ
Die dritte Funktion ist gewitzt gelöst: So lässt sich der Handgiff zu einem Dreibein-Tischstativ aufklappen. Sicherlich nicht ein häufig benötigter Anwendungsfall, aber das nimmt man als kostenloses Extra doch gerne mit.

In der Praxis
Was natürlich jeden Leser am brennensten interessiert: Wie schlägt sich das ModoSteady als Schwebestativ? Besser als erwartet: Einmal austariert gelangen uns hiermit schöne Fahrten, ganz besonders im Zusammenhang mit den neuen, aktiven Bildstabilisatoren von Panasonic, Sony und Canon. Auffallend war bei uns besonders, dass die Aufnahmen durch die Bank umso imposanter wirken, je weit winkeliger die Szene erfasst wird. Da jedoch gerade die kleinen AVCHD-Camcoder, die für dieses Stativ besonders geeignet wären kaum Weitwinkel besitzen, ergibt sich hier kaum eine interessante Kombination. Größere Kameras wie die FX1000 sind dagegen für das Stativ schon zu schwer. Bleibt noch die DSLRs und Foto-Apparate. Doch selbst eine Canaos EOS 7D war mit dem Kit-Objektiv schon zu schwer für das ModoSteady. Grundsätzlich empfiehlt der Hersteller nur Kameras mit einem Gewicht bis zu 700g.
Fazit
Für leichte AVCHD-Kameras (besonders mit aktivem Bewegungs-Bildstabilisator) ist das ModoSteady eine ziemlich brauchbare Schwebestativ-Lösung, die besonders durch ihren günstigen Preis besticht. Die Zusatzfunktionen sind eher als Gimmick zu werten, könnten aber in seltenen Situationen durchaus auch ihre praktische Seite zeigen. Da sich das Stativ superklein zusammenfalten lässt, kann man es immer auf Verdacht in der Camcorder-Tasche mitnehmen. Nur leider gibt es gerade keine sehr interessante HD-Kamera, die sich mit entsprechendem Weitwinkel für das Modosteady empfehlen würde...