Nachdem wir ja vor kurzem einmal die Vor- und Nachteile des Smartphone-Filmens abgewogen haben, wollten wir auch einmal ein Smartphone mit den Augen eines slashCAM-4K-Kameratests betrachten. Hierfür fand sich ein iPhone Xs von Apple bei uns in der Redaktion ein.
Grundsätzliches
Spricht man mit überzeugten Smartphone-Filmern so hört man gelegentlich Aussagen wie "Die Qualität ist genau so gut, wie meine bisherige XXX-Broadcast Kamera". Dies mag unter gewissen Bedingungen sogar nicht einmal geflunkert sein, wenn die bisherige Broadcast-Kamera einen kleinen Sensor hatte und maximal in HD gefilmt hat. In 4K haben Smartphones jedoch aufgrund Ihrer Bauform einen extremen Nachteil aufgrund ihrer geringen Senselgröße.
Exakte Daten zu den iPhone 4K-Sensoren gibt es nicht, jedoch liegt die Senselgröße und damit auch die gesamte Sensorfläche weit unter allem, was gerade in günstigen Systemkameras verbaut wird. Bei der Schärfe könnten solche Sensoren prinzipiell mit anderen 1:1 Readout 4K-Kameras mithalten, nicht jedoch bei der Schärfentiefe oder beim Lowlight Verhalten. Bei Smartphones sorgen vor allem starke digitale Eingriffe für passable Ergebnisse. Wie stark solche Ergebnisse im Videomodus von typischen Systemkameras abweichen, wollen wir nun einmal kurz mit Testaufnahmen des Weitwinkel-Sensors (dem "besseren" der beiden mit F1.8-Optik) beim iPhone Xs näher betrachten.
Auflösung
Der Sensor besitzt ungefähr 4000 Horizontalpixel, wodurch ein 1:1 Sensel-Readout möglich ist. Dieser erreicht allerdings nicht einmal die Qualität günstiger Systemkameras oder Kompaktkameras. Hier einmal unser typisches Testbild in der 200 Prozent-Vergrößerung:

Beim Debayering entstehen an den Grau-Kanten fast keine Falschfarben, aber Chroma Details werden nur stark verwaschen wiedergegeben. Auch feinste Luma-Details fehlen. Außerdem ist an den Kontrastkanten deutlich eine digitale Nachschärfung zu sehen. Aliasing Probleme gibt es allerdings nicht. Verglichen mit aktuellen 4K-Kameras würden wir das 4K-Debayering somit als durchschnittlich einstufen.
Slow Motion
Bei den Slow-Motion Aufnahmen kann das iPhone Xs nur in FullHD filmen, weshalb wir für die Testbilder einen anderen Ausschnitt gewählt haben. Sie sind somit NICHT mit der oben gezeigten 4K-Aufnahme vergleichbar, der der gefilmte Ausschnitt in HD viel kleiner ist.
Bei 120p sieht man bereits an den Ringen im Bild, dass bei der Sensor-Auslesung die horizontale Auflösung zurückgeht, also Spaltenwerte ausgelassen werden:

Bei 240p werden dann auch ganze Zeilen im FullHD-Sampling ausgelassen:

Im Ergebnis fehlen bei 240p die Details unseres FullHD-Testbildes fast vollständig.
Low-Light
Bei wenig Licht in unserem 12 LUX Motiv rauscht das iPhone Xs sehr stark und lieferte dennoch nur relativ dunkle Aufnahmen mit wenig Schärfe.

Für einen kleinen Sensor ist dies kein untypisches Verhalten. Wer jedoch das iPhone Xs als Haupt-Kamera nutzt, sollte wissen, was man bei der Konkurrenz erhält. Eine ebenfalls kompakte 4K-Lösung von Panasonic für aktuell 500 Euro ist die LX100, die momentan in unseren Augen eines der besten Preis-/Leistungsverhältnisse für kompakte 4K-Kameras aufweist. Dieser Kamera gelingt bei 12 LUX folgendes Bild:

1200 LUX
Bei genügend Licht wirken die Farben des iPhone Xs etwas unnatürlich. Gerade die Hauttöne unseres Puppenkopfes wirken (noch) künstlicher als üblich und zu stark geglättet.

Auch die Dynamik ist dabei spürbar geringer als bei Großsensor-Kameras, was besonders auffällt, wenn man nachträglich in der Farbkorrektur noch etwas verändern will. Dies geht bei unserem Testbild mit einem frühen Abfall der Schatten ins Schwarz einher.
Rolling Shutter
Bemerkenswert gut ist dagegen das Rolling Shutter Verhalten des iPhone Xs im Videomodus. Biegende Balken kann man nur mit extremen Schwenkbewegungen provozieren. Geschätzt liegt die Auslesegeschwindigkeit hier selbst in 4K noch deutlich unter 15 ms.
(Kurzes) Fazit
Dies sollte kein ausführlicher Test sondern nur ein ganz kurz angelegter Check werden, was man heute von einem modernen Smartphone in Sachen Bildqualität in 4K erwarten darf. Die Ergebnisse fielen dabei auch wenig überraschend aus:
Die Schärfe ist tatsächlich mit 4K-Kameras vergleichbar, wobei die Debayering-Qualität des iPhone Xs auf dem Niveau von 4K-Einsteigerkameras mit ebenfalls recht kleinen Sensoren liegt. Bei wenig Licht unterliegt der kleine Sensor des iPhones prinzipbedingt jeder Kamera mit größeren Senseln. Bei genügend Licht liefert das iPhone Bilder mit relativ geringer Dynamik, die sich in professionellen Farbkorrektur-Händen sicherlich noch wohlwollend aufpeppen lassen. Wir wollen in diesem Zusammenhang auch sehr bald noch einmal einen Blick auf das iPhone Xs im Zusammenspiel mit Filmic Pro werfen...