Tatsächlich hat sich das Anwendungsspektrum für Open Gate in den letzten Jahren recht stark verändert.

War die Open Gate Diskussion zunächst geprägt von der Suche nach dem ultimativen Cine-Look durch die Nutzung von Anamorphoten, kommt jetzt mit Hochkantformaten (9:16) für TikTok und Co. ein weiterer Beschleuniger für die Open Gate Aufnahme hinzu. Nimmt man hier noch den schier unendlichen Zustrom von immer günstigeren Anamorphoten aus China hinzu, scheint „Open Gate für alle“ eine fast schon zwangsläufige Entwicklung zu sein.
Und auch wir haben viel Spaß mit Anamorphoten wie beispielsweise hier bei unserem Blackmagic Cinema Camera 6K Test mit den PAVO Anamorphoten von DZO:
Schaut man sich im Netz um, scheint die Forderung nach Open Gate Formaten für Sonys nächste FX-Kamerageneration quasi gesetzt zu sein. Und das macht vielfach auch Sinn, weil Filmemacher, Content Creator und Videoproduzenten stets auch auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten sind – sei es um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen, bestmöglich für Socials produzieren müssen oder ihren Kunden einen neuen Look präsentieren wollen.
Es ist also nicht ausgeschlossen, dass Sony im FX3 Nachfolger eine Open Gate Option zur Verfügung stellt (für Fans von Anamorphoten sollte das dann allerdings eher ein 4:3 Open Gate Seitenverhältnis sein, um 2x-Anamorphoten nutzen zu können).
Doch es kann auch ganz anders kommen und dies könnte wiederum mit der Verfügbarkeit von Sonys nächster Sensor-Generation mit Tripple Base Layer zu tun haben. Konkret gesprochen bedeutet dies:

Sollte in der nächsten FX3-Generation bereits einer dieser in quasi allen wichtigen Bildbereichen extrem performanten Sensoren zum Einsatz kommen, dürfte es für viele User völlig nebensächlich sein, ob die Kamera auch Open Gate beherrscht, weil die Sprünge bei der Dynamik, bei den Auslesezeiten, bei der Auflösung und im Lowlight so groß wären, das alles andere vermutlich zur Nebensache verkäme.
Stehen Tripple Layer Sensoren hingegen noch nicht für den Nachfolger der Sony FX3 zur Verfügung, sieht die Sache anders aus. Mit aktueller Sensortechnik sind keine vergleichbar großen Sprünge zu schaffen – zumindest wäre der Abstand zum nach wie vor recht konkurrenzfähigen 12MP Sensor der FX3 – der immerhin schon 5 (!) Jahre alt ist (erstmalig in Sony A7S III präsentiert) - eher gering.
Mit dem Stichwort A7S III kommt ein weiterer spannender Aspekt hinzu: Denn Sony nutzt seine einmal entwickelten Sensoren bekanntlich in vielen unterschiedlichen Kameramodellen. Der FX3 Sensor findet sich beispielsweise in der FX6, der FX3, der A7SIII und der ZV-E1 – ähnlich vielfältig verbaut wie andere Sony-Sensoren.

Es gibt jedoch auch vergleichsweise neue Sensoren, die noch nicht oder kaum in anderen Sony-Modellen anzutreffen sind: Hier sticht (neben dem Sony A1 II Sensor) vor allem der Global Shutter Sensor der A9 III heraus. Dieser ermöglicht 6K 60p in voller Sensorauslesung und bietet trotz seines leicht reduzierten Dynamikumfangs ein überraschend „cinematisches“ Bild. Bei unserem A9 III Praxistest waren wir positiv von den Bewegtbildqualitäten des A9 III Global Shutter Sensors überrascht.
Was uns langsam wieder zum Ausgangspunkt zurück bringt: Folgt Sony seiner bisherigen Strategie der Merfachverwertung seiner Sensoren, ist die Wahrscheinlichkeit den A9III Global Shutter Sensor im FX3 Nachfolger zu finden, durchaus gegeben. Allerdings glänzt der bisherige FX3 Sensor bereits schon mit sehr guten Rolling Shutter Werten. Der Zugewinn wäre hier also nicht so groß wie beispielsweise im Vergleich zum 33MP Sony A7IV Sensor. Sony müsste sich unserer Einschätzung nach also noch ein Paar Zusatzfunktionen einfallen lassen: Internes RAW-Recording könnte eine Möglichkeit sein, Open Gate ebenso (sowie der von uns sehr geschätzte Sucher der Sony FX2).
Wollte Sony jedoch eine echte Killer-Applikation für die FX3 II bringen, wäre dies Sonys elektronischer Vario-ND Filter. Dass andere Hersteller an entsprechenden eND-Lösungen in DSLM-Gehäusen tüfteln, stellt ein offenes Geheimnis dar.

Vermutlich müsste Sony bei einer FX3 II mit eND nicht einmal den Sensor erneuern – denn eine entsprechende FX3 II würde für viele einen solchen Mehrwert darstellen, dass sich Fragen nach Open Gate oder internem RAW (zumindest bei uns) bis zur nächsten Kamerageneration nicht wirklich stellen würden. Die FX3 II wäre damit allerdings quasi auch gleich die neue FX6. Und die FX6 II könnte dann als erste Sony FX Kamera den Trippe Base Sensor erhalten – denn die FX6 stellt ja jetzt bereits schon für viele die „neue“ FX9 dar :-) ( die wir aktuell eher aus dem Sony Portfolio verschwinden sehen).
Womit wir wieder bei der Frage nach Open Gate für den FX3 II Nachfolger angelangt wären:
Die zur „Schicksalsfrage“ hochstilisierte Forderung nach Open Gate lässt sich also auch deutlich tiefer hängen - wie stets eine Frage der jeweiligen Perspektive.




















