Gibt es eine "Faustregel",einen Anhaltspunkt, wieviel man für 1 Stunde Film mit anschließende Nachbearbeitung, Authoring etc. preislich verlangen (erwarten .-) kann? Es handelt sich NICHT um ein gewerblich, professionelles Projekt, zielt aber in Ausführung und Qualität in dieses Segment. Vielen Dank im Vorraus Jens
Antwort von Rue:
Hi.
Also, dass es da eine Faustregel geben soll, glaub ich nicht. Letztendlich ist der Preis doch immer eine Sache, die sich nicht nach "Standard-Listen" richten sollte. Es gibt wohl die Faustregel "Was nix kostet, is nix" ;)
Ne, mal ernsthaft. Ich kann Dir was zu meinen Erfahrungen sagen. Ich mache jetzt seit mehreren Jahren Filme für Firmen und private Kunden. Letzteren nehme ich nicht so viel aus der Tasche, wie den Einrichtungen, für die Geld vielleicht eher Nebensache ist. Da kann man schonmal 30 - 40 Euro die Stunde nehmen.
Bei privaten bleibe ich manchmal noch bei 15 Euro. Bin mir sicher, dass sich jetzt mancher denkt "Oh, das ist aber sehr günstig." Aber man muss nunmal bedenken, dass selbst wenn man sein Handwerk beherrscht, der Kunde erstmal davon überzeugt werden muss, dass man gute Arbeit leistet. Leider ist es heutzutage keine Kunst mehr, ein Video digital zu schneiden. Die meisten Leute mit einer Kamera haben auch irgendwo 'ne Raubkopie von Adobe Premiere rumliegen. Wenn es um einen Film mit "normalen Schnitten" geht, kann man den Kunden nur sehr schwer vermitteln, dass man seine Arbeit sehr gut macht. Da würden viele lieber sagen "Ach so! Wenn dass so teuer ist, frage ich meinen Nachbarn - der schneidet auch immer so schöne Urlaubsvideos!".
Und jenachdem, was Dein Kunde verlangt, ist er mit dem größten Shit (inkl. Sternblende, Strobe- und Mosaikeffekt) zufrieden oder legt wirklich Wert auf eine protokollierte Arbeit, hinter der ein Konzept steht.
Weiterhin ist natürlich auch die Frage, ob Du jemanden als "Kunden" behalten willst. Heutzutage ist der Preis da sehr wichtig. Darum würde ich nicht gleich in die vollen hauen. Wie gesagt: Jeder kennt jemanden, der jemanden kennt, der Videos schneiden kann.
Liebe Grüße! - Rue
rueberfall -BEI- freenet.de
Antwort von Alex:
Hallo, also, ich würde für eine Stunde filmen mehr verlangen, als für eine Stunde schneiden. Da dies körperlich anspruchsvoller ist und meistens im Vergleich zum Schneiden weniger lang dauert.
Man kann aber für Freunde auch mal was gratis machen und wenns viele Leute sehen sollen, knallt man noch ordentlich eigene Werbung rein.
Gruss
Alex
Antwort von Ulrich:
Moin, ich sehe das so: Möchtest Du das im jeden Fall machen, quasi als Referenz? Oder nur wenn die Kohle stimmt? Im ersten Fall pauschal 450€, ein drittel nach dem Tanz, also vor Ort. Das testet die Zahlungswilligkeit. Ist der Film fertig wird dieser nur und ohne Ausnahme nur gegen Bares ausgehändigt, es sei denn Du kannst mir Deiner Software ein hübsches auffälliges Wasserzeichen reinmachen. Ideal wäre der Timecode sichtbar im Bild. Das kann wunderbar als Besprechnungsgrundlage benutzen. An der Stelle 00:40:01:10 hätte ich gerne usw. Das ist wichtiger als Du denkst! Im zweiten Fall 750-950€ Bei Hochzeiten und ähnlichen Veranstaltungen schlage ich das doppelte vor, was der DJ bekommt. Dessen Preise werden immer bezahlt, beim Filmer aber kommt das Murren: Was soviel? obwohl der DJ nach 8 Stunden die Sachen packt, der Filmer aber noch den Film cutten muß. Gruß Ulrich
MDLLemuria -BEI- aol.com
Antwort von Rue:
Hi!
Ich habe gerade selber aufgeblasene Backen... *lach* hier fliegen ja Preise durch die Texte, dass mir ganz wummelig wird ;)
Also ich würde persönlich für eine Hochzeit niemals an die 1000 Euro nehmen. Ich möchte mal ganz ehrlich sein. Ich bin jetzt 23 Jahre alt, habe seit über zehn Jahren mit Kamera und Schnitt zu tun (Professionell natürlich noch nicht seit zehn Jahren :)). Wenn jetzt jemand auf mich zukommt und sagt: Film mich mal, wie ich meine Frau heirate!" , dann sieht dieser jemand in mir einen Menschen, der sich auf dem Gebiet der Filmerstellung gut auskennt und der das ganze möglichst günstig aufnehmen kann, weil a) ich ein junger Bursche bin, der wahrscheinlich allein auf der Hochzeit auftaucht - das macht schonmal den ersten "nette-Arbeit" -Eindruck; b) ich eine Hochzeit bestimmt nicht damit versaue, indem ich überall Scheinwerfer und Maskenbildner einsetze - der zweite Eindruck: Ein Mensch mit einer Kamera - kann doch jeder; c) ich auf DV aufnehme, was qualitativ niemals an die Wunschvorstellung vom Auftraggeber herankommt.
Das heißt letztendlich, dass mein Kunde einen Film bekommt, der für ihn relativ einfach gemacht aussieht. Es ist - wie Du schon richtig angemerkt hast - für einen Laien kaum vorstellbar, wie wichtig ein richtiges Auge im richtigen Moment ist, oder warum die Kamera nicht permanent von a nach b schwenkt, um ein nicht enden wollendes Panorama zu simulieren ( btw. kennst Du diese Urlaubsfilmer, die ihre Kamera einmal in der Horizontalen um 360 Grad schwenken, dabei aber mit ihren Augen schon immer 20 Grad weiter sind und die Kamera praktisch hinterherziehen? - *lach*). Um auf's eigentliche Thema zurück zu kommen: Der Kunde erwartet einen guten Film. Mit den Bedingungen, die er liefert (dunkle Kirche, Platzverbote etc.) muss man das beste daraus machen und kommt bedingt auch an seine Vorstellungen. Bis jetzt waren meine Kunden immer sehr zufrieden, aber ich denke das liegt daran, dass ich nicht mehr als 500 Euro für einen Film nehme. Wenn ich mehr nehmen würde, würden sie sich den Film noch zehn mal mehr anschauen und überlegen, ob es sich wirklich gelohnt hat, soviel dafür zu blechen. Deswegen kam hier der Tipp mit der Eigenwerbung eigentlich schon ganz gut. Lieber weniger Kohle und mehr Publicity für Dich, als einmal viel Kohle und aufgepustete Backen. ;)
Zum Thema Schnitt- und Kamerakosten. Man kann natürlich mehr Geld für Kameraarbeiten nehmen. Nur ganz ehrlich: Wenn man jetzt zum Beispiel einen Job hat, bei dem z.B. zwei Cams auf Stativen stehen - jeweils mit einem Kameramann - und von außen sieht es so aus, als "bewachten" diese Männer die Kameras vor allem, wird sich ein mancher fragen, für was der Dienstleister nun eigentlich Geld bekommt. Ich bin immer wieder überrascht, wie unverschämt gelogen man Geld verdienen möchte. Ich meine es nicht böse, aber das Argument, dass Kamera - und wenn sie mobil ist - mehr körperlichen Einsatz verlangt und der Preis deswegen nochmal ordentlich in die Höhe steigen soll, ist ziemlich albern. Bauarbeiter bekommen vielleicht ... sagen wir 8 bis 9 Euro die Stunde und haben körperlich das zehnfache eines Kameramann's zu leisten. Da muss der Filmer schon ziemlich labil sein, dass er praktisch noch "Schmerzensgeld" verlangt.
Also mein Fazit. Versuch bei kompletten Projekten immer im 500er Bereich zu bleiben (wenn es um einmalige Veranstaltungen geht). Auch, wenn ein gesundes Selbstbewusstsein in diesem Job nie schlecht ist - Klappern gehört zum Handwerk - , sollte man doch bedenken, dass man mit einer DV-Kamera und mit maximal zwei Leuten, ohne Spezialkrams wie Kamerakräne, Hubwagen und Co., nicht den perfekten Kinofilm erstellen kann. Also Slow Down... dann kannst Du mit der Zeit schneller werden ;)
Rue
rueberfall -BEI- freenet.de
Antwort von blueplanet:
Hallo Rue,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort und deine Meinung, die mir sozusagen – aus dem Herzen spricht .-)! Ich bin auch der Meinung das, wer nicht täglich damit sein Brot verdient, es wirklich als Hobby betrachten sollte und natürlich auch als Reiz...Anreiz, Herausforderung bei jedem, neuen Projekt. Des weiteren habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass wohl niemand letztendlich (muß er ja auch nicht .-)) einschätzen kann, wie viel tatsächliche Arbeit, Kreativität in einem Filmprojekt stecken kann (muß!!) Wie gesagt, um da einen "goldenen Mittelweg" zu finden, zwischen Engagement und "finanzieller Belohnung" .-)), wird wohl im privaten Bereich eher selten gelingen?! Ich habe es in der Vergangenheit meist so wie du gehandhabt und versucht, ohne finanzielle Aspekte, aus den oft "verkorksten" Urlaubsfilmen in tagelanger Arbeit am PC noch etwas Ansehnliches zu machen. Das ganze für ein freundliches Schulterklopfen und nur mit der persönlichen Gewissheit – dass man (n) ganze Arbeit geleistet hat.-)! Jetzt – und deshalb auch meine Frage nach einer finanziellen Reglung, habe ich die leider seltene Möglichkeit und mit schönen An- bzw. Ausblicken noch dazu .-), im Rahmen einer Bauchtanzveranstaltung wirklich alles von der Camera, den Ton bis hin zum Schnitt und der anschließenden DVD-Produktion aus einer Hand liefern zu können. Kurzum, ein Projekt welches sich wohl jeder ambitionierte Filmer wenigstens einmal wünscht?!! Natürlich kam aber nun die Frage des Veranstalters, was denn das ganze kosten solle?! Ich habe irgendwann mal in diesem Forum gelesen (bin mir aber nicht sicher) das, pro gefilmte Minute man mit ca. 8 Minuten Nachbearbeitung (Schnitt, Ton, Grafik) rechnet. Dies wären bei einer Stunde Filmmaterial also insgesamt 8 Stunden zu einem Stundensatz im Mittel von -jetzt- 100 € (Anschaffung und Abschreibung der Technik inbegriffen) Dies ist meiner Meinung nach ein realistischer Wert, der – und da gebe ich dir recht, natürlich auf "aufgeblasene Backen" .-) beim "Kunden" stoßen wird?! Ich wollte damit nicht das Finanzielle so in den Vordergrund rücken, aber ich brauche ersteinmal einen direkten Anhaltswert...der nicht überzogen erscheint...und sich am "offiziellen Markt" anlehnen könnte. Wie man sich dann letztendlich einigen wird, steht natürlich auf einem anderen Blatt! Wie gesagt, der Spass an der Freude wird das ausschlaggebende sein!
Viele Grüße Jens
Antwort von Blackeagle123:
Hi!
Also Rue, muss ich Dir zustimmen *g*... Hätte ich nie gedacht, dass man als privater Kameramann auf Hochzeiten so viel einnehmen kann! Ich hätte für eine Hochzeit vielleciht maximal 200€ genommen *g* Ich wäre dann aber mit 4 leuten aufgetreten, 3 Scheinwerfern, auf Wunsch einem selbstgebauten Kran, 2 Kameras (Panasonic NV-MX300) und hätte den Ton über igene Mikrofone (nicht Funk) mitgeschnitten... Und der Schnitt danach vielleicht nochmal 100€
Achso, das bezieht sich nur auf die Heirat in der Kirche, kurz vorher und kurz danach! (insgesamt um die 3 DV-Kassetten!)
Aber: Ich finde DV Material ziemlich gut! Wieso kann man auf DV nicht in guter Qualität aufnehmen?? 3-Chip Kamera mit möglichst guter linse etc. und du hast sendetaugliche Qualität. Manche Berichte in ZDF sind nur mit solchen "kleinen Camcordern" gemacht und auf kleine DV- Kassetten gedreht! Die großen Cams sind halt spezielle DV Kassetten, aber auch noch eine Art DV!
Aber wie viel ihr nehmt/ nehmen würdet, finde ich mal interessant zu wissen! Bekommt ihr häufig Auftäge? Wie kommt ihr an die Aufträge? (Freunde/ Bekannte? Zeitung/ Werbung? Einen Film gemacht und das hat sich rumgesprochen?) Ich stelle mir den Einstieg nicht so leicht vor!
Viele liebe Grüße Constantin
Antwort von Vinc:
Hallo Rue,
habe gerade deinen Beitrag gelesen. Ich habe eine Produktionsfirma, die unter anderem Hochzeitsfilme erstellt und ich war etwas schockiert über Deine Ausführungen. Ich stimme Dir zu, dass jemand der Privat mal einen Hochzeitsfilm macht, keine hohen Preise nehmen kann. Da ihm einfach die Ehrfahrung und das Fachwissen fehlt. Was professionel erstellte Filme angeht, muss ich Dir allerdings wiedersprechen. Erstens kann man auch auf DV Videos machen, die man nur schwer von Betacam Aufnahmen untescheiden kann und zweitens stckt in so einem Film ein ganzer Haufen arbeit. Wenn man es richtig machen will! Wenn Du eine Hochzeit filmst und ich gehe jetzt mal nur von einem Tag aus, dann bist Du mindestens 10 Stunden vor Ort. Meistens noch mit 2 Kameraleuten. Dann spielst Du das Material ein. Dauert bei 2 Kameras locker 6 Stunden. Mit Materialsichtung und Schnitt bist Du noch mal mindestens 20 Stunden beschäftigt. Das Auspielen eines Film dauert bei 60 min. dann nochmal knapp 4 Stunden. Das wären dann mal eben 40 Stunden Arbeitsaufwand. Von deinen 500 € musst Du noch den 2. Kameraman bezahlen. Ziehen wir mal 150,- € ab bleiben 350,-€ übrig. Das macht einen Stundenlohn von 8,75,- € Brutto. Gewerblich musst Du noch 16% Mehrwertsteuer abziehen. Bleiben 7,35 €, davon musst Du noch den Sprit, Deine laufenden Kosten und den Lebensunterhalt bestreiten. DU scheinst mit Deinen 23 Jahren, vielleicht Kameraerfahrung zu haben. Wie man aber ein Geschäft führt, davon hast Du keinen blassen Schimmer. Leider machen solche Leute wie Du die Preise kaputt.
Gruß Vinc
Antwort von wolfgang:
Vinc hat recht - unter 500 Euro für eine derartige Produktion sollte man es nicht machen, das ist schon ein echtes Geschenk. Eher also mehr, je nachdem, wie viele Stunden vor Ort gebucht worden sind.
Der Amateur benötigt üblicherweise ja auch für den Schnitt noch viel länger, weil er ungeübt ist. Bei 200 Euro verdient jede Putzfrau mehr (was aber auch eine ehrliche Tätigkeit ist!), das kann man dann nur noch als Hobby und Geschenk bezeichnen.
Und nicht vergessen: man muß noch Steuern vom Ergebnis zahlen!
Aber: Leider haben wir in Europa halt eher eine eingeschränkte Zahlungsbereichtschaft für derartige Dinge. In den USA leben Leute von Hochzeitsvideos (gut), bei uns ist das viel härter.